Amnesie
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Klassifikation nach ICD-10 | ||
---|---|---|
F04 | Organisches amnestisches Syndrom, nicht durch Alkohol oder andere psychotrope Substanzen bedingt | |
F44.0 | Dissoziative Amnesie | |
R41.1 | Anterograde Amnesie | |
R41.2 | Retrograde Amnesie | |
R41.3 | Sonstige Amnesie | |
G45.4 | Transiente globale Amnesie (amnestische Episode) | |
ICD-10 online (WHO-Version 2006) |
Amnesie (von griech. a „ohne, nicht“ und mnesis „Erinnerung“) bezeichnet eine Form der Gedächtnisstörung für zeitliche oder inhaltliche Erinnerungen.
[Bearbeiten] Ursachen
Amnesie kann auftreten im Zusammenhang mit
- Unfällen (Schädel-Hirn-Trauma, Gehirnerschütterung)
- epileptischen Anfällen
- Meningitis (Gehirnhautentzündung)
- Enzephalitis (Gehirnentzündung)
- Hirnschlag
- Demenz
- Elektrokonvulsionstherapie
- Migräne
- bestimmten Vergiftungen, auch Alkohol
- traumatischen Erlebnissen
- langjährigem Alkoholmissbrauch (Korsakow-Syndrom)
- Hypnose (posthypnotische Amnesie)
- Gehirnwäsche
- Langzeitmedikamententherapien mit den nachfolgend genannten Stoffen:
- Benzodiazepinen wie z. B. Midazolam (Dormicum®) und Flunitrazepam (Rohypnol®) Morphium sowie Fentanyl
- Somnambulismus
- Sedierung (z.B. Propofol)
- Stress
- Genetik
[Bearbeiten] Ausprägungen
Es werden mehrere Formen unterschieden:
- Die retrograde Amnesie (rückwirkende) Amnesie ist Gedächtnisverlust für den Zeitraum vor Eintreten des schädigenden Ereignisses (im Gedächtnis gespeicherte Bilder oder Zusammenhänge können nicht in das Bewusstsein geholt werden).
- Die anterograde Amnesie (vorwärtswirkende) Amnesie ist eine Amnesie für eine bestimmte Zeit nach einem schädigenden Ereignis, nach der eigentlichen Bewusstlosigkeit können die Betroffenen "normal" erscheinen, vergessen aber neue Ereignisse binnen weniger Minuten wieder; meist wird auch die Vergesslichkeit selbst vergessen, für den Betroffenen entsteht also zunächst weder Krankheitsbewusstsein noch Leidensdruck.
- Die kongrade Amnesie ist das Nichterinnern an das eigentliche Ereignis ohne Verlust der rückwirkenden Erinnerung oder des Vermögens zu Neuaufnahme
- Die transiente globale Amnesie ist eine vorübergehende anterograde und retrograde Amnesie, zusammen mit Orientierungsstörung oder Verwirrtheit. Sie tritt oft bei Migräne auf.
- Bei einer Amnesie durch Zerstörung oder Schädigung des Hippocampus (Anterograde Amnesie) ist nur das Kurzzeitgedächtnis vorhanden, der Patient kann sich nichts dauerhaft merken. Jedes neue Ereignis löscht die Erinnerung an das vorhergehende aus. Dem Patienten erscheint das Leben wie ein einziger Augenblick, wie ein ewiger Moment.
- Die infantile Amnesie bezeichnet ein psychologisches Phänomen: Viele Erwachsene besitzen kaum Erinnerungen an die eigene Kindheit.
- Beim amnestischen Syndrom ist das Kurzzeitgedächtnis weitgehend intakt. Auch das prozedurale Gedächtnis, in welchem zum Beispiel Handlungsroutinen wie Schwimmen, Radfahren oder Schuhe Binden hinterlegt sind, ist meist nicht betroffen. Besondere Einschränkungen erleiden die Patienten in aller Regel beim episodischen Gedächtnis, also dem Teil, in dem Details über das persönliche, aber auch über das erlebte öffentliche Leben abgespeichert sind. Anterograde Amnesien sind in aller Regel ausgeprägter als retrograde.
[Bearbeiten] Weblinks
- www.wissenschaft.de: Leben ohne Vergangenheit und Zukunft - Amnesie löscht sowohl Erinnerungen als auch die Vorstellung zukünftiger Ereignisse aus
- www.amnesie-selbsthilfe.de - einige interessante Informationen zu den unterschiedlichen Formen der Amnesie
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