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Ethnopluralismus – Wikipedia

Ethnopluralismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ethnopluralismus ist ein Konzept der Neuen Rechten, das für die kulturelle Homogenisierung von (Staats-)Gemeinschaften eintritt. Entgegen biologistischen Arten der Identitätskonstruktionen, mit denen festgeschrieben wird, wer „fremd“ und „anders“ ist, wird hier eine kulturelle Differenzierung vorgenommen. Einflüsse der als „anders“ begriffenen Gesellschaften werden als Gefährdung der „eigenen Identität“ verstanden. Statt belasteter Begriffe wie „Lebensraum“ ist die Rede von „angestammten Territorien der Völker“ oder „Ethnien“.[1]

In die Debatte eingebracht wurde der Begriff erstmalig 1973 von dem - so Extremismusforscher Richard Stöss - „deutschen Rechtsextremisten“ Henning Eichberg. Eichberg wollte unter dem Begriff das Gebot der Bewahrung der kulturellen Verschiedenheit der über ein eigenes Existenzrecht verfügenden „Rassen“ verstanden wissen.[2]

Inhaltsverzeichnis

Inhalt des Konzeptes

Hinter der beschworenen „kulturellen Identität“ der unterschiedlichen Völker verbergen sich sozialdarwinistische Sichtweisen und ein ausgeprägter, allerdings „modernisierter“ Rassismus, bei dem lediglich der Begriff Rasse bewusst vermieden wird (siehe Rassismus ohne Rassen).[3][4] Im Unterschied zum „klassischen“ Rassismus postuliert der Ethnopluralismus aber nicht unbedingt eine Höherwertigkeit eines Volkes, wobei die meisten Vertreter dennoch die Forderung nach der Vorherrschaft der europäischen Völker bzw. des „Abendlandes“ bzw. West- oder Mitteleuropas in der Welt erheben.

Im Wesentlichen soll jedem „Volk“ das gleiche Recht und der gleiche Anspruch auf seine nationale und kulturelle Identität zugestanden werden, allerdings ausschließlich „an seinem Platz“.

Da die Migration als Bedrohung der Kultur betrachtet wird, beziehen sich die Vertreter ethnopluralistischer Konzepte einzig auf ihre Nachteile. Auch in der globalisierten Welt sei eine Trennung der Völker dem Kontakt zwischen ihnen vorzuziehen.

Dies kann verstanden werden als eine intellektuelle Überhöhung der erstmals von der NPD im Bundestagswahlkampf 1980 („Ausländerstopp - Deutschland den Deutschen“) und später von Franz Schönhubers Partei Die Republikaner in den frühen 80er Jahren verwendeten Schlagworte („Deutschland den Deutschen, die Türkei den Türken“). Letztendlich gilt Ethnopluralismus als ein in Weltmaßstab umgesetzter Ethnozentrismus, der ein weltweites System der Apartheid herbeiführen möchte und jede Durchmengung als Bedrohung der eigenen Gruppe versteht.[5]

Hintergrund und Weg in die Debatten

Begriff und Konzept des Ethnopluralismus gehen im Wesentlichen auf Henning Eichberg zurück, der als einer der führenden Köpfe der Neuen Rechten beide in den 1970er Jahren im Zusammenhang mit einer nationalrevolutionären Befreiungsphilosophie entwickelte. Es handelt sich um ein griechisch-lateinisches Kunstwort, das soviel wie „Völkervielfalt“ bedeutet. Einer der bekanntesten internationalen Verfechter ist der „Rechtsintellektuelle“ und Begründer der französischen „Nouvelle Droite“ Alain de Benoist. In Deutschland wird diese Richtung z.B von Pierre Krebs vom rechtsextremen „Thule-Seminar“ vertreten. Nach dem Bundestagswahlkampf der NPD von 1980 bildete 1982 das sogenannten Heidelberger Manifest den nächsten Meilenstein in der öffentlichen Wahrnehmung des Konzeptes Ethnopluralismus. Bei diesem medienwirksamen Aufruf handelte es sich um ein Appell deutscher Universitätsprofessoren gegen „Überfremdung“. Bis 1992 besaß beispielsweise auch die rechte Wochenzeitung Junge Freiheit eine eigene Rubrik „Ethnopluralismus“, die dann in „Nationalitätenfragen“ umbenannt wurde. Die NPD berief sich in einem 2002 veröffentlichten Positionspapier auf den Ethnopluralismus.

Ihre historische Wurzeln hat dieses Konzept bereits in der Weimarer Republik, vor allem bei Carl Schmitt, der von einem Pluriversum gleichberechtigter, in sich (relativ) homogener Völker ausging [6]. In den Betrachtungen zur „geistesgeschichtlichen Lage des heutigen Parlamentarismus“, hatte Schmitt 1923 geschrieben, zur Demokratie gehöre innere Homogenität und gegebenenfalls die Ausschaltung des Heterogenen: „Die politische Kraft einer Demokratie zeigt sich darin, daß sie das Fremde und Ungleiche, die Homogenität Bedrohende zu beseitigen oder fernzuhalten weiß.“[7]

Zur wissenschaftlichen Fundierung wurden die Arbeiten einiger Verhaltensforscher aus der Nachkriegszeit wie etwa Irenäus Eibl-Eibesfeldt herangezogen, der auch selbst an der Politisierung seiner Ideen arbeitet. Die Scheu vor „Fremden“ sei demnach „stammesgeschichtlich“ vorprogrammiert. Auch geht der Ethnopluralismus neben seiner kulturellen Argumentation manchmal soweit, genetische Unterschiede zwischen den Völkern zu behaupten.

Kritik

Das Konzept des Ethnopluralismus leiste neben der Legitimationsfunktion für die Trennung von „Rassen“, „Völkern“ und „Kulturen“ eine weiteren entscheidenden Schritt der rechtsextremen Theoriebildung. Wenn es tatsächlich unterschiedliche gleichwertige Kulturen im Sinne dieses Theorems geben sollte, dann wären auch die zugehörigen Moral- und Rechtsvorstellungen partikulär. Die Menschenrechte wären nicht länger universell gültig, sondern ein von einer Minderheit entwickeltes Konstrukt, das anderen aufgezwungen wurde.

Kritiker des Theorems sagen, dass die Definition eines Volkes schwer fällt. So könne nicht von einer Identität eines Volkes gesprochen werden. Auch weisen Kritiker des Ethnopluralismus wie insbesondere auch die Vertreter der Cultural Studies darauf hin, dass sich Kulturen in der Vergangenheit unter Anderem durch den Austausch mit anderen Kulturen weiterentwickelten. So habe sich zum Beispiel die griechische Philosophie in den Küstenregionen am schnellsten entwickelt, da dort der Austausch mit anderen Kulturen am stärksten gewesen sei.

Auch die ehemalige Apartheidspolitik in Südafrika mit ihren Homelands oder die historische Rassentrennung in den Südstaaten der USA (separate but equal) sehen Kritiker als Ergebnis ethnopluralistischer Politik.

Siehe auch

Quellen

  1. Das Wort „Rasse“ wird hier, da heutzutage meist negativ konnotiert, häufig durch „Kultur“ (auch „Ethnie“, „Volk“ , „Nation“ oder andere Begriffe) ersetzt. Da der Begriff „Rasse“ in diesen Argumentationen in der Regel nicht vorkommt, werden diese als „Rassismus ohne Rassen“ bezeichnet, der den Begriff „Rasse“ aufgibt, ohne dass in ihm die Abwertung und Ausgrenzung des ›Anderen‹ an Schärfe verloren gingen. Vgl. u.a. bei Angelika Magiros (2004): Kritik der Identität. 'Bio-Macht' und 'Dialektik der Aufklärung' - Werkzeuge gegen Fremdenabwehr und (Neo-)Rassismus. Münster 2004, insbes. S. 166 ff. / Weitere Autoren: Barker, Caglar, Taguieff, Balibar, Bielefeld, Jaschke, Terkessidis, Prehn s. u. „Literatur“.
  2. Richard Stöss, Rechtsextreme Parteien in Westeuropa, In: Oskar Niedermayer, Richard Stöss, Melanie Haas, Die Parteiensysteme Westeuropas, VS-Verlag 2006, S.525
  3. Kurt Lenk, Rechtsextreme „Argumentationsmuster“ online einsehbar
  4. Stefan Borrmann, Soziale Arbeit mit rechten Jugendcliquen, VS Verlag 2005 S.43
  5. Begriff des Rechtsextremismus, Artikel des DÖW, 30. April 2001
  6. Carl Schmitt: Der Begriff des Politischen 1927
  7. Carl Schmitt: Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus; Berlin 1985, S.12ff.

Literatur

  • Knörzer, Winfried 1999: Ethnopluralismus ohne Ethnos. Kritik des Eichbergschen Konzepts der „Volklichkeit“ In: Wir selbst, Nr.1-2: 151-57.
  • Hans Gerd Jaschke, Nationalismus und Enthnopluralismus - Zum Wiederaufleben von Ideen der «Konservativen Revolution», In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Bd. 3-4 1992, S.3-10
  • G. Çağlar: Der Mythos vom Krieg der Zivilisationen. Der Westen gegen den Rest der Welt. Eine Replik auf Samuel P. Huntingtons »Kampf der Kulturen«, Münster 2003, ISBN 3-89771-414-0
  • Moreau, Patrick: Die neue Religion der Rasse. Der neue Biologismus und die kollektive Ethik der Neuen Rechten in Frankreich und Deutschland, in: Fetcher 1983, S.119
  • Wolfgang Gessenharter: Intellektuelle Strömungen und Vordenker in der deutschen Neuen Radikalen Rechten, in: Thomas Grumke/Bernd Wagner, Handbuch deutscher Rechtsradikalismus, Opladen: Leske + Budrich, 2002, S.189-201; siehe insbes. Kapitel „Ethnopluralismus“, S.194f. ISBN 3810033995
  • Stefan Jacoby: Reaktionen auf den Krieg (Teil 2): Von US-Vasallen und französischen Lakaien. Duisburg/Essen. 1999 [1] (Ethnopluralistische Diskurse in rechtsextremen Medien vor dem Hindergrund der deutschen Beteiligung am Jugoslawien-Krieg in den 1990er-Jahren)
  • Gero Fischer: Ethnopluralismus, Multikulturalismus und interkulturelle Erziehung. In: Reinalter, Petri, Kaufmann (Hg): Das Weltbild des Rechtsextremismus, Wien 1998, S.243-259.
  • Magiros, Angelika: Kritik der Identität. „Bio-Macht“ und „Dialektik der Aufklärung“. Zur Analyse (post-)moderner Fremdenfeindlichkeit - Werkzeuge gegen Fremdenabwehr und (Neo-)Rassismus. 2004. ISBN 3-89771-734-4
  • jour fixe initiative berlin (Hg.): Wie wird man fremd? ISBN 3-89771-405-1
  • Ulrich Prehn: Die wechselnden Gesichter eines „Europa der Völker“ im 20. Jahrhundert. Ethnopolitische Vorstellungen bei Max Hildebert Boehm, Eugen Lemberg und Guy Héraud. In: Heiko Kauffmann, Helmut Kellershohn, Jobst Paul (Hg.): Völkische Bande. Dekadenz und Wiedergeburt – Analysen rechter Ideologie. Münster, 2005. ISBN 3-89771-737-9
  • Karin Priester: Rassismus. Eine Sozialgeschichte. Reclam. Leipzig, 2003. ISBN 3-379-20076-X
  • Mark Terkessidis: Kulturkampf. Volk, Nation, der Westen und die Neue Rechte. Köln 1995.

Weblinks

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