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Elektrokrampftherapie – Wikipedia

Elektrokrampftherapie

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Die Elektrokrampftherapie (EKT) , auch Elektrokonvulsionstherapie, früher auch Elektroschocktherapie, ist eine medizinische Methode zur Behandlung von psychischen Störungen. An den Kopf des Patienten werden heute vorzugsweise einseitig (unilateral), früher an beiden Schädelhälften (bilateral) die 2 Elektroden angelegt, die einen kurzzeitigen elektrischen Wechselstrom oder einzelne Stromimpulse durch das Gehirn leiten.

Dies führt zu einem Krampfanfall wie bei der Epilepsie. Ursprünglich ohne Narkose und mit Anschnallen des Patienten durchgeführt wird heute der Patient in eine ca. fünfminütige Kurznarkose versetzt und mit Muskelrelaxantien alle Muskelbewegungen unterdrückt, die normalerweise bei einem Krampfanfall Verletzungen verursachen können.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Wirkungen und Nebenwirkungen

Der Wirkmechanismus der Elektrokrampftherapie ist bis heute nicht geklärt. Durch die Auslösung eines so genannten generalisierten Krampfanfalles kommt es zu einer raschen De- und Repolarisierung der elektrisch leitenden Hirnzellen sowie einer kompletten Ausschüttung der wichtigsten Neurotransmitter. Bestimmte psychiatrische Symptome wie Wahn, Depressivität, insbesondere schwere depressive Hemmung und andere (s.u.) reduzieren sich nach einer Reihe solcher Anwendungen deutlich oder verschwinden ganz. Man vermutet, dass durch die Auslösung der unkontrollierten elektrischen Entladungen im Gehirn die Organisation der Neurotransmitter und Hormone so durcheinandergerät, dass es zu einer Neuorganisation im Nervensystem kommt. Dies ist jedoch nicht erwiesen.

Ob es durch die Elektrokrampftherapie zu strukturellen Hirnschäden kommt, wird kontrovers diskutiert (s. u.). Die Befürworter der Methode führen an, dass es nach den vorliegenden Studien nicht zu einem Untergang von Nervenzellen durch die EKT kommt. Die Bundesärztekammer hat deshalb in einer Stellungnahme ausdrücklich die Anwendung der Elektrokrampftherapie bei bestimmten Diagnosen befürwortet[1]. Es gibt jedoch eine große Zahl von Gegnern der Methode, die ihre Ablehnung vor allem mit den durch die EKT bedingten Gedächtnisstörungen begründen.

[Bearbeiten] Wichtige neuere wissenschaftliche Studien zu den Nebenwirkungen :

[Bearbeiten] Die Rose-Studie (2003)[2]

Rose und Mitarbeiter konnten nach systematischer Auswertung von 35 verfügbaren Studien zur Einschätzung der EKT aus Patientensicht keine wissenschaftlich abgesicherten Belege für die häufig vertretene Ansicht der einschlägigen Fachgesellschaften (wie z.B. der Royal College of Psychiatrists) finden, wonach 80% der Patienten nach einer EKT mit dem Ergebnis zufrieden seien. Auch die weitverbreite Ansicht der Fachleute, eine in der Folge einer EKT Behandlung auftretende Beeinträchtigung der Gedächtnisfunktionen sei klinisch für die Patienten als harmlos einzuschätzen und verliere sich wieder nach einigen Tagen, konnte in dieser Studie nicht bestätigt werden. Stattdessen gaben über ein Drittel der Patienten an ( in einigen Studien sogar bis zu 55%), im Alltag nach ihrer EKT unter anhaltenden Gedächtnisstörungen zu leiden. Damit wurde erstmals in einer neueren Studie wissenschaftlich belegt, dass es im Hinblick auf die Wahrnehmung und Beurteilung der Nebenwirkungen einer EKT einen deutlichen Unterschied gibt zwischen der Meinung der Betroffenen und der Meinung der Fachleute. Offensichtlich hatte man mit den bis dato durchgeführten neuropsychologischen Untersuchungen die von den Patienten in ihrem Lebensalltag nach einer EKT Behandlung subjektv beklagten kognitiven Störungen nicht richtig erfasst und somit nicht richtig eingeschätzt. Die Ergebnisse der Rose Studie machten deutlich, dass - nach nunmehr schon jahrzehntelanger Anwendung der EKT Behandlung - ein ganz dringender Bedarf besteht an einer gezielten Forschung betreff der genauen Art und Dauer der von den Patienten beklagten Gedächtnisstörungen, bevor man einschlägige Empfehlungen zu den Nebenwirkungen der EKT geben kann.

