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Merowinger – Wikipedia

Merowinger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Merowinger (oder Merovinger) waren das älteste bekannte Königsgeschlecht der Franken vom beginnenden 5. Jahrhundert bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts. Sie wurden um 751 vom Geschlecht der Karolinger verdrängt. Nach ihnen wird die historische Epoche des Übergangs von der Spätantike zum frühen Mittelalter im gallisch-germanischen Raum auch Merowingerzeit benannt.

Inhaltsverzeichnis

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[Bearbeiten] Geschichte

Die Merowinger waren möglicherweise aus dem germanischen Stamm der Sugambrer hervorgegangen. Der Name ist abgeleitet von Merowech (oder Meroväus). Von ihm und seinen beiden Vorgängern ist außer legendenhaften Überlieferungen nichts bekannt. Teils wird vermutet, dass bereits einige der fränkischen Kleinkönige, gegen die Kaiser Konstantin der Große Anfang des 4. Jahrhunderts kämpfte, Merowinger waren, doch ist diese nur auf Namensähnlichkeiten basierende Annahme nicht beweisbar.

Taufe Chlodwig I. in einer Darstellung aus dem 15. Jahrhundert
Taufe Chlodwig I. in einer Darstellung aus dem 15. Jahrhundert

In Tournai wurde im Jahr 1653 die Grabstätte von Merowechs Sohn Childerich I., einem König der Salfranken, gefunden. Dem König waren zahlreiche kostbare Grabbeigaben ins Grab gelegt worden. So besaß er die Kleidung eines römischen Generals, vom Mantel war eine goldene Zwiebelknopffibel erhalten. Childerich hatte tatsächlich als Föderat für Westrom und später für den römischen Heermeister Aegidius gekämpft, der sich nach 461 einen eigenen Machtbereich in Nordgallien aufbaute. Childerichs Sohn Chlodwig I., er gilt noch heute den Franzosen als Gründervater Frankreichs, herrschte von 482 bis 511. Er vertrieb 486 den letzten römischen Feldherren und rex Romanorum Syagrius, den Sohn des Aegidius, aus Gallien und erhob das Frankenreich durch Siege über die benachbarten fränkischen Kleinkönigreiche (Sigibert von Köln, Ragnachar), Alamannen und die Westgoten sowie durch die Annahme des katholischen Christentums zu weltgeschichtlicher Bedeutung. Dabei machten sich die Merowinger auch die Gallo-römische Kultur zu Nutze, bedienten sich der Fertigkeiten der alten gallo-römischen Aristokratie und lehnten sich an die spätrömische Verwaltungspraxis an. Chlodwig teilte das Reich unter seinen vier Söhnen, doch starben drei Linien aus, so dass Chlothar I. von 558 bis 561 das ganze Reich durch Thüringen und Burgund erweitern konnte. Mit seinem Tod endete die spätantike Phase des Reiches, und die Merowinger hörten auf, die nominelle Oberhoheit des (ost-)römischen Kaisers weiter anzuerkennen (siehe auch Völkerwanderung).

Unter Chlothars Nachfolgern wurde das Reich wieder geteilt und durch Bruderkriege zerrissen (beispielsweise um Brunichild), von Chlothar II. jedoch 613 wieder vereinigt. Chlothar II. und Dagobert I. waren dann die letzten großen Herrscher aus dem Geschlecht der Merowinger, und doch fing bereits unter ihnen der Einfluss der Hausmeier (maior domus) an zu wachsen. In dieser Situation erhob sich das mit den Arnulfingern verbündete Geschlecht der Pippiniden zu solcher Macht, dass Grimoald, der Sohn von Pippin dem Älteren, 656 den Versuch unternahm, statt des Merowingers Dagobert II. seinen eigenen Sohn zum König von Austrasien (Hauptstadt Metz) zu erheben. Weil die anderen mächtigen Familien dies aber (noch) nicht duldeten, hielten die Merowinger ihre Machtstellung noch weitere 100 Jahre. Das Königsgeschlecht galt als sakrosankt (unantastbar) und heilig; als die Karolinger schließlich selbst den Thron bestiegen, mussten sie nach anderen Formen der Herrschaftslegitimation suchen.

Seit 687 hatten die aus den Arnulfingern und Pippiniden hervorgegangenen Karolinger offenbar praktisch vollständig die Macht in der Hand. Karl Martell konnte schließlich die karolingischen Hausmeier-Ämter in sich vereinigen. Einer seiner Söhne, Pippin der Jüngere erhob noch einmal einen Merowinger, Childerich III. 743 zum König, ließ ihn aber 751 durch den Papst wieder absetzen und ins Kloster weisen. Um seine Herrschaft zu legitimieren, suchte und erhielt Pippin die Einwilligung der Kirche. Damit endete die Herrschaft der Merowinger, die zuletzt wohl nur noch zeremoniell gewesen war.

Nach einer Beschreibung aus Einhards frühmittelalterlichen Vita Karls des Großen war ihr Erscheinungsbild von langen Haaren geprägt – dies ist durchaus glaubwürdig, da die Adligen Nordgalliens traditionell für ihr langes Haupthaar berühmt gewesen waren. In einem im 8. Jahrhundert angeblich bereits altertümlichen Dialekt ließen die letzten Merowinger Proklamationen verlesen, die von ihren Hausmeiern verfasst worden waren. Jedoch dürfte diese Beschreibung stark übertrieben bzw. verzerrt sein, um dem karolingischen Herrschergeschlecht mehr Legitimität zu verleihen. Deutlich wird dies etwa in Zusammenhang mit Einhards Behauptung, die letzten Merowinger hätten sich auf einem Karren (carpentum) herumfahren lassen: Was auf den Verfasser der Karlsvita lächerlich und „weibisch“ wirkte, war in Wahrheit ein Element der spätantiken Herrscherrepräsentation gewesen: Ammianus Marcellinus berichtet, Kaiser Constantius II. sei 357 auf einem carpentum in Rom eingezogen, und noch im 6. Jahrhundert reisten römische Präfekten laut Cassiodor meist in Karren, die ein Zeichen ihrer hohen Würde waren.

Wären die letzten Merowinger wirklich nur noch lächerliche Figuren gewesen, hätten die Karolinger leichter und früher nach der Krone greifen können und hätten kaum der Zustimmung des Papstes bedurft, um sich gegen die alte Vorstellung vom heiligen Thronrecht der Merowinger durchsetzen zu können.

[Bearbeiten] Herrscher

Aufgrund der ständigen Teilungen des Reiches unter die Söhne der Merowinger herrschten teilweise bis zu vier Brüder oder andere Verwandte gleichzeitig in Teilreichen. Die beiden wichtigsten waren Austrasien im Osten und Neustrien im Westen des Kerngebietes des fränkischen Königreichs. Die Historizität der Könige vor Childerich I. wird von einigen Gelehrten bezweifelt.

Zu den verwandtschaftlichen Beziehungen siehe: Stammliste der Merowinger

Siehe auch: Falsche Merowinger

[Bearbeiten] Forschung

Merowingische Nekropole in Civaux
Merowingische Nekropole in Civaux

Neben den schriftlichen Quellen zur Epoche der Merowinger zieht die historische Forschung heute wesentliche Informationen aus archäologischen Quellen. In erster Linie stehen hierfür Gräber zur Verfügung, deren genaue Dokumentation bei der Ausgrabung die Voraussetzung ist für eine aussagekräftige Interpretation. Denn durch Ausgraben einer Nekropole wird diese unwiederbringlich zerstört, und daher ist es erforderlich, jede Kleinigkeit zu dokumentieren und auf diese Art als Information zu erhalten.

In der Archäologie haben sich Methodik und Fragestellung im Laufe der Zeit geändert. Waren frühere Generationen noch besonders interessiert am Fund großer Reichtümer, fragt der heutige Frühgeschichtler vor allem nach den Lebensumständen auch der einfachen Bevölkerung. Zumindest Informationen über wirtschaftliche Kraft und Jenseits-Vorstellungen lassen sich aus dem Inventar und dem Bau (Einbauten wie Grabkammer oder einfache Baumsärge, Ausrichtung der Bestattung etc.) eines Grabes mit einiger Sicherheit ableiten.

Die Vorstellung, dass nach der „zivilisierten“ Epoche der Spätantike eine dunkle und wenig zivilisierte Zeit der Merowinger folgte, muss heute teilweise revidiert bzw. relativiert werden. Zwar diskutiert die Frühgeschichte ebenso wie die Alte Geschichte noch immer das Problem von Kontinuität oder Diskontinuität in der Übergangsphase von der spätantiken römischen Zeit zum Frühmittelalter, doch kann anhand von Bodenfunden schon heute angenommen werden, dass zumindest die frühen Merowinger einen sehr eigenen ästhetischen Anspruch an ihre Ausstattung hatten. Es gibt gute Gründe, die merowingische Geschichte bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts noch zur Spätantike zu rechnen, da die Kontinuitäten zur römischen Zeit damals noch dominierten, auch wenn natürlich bereits „mittelalterliche“ Elemente erkennbar sind. Insgesamt lässt sich allerdings ein deutliches Absinken des Niveaus der materiellen Kultur sowie ein Niedergang der antiken Bildung zwischen 450 und 700 kaum leugnen.

Eine hohe Bedeutung bei der kulturellen Erforschung der Merowingischen Epoche hat der umfangreiche ehemalige Fundbestand des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten die Funde als sogenannte Beutekunst in die Sowjetunion und sind heute im Besitz des Moskauer Puschkinmuseum bzw. in anderen Museen der GUS. Seit April 2007 ist nach 60 Jahren Verborgenheit dieser umfangreiche Schatz wieder in einer Ausstellung in Moskau der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich.

Merowingische Scheibenfibeln
Merowingische Scheibenfibeln

Neben einer sehr großen Anzahl unterschiedlichster Perlen und unterschiedlicher Trachten wurden auch mit Almandin verzierte Scheibenfibeln als Gewandnadeln getragen. Neben goldenen Schmuckplättchen trugen die Frauen aus wirtschaftlich potenten Familien zu ihrer Bestattung auch eine Vielzahl von Glasperlen unterschiedlicher Formen und Farben. In die Kleidung oder in das Leichentuch kann ein feiner Goldfaden (Goldlahn) eingewebt gewesen sein. Silberner Schmuck wie Ohrringe aber auch Gürtelschnallen oder die typisch merowingischen Beingurte, deren praktischer Charakter im Halten eines den Unterschenkel verdeckenden Tuches gesehen werden muss, sowie Ringe aus Edelmetall gehörten ebenfalls zur Ausstattung. Dabei finden sich in Adelsgräber noch bis nach 600 recht oft auch Münzen und Schmuck aus Ostrom, mit dem weiterhin Kontakt bestand: Noch unter Kaiser Maurikios (582–602) wurden oft Gesandtschaften ausgetauscht, und Ostrom versuchte wiederholt, die Merowinger zu Angriffen auf die Langobarden zu bewegen.

Sicher kann in der prachtvollen Beisetzung „adliger“, zumindest aber wirtschaftlich besser gestellter Personen ein Symptom für einen erheblichen Gruppendruck der Gemeinschaft gesehen werden: In das Grab kam nur das, was aufzugeben sich die Familie des Toten leisten konnte, denn es war ja durch die Beisetzung dem Zugriff entzogen. Zugleich war während der Bestattung für alle erkennbar, dass die betreffende Familie reich genug war, auch Kostbarkeiten aufzugeben. Dass dieser Zustand nicht für alle Zeiten war, wird aus der hohen Anzahl von später beraubten Gräbern deutlich, aus denen Mitglieder der Gemeinschaft – in der Regel einige Zeit nach der Beisetzung – die besten Stücke des Inventars stahlen.

Seltener beraubt, weil nicht so reich ausgestattet, sind die Gräber der wirtschaftlich nicht so gut gestellten Familien oder der romanisierten Bevölkerung, die ein anderes Beigabenmuster haben. Hier konnte oder wollte man nicht die wertvollen und noch für das Überleben oder den Status wichtigen Gegenstände durch die Bergung in der Erde aufgeben. So wurde in solchen Fällen früher oft zu leichtfertig von „armer“ Bevölkerung gesprochen.

Diese Bevölkerungsgruppe ist es auch, die Chronologie-Systeme von Archäologen ins Wanken bringen kann. Oftmals wurden Gegenstände erst aufgegeben, wenn sie völlig aus der Mode gekommen waren, und ihr Tragen keinen Wert mehr in der Gesellschaft hatte. So verschiebt sich die Beigabe etwa eines Ohrringpaares, das eine relativ begrenzte chronologische Laufzeit haben sollte, manchmal um einige Jahrzehnte und wirft eine – in der Regel generell sehr empfindliche – Feinchronologie fast um. Die Berücksichtigung auch dieser Tatsache macht die Auswertung einer archäologischen Quelle – wie etwa eines merowingerzeitlichen Gräberfeldes – so komplex.

[Bearbeiten] Historische literarische Quellen

  • Frühzeit der Merowinger: Gregor von Tours (Hauptquelle, aber nicht immer zuverlässig), Prokopios von Caesarea und Agathias (alle 6. Jahrhundert)
  • Spätere Zeit: Fredegar (und sein Fortsetzer; sehr problematische Quelle), Metzer Annalen (erst in karolingischer Zeit entstanden)

[Bearbeiten] Kunstgeschichte

Architektur siehe Vorromanik

[Bearbeiten] Literatur

  • Waltraut Bleiber: Das Frankenreich der Merowinger. Böhlau, Wien 1988. ISBN 3-205-05103-3
  • Eugen Ewig: Die Merowinger und das Frankenreich. Kohlhammer, Stuttgart 2001. ISBN 3-17-017044-9.
    (Standardwerk)
  • Patrick J. Geary: Die Merowinger. Europa vor Karl dem Großen. Beck, München 1996, 2003. ISBN 3-406-40480-4
    (Standardwerk)
  • Martina Hartmann: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Wiss. Buchges., Darmstadt 2003. ISBN 3-534-15829-6
    (Aktuelle und reich bebilderte Darstellung)
  • Reinhold Kaiser: Das römische Erbe und das Merowingerreich. 3. erweit. Aufl. München 2004.
  • Ian N. Wood: The Merovingian Kingdoms, 450–751. Longman, London 1994, 2000. ISBN 0-582-49372-2
    (Wichtige Gesamtdarstellung, die stärker systematisch aufgebaut ist als etwa Ewig)
  • Margarete Weidemann: Kulturgeschichte der Merowingerzeit nach den Werken Gregors von Tours. Bonn 1982.
  • Theo Kölzel: Merowinger. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Bd. 17, Berlin 1994, S. 167–173.

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Merowinger â€“ Bilder, Videos und Audiodateien
Wiktionary
 Wiktionary: Merowinger â€“ Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen und Grammatik

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