Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden
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Der Dorotheenstädtisch-Friedrichswerdersche Friedhof (kurz: Dorotheenstädtischer Friedhof) ist ein Friedhof in der Dorotheenstadt von Berlin-Mitte. Der Friedhof ist von herausragender kunsthistorischer und kultureller Bedeutung, da er letzte Ruhestätte einer Vielzahl von Künstlern, Schriftstellern und Musikern ist. Der Anteil an klassischen deutschen Geistesgrößen ist nicht zuletzt deshalb so hoch, weil der Friedhof bis ca. 1860 an die Hannoversche Straße heranreichte. Der Streifen wurde verkauft, abgeräumt und bebaut. Einige handverlesene Gräber daraus (Hegel, Fichte, Klenze, Gans und einige mehr) wurden in diesen Teil umgebettet.
Etliche Grabskulpturen geben einen guten Überblick über das Schaffen der Berliner Bildhauerschule des 19. Jahrhunderts. Der Senat von Berlin unterhält viele Ehrengräber der Stadt Berlin, unter anderem die Gräber von Bertolt Brecht und Heinrich Mann, um nur zwei neuere zu nennen.
Unmittelbar neben dem Dorotheenstädtischen Friedhof liegt der Französische Friedhof, der 1780 für die Berliner Hugenotten angelegt wurde.
Wolf Biermann besingt den Dorotheenstädtischen Friedhof und einige dort Begrabene in seinem Lied Hugenottenfriedhof, das in der Aussage „Wie nah sind uns manche Tote, doch wie tot sind uns manche, die leben.“ endet.
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[Bearbeiten] Geschichte
Der Dorotheenstädtische Friedhof wurde 1763 außerhalb der Berliner Zollmauer angelegt und in den folgenden Jahrzehnten bis 1826 mehrmals vergrößert. Der Zugang liegt in der Chausseestraße 126 (zwischen U-Bahnhof Zinnowitzer Straße und U-Bahnhof Oranienburger Tor).
Seit dem Jahr 2000 fanden umfangreiche denkmalgerechte Restaurierungsarbeiten an bisher 38 Gräbern statt. Die Stiftung Deutsche Klassenlotterie stellte dafür 2 Millionen Euro zur Verfügung. Restauriert wurden unter anderem die Gräber von Karl Friedrich Schinkel, Christian Daniel Rauch und Johann Heinrich Strack. Allein die Restaurierung des Schinkel-Grabes kostete 250.000 Euro, da dafür unter anderem spezieller Marmor aus Italien beschafft wurde. In den nächsten Jahren werden weitere Gräber restauriert, wofür 6 Millionen Euro veranschlagt werden.[1]
Das Luther-Standbild ist eine Kopie nach einem Modell von Johann Gottfried Schadow, 1909 ausgeführt in Marmor von Ernst Waegener. Die Figur stand bis 1943 in der Dorotheenstädtischen Kirche, die durch Fliegerbomben zerstört wurde.
[Bearbeiten] Gräber auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof
- Erich Arendt (1903–1984), Lyriker
- Rudolf Bahro ( 1935-1997), Journalist und Politiker
- Johannes R. Becher (1891-1958), Schriftsteller und Politiker
- Wolf von Hindenburg und von Beneckendorff (1891-1960), Schauspieler
- Ruth Berghaus (1927-1996), Regisseurin
- Ruth Berlau (1906–1974), Brecht-Mitarbeiterin
- Christian Peter Wilhelm Beuth (1781-1853), Beamter, Wegbereiter der preußischen und deutschen Industrie
- Frank Beyer (1932-2006), Filmregisseur
- Gustav Blaeser (1813-1874), Bildhauer. Porträtmedaillon von Ernst Herter
- August Boeckh (1785–1867), Altertumsforscher, Ehrenbürger
- Dietrich Bonhoeffer (Gedenkstein) (1906-1945), Theologe, Widerstandskämpfer gegen die Nazis
- Klaus Bonhoeffer (1906-1945), Jurist, Widerstandskämpfer gegen die Nazis
- August Borsig (1804–1854), Industriekapitän
- Thomas Brasch (1945-2001), Schriftsteller
- Bertolt Brecht (1898-1956), Schriftsteller und Dramatiker
- Arnolt Bronnen (1895-1959), Schriftsteller und Dramatiker
- Theodor Brugsch (1878-1963), Mediziner
- Bruno Carstens (1918-2001), Schauspieler
- Fritz Decho (1932-2002), Schauspieler
- Rudolf von Delbrück (1902-1945), Politiker
- Paul Dessau (1894-1979), Komponist
- Johannes Dieckmann (1893–1969), Politiker
- Peter Dommisch (1934-1991), Schauspieler
- Hans von Dohnanyi (1902-1945), Jurist, Widerstandskämpfer gegen die Nazis
- Adolf Dresen (1935-2001), Theaterregisseur
- Slátan Dudow (1903–1963), Filmregisseur
- Friedrich Eisenlohr (1889–1954), Schriftsteller
- Hanns Eisler (1898-1962), Komponist
- Erich Engel (1891–1966), Regisseur
- Fritz Erpenbeck (1897–1975), Schriftsteller, Publizist und Schauspieler
- Eberhard Esche (1933-2006), über 40 Jahre hervorragender Schauspieler am Deutschen Theater
- Johanna Eunicke (†1856), Sängerin
- Johann Friedrich Eunicke (1764-1844), Sänger und Schauspieler
- Therese Eunicke (1774-1849),Schauspielerin
- Gertrud Eysoldt (1870-1955), Schauspielerin
- Johann Gottlieb Fichte (1762-1814), Philosoph
- Bettina Fless (1961–2007), Dramatikerin, Theaterregisseurin, Schauspielerin
- Erich Franz (1903–1961), Schauspieler
- Günter Gaus (1923-2004), Journalist
- Erwin Geschonneck (1906-2008), Schauspieler
- René Graetz (1908-1974), Maler
- Georg Ludwig Hartig (1764-1837), Forstwissenschaftler
- Elisabeth Hauptmann (1897–1973), Brecht-Mitarbeiterin
- John Heartfield (1891-1968), Graphiker
- Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831), Philosoph
- Stephan Hermlin (1915-1997), Schriftsteller
- Wieland Herzfelde (1896-1988), Schriftsteller
- Wolfgang Hilbig (1941-2007), Schriftsteller
- Friedrich Hitzig (1811-1881), Architekt
- Julius Eduard Hitzig (1780–1849), Jurist, Verleger und Schriftsteller
- August Wilhelm von Hofmann (1818–1892), Erfinder der Anilinfarben
- Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836), Arzt
- Lin Jaldati (1912-1988), Sängerin und Tänzerin
- Wolf Kaiser (1916-1992), Schauspieler
- Isot Kilian (1924-1986), Schauspielerin und Regisseurin
- Martin Heinrich Klaproth (1743-1817), Chemiker
- Willy A. Kleinau (1907–1957), Schauspieler
- Friedrich Heinrich Eduard Kochhann (1805–1890), Politiker
- Jan Koplowitz (1909-2001), Schriftsteller
- Dietrich Körner (1929-2001), Schauspieler
- Werner Krauss (1900–1976), Romanist
- Franz Krüger (1797–1857), Maler (Pferde-Krüger)
- Jürgen Kuczynski (1904–1997), Historiker, Wirtschaftswissenschaftler
- Wolfgang Langhoff (1901-1966), Schauspieler und Regisseur
- Ernst Litfaß (1816-1871), Erfinder der Litfaßsäule
- Hans Loch (1898–1960), Politiker
- Heinrich Gustav Magnus (1802–1870), Physiker
- Heinrich Mann (1871-1950), Schriftsteller
- Herbert Marcuse (1898-1979), Philosoph
- Alfred Matusche (1909–1973), Schriftsteller
- Hans Mayer (1907-2001), Literaturwissenschaftler
- Karl Mickel (1935-2000), Schriftsteller
- Bernhard Minetti (1905-1998), Schauspieler
- Hans-Peter Minetti (1926-2006), Schauspieler
- Friedrich von Motz (1775–1830), Politiker, preußischer Finanzminister
- Heiner Müller (1929-1995) Dramatiker
- Nathan Notowicz (1911–1968), Musikwissenschaftler
- Otto Nuschke (1883-1957), Politiker
- Peter Palitzsch (1918-2004), Theaterregisseur
- Alexander Papendick (1928-1974), Schauspieler
- Johannes Rau (1931-2006), 8. Bundespräsident
- Christian Daniel Rauch (1777-1857), Bildhauer
- Hans José Rehfisch (1891–1960), Dramatiker
- Carl Friedrich Rungenhagen (1778–1851), Komponist, Direktor der Sing-Akademie zu Berlin
- Herbert Sandberg (1908-1991), Grafiker und Karikaturist
- Johann Gottfried Schadow (1764-1850), Bildhauer und Grafiker
- Ekkehard Schall (1930-2005)), Schauspieler
- Maximilian Scheer (1896–1978), Journalist
- Hermann Schievelbein (1817–1867), Bildhauer
- Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), Architekt
- Wilhelmine Schirmer-Pröscher, (1889–1992), Politikerin
- Willi Schwabe (1915-1991), Schauspieler und Moderator der TV-Sendung Willi Schwabes Rumpelkammer
- Louis Schwartzkopff (1825–1892), Lokomotivenbauer
- Anna Seghers (1900-1983), Schriftstellerin
- Elizabeth Shaw (1920-1992), Zeichnerin, Autorin (Gedenkstein bei René Graetz, beigesetzt in der Irischen See)
- Günther Simon (1925–1972), Schauspieler
- Daisy Spies (1905-2000), Tänzerin auf dem Ehrengrab Leo Spies
- Leo Spies (1899-1965), Komponist
- Max Spitta (1842–1902), Baumeister (z. B. Erlöserkirche)
- Wolfgang Steinitz (1905–1967), Sprachwissenschaftler
- Heinrich Strack (1805–1880), Architekt
- Rudi Strahl (1931–2001), Schriftsteller
- Friedrich August Stüler (1798-1838), Architekt
- George Tabori (1914-2007), Theaterregisseur und Autor
- Johannes Tralow (1882–1968), Schriftsteller
- Bodo Uhse (1904-1963), Schriftsteller
- Maxim Vallentin (1904–1987), Schauspieler und Regisseur
- Rudolf Wagner-Régeny (1903–1969), Komponist
- Friedel von Wangenheim (1939-2001), Schauspieler, Autor
- Helene Weigel (1900-1971), Schauspielerin
- Arno Wyzniewski (1938-1997), Schauspieler
- Hedda Zinner (1904-1994), Schriftstellerin
- Arnold Zweig (1887-1968), Dichter
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Klaus Hammer: Friedhöfe in Berlin – Ein kunst- und kulturgeschichtlicher Führer, S. 40-56. Jaron Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-89773-132-0
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Eva Dorothée Schmid: Lotto-Millionen für Grabmale, in Berliner Zeitung, 25. Oktober 2006
Koordinaten: 52° 31′ 42″ N, 13° 23′ 1″ O