Im April 2003 formulierte NICE aufgrund der neueren Forschungsergebnisse seine bisherigen Empfehlungen zur EKT Behandlung deutlich restriktiver. [3],[4].Dies löste in Fachkreisen große Diskussionen aus.[5]. Auch das Royal College of Psychiatrists (2004) berücksichtigt aber in seinem Handbuch zur EKT inzwischen die Empfehlungen von NICE. [6]. Die Änderung der Leitlinien führte in England zuletzt zur Forderung nach einer grundsätzlichen Neuorientierung bei der klinischen Anwendung der EKT. [7].

In Deutschland hält die Bundesärztekammer derzeit noch weiterhin unverändert an ihrer Stellungnahme zur EKT Behandlung aus dem Jahr 2003 fest.

[Bearbeiten] Die Sackeim-Studie (2007) [8]

Diese Studie gilt als die erste (!) große methodisch anspruchsvolle Langzeitstudie zur Erfassung der kognitiven Nebenwirkungen nach einer EKT-Behandlung. In der prospektiven naturalistischen Studie wurden 250 Patienten über einen Zeitraum von 6 Monaten nach erfolgter EKT umfassend neuropsychologisch untersucht. Bisherige vergleichbare Studien hatten nur maximal 20 bis 30 Patienten über einen deutlich kürzeren Zeitraum erfasst. Die Studie wurde durch das staatliche NIHM gefördert. Sie gilt deshalb als unabhängig..Die Ergebnisse der Untersuchung erregten großes Aufsehen zumal Sackeim als international anerkannter Experte und Befürworter der EKT-Behandlung gilt. Erstmals gibt es ernstzunehmende wissenschaftliche Belege dafür, dass Beeinträchtigungen der Denk- und Gedächtnisleistungen weitverbreitet und damit charakteristisch sind für die Routinebehandlung mit einer EKT. Sie können auch noch 6 Monate nach dem Eingriff nachweisbar sein. Damit besteht Grund zu der Annahme, dass solche Beeinträchtigungen länger andauern könnten als bisher vermutet (Zitat:“…Regardless, this study provides the first evidence in a large, prospective sample that adverse cognitive effects can persist for an extended period, and that they characterize routine treatment with ECT in community settings.”, a.a.O, S.253).Sackeim konnte auch nachweisen, dass es durch eine EKT-Behandlung zu Beeinträchtigungen der Reaktionsgeschwindigkeit kommen kann.So könnten Patienten nach einer EKT ggf. in ihrem Alltag z.B. beim Autofahren oder dem Bedienen von Maschinen beeinträchtigt sein.

[Bearbeiten] Information und Aufklärung

Die EKT ist ein medizinischer Eingriff. Der Arzt ist verpflichtet, den Patienten umfassend über die Indikation, die Art der Durchführung und die damit verbundenen möglichen Nebenwirkungen des geplanten Eingriffs zu beraten (individuelle Nutzen Risiko Abwägung im Einzelfall, vgl. informed consent). Bei der Aufklärung sind die Wahrung des Selbstbestimmungsrechtes, der Autonomie und der Entscheidungsfreiheit des Patienten (bzw. seines gesetzl. Vertreters) zu berücksichtigen. Sie haben einen eindeutigen Vorrang vor der medizinischen Auffassung des Arztes. [9].

Angesichts der Ergebnisse der Rose Studie wurde kritisch die Frage gestellt, inwieweit die Patienten über die Tragweite möglicher Nebenwirkungen einer EKT Behandlung informiert werden können, wenn die Behandler selbst unter Umständen davon ausgehen, dass solche Nebenwirkungen als harmlos einzuschätzen sind. Vor dem Hintergrund ihrer Befunde konnten Rose und Mitarbeiter in einer weiteren Studie [10] tatsächlich Belege dafür finden, dass eine Aufklärung der Patienten über möglichen Nebenwirkungen der EKT nicht in ausreichendem Maße stattfindet. Nur ungefähr 50% der befragten Patienten fühlten sich ausreichend informiert, ein Drittel der Patienten gab an, sich letztlich nicht frei gefühlt zu haben, als sie der EKT Behandlung zugestimmt hatten. Neuere Arbeiten[11] betonen deshalb die Notwendigkeit des umfassenden Aufklärungsgespräches. In den Empfehlungen des NICE zur EKT Behandlung wird darauf hingewiesen [12], dass aus Sicht des Patienten die subjektiv erlebten Nebenwirkungen nach einer EKT Behandlung die positiven Wirkungen auf die Grunderkrankung überlagern können. Der Patient sollte schon im Aufklärungsgespräch ausdrücklich darauf hingewiesen werden. Er hat das Recht, auch nach gegebener Zusage diese unter der Behandlung jederzeit zurückzuziehen. Während einer Behandlung sollte ständig sorgfältig geprüft werden, ob sich Hinweise auf kognitive Nebenwirkungen ergeben. Die Behandlung sollte dann sofort abgebrochen werden.

