Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem
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Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem (lat.: Ordo Equestris Sancti Sepulcri Hierosolymitani, abgekürzt OESSH) steht unter dem Schutz des Heiligen Stuhls und ist eine juristische Person des kanonischen Rechts, sowie juristische Person des Vatikanstaates, somit also eine päpstlich anerkannte Gemeinschaft katholischer Laien und Priester.
Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem und der Malteserorden sind heute die zwei vom Heiligen Stuhl anerkannten Ritterorden. Der in diesem Zusammenhang stets genannte Deutsche Orden ist seit 1929 kein Ritterorden mehr, sondern ein klerikales Institut päpstlichen Rechtes der „Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem“ – Priester und Laienbrüder – und der „Kongregation der Schwestern vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem“, dem Ehrenritter und Familiaren, eine Gemeinschaft von Laien, aber auch Priestern, die an den geistlichen Werken des Ordens anteil haben, angegliedert sind. Seine beiden Wurzeln hat der Orden der Grabesritter einerseits im Chorherrenorden vom Heiligen Grab, der aus dem Domkapitel des Patriarchates von Jerusalem hervorging, andererseits in dem aus dem 14. Jahrhundert stammenden Brauch, sich bei einer Pilgerfahrt ins Heilige Land vom Franziskaner-Guardian zum Ritter schlagen zu lassen. Viele prominente Adelige nahmen die strapaziöse und gefährliche Reise auf sich, um am Grab des Herrn zu seinem Ritter geschlagen zu werden: Herzog Ernst der Eiserne, Oswald von Wolkenstein, Kaiser Friedrich III., Landgraf Wilhelm I. von Hessen und andere. Mehrere Bestätigungen von päpstlicher Seite wurden diesem Brauch und den Rittern vom Hl. Grab zu Teil. 1847 wurde die heutige Form des Ordens vom Hl. Stuhl fixiert, und zunächst direkt dem Patriarchen von Jerusalem unterstellt. Einige Päpste haben sodann persönlich den Orden geführt, ehe ein Kurienkardinal als Großmeister des Ordens etabliert worden ist. Kennzeichen ist das rote fünffache Jerusalemkreuz; dieses wurde von Gottfried von Bouillon (französisch Godefroy de Bouillon (* um 1060; † 18. Juli 1100 in Jerusalem), der ein Anführer beim Ersten Kreuzzug war, und der nach der Eroberung Jerusalems der erste Regent des neu gegründeten Königreichs Jerusalem wurde, erstmals als Wappen geführt.
Der Leitspruch des Ritterordens lautet Deus lo vult (übersetzt: Gott will es).
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[Bearbeiten] Aufbau und Mitgliederstruktur
An der Spitze des Ritterordens, der seinen Sitz in Rom hat, steht ein Kurienkardinal als „Kardinalgroßmeister“. Am 27. Juni 2007 hat der Heilige Vater S.E. John Patrick Foley, Titularbischof von Neapolis in Proconsulari zum Pro-Großmeister bestellt. Dieser wurde am 27. November 2007 durch Papst Benedikt XVI. in das Kardinalkollegium aufgenommen und ist seit dem 22. Dezember 2007 regulärer Großmeister des Ordens. Großprior der Deutschen Statthalterei ist seit 7. Oktober 2006 der damalige Bischof von Trier und jetzige Erzbischof von München und Freising Reinhard Marx. Seit dem 5. Mai 2007 ist Heinrich Dickmann Statthalter; er war vorher Präsident der Norddeutschen Ordensprovinz.
Die Zahl der Grabesritter wird auf etwa 22.000 weltweit geschätzt, die in 50 Statthaltereien in 30 Ländern (Stand 2005) eingegliedert sind. Die Deutsche Statthalterei verfügt über etwa 1300 Mitglieder (1000 weltliche Ritter und 200 Damen sowie 130 Geistliche). Die Deutsche Statthalterei ist in 6 Ordensprovinzen aufgeteilt (Ostdeutsche, Rhein-Main, Norddeutsche, Rheinisch-Westfälische, Bayerische, Südwest-Deutsche Ordensprovinz). Diese Ordensprovinzen sind in insgesamt 36 örtliche Komtureien gegliedert (genaue Aufzählung siehe unten). Den Provinzen steht jeweils ein Präsident, den Komtureien jeweils ein „leitender Komtur“ vor.
[Bearbeiten] Aufgaben
Der Orden hat seine Hauptaufgabe in der Unterstützung der Christen im Heiligen Land sowohl in Hinsicht auf Förderung des katholischen Glaubens im Heiligen Land als auch in finanzieller Hinsicht. So unterhält der Orden im Heiligen Land durch materielle Hilfe eine Vielzahl von Kirchen, Schulen und sozialen Einrichtungen. Weiterhin sollen die Treue zu Kirche und Papst, Spiritualität, eine christliche Lebensführung und vor allem Nächstenliebe gefördert werden.
[Bearbeiten] Aufnahme
Grundsätzlich steht der Orden allen Frauen (Damen) und Männern (Rittern) offen, die sich als katholische Christen besonders ausgezeichnet haben. Generell gilt: »Sie müssen bereit sein, die katholischen Aktivitäten und Einrichtungen im heiligen Land in besonderer Weise zu fördern. Das Mindestalter für eine Aufnahme in den Orden beträgt 25 Jahre. Damen und Herren, die in den Orden aufgenommen werden, müssen bereit sein, im christlichen Sinne zu dienen und sich für die Ziele des Ordens einzusetzen.« (Zitat von grabesritter.de)
Um die Mitgliedschaft kann man sich jedoch nicht bewerben - sie erfolgt ausschließlich über den Vorschlag von Mitgliedern. Die eigentliche Aufnahme in den Orden erfolgt durch den Ritterschlag während der Investitur.
[Bearbeiten] Provinzen und Komtureien in Deutschland, Österreich und der Schweiz
- Bayerische Ordensprovinz mit den Komtureien in Augsburg, Bamberg, Eichstätt, München, Nürnberg, Passau, Regensburg, Würzburg
- Nordwestdeutsche Ordensprovinz mit den Komtureien in Braunschweig, Bremen, Hamburg, Hildesheim, Osnabrück-Vechta
- Ostdeutschland mit den Komtureien in Berlin, Dresden/Görlitz, Magdeburg
- Provinz Rhein-Main mit den Komtureien in Frankfurt, Fulda, Mainz-Wiesbaden, Speyer-Kaiserslautern
- Provinz Rheinland-Westfalen mit den Komtureien in Aachen, Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Köln, Meschede, Münster, Paderborn, Trier, Rheda-Wiedenbrück
- Südwestdeutsche Provinz mit den Komtureien in Baden-Baden, Freiburg, Heidelberg, Ravensburg, Stuttgart, Walldürn
- Österreich mit den Komtureien in Wien, Innsbruck, Baden–Wiener Neustadt, Eisenstadt, Bregenz, Graz, St. Pölten, Linz, Klagenfurt, Salzburg
- Schweiz mit den Komtureien in Basel-Tierstein, Bern, Churrätien, Solothurn, St. Gallen, Waldstätte, Zürich
[Bearbeiten] Ordensmitglieder
[Bearbeiten] Großmeister des Ordens
- 1949–1960 Nicola Kardinal Canali
- 1960–1972 Eugène Kardinal Tisserant
- 1972–1988 Maximilien Kardinal de Fuerstenberg
- 1988–1995 Giuseppe Kardinal Caprio
- 1995–2007 Carlo Kardinal Furno
- seit 2007 John Patrick Kardinal Foley
[Bearbeiten] Statthalter der Deutschen Statthalterei
- 1933–1958 Fürst Franz Salm-Reifferscheidt
- 1958–1965 Friedrich August von der Heydte
- 1965–1967 Lorenz Höcker
- 1968–1971 Alois Hundhammer
- 1971–1985 Hermann Josef Abs
- 1985–1991 Johannes Binkowski
- 1991–1999 Peter Heidinger
- 1999–2006 Paul Theodor Oldenkott
- seit 2007 Heinrich Dickmann, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der VHV Vereinigte Hannoversche Versicherung
[Bearbeiten] Bekannte Mitglieder im deutschen Sprachraum
- Alois Konstantin Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg
- Aloys Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (Großkreuzritter)
- Hermann Josef Abs (Kollarritter), Deutsche Bank AG
- Konrad Adenauer, Bundeskanzler
- Heinz-Josef Algermissen, Bischof von Fulda
- Alois, Herzog von Sachsen
- Heinrich Graf von Chambord
- Victor Freiherr von Baillou, Vortstandsmitglied im Pharmakonzern Merck
- Hans-Josef Becker, Erzbischof von Paderborn
- Hans Berentzen, Getränke-Industrie Berentzen
- Erhard Bouillon (Komturei Frankfurt), früheres Vorstandsmitglied bei Hoechst, jetzt Aufsichtsratsvorsitzender
- Aenne Brauksiepe, Bundesministerin
- August Brenninkmeyer (Großkreuzritter), C&A-Miteigentümer
- Wilhelm Cleven, Weihbischof in Köln
- Johannes Joachim Kardinal Degenhardt, Erzbischof von Paderborn
- Heinrich Dickmann, Vorstandsvorsitzender der VHV Vereinigte Haftpflichtversicherung VVaG
- Johannes Dyba, Titularerzbischof, Bischof von Fulda
- Kaspar Elm, Universitätsprofessor, Historiker,
- Albert Falke, Strumpf-Fabrikant* Friedrich Ferdinand, Herzog von Anhalt-Köthen
- Hans Karl Filbinger, Ministerpräsident
- Franz Ferdinand, Prinz von Joinville (Sohn des Bürgerkönigs Louis Philippe)
- Franz Josef I., Kaiser von Österreich, König von Ungarn
- Joseph Kardinal Frings, Kardinal, Erzbischof von Köln
- Gebhard Fürst Bischof von Rottenburg-Stuttgart
- Augustinus Heinrich Henckel von Donnersmarck
- Hermann Herder-Dorneich, deutscher Verleger
- Friedrich August von der Heydte, Universitätsprofessor, Jurist
- Kurt Hochheuser (Komturei Düsseldorf), Vorstandsmitglied der Commerzbank AG
- Karl Holzamer, Intendant des ZDF
- Hermann Hülser, Politiker und Oberbürgermeister
- Alois Hundhammer, bayerischer Kultusminister, Landwirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident
- Lorenz Kardinal Jaeger, Erzbischof von Paderborn und Ökumeniker
- Sturm Kegel, Direktor des Ruhrsiedlungsverbandes
- Franz Kardinal König, Erzbischof von Wien
- Heinz Kriwet, Vorstandsvorsitzender der Thyssen AG
- Christoph Kühn (Komtur), Leiter der deutschsprachigen Abteilung der I. Sektion des Staatssekretariats des Heiligen Stuhls
- Leopold II., König von Belgien
- Michael Ling, Leitender Komtur der Komturei St. Hildegard
- Franz Liszt, Komponist
- Bartolo Longo (1841–1926), Seliger, Anwalt
- Elmar Mäder, Kommandant der Päpstlichen Schweizergarde
- Ludwig Martin, Generalbundesanwalt
- Eberhard Martini, Bundesverband deutscher Banken, Bayerische Hypotheken- und Wechselbank
- Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising
- Maximilian I., Kaiser von Mexiko
- Maximilian Joseph, Herzog von Bayern
- Gustav Meinertz (Großkreuzritter), Priester in Köln,
- Joachim Kardinal Meisner, Erzbischof von Köln
- Walter Mixa, Bischof von Augsburg
- Egbert Möcklinghoff, Landesminister
- Manfred Müller, Bischof em. von Regensburg
- Robert Nünlist (Komtur), Kommandant der Päpstlichen Schweizergarde
- Anton Losinger, Weihbischof in Augsburg
- Franz von Papen, Reichskanzler und Vizekanzler
- Paul Harro Piazolo (Komtur), Staatssekretär
- Anton von Prokesch-Osten, Baron, Orientalist
- Hubert Rohde (Großkreuzritter), Intendant des Saarländischen Rundfunks
- Anton Schlembach, Bischof von Speyer
- Oscar Schneider, Bundesminister
- Otmar Schober, Universitätsprofessor, Nuklearmedizin
- Karl Josef Kardinal Schulte, Bischof von Paderborn, Erzbischof von Köln
- Johann Nepomuk Sepp, Historiker
- Karl Graf von Spreti, deutscher Politiker (CDU) und Diplomat
- Bernhard Stein, Bischof von Trier
- Max Streibl (Komtur mit Stern), Ministerpräsident in Bayern
- Rudolf Terheyden, deutscher Zeitungsverleger und -herausgeber
- Bernd Thiemann, Chef der DG-Bank
- Christian Waldhoff, Universitätsprofessor, Staats- und Kirchenrecht
- Karl-Heinz Wiesemann, Bischof von Speyer
- Kaiser Wilhelm II., einer von zwei Protestanten, die Mitglied des Ordens waren
- Peter Wolff-Metternich zur Gracht, Kollar Ritter
- Robert Zollitsch, Erzbischof von Freiburg
[Bearbeiten] Bekannte Mitglieder außerhalb des deutschen Sprachraums
- Giulio Andreotti, italienischer Politiker, unter anderem der Democrazia Cristiana
- Edda Ciano, Tochter von Benito Mussolini, verheiratet mit G. Ciano Conte Cortelazzo
- Galeazzo Ciano Graf von Cortelazzo, italienischer Politiker, langjähriger Außenminister unter Mussolini
- Arnaldo Forlani, italienischer Politiker der Democrazia Cristiana
- Ferdinando Russo, italienischer Politiker der Democrazia Cristiana
- Michel Sabbah, palästinensischer katholischer Theologe und derzeit Lateinischer Patriarch von Jerusalem
- Salvatore Segrè Sartorio, italienischer Politiker
- Jaime Lachica Sin, Erzbischof von Manila
- Francis Joseph Spellman, Erzbischof von New York und Kardinal der römisch-katholischen Kirche
[Bearbeiten] Literatur
- F. Pasini Frassoni: Histoire de l'Ordre Militaire du Saint Sepulchre de Jérusalem. Collegio Araldica, Roma 1910.
- V. Cramer: Der Ritterorden Vom Hl. Grab von den Kreuzzügen bis zur Gegenwart. Köln 1952.
- Johannes Binkowski (Hrsg.): Erbe und Aufgabe: Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Köln 1981.
- Jean-Pierre de Gennes: Les Chevaliers du Saint-Sepulcre de Jérusalem. Herault, Paris 1995.
- Kaspar Elm (Hrsg.): Militia Sancti Sepulcri: Idea e instituzioni. Atti del Colloquio Internazionale tenuto presso la Pontifica Università del Laterano, 10-12 avrile 1996. Città del Vaticano 1998.
[Bearbeiten] Weblinks
- Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Deutschland
- Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Österreich
- Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Schweiz
- Order of the Holy Sepulchre of Jerusalem, USA