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Alphonse de Lamartine – Wikipedia

Alphonse de Lamartine

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Alphonse de Lamartine
Alphonse de Lamartine

Alphonse de Lamartine (* 21. Oktober 1790 in Mâcon; † 28. Februar 1869 in Paris) war ein französischer Dichter, Schriftsteller und Politiker.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Alphonse Marie Louis Prat de Lamartine (so sein vollständiger Name) war einziger Sohn neben fünf jüngeren Töchtern (Cécile, Eugénie, Césarine, Suzanne und Sophie)[1] einer zum kleineren Landadel zählenden Familie. Seine Kindheit verlebte er, erzogen hauptsächlich von seiner streng katholischen Mutter, in Mâcon und auf dem Landgut der Familie im nahen Milly. Seine Schulzeit verbrachte er auf einem Internat in Lyon (wo er zwölfjährig ausriss) und danach auf einem ehemaligen Jesuitenkolleg in Belley (Département Ain). Da er nach der Schule nicht als Offiziers- oder Beamtenanwärter in die Dienste Napoleons treten wollte, blieb er zunächst als junger Landedelmann zu Hause bei seiner Familie. 1811/12 unternahm er mit einem Freund eine längere Bildungsreise in das zu dieser Zeit von Frankreich beherrschte Italien. Insbesondere hielt er sich länger in Rom und noch länger in Neapel auf, wo er mit einer Antoniella eine Romanze hatte, die er später in dem Roman „Graziella“ verarbeitete.

1812 wurde er zum Bürgermeister von Milly ernannt und reiste erstmals nach Paris. 1814, nach dem Sturz Napoleons und der Rückkehr der Bourbonen auf den französischen Thron, diente er „seinem“ König Louis XVIII als Gardeoffizier in Beauvais und in Paris. Die Hundert Tage, Napoleons vorübergehende Rückkehr an die Macht von März bis Juni 1815, verbrachte er in der Schweiz und in Savoyen. Nach kurzem nochmaligen Dienst als Gardeoffizier gab er im Herbst die militärische Laufbahn auf und lebte wieder in Milly als lesender und schreibender Privatier.

Im Oktober 1816 verliebte er sich während einer Kur in Aix-les-Bains am See von Bourget (Savoyen) in die ebenfalls dort kurende tuberkulosekranke junge Pariserin Madame Julie Charles, der er nach Paris folgte, wo er in ihrem Salon verkehrte. Zur verabredeten neuen gemeinsamen Kur im herbstlichen Aix kam es nicht mehr, weil Mme Charles zu krank war (und wenig später starb). Lamartine wurde tief erschüttert durch ihren Tod und besang die Erinnerung an sie in wehmütigen Versen, z.B. in den bekannten, häufig in Schulbüchern zu findenden Gedichten L’Isolement, Le Lac, oder Le Temple.

Zurück in Milly, stellte er 1818 eine Tragödie fertig, Saül, die aber nicht angenommen wurde.

Anfang 1819 wurde er auf der Hochzeit einer Schwester der reichen protestantischen Engländerin Mary-Anne Birch vorgestellt. Nachdem er sie im Spätsommer wiedergesehen hatte, hielt er um ihre Hand an und heiratete sie ein Jahr später.

Anfang 1820 erkrankte er schwer und näherte sich der zwischenzeitlich abgelegten Frömmigkeit seiner Kindheit wieder an, wenn auch mehr im Sinne eines katholisierten Pantheismus.

Im März erschien ein Sammelband mit Gedichten aus den vorangegangenen Jahren: Méditations poétiques. Das mit 118 Seiten und 24 Texten relativ kleine Bändchen war erstaunlich erfolgreich, machte Lamartine schlagartig bekannt und erlebte in zweieinhalb Jahren neun Auflagen. Es bedeutete zugleich den Durchbruch der romantischen Lyrik in Frankreich, d.h. einer Lyrik, die sich nicht mehr vorwiegend an den gebildeten Intellekt und Schönheitssinn richtete, sondern Leidenschaften und Stimmungen, erotische und religiöse Sehnsüchte, Träumereien und Natureindrücke bedichtete und das Gefühl ansprechen wollte.

Kurz nach seiner Hochzeit im Sommer 20 ging Lamartine als Botschaftsattaché für mehrere Monate nach Neapel. Auf der Rückreise Anfang 1821 kam in Rom Sohn Alphonse zur Welt, der aber 1822 starb, kurz nachdem in Mâcon ein zweites Kind, Julie, geboren worden war.

1823 versuchte Lamartine mit dem Bändchen Nouvelles méditations an den Erfolg der Vorgängersammlung anzuknüpfen, was allerdings nur teilweise gelang.

Das Jahr 1824 war ein dunkles Jahr für ihn. Beide Schwestern starben kurz nacheinander. Eine Kandidatur für die Académie française scheiterte.

Er trat 1825 wieder in den diplomatischen Dienst und war zweieinhalb Jahre in Florenz, der Hauptstadt des damals souveränen Herzogtums Toscana, als Legationssekretär tätig, was ihm aber Muße ließ zum Lesen und zum Schreiben.

Bei einem längeren Paris-Besuch im Sommer 1829 lernte er den großen Autor Chateaubriand kennen und trat in Kontakt mit Victor Hugo und dessen Kreis.

Ende 1829 gewählt, wurde er Anfang 1830 in die Académie française aufgenommen. Im Frühsommer kam sein Gedichtband Harmonies poétiques et religieuses heraus, der seine Rolle als eines der Chefs der jungen romantischen Schule bestätigte.

Nach der Julirevolution und der Abdankung von König Charles X 1830 quittierte er den diplomatischen Dienst, weil er, wie so viele Adelige, den „Bürgerkönig“ Louis-Philippe nicht als rechtmäßigen Herrscher betrachtete. Er beschloss, als Abgeordneter in die Politik zu gehen, scheiterte jedoch bei den Wahlen von 1831, obwohl er (was damals möglich war) in drei Wahlkreisen kandidiert hatte.

Enttäuscht unternahm er 1832/33 auf eigenem Schiff mit Familie, Domestiken und Freunden eine ihn sehr prägende Orient-Reise, auf der er Ende 32 seine zehnjährige Tochter durch Krankheit verlor. Seine gut beobachteten Eindrücke verarbeitete er in Voyage en Orient (erschienen 1835), einer der zahlreichen Reisereportagen, wie sie die Schriftsteller der Zeit verfassten.

Während der Reise wurde er 1833 aufgrund einer Nachwahl doch noch Abgeordneter, zunächst in Nordfrankreich. Von 1838 bis 48 vertrat er dann, ständig wiedergewählt, den Wahlkreis Mâcon. Lamartines politische Position im Parlament, der Chambre des Députés, war zunächst die eines latent oppositionellen Einzelkämpfers, wobei er der sich entwickelnden katholischen Soziallehre nahestand. D.h. er war trotz einer patriarchalischen und konservativen Grundeinstellung aufgeschlossen für die humanitären und sozialen Fragen der Zeit, insbesondere für das Problem der Armut und der Proletarisierung der zunehmenden Arbeitermassen in den rasch wachsenden Städten.

Schon seit 1831 arbeitete er an einem Epos in Alexandrinern. 1836 und 1838 veröffentlichte er zwei fertige längere Teile daraus unter dem Titel Jocelyn und La Chute d'un ange. Jocelyn, die zur Revolutionszeit spielende traurig-sentimentale Geschichte eines jungen Mannes, der seine Liebe und mit ihr auch die Geliebte opfert, Priester wird und sein Leben als selbstloser Menschenfreund beschließt, hatte beachtlichen Erfolg. La Chute d'un ange dagegen blieb ein Ladenhüter, so dass Lamartine auf den Abschluss des Werkganzen verzichtete.

1839 publizierte er den Gedichtband Recueillements poétiques, mit dem er aber nur noch einer unter den inzwischen vielen anderen romantischen Dichtern war.

1843 brach er gänzlich mit dem plutokratischen, d.h. sich auf die Reichen im Lande stützenden Regime von König Louis-Philippe und entwickelte sich zum oppositionellen Republikaner und gefürchteten politischen Redner. Er begann seine monumentale Histoire des Girondins (gedruckt 1847), d.h. eine Geschichte der Partei der gemäßigten Revolutionäre von 1791–94.

Alphonse de Lamartine (Bildmitte, mit erhobenem Arm) verwehrt am 25. Februar 1848 Sozialrevolutionären mit der Roten Fahne das Eindringen ins Hôtel de Ville (Paris) (Ölgemälde von Henri Felix Emmanuel Philippoteaux)
Alphonse de Lamartine (Bildmitte, mit erhobenem Arm) verwehrt am 25. Februar 1848 Sozialrevolutionären mit der Roten Fahne das Eindringen ins Hôtel de Ville (Paris) (Ölgemälde von Henri Felix Emmanuel Philippoteaux)

Nach der Februarrevolution 1848, deren Ausbruch er durch seine Reden mitbewirkt hatte, wurde Lamartine Außenminister sowie Chef der Provisorischen Regierung und wurde im April zum Mitglied der Verfassungsgebenden Versammlung der kurzlebigen Zweiten Republik gewählt. Die politische Praxis lag ihm jedoch nicht und machtbewusstere Kollegen wie der General Louis-Eugène Cavaignac drängten sich während des Juni-Aufstandes der Pariser Arbeiter vor ihn. Als er Ende 1848 für das neue Amt des Staatspräsidenten kandidierte, unterlag er kläglich gegen Louis Napoléon Bonaparte, den Neffen von Kaiser Napoléon I und baldigen Napoléon III.

Nach dieser Niederlage wurde er zwar 1849 nochmals Abgeordneter, doch mit dem Staatsstreich Bonapartes Ende 1851 war seine politische Rolle ausgespielt. Durch seine Wahlkampagnen verarmt (1860 z.B. musste er Milly verkaufen), lebte er mühsam von seiner Feder, u.a. von den mehrbändigen autobiografischen Confidences (1849-51), diversen historischen Sachbüchern, einigen sozial engagierten, aber wenig erfolgreichen Romanen und seinem 1856–69 monatlich in einer Zeitschrift erscheinenden Cours familier de littérature.

1867 machte er, seit 1863 verwitwet und durch Krankheit geschwächt, noch seinen Frieden mit dem Regime des Second Empire von Napoléon III und akzeptierte eine staatliche Pension sowie eine kostenlose Wohnung von der Stadt Paris.

Der hübsche und einmal mehr traurige autobiografische kleine Liebesroman Graziella (konzipiert 1844, gedruckt 1849 als Teil der Confidences und ab 1852 auch als selbständige Publikation) etablierte sich erst nach Lamartines Tod als Erfolgsbuch, das vielfach neu aufgelegt sowie zu einem Theaterstück, drei Opern und schließlich zwei Filmen verarbeitet wurde.

[Bearbeiten] Bibliographie

  • Saül (1818)
  • Méditations poétiques (1820)
  • Nouvelles Méditations (1823)
  • Harmonies poétiques et religieuses (1830)
  • Sur la politique rationnelle (1831)
  • Voyage en Orient (1835)
  • Jocelyn (1836)
  • La chute d'un ange (1838)
  • Recueillements poétiques (1839)
  • Histoire des Girondins (1847)
  • Raphaël (1849)
  • Confidences (1849)
  • Geneviève, histoire d'une servante (1851)
  • Graziella (1852)
  • Les visions (1853)
  • Cours familier de littérature (1856)
  • La Vigne et la Maison (1857)
  • Histoire de la révolution de 1848 (1849)
  • Le tailleur de pierre de Saint-Point (1851)

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Alphonse de Lamartine – Bilder, Videos und Audiodateien

[Bearbeiten] Fußnoten / Nachweise

  1. Madeleine Bouvier: Nobles vies de femmes, Éditions Oberlin, Strasbourg, 1949



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