Zollhaus (Rhein-Lahn-Kreis)
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Zollhaus ist ein Ort in der Verbandsgemeinde Hahnstätten im rheinland-pfälzischen Rhein-Lahn-Kreis mit etwa 250 Einwohnern. Der Ort ist, verwaltungstechnisch ein Kuriosum, unter den vier Ortsgemeinden Hahnstätten, Schiesheim, Mudershausen und Burgschwalbach aufgeteilt. Versuche zu Bildung einer selbstständigen Ortsgemeinde scheiterten letztmalig 1988.
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[Bearbeiten] Geografie
Zollhaus liegt im Taunus im Tal der Aar. In Zollhaus mündet der von Burgschwalbach kommende Palmbach in die Aar.
[Bearbeiten] Geschichte
Zollhaus wurde 1576 als Zollstätte von Mudershausen im Amt Burgschwalbach, Nassau Idstein erwähnt. Etwa 300 Jahre lang bis 1816 bestand in Zollhaus eine Zollgrenze. Ein Zollhaus bestand bis 1898, bis es durch Feuer zerstört wurde. Ab 1945 verlief durch Zollhaus die Grenze zwischen der Französischen und Amerikanischen Besatzungszone.
Von Ende des 18. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde mit Unterbrechungen in der „Eisenerzgrube Zollhaus“ an der Straße nach Mudershausen Eisenerz abgebaut. Die Grube gehörte zur Grube Bonscheuer. 1905 betrieb die Friedrich Krupp AG insgesamt 19 Grubenfelder im Gebiet der Aar unter dem Namen „Zollhaus“. Die Grube Barbara bei Mudershausen wurde 1957 als letzte Grube des Grubenkomplexes stillgelegt.
Eisenerzgrube Zollhaus, neben dem Zollhaus an der Straße nach Mudershausen gelegen, zur Grube Bonscheuer gehörig, wurde vom Ende des 18. Jahrhundert mit Unterbrechung bis Anfang des 20. Jahrhunderts ausgebeutet.
Zollhaus zählte um 1900 180 Einwohner und 600 Beschäftigte in den verschiedenen Industriebetrieben und Bergwerken.
Aufgrund der Zugehörigkeit zu vier Ortsgemeinden wurden die Toten in Zollhaus auf vier verschiedenen Friedhöfen bestattet. Die schulpflichtigen Kinder gingen auf vier verschiedene Volksschulen. Seit den 1920er Jahren wurden die Kinder abwechselnd in Burgschwalbach und Hahnstätten eingeschult. Bestrebungen zur Bildung einer selbstständigen Ortsgemeinde scheiterten bisher. Solche Bestrebungen gab es 1888, 1894, 1927, 1938 und letztmalig 1988. Um die Interessen der Einwohner von Zollhaus besser zu vertreten wurde deshalb 1951 die Interessensgemeinschaft Zollhaus gegründet, die jährlich zu einer Bürgerversammlung unter Teilnahme der vier Ortsbürgermeister und des Verbandsbürgermeisters einlädt.
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Das KREML Kulturhaus
Das „KREML Kulturhaus“ besteht seit Dezember 1997 und unterhält ein Kulturcafé und ein Programmkino. Das KREML Kulturhaus ist Veranstaltungsort für Kultur- und Bildungsveranstaltungen, wie Kinder-, Jugend-, und Erwachsenenbildung, sowie Literatur- und Kleinkunstveranstaltungen. Das Akronym KREML steht für „Kultur Regional & Modernes Leben“ und erhielt seinen Namen aufgrund der roten Backsteinfassade des Gebäudes. Seit 1999 ist dem Kulturhaus ein Waldkindergarten angegliedert. Jährlich am 30. April findet im KREML Kulturhaus die sogenannte Walpurgisnacht statt.
[Bearbeiten] Katholische Kirche Zollhaus
Die katholische Kirche in Zollhaus wurde in den Jahren 1925 bis 1929 erbaut, zum Einzugsgebiet der Kirche gehören die umliegenden Orte, die selbst keine katholische Kirche haben, da die Mehrheit der Bevölkerung dieser Gegend überwiegend evangelisch ist. Anstelle einer älteren Kapelle, die 1947/48 abgebrochen wurde, wurde das Pfarrhaus erbaut. Die Glocke dieser Kapelle befindet sich heute in der katholischen Kirche. Das Innere der Kirche ist dem Barockstil nachempfunden und enthält einen Hochaltar und eine Nachbildung der Wiener Madonna (auch Riemenschneider Madonna) von Tilman Riemenschneider und einen holzgeschnitzten Kreuzweg.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten] Verkehr
Zollhaus liegt an der B 54, die in Nord-Süd-Richtung Richtung Diez verläuft. In Zollhaus endet die B 274, die Richtung Sankt Goarshausen führt.
Zollhaus hat einen stillgelegten Bahnhof an der Aartalbahn. Der Betrieb der Abschnitts von Diez nach Zollhaus wurde am 1. Juni 1870 aufgenommen, der Abschnitt von Zollhaus nach Langenschwalbach (heute Bad Schwalbach) wurde am 1. Mai 1894 in Betrieb genommen. 1983 wurde der Betrieb auf der Aartalbahn und somit der Zugeverkehr nach Zollhaus eingestellt. Bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg unterhielt die Nassauische Kleinbahn AG in Zollhaus eine Umschlag- und Umsteigestation von der Aartalbahn auf die Kleinbahn Richtung Einrich und Nastätten nach Sankt Goarshausen am Rhein.
[Bearbeiten] Mineralwasser
Zwischen Zollhaus und Schiesheim liegt die 1583 erbaute Quellfassung der Römerquelle, die 1998 von der Interessensgemeinschaft Zollhaus restauriert wurde.
Das eisenhaltige Wasser des Johannisbrunnen wurde 1882 gefasst und unter der Marke Johannis (The King of natural tablewater) überwiegend nach Übersee verkauft. Ein Abfüllbetrieb ab etwa 1890 bis 1914 unter englischer Leitung später in Besitz von Apollinaris, der in Zollhaus bestand, füllte das Wasser zunächst in Steinkrüge später in Glasflaschen. Der Johannisbrunnen wurde in den 1940er Jahren stillgelegt. Römerquelle und Johannisquelle liegen beide auf dem Gebiet der Ortsgemeinde Burgschwalbach.
[Bearbeiten] Weblinks
- Interessensgemeinschaft Zollhaus
- Kurzporträt der SWR-Sendung Hierzuland in der Landesschau Rheinland-Pfalz über Zollhaus
- Internetpräsenz der Verbandsgemeinde Hahnstätten
Koordinaten: 50° 17' N, 8° 4' O