Tours
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Tours | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Centre | |
Département | Indre-et-Loire (Präfektur) | |
Arrondissement | Tours | |
Kanton | Chef-lieu von 7 Kantonen | |
Geographische Lage | 47° 23′ N, 0° 41′ OKoordinaten: 47° 23′ N, 0° 41′ O | |
Höhe | 44 m (44 m–109 m) |
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Fläche | 34,36 km² | |
Einwohner – mit Hauptwohnsitz – Bevölkerungsdichte |
(2005) 136.500 Einwohner 3973 Einw./km² |
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Postleitzahl | 37000, 37100, 37200 | |
INSEE-Code | 37261 | |
Website | Ville de Tours | |
Tours [tuːʀ] ist die Hauptstadt (préfecture) des französischen Départements Indre-et-Loire in der Region Centre. Tours liegt an der Loire, zwischen Orléans und der Atlantikküste.
Der Name der Stadt leitet sich von den Turonen - einem alten gallischen Stamm - ab.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
Die Stadt liegt etwas östlich der Mündung des Cher in die Loire, wobei die beiden Flüsse, die hier in drei Kilometern Entfernung voneinander parallel verlaufen, die Stadt im Norden (Loire) bzw. Süden (Cher) begrenzen.
[Bearbeiten] Geschichte
In vorrömischer Zeit siedelten hier die keltischen Turonen, denen die Stadt ihre heutige Bezeichnung verdankt. Tours entstand aus der römischen Stadt Caesarodunum bzw. Urbs Turonum. Im 3. Jahrhundert wird der Heilige Gatianus als erster Bischof von Tours genannt. Der Heilige Martin, im Jahr 372 zum dritten Bischof von Tours geweiht, ließ die Gebeine des Heiligen Gatianus in die heutige Kathedrale überführen. Die Grabstätte des Heiligen Martin wurde seit der Merowingerzeit ebenfalls ein beliebtes Pilgerziel, was der Stadt Tours als Heimat dieses Nationalheiligen eine besondere symbolische Bedeutung verlieh. Im 6. Jahrhundert schrieb Bischof Gregor von Tours die Geschichte Frankreichs (genauer: Geschichte der Franken) in seiner Historia Francorum. 732 schlug Karl Martell die Mauren in der Schlacht von Tours und Poitiers vernichtend, sodass der Islam sich nicht weiter in Europa ausbreiten konnte. Am Ende des 8. Jahrhunderts hielt Alkuin, Abt von Saint-Martin de Tours, erste Theologie- und Philosophievorlesungen.
Während der Zeit karolingischer Herrschaft von 751 bis 987 war Tours eine Grafschaft, die bis ins 10. Jh. im Besitz der Kapetinger war. 853 und 903 fiel sie plündernden Wikingern zum Opfer. 1044 fiel die Touraine an die Grafen von Anjou. Als 1154 die Plantagenets Könige von England wurden, wurde auch die Touraine Teil des Angevinischen Reiches. 1203 konnte König Philipp August von Frankreich das Gebiet aber für Frankreich zurückgewinnen. König Ludwig XI. errichtete im unmittelbar westlich von Tours gelegenen La Riche eine Burg, sodass Tours zur königlichen Nebenresidenz aufstieg. Bis ins 16. Jh. hinein hielten sich König und Hof regelmäßig hier auf. Von der Bedeutung der Stadt in dieser Zeit zeugt auch der Bau der mächtigen gotischen Kathedrale. In der Renaissance wurden in der Stadt prächtige Stadtpalais erbaut. Tours erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung, nicht zuletzt durch die Förderung der Seidenwarenherstellung seit König Franz I.. Als sich später der Hof nach Paris bzw. Versailles zurückzog, ging die Bedeutung der Stadt etwas zurück. 1845 erhielt die Stadt einen Eisenbahnanschluss, der die industrielle Entwicklung der Stadt beschleunigte.