[Bearbeiten] spezielle Aspekte der Aufklärung

Der Gedächtnisverlust bezieht sich hauptsächlich auf die Zeit vor der Behandlung und ist umso stärker, je öfter die Behandlung durchgeführt wird, und je kürzer die zu erinnernde Information vor der Behandlung abgespeichert wurde. Aber auch nach der Behandlung bleibt Erlerntes manchmal schlechter im Gedächtnis. Besonders deutlich ist der Gedächtnisverlust, wenn die Stimulation auf beiden Seiten des Kopfes erfolgt (sog. bilaterale Stimulation). Um dies zu verhindern, erfolgt die Stimulation heute meist nur noch auf der Seite des Gehirns, die für die sprachlichen und intellektuellen Fähigkeiten von geringerer Bedeutung ist (nichtdominante Gehirnhälfte, bei den meisten Menschen die rechte). Kritiker der Elektrokrampftherapie wenden ein, auf diese Weise sei der Gedächtnisverlust nicht verringert, sondern nur weniger offensichtlich und von den Betroffenen schwerer in Worte zu fassen. Von einigen Kritikern wird der Gedächtnisverlust als Ursache für die Verbesserung schwerer Depressionen nach einer EKT-Behandlung angesehen: der Patient erinnere sich einfach nicht mehr an die Faktoren, die zur Ausbildung der Depression geführt hätten.

Nach Angaben der Bundesärztekammer liegt das Mortalitäts-Risiko im statistischen Mittel bei 1 auf 50.000 Einzelanwendungen, was dem Risiko einer entsprechenden Kurznarkose entspricht. Die Ludwig-Maximilians-Universität gibt sogar das Risiko einer schweren Komplikation mit derselben Rate an. Das Gesamtrisiko beträgt jedoch ein Vielfaches (Rechenbeispiel: Bei zehn Einzelanwendungen steigt das Risiko des tödlichen Ausgangs der gesamten EKT auf etwa 1:5.000). Diese offiziellen Angaben werden jedoch durch staatliche Untersuchungen in den USA in Frage gestellt. So kommt eine Untersuchung im Auftrag von USA Today zu dem Ergebnis, dass das Mortalitätsrisiko vor allem für ältere Patienten 1:200 beträgt. In dieser Studie wird von einer signifikant höheren Sterbequote bei 80-jährigen Patienten in den der Behandlung folgenden 2 Jahren berichtet.[13]

[Bearbeiten] Geschichtliche Entwicklung

Bis zur Entwicklung der Elektrokrampftherapie gab es in der Psychiatrie keine Behandlungsmethode der Erkrankten außer der von Sigmund Freud begründeten Psychoanalyse, die aber sehr zeitaufwändig und oft ohne Erfolg war. Wenn ein Patient stark auffälliges Verhalten zeigte, wurde er meistens im Dauerbad ruhig gestellt. So verbrachten viele Patienten ihr ganzes restliches Leben in einer psychiatrischen Klinik, bei den meisten klang die psychotische Phase von selbst ab.

Um 1930 war in der Psychiatrie die Vorstellung verbreitet, dass es einen Antagonismus zwischen Schizophrenie und Epilepsie gäbe. Eine statistische Untersuchung ergab, dass von 12000 Schizophrenen nur 29 auch unter Epilepsie litten. Der ungarische Arzt Ladislas J. Meduna (1896-1964) versuchte 1934 durch die Gabe von Cardiazol bei schizophrenen Patienten Krampfanfälle auszulösen und die Krankheit zu bessern. Angeblich trat bei 10 von 26 Patienten eine Heilung ein.[14]

Die italienischen Psychiater Ugo Cerletti und Lucio Bini entwickelten 1938 die Elektrokrampftherapie, nachdem sie festgestellt hatten, dass es bei Depressiven mit Epilepsie nach einem Anfall zu einer Besserung ihres Zustands kam. Zum Vorbild nahmen sie sich dabei die in den Schlachthöfen praktizierte Betäubung der Tiere durch Elektroschocks. Die ersten Versuche unternahmen sie ohne Narkose und mit Vollkrampf an einem ihnen von der Polizei zur Verfügung gestellten psychisch gesunden Mann gegen dessen Willen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die damals sogenannte „Kriegspsychose“ bei Wehrmachts-Soldaten so behandelt, auch um durch ein „alarmierendes Vernichtungsgefühl“ die offenbar missliebige Person zu „erziehen“.

In den folgenden Jahren erlebte die Elektrokrampftherapie einen starken Aufschwung. Zu dieser Zeit standen noch kaum geeignete Psychopharmaka als Behandlungsalternativen zur Verfügung. Die Behandlungen wurden noch ohne Narkose durchgeführt. Die in diesem Fall äußerst schmerzhafte Prozedur wurde von Psychiatriepatienten als Mittel zur Kontrolle und Bestrafung empfunden und zum Teil vom Psychiatriepersonal in diesem Sinn praktiziert.

Die Elektrokrampftherapie wurde bei allen psychischen Erkrankungen eingesetzt, auch bei solchen, von denen man heute weiß, dass eine EKT keine Besserung erzielt. Ein perfides Einsatzgebiet der EKT war der Kampf gegen Homosexualität.

Als seit Beginn der 1950er Jahre die Nebenwirkungen immer deutlicher wurden und neue Psychopharmaka auf den Markt kamen, ging die Anzahl der EKT-Anwendungen zurück. Die Methode wurde aber noch bis etwa 1975 bei vielen Zuständen, die damals für eine „Geisteskrankheit“ gehalten wurden und teilweise heute noch für eine psychische Störung gehalten werden, angewendet. Auch Ernest Hemingway, der wegen schwerer Depressionen mit Elektroschocks behandelt wurde, klagte über Gedächtnisverlust, der ihm die schriftstellerische Arbeit unmöglich machte. Die öffentliche Meinung wandte sich nicht zuletzt durch die Darstellung der EKT in den Medien (z. B. im Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ als Disziplinarmaßnahme für Psychiatriepatienten) zunehmend gegen die EKT-Behandlung.

Bei der heute in Deutschland ausschließlich angewendeten sogenannten modifizierten EKT erfolgt die Behandlung unter Kurznarkose und Muskelrelaxation und etwa 0,9 A bei bis zu 480 V. Zu einem motorischen Krampfgeschehen kommt es dabei abgesehen von zuckenden Füßen nicht mehr, so dass bestimmte körperliche Folgen der Behandlung, wie sie früher mitunter vorkamen (bis hin zu Wirbelbrüchen) heute nicht mehr auftreten. Durch Veränderung der Reizparameter (unipolare Rechteckimpulse statt sinusförmiger Wechselstrom) werden darüber hinaus die kognitiven Nebenwirkungen der EKT deutlich seltener beklagt, jedoch nicht ganz vermieden.

[Bearbeiten] Anwendungen in der Gegenwart

Nachdem die EKT in den 1970er und 1980er Jahren fast vollständig aus den psychiatrischen Kliniken verschwunden war, erlebt sie in den letzten Jahren einen erheblichen Aufschwung. Die Behandlungszahlen in Deutschland liegen jedoch immer noch deutlich unter denen in anderen Ländern wie den USA, England und skandinavischen Ländern.

Die Elektrokrampftherapie wird von ihren Befürwortern für eine kleine Gruppe von Erkrankungen als Ergänzung zu psychotherapeutischen, soziotherapeutischen oder pharmakotherapeutischen Behandlungsansätzen empfohlen. Zu diesen Erkrankungen werden wahnbildende schwere Depression, die therapieresistente Depression mit oder ohne Suizidalität und die so genannte Katatonie gerechnet. Eine therapieresistente Schizophrenie spricht nur selten positiv auf Elektrokrampftherapie an, so dass die EKT bei diesem Krankheitsbild nur in sehr seltenen Ausnahmefällen zur Anwendung kommt. Die Anwendung der Elektrokrampftherapie ist nur zulässig, wenn zuvor eine Behandlung mit Medikamenten aus der Gruppe der Neuroleptika oder Antidepressiva nicht erfolgreich war.

Die allermeisten Kliniken führen Elektrokrampftherapien nur auf freiwilliger Basis mit Einwilligung des Patienten durch. Bei nicht einwilligungsfähigen Patienten kann die Behandlung nur erfolgen, wenn durch das Vormundschaftsgericht ein Betreuer bestellt wird und dieser in die Behandlung einwilligt. Eine gesonderte Zustimmung des Vormundschaftsgerichtes vor Anwendung einer EKT wird nach der derzeitigen Rechtsprechung nicht als erforderlich angesehen, obwohl das Betreuungsrecht für beide Seiten im Falle von Uneinigkeit die Beschwerde beim Betreuungsgericht zulässt.

[Bearbeiten] Kontroverse

Unter Fachleuten gibt es einen relativ breiten Konsens bezüglich der Anwendung der EKT für die oben bezeichneten Indikationen. Ein Grund dafür ist die bereits erwähnte katatone Schizophrenie, die sich aus einer paranoiden Schizophrenie entwickelt, und die bei malignem Verlauf (man spricht dann von perniziöser Katatonie) lebensbedrohlich wird. Hierbei kommt es zu höchster Erregung und/oder Stupor mit hohem Fieber und Störung der vom vegetativen Nervensystem gesteuerten Funktionen; die EKT ist derzeit die einzige bekannte Therapieform bei diesem Krankheitsbild. Die Bundesärztekammer berichtet in dem unten näher bezeichneten Gutachten bzw. in der unten näher bezeichneten Richtlinie von einer guten bis sehr guten Beurteilung durch die Patienten selbst. Nach einer neueren Studie an der Universität Lund schien sich im Tierversuch die Vermutung zu bestätigen, dass bei Stress-Hormon induzierten Veränderungen bei Ratten[15] durch elektrischen Strom Blutgefäße und Nervenzellen in den betroffenen Gehirnregionen zu neuem Wachstum und zu neuer Vernetzung angeregt werden. Die physischen Nebenwirkungen wurden auch von den Befürwortern erkannt und zum Anlass diverser Modifikationen genommen.

Die EKT bleibt ein Thema, das insbesondere in der Öffentlichkeit kritisch diskutiert wird, was vor allem mit der grausam anmutenden Natur und der für manche Kritiker naheliegenden Assoziation mit Folter zusammenhängt; auch mag eine ausufernde Anwendung der Elektrokrampftherapie in der Vergangenheit hierfür mit ausschlaggebend sein. Insbesondere von der Antipsychiatrie-Bewegung, vom Scientology-Ableger KVPM und von diversen kleinen, regionalen Menschenrechts-Vereinen geht Widerstand gegen die Elektrokrampftherapie aus.

Die Kritiker bemängeln im Wesentlichen,

  1. dass die Ursachen der ursprünglichen Störung ungenügend exploriert und behandelt werden,
  2. dass ein psychisches Trauma insbesondere mit Gedächtnisstörung entstehe,
  3. dass die Suizidalität nach EKT unverändert oder sogar erhöht sei,
  4. dass die angebliche Besserung der ursprünglichen Symptome trügerisch sei und nur wenige Monate anhalte,
  5. dass die Wirkprinzipien unbekannt seien,
  6. dass über Langzeitschäden zu wenig bekannt sei,
  7. dass durch den höheren Sauerstoffbedarf eine Störung der Blut-Hirn-Schranke und somit des Stoffwechsels eintrete, und
  8. dass die ihrer Meinung nach ungenügende Qualität der Einwilligung oder Anordnung und vorheriger Therapieversuche juristische Fragen aufwerfe.

Es wird zudem befürchtet, dass die EKT nach wie vor auch ohne die staatlich noch als hinreichend geltenden Indikationen oder konkrete Suizidgefahr der Patienten eingesetzt wird. Besonders auffällig ist, dass im Verlauf der Therapie der Schizophrenie oftmals eine stetige Verschlechterung der Symptome insbesondere mit depressiven Episoden zu beobachten sei, und dass somit der Verdacht naheliege, die Therapie sei nicht nur experimentell und unwirksam, sondern sogar schädlich. Ebenso fällt auf, dass in den 1950er Jahren die EKT nicht nur als Lobotomie-Ersatz, sondern auch als Fortschritt im Zusammenhang mit den Nazi-Verbrechen von 1933 bis 1945 gesehen wurde[16][17]

Die seitens der EKT-Kritiker (zum Beispiel durch Thomas Szasz) vorgeschlagenen Alternativen konzentrieren sich zumeist auf eine deutliche Veränderung des sozialen Umfeldes des Patienten und gehen besonders auf die von ihm angegebenen Ursachen ein.

[Bearbeiten] Literatur

  • Thomas C. Baghai, Richard Frey, Siegfried Kasper: Elektrokonvulsionstherapie. Klinische und wissenschaftliche Aspekte. Springer, Wien 2003, ISBN 3-211-83879-1 (Aktuelles Standardwerk in deutscher Sprache)
  • Here W. Folkerts: Elektrokrampftherapie. Ein praktischer Leitfaden für die Klinik. Thieme, Stuttgart 1999, ISBN 3-432-27831-4 (vergriffen)
  • Peter Lehmann: Schöne neue Psychiatrie. Bd. 1. Wie Chemie und Strom auf Geist und Psyche wirken. Antipsychiatrieverlag, Berlin 1996, ISBN 3-925931-11-2 (kritisch zur EKT vom Standpunkt der Antipsychiatrie aus)
  • Roberta Passione, "Italian Psychiatry in an International Context: Ugo Cerletti and the Case of Electroshock" in: History of Psychiatry, 3 2004; vol. 15: pp. 83 - 104.
  • Edward Shorter, David Healy: Shock Therapy: The History of Electroconvulsive Treatment in Mental Illness. Rutgers University Press, 2007, ISBN 978-0813541693

[Bearbeiten] Quellen

  1. Stellungnahme der Bundesärztekammer (2003)
  2. [1] Patients’ perspectives on electroconvulsive therapy: systematic review Diana Rose, Til Wykes, Morven Leese, Jonathan Bindman, Pete Fleischmann BMJ VOLUME 326 21 JUNE 2003 bmj.com
  3. [2]Electroconvulsive therapy (ECT). The clinical effectiveness and cost effectiveness of electroconvulsive Therapy (ECT) for depressive illness, schizophrenia, catatonia and mania. April 2003
  4. [3]TA59 Electroconvulsive therapy (ECT): Summary,vgl.1.8
  5. [4] New guidance on ECT looks set to curb its use, BMJ 2003;326:1003 ( 10 May )
  6. [5] The ECT Handbook.Second Edition.January 2004.Chapter 1; S.4
  7. [6] Memory and cognitive effects of ECT: informing and assessing patients Harold Robertson & Robin Pryor Advances in Psychiatric Treatment (2006), vol. 12, 228–238
  8. [7][8] The Cognitive Effects of Electroconvulsive Therapy in Community Settings . Harold A Sackeim et al. Neuropsychopharmacology (2007) 32, 244–254. doi:10.1038/sj.npp.1301180;
  9. [9] Parzeller M,Wenk M, Zedler B, Rothschild M: Aufklärung und Einwilligung bei ärztlichen Eingriffen. Dtsch Arztebl 2007; 104 (9): A 567–86.
  10. [10] Information, consent and perceived coercion: patients’ perspectives on electroconvulsive therapy Diana S. Rose, MA, MSc, PhD The British Journal of Psychiatry (2005) 186: 54-59
  11. [11] Memory and cognitive effects of ECT: informing and assessing patients Harold Robertson & Robin Pryor Advances in Psychiatric Treatment (2006), vol. 12, 228–238
  12. [12] vgl.Punkt 4.3.8 in NICE,Guidance on the use of electroconvulsive therapy; April2003
  13. SHOCK THERAPY: CONTROVERSY AND QUESTIONSPATIENTS OFTEN AREN'T INFORMED OF FULL DANGER von Dennis Cauchon veröffentlicht in USA Today am 6. December 1995
  14. Hans Bangen: Geschichte der medikamentösen Therapie der Schizophrenie. Berlin 1992. Seite 51-55
  15. http://www.alphagalileo.org/index.cfm?fuseaction=readrelease&releaseid=507741
  16. Haarer Festschrift 1955
  17. Stellungnahme des Münchner Psychiatrie-Erfahrene e.V.

[Bearbeiten] Weblinks

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