Einhard
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Einhard (falsch übersetzt Eginhard) (* um 770 im Maingau; † 14. März 840 Kloster Seligenstadt) war ein fränkischer Gelehrter und Geschichtsschreiber. Einhard war Nachfolger Alkuins als Leiter der Hofschule Karls des Großen, Ratgeber Ludwigs des Frommen und Laienabt des Klosters Seligenstadt. Wegen seines technischen Talents erhielt er in der Hofschule den Namen Beseleel, nach dem Erbauer der jüdischen Stiftshütte (Ex 35,30).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Einhard leitete zahlreiche Bauten Karls des Großen, so die Brücke zu Mainz, die Pfalzen zu Ingelheim und Aachen und den Aachener Dom. Er war der Begleiter Karls des Großen auf allen seinen Reisen, ging 806 als dessen Gesandter nach Rom[1] und 813 soll sein Rat Karl bewogen haben, seinen Sohn Ludwig zum Kaiser zu ernennen. Auch dieser vertraute Einhard und gab ihn 817 seinem Sohn Lothar I. zum Ratgeber. In den Kämpfen der Söhne gegen den Vater bemühte sich Einhard um eine friedliche Lösung der Konflikte. Er gründete bei Michelstadt im Odenwald eine Abtei, die Einhardsbasilika in Steinbach. Er verlegte sie später nach Muhlinheim, wo sie im Laufe der Zeit von den Reliquien der Abtei den Namen Seligenstadt erhielt. Obwohl er nach der Sitte der Zeit mehrere große Klöster als Abt führte, scheint er doch niemals Geistlicher gewesen zu sein.
836 starb seine Frau Imma, eine Schwester des Bischofs Bernhard von Worms.
Von den vier heute noch bekannten Werken Einhards ist die Biographie Karls des Großen, die Vita Karoli Magni, am bedeutendsten. Diese einzige zeitgenössische Biografie Kaiser Karls verfasste Einhard in Anlehnung an die antiken Kaiserbiografien Suetons.
Ein weiteres wichtiges Werk sind die Translatio et Miracula SS. Marcellini et Petri, ein Bericht von der Überführung der Reliquien zweier Heiliger von Rom nach Seligenstadt mit den für die Translationsberichte üblichen Wunder-Erzählungen. Schließlich sind noch die kurze theologische Schrift De adoranda cruce und eine für Gebetszwecke aufbereitete Auswahl aus den Psalmen zu nennen. Daneben ist eine größere Sammlung von Briefen Einhards (insgesamt 71, davon 58 mit Einhard als Verfasser) erhalten.
Einhard starb am 14. März 840 in Seligenstadt.
[Bearbeiten] Nachleben


In Seligenstadt steht die Einhard-Basilika des einstigen dortigen Klosters, in dem Einhard sich seit 830 als Laienabt aufhielt und wo er auch starb. Dort befindet sich in der Ministranten-Sakristei ein großer Sarkophag mit den Gebeinen Einhards und seiner Frau Imma; allerdings ist der Raum für normale Kirchenbesucher nicht zugänglich. Moderne naturwissenschaftliche Untersuchungen bei einer Graböffnung im Jahre 2005 bestätigten, dass die Knochenreste im Sarg mit den Lebensdaten Einhards und seiner Frau übereinstimmen, es scheint sich also tatsächlich um die originalen Gebeine zu handeln, was zwischenzeitlich angezweifelt worden war.
Mit der Einhardsbasilika in Steinbach bei Michelstadt im Odenwald - Ludwig der Fromme hatte Einhard diesen Ort im Jahr 815 geschenkt - hat sich ein karolingischer Kirchenbau fast im Zustand der Zeit des Begründers erhalten. Die frühere Annahme, Einhard sei der Stammvater der Grafen zu Erbach (bis 1806 Regenten des Odenwalds), ist unzutreffend.
In Erinnerung an Einhard und sein Werk wird von der Einhard-Stiftung zu Seligenstadt seit 1999 alle zwei Jahre der Einhard-Preis für biographische Literatur verliehen. Bisherige Preisträger sind Otto Pflanze (1999), Brian Boyd (2001), Joachim Fest (2003), Irene Heidelberger-Leonard (2005) und Eberhard Weis (2007) .
In einigen Städten des Wirkungsgebiets Einhards stehen Denkmäler zu seinen Ehren, so in Seligenstadt und Eschweiler. In Aachen und Seligenstadt sind beispielsweise Gymnasien nach Einhard benannt und in Michelstadt-Steinbach die Einhard-Grundschule. Auch in Pissen (Sachsen-Anhalt) existiert ein Einhard-Denkmal.

[Bearbeiten] Werke
- Vita Karoli Magni
- Translatio et Miracula SS. Marcellini et Petri
- De adoranda cruce
[Bearbeiten] Literatur
[Bearbeiten] Werkausgaben und Übersetzungen
- MGH Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 25: Einhardi Vita Karoli Magni. Herausgegeben von Oswald Holder-Egger. Hannover 1911 (Digitalisat).
- Vita Karoli Magni. Das Leben Karls des Großen übersetzt von Evelyn Scherabon Firchow. Stuttgart 1995. ISBN 3-15-001996-6 (lat./dt.)
- Translatio et Miracula SS. Marcellini et Petri. In: MGH Scriptores (in Folio) 15,1: Supplementa tomorum I-XII, pars III. Supplementum tomi XIII pars I. Herausgegeben von Georg Waitz, Wilhelm Wattenbach u. a. Hannover 1887, S. 238–264 (Digitalisat).
[Bearbeiten] Sekundärliteratur
- Hermann Schefers (Hrsg.): Einhard. Studien zu Leben und Werk. Darmstadt 1997 Rezension.
- Matthias M. Tischler: Einharts Vita Karoli: Studien zur Entstehung, Überlieferung und Rezeption. Hannover 2001. (Schriften der Monumenta Germaniae Historica ; 48). ISBN 3-7752-5448-X.
- Wolfgang Hartmann: Kloster Machesbach und frühmittelalterlicher Adel im Bachgau. In: Aschaffenburger Jahrbuch. Band 16, 1993, S. 137-237.
- Wolfgang Hartmann: Der „Einhardweg“ von Michelstadt nach Seligenstadt. In: Odenwälder Jahrbuch für Kultur und Geschichte. 1997, S. 93-102.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Einhard im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Einhard. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- Einhardi vita Karoli Magni in der Bibliotheca Augustana
- Der Einhardweg von Michelstadt nach Seligenstadt
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ MGH Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 6: Annales regni Francorum inde ab a. 741 usque ad a. 829, qui dicuntur Annales Laurissenses maiores et Einhardi. Herausgegeben von Friedrich Kurze. Hannover 1895, S. 121 (Digitalisat).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Einhard |
ALTERNATIVNAMEN | Eginhard |
KURZBESCHREIBUNG | Fränkischer Gelehrter und Geschichtsschreiber |
GEBURTSDATUM | um 770 |
GEBURTSORT | im Maingau |
STERBEDATUM | 14. März 840 |
STERBEORT | Kloster Seligenstadt |