1920 wurde auf dem Kongress von Tours die Kommunistische Partei Frankreichs gegründet. 1940 wurde die Stadt von den Deutschen besetzt. Sie wurde bei den alliierten Bombardements 1944, die gegen den strategisch wichtigen Loire-Übergang gerichtet waren, schwer getroffen. Unter Bürgermeister Jean Royer, der 36 Jahre lang amtierte, gelang aber ein behutsamer Wiederaufbau der historischen Innenstadt. Zugleich entstand im Süden am Ufer der Cher ein umfangreiches Industriegebiet, während im Jahr 1970 die François-Rabelais-Universität gegründet wurde, deren Campus nicht, wie sonst üblich, am Stadtrand, sondern zentral am Ufer der Loire errichtet wurde. 1964 wurden mehrere Nachbarorte eingemeindet.
[Bearbeiten] Politik
Bürgermeister der Stadt Tours und in diesem Amt Nachfolger von Jean Royer ist 2005 Jean Germain von der PS. Er war früher Rektor der Universität Paris und Vizepräsident der Region Centre.
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
- Mülheim an der Ruhr, Nordrhein-Westfalen (seit 1962)
- Segovia, Spanien (seit 1972)
- Parma, Italien (seit 1976)
- Luoyang, China (seit 1982)
- Springfield, MO, Vereinigte Staaten (seit 1984)
- Trois-Rivières, Kanada (seit 1987)
- Takamatsu, Japan (seit 1988)
- Braşov, Rumänien (seit 1990)
- Minneapolis, Vereinigte Staaten (seit 1991)
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
Bedeutendste Sehenswürdigkeiten der Stadt sind:
- Kathedrale Saint-Gatien
- Neue Basilika Saint-Martin mit Grablege des Hl. Martin
- Abtei-Kirche Saint-Julien
- Erzbischöfliches Palais, heute Sitz des Museums der Schönen Künste von Tours
- ehemaliges Kollegium Saint Martin
- Hôtel Goüin
- Kloster La Psalette
- ehemalige Abtei der Marmoutier
- Gebäude der ehemaligen Brüderschaft Saint-Eloi
- Botanischer Garten.
Beliebter Treffpunkt ist der beliebte und belebte "Place Plumerau" in der historischen Altstadt.
[Bearbeiten] Wirtschaft
Die Touraine, die Region um Tours, ist bekannt für ihre Weine. Das bekannteste Weinanbaugebiet in der Touraine ist Vouvray, welches direkt vor den Toren der Stadt Tours liegt.
[Bearbeiten] Verkehr
Tours hat als Loireübergang schon immer eine große verkehrstechnische Bedeutung gehabt. Es besteht eine Autobahnanbindung über die A10 (Paris-Bordeaux), die A85 (Tours-Angers) und die A28 (Tours-Le Mans). Seit 1990 besteht über den Vorortbahnhof in Saint-Pierre-les-Corps Anschluss an das TGV-Netz (nach Paris, Bordeaux und Nantes), daneben bestehen Direktverbindungen im Regionalverkehr nach Le Mans und Bourges. Nördlich der Loire befindet sich der Flughafen der Stadt.
[Bearbeiten] Bildung und Kultur
Die Universität von Tours heißt Université François-Rabelais. Tours besitzt außerdem eine Oper und ein Symphonieorchester. Das Internationale Congresscentrum Vinci hat Platz für 2.000 Besucher. Des Weiteren gibt es ein Museum der Schönen Künste in Tours und mehrere kleinere Bühnen.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- Berengar von Tours, Theologe
- Guillaume Briçonnet (Kardinal), Kardinal und Erzbischof von Narbonne
- Honoré de Balzac, Schriftsteller
- François Clouet, Maler
- Georges Courteline, Romancier und Dramaturg
- René Descartes, Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler aus der Touraine
- Louis Dutens, Schriftsteller
- Jean Fouquet, Maler
- Xavier Gravelaine, Fußballnationalspieler
- Victor Alexandre Frédéric Laloux, Architekt
- Gabriel Lamé, Mathematiker und Physiker
- Dora Maar, Fotografin und Malerin
- Louis Parrot, Lyriker, Essayist, Journalist und Übersetzer
- Jacques Villeret (1951–2005), Schauspieler.
- Jean-Baptiste Meusnier de la Place, Mathematiker und General
- Paul Nizan, Schriftsteller
- Jérémy Roy, Radrennfahrer