Pirmin Zurbriggen
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Pirmin Zurbriggen (* 4. Februar 1963 in Saas-Almagell) ist ein ehemaliger Schweizer Skirennfahrer. Er gehört zu den erfolgreichsten Skirennfahrern aller Zeiten und gehörte zu den herausragendsten Schweizer Sportlern der 1980er Jahre. Zurbriggen gewann viermal den Gesamtweltcup und 40 Weltcuprennen. Er ist einer der Wenigen, die Sieger in allen fünf Disziplinen wurden. Bei drei Weltmeisterschaftsteilnahmen gewann er neun Medaillen (vier goldene, vier silberne und eine bronzene), bei Olympischen Spielen je eine goldene und bronzene Medaille. Heute ist Zurbriggen Hotelier und Präsident des Walliser Skiverbandes. Seine jüngere Schwester Heidi Zurbriggen kann ebenfalls auf eine erfolgreiche Sportkarriere zurückblicken.
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[Bearbeiten] Sportkarriere
Der aus dem hinteren Saastal stammende Zurbriggen stand im Alter von vier Jahren erstmals auf Skis und bestritt als Siebenjähriger die ersten Schülerrennen. 1976 wurde er auf der Lenzerheide Schweizer Jugendmeister im Riesenslalom und wiederholte diesen Erfolg 1977 in Sörenberg. Wenige Monate später nahm ihn der Schweizerische Skiverband in die Junioren-Trainingsgruppe auf. Bei der Junioren-Europameisterschaft 1980 in Madonna di Campiglio machte er erstmals international auf sich aufmerksam, als er im Abfahrtsrennen die Goldmedaille gewann.
Am 7. Dezember 1980 kam Zurbriggen in der Abfahrt von Val-d’Isère zum ersten Mal im Weltcup zum Einsatz und erreichte den 36. Platz. Weltucppunkte gewann er erstmals am 4. Januar 1981 als Fünfter der Kombination in Ebnat-Kappel. In Wengen feierte er am 24. Januar 1982 mit dem Gewinn der prestigeträchtigen Lauberhorn-Kombination seinen ersten Weltcupsieg. Genau drei Monate später folgte der erste Sieg in einem Einzelrennen, dem Riesenslalom in San Sicario.
Mit zwei Siegen etablierte sich Zurbriggen während der Saison 1982/83 an der Weltspitze. In der Saison 1983/84 entschied er mit insgesamt vier Siegen die Gesamtweltcup-Wertung für sich und wurde darüber hinaus Erster in der Riesenslalom-Disziplinenwertung. Vor den Olympische Winterspielen 1984 in Sarajevo zählte Zurbriggen zum engsten Kreis der Favoriten, doch er hielt dem Erwartungsdruck nicht stand, schied im Riesenslalom und im Slalom aus und verpasste als Vierter der Abfahrt die Bronzemedaille um zehn Hundertstelsekunden.
Die Saison 1984/85 begann mit einer Siegesserie, wobei die beiden Abfahrtssiege auf der Streif in Kitzbühel den Höhepunkt darstellten. Zurbriggen zog sich dabei jedoch eine Verletzung am Meniskus zu, seine Teilnahme bei der Ski-WM 1985, die drei Wochen später in Bormio stattfand, schien gefährdet zu sein. In der Rennbahn-Klinik in Muttenz wurde er mittels einer neu entwickelten Arthroskopie-Methode operiert. Um das «Knie der Nation» entwickelte sich ein in der Schweiz noch nie dagewesener Medienrummel; Der rasche Heilungsprozess sorgte täglich für Schlagzeilen. Nur zwei Wochen später stand Zurbriggen zum Erstaunen vieler wieder auf Skis.[1] In Bormio gewann er den Weltmeistertitel in der Abfahrt und in der Kombination, hinzu kam die Silbermedaille im Riesenslalom. Aufgrund dieser Leistungen wurde er zum Schweizer Sportler des Jahres gewählt.
Während der Saison 1985/86 konnte sich Zurbriggen in allen fünf Disziplinen mindestens einmal unter den besten Fünf platzieren. Wegen der damals üblichen Streichergebnisse gewann jedoch der Luxemburger Marc Girardelli wie im Vorjahr den Gesamtweltcup. Seine mit Abstand erfolgreichste Saison hatte Zurbriggen 1986/87. Mit insgesamt elf Siegen gewann er nicht nur den Gesamtweltcup, sondern auch vier von fünf Disziplinenwertungen, was ausser ihm bis heute noch nie jemand schaffte. Bei der Ski-WM 1987 in Crans-Montana wurde Zurbriggen Weltmeister im Super-G und im Riesenslalom sowie Zweiter in der Abfahrt und in der Kombination.
Auch in der Saison 1987/88 war Zurbriggen äusserst erfolgreich. Bei den Olympischen Winterspielen 1988 in Calgary gewann er die Goldmedaille in der Abfahrt und wurde Dritter im Riesenslalom. Die Entscheidung um den Sieg im Gesamtweltcup fiel erst im letzten Rennen der Saison: Beim abschliessenden Slalom in Saalbach-Hinterglemm wurde Zurbriggen Vierter, während der bis dahin führende Alberto Tomba ausschied. Zurbriggen gewann auch die Disziplinenwertungen in der Abfahrt und im Riesenslalom.
1988/89 gewann Zurbriggen zwar die Disziplinenwertungen im Super-G und im Riesenslalom, musste sich jedoch im Gesamtweltcup Marc Girardelli geschlagen geben. Bei der Ski-WM 1989 in Colorado wurde er Zweiter im Super-G und Dritter im Riesenslalom. 1989/90 konnte Zurbriggen zum vierten Mal den Sieg im Gesamtweltcup feiern, auch entschied er die Disziplinenwertungen im Super-G-Weltcup und in der Kombinations-Weltcup. Das letzte Weltcuprennen seiner Karriere bestritt er am 17. März 1990 in Åre, wo er Elfter in der Abfahrt wurde. Zwei Wochen später veranstaltete er in Crans-Montana ein Abschiedsrennen.
[Bearbeiten] Nach dem Rücktritt
Zurbriggen heiratete am 30. Juni 1989 Monika Julen, die mit dem Riesenslalom-Olympiasieger Max Julen verwandt ist; das Paar hat vier Kinder. Er übernahm das Hotel seiner Eltern in Saas-Almagell, erwarb ein weiteres Hotel in Zermatt und machte Werbung für mehrere Schweizer Unