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Franz Boas – Wikipedia

Franz Boas

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Franz Boas, um 1915
Franz Boas, um 1915

Franz Boas (* 9. Juli 1858 in Minden[1]; † 21. Dezember 1942 in New York[2]) war ein bedeutender deutsch-US-amerikanischer Ethnologe.

Boas stammte aus einer jüdisch-deutschen Familie. Sein Onkel war der Kinderarzt Abraham Jacobi, der wegen seiner Aktivitäten bei der demokratischen Revolution von 1848 nach Amerika ausgewandert war. Franz Boas studierte in Heidelberg und Bonn. In Bonn war er Mitglied der Burschenschaft Alemannia Bonn. Von Bonn ging Boas mit seinem Lehrer Theobald Fischer nach Kiel und promovierte hier 1881. Er emigrierte 1886 in die USA, nach seiner Heirat 1887 nahm er die amerikanische Staatsangehörigkeit an. 1899 wurde er Professor an der Columbia University in New York (bis 1936). Er wurde damit zum Wegbereiter für eine neue Richtung der Anthropologie, der „Cultural Anthropology“.

1883/84 unternahm er eine Expedition zu den Inuit auf Baffinland. Er errang durch die »Jesup-Nordpazifik-Expedition« (1897-1902), durch welche die asiatische Herkunft der nordamerikanischen Indianer nachgewiesen werden konnte, in der US-Ethnologie eine Spitzenstellung und bemühte sich um die Sicherung des kulturellen Erbes der nordamerikanischen Indianer und der Eskimos.

Am 27. März 1933 protestierte er in einem Offenen Brief an den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg gegen den Antisemitismus der Nationalsozialisten. 1933 wurden seine Werke in Deutschland verbrannt. Er begann, sich gegen Rassismus und jede Form von Intoleranz auszusprechen. Von nun an schrieb und lehrte er in heftiger Opposition zum Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Boas' Kulturrelativismus

Bekannt geworden ist Boas durch seinen Kulturrelativismus: Jede Kultur ist relativ und nur aus sich selbst heraus zu verstehen.

Er entwickelte einen historischen Partikularismus: Jede Kultur habe ihre eigene Geschichte und Entwicklung. Man solle nicht versuchen, ein allgemeines Gesetz zu machen, wie sich Kulturen entwickeln. Damit konterte er dem Evolutionismus von Lewis Henry Morgan. Boas und seine Schülerinnen und Schüler (wie Alfred Kroeber und Ruth Benedict) änderten die nordamerikanische Anthropologie nachhaltig.

Bekannt ist er für seine Forschungen von Wildbeutergesellschaften der Indianer an der Nord-Nordwestküste der USA geworden. Er forschte bei den Kwakiutl. Als er diese studierte, fiel ihm die Unstimmigkeit von Morgans Theorie auf. Der Evolutionismus beschreibt Wildbeutergesellschaften (Jäger und Sammler) immer als unterste Entwicklungsstufe mit einem harten Leben, ohne Luxus, wo nur der tägliche Kampf ums Überleben herrscht. Boas fand aber bei den Kwakiutl eine ganz andere Situation. Diese sind zwar Wildbeuter, aber trotzdem sesshaft. Sie hatten ein angenehmes Leben mit reichlich Nahrung durch den Lachsfang an der Küste. Sie besaßen reiche Töpferwaren und ein ausgeprägtes Kunsthandwerk und sogar Kriegsgefangene von Nachbarstämmen als Haussklaven. Und sie hatten so viel, dass sie es verschenken oder gar zerstören konnten - nämlich beim Potlatsch. Seine Forschungen zu dieser Geschenkaustauschzeremonie sind von Thorstein Veblen (Theorie des demonstrativen Konsums) und Marcel Mauss (Theorie des Geschenks) ausgiebig genutzt worden.

Boas' Erfahrungen bei den Kwakiutl beschäftigten die Anthropologie über viele Generationen. Seinen genauen Beschreibungen und Aufzeichnungen ist es auch zu verdanken, dass die Fadenspiele der Inuit Einzug in die westliche Welt fanden.

[Bearbeiten] Schüler und Einfluss

Boas’ Bedeutung für die noch junge Wissenschaft der Anthropologie hängt auch mit dem hohen Anteil seiner Schüler unter den ersten professionellen universitären Anthropologen in den USA zusammen. Von 1901 bis 1911 gingen aus der Columbia University 7 PhDs in Anthropologie hervor. Diese nach heutigen Maßstäben geringe Zahl festigte den Ruf von Boas’ Abteilung an der Columbia als dem herausragenden Anthropologieprogramm im ganzen Land. Seine Studenten strömten aus und etablierten anthropologische Studiengänge an den anderen größeren US-Universitäten.

Boas' erster Doktorand an der Columbia war Alfred Louis Kroeber (1901). Mit seinem Studienkollegen Robert Lowie (1908) schuf er das anthropologische Programm an der University of California, Berkeley. Boas bildete auch William Jones (1904), einen der ersten indianischen Anthropologen (Fox) aus, der aber schon 1909 bei Forschungen auf den Philippinen getötet wurde. Bei Boas studierten auch Albert B. Lewis (1907), Frank Speck (1908), der seinen PhD aber an der University of Pennsylvania erwarb und dort eine Anthropologieabteilung aufbaute, der herausragende Linguist Edward Sapir (1909), der in Berkeley, Ottawa, Chicago und Yale lehrte, und Fay-Cooper Cole (1914), der das Anthropologieprogramm für Chicago entwickelte; Alexander Goldenweiser (1910) startete gemeinsam mit Elsie Clews Parsons, die 1899 an der Columbia in Soziologie promoviert und danach bei Boas Ethnologie studiert hatte, Anthropologie an der New School for Social Research; Leslie Spier (1920) legte die Grundlagen an der University of Washington in Seattle gemeinsam mit seiner Frau Erna Gunther, ebenfalls eine Boas-Schülerin und wie andere in Deutschland geboren; Melville Herskovits (1923 war an der Northwestern University in Evanston (Illinois) tätig. John R. Swanton hatte zwei Jahre bei Boas an der Columbia studiert, bevor er seinen PhD 1900 in Harvard machte. Paul Radin (1911), Ruth Benedict (1923), Gladys Reichard (1925), Ruth Bunzel (1929), Alexander Lesser (1929), Margaret Mead (1929), und Gene Weltfish, die ihre Dissertation 1929 verteidigte. aber erst 1950 offiziell anerkannt wurde, waren ebenso Schüler von Franz Boas wie der mexikanische Anthropologe Manuel Gamio, der von 1909 bis 1911 bei Boas studiert hatte und 1917 das Anthropologische Büro in Mexico gründete, Esther Goldfrank, die 1919 mit Boas nach New Mexico reiste und die Pueblo Indianer untersuchte, der brasilianische Soziologe Gilberto Freyre, Viola Garfield, die Boas’ Arbeiten über die Tsimshian fortsetzte, und Frederica de Laguna, die über die Inuit und die Tlingit forschte, sowie die Anthropologin und Schriftstellerin Zora Neale Hurston, die 1928 am Barnard College abschloss.

Boas beeinflusste auch den berühmten französischen Philosophen und Ethnologen Claude Lévi-Strauss, der ihn während seines Exils in New York 1942 mehrfach traf. Bei einem Gastmahl zu Ehren des ebenfalls vor den Nazis geflohenen Ethnologen Paul Rivet am 21. Dezember 1942 erlitt Boas einen Schlaganfall und starb. Lévi-Strauss, der neben ihm gesessen hatte, fasste den Tod tief beeindruckt zusammen. Er habe nicht nur den Altmeister seiner Disziplin dahingehen sehen, „sondern den letzten unter den Geistesriesen, die das 19. Jahrhundert hat hervorbringen können und wie wir sie wahrscheinlich niemals wiedersehen werden“.

Mehrere Schüler Boas’ waren Herausgeber des publizistischen Flaggschiffs der American Anthropological Association, des „American Anthropologist": John R. Swanton (1911, 1921-1923), Robert Lowie (1924-1933), Leslie Spier (1934-1938) und Melville Herskovits (1950-1952). Edward Sapirs Schüler John Alden Mason gab die Zeitschrift von 1945 bis 1949 heraus und Walter Goldschmidt, ein Schüler von Alfred Kroeber und Robert Lowie, von 1956 bis 1959.

[Bearbeiten] Werke

  • „The Central Eskimo“ (1888)
  • „The social organization and the secret societies of the Kwakiutl Indians“ (1896)
  • „Growth of Children“ (1896-1904)
  • „Changes Inform of Body of Descendant of Immigrants“ (1911)
  • „The Mind of Primitive Man“ (1911, 1938)
  • „Kultur und Rasse“ (1913)
  • Kutenai Tales“ (1918)
  • „Primitive Art“ (1927)
  • „Anthropology and Modern Life“ (1928-1938)
  • „General Anthropology (with others)“ (1938)
  • „Race, Language, and Culture“ (1940)
  • Dakota Grammar“ (mit Ella Delora) (1941)

[Bearbeiten] Literatur

  • Volker Rodekamp (Hg.): Franz Boas 1858-1942. Ein amerikanischer Anthropologe aus Minden Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, 1994, ISBN 3895341169

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. www.franz-boas.de - für weitere Informationen, wie Franz Boas' Geburtsort seines 150. Geburtstages gedenkt, z. B. mit einer Ausstellung, einer wissenschaftlichen Tagung, einem Theaterstück, der Herausgabe der Tagebücher seines Dieners Wilhelm Weike, der Boas 1883/84 nach Baffinland begleitete, einer Gedenkmünze und einer Vortragsreihe
  2. Norman F. Boas, Franz Boas 1858-1942. An illustrated biography. Mystic, Conn., 2004, S. 291 (Foto des Grabsteins auf dem Dale Cemetery in Ossining, N.Y.)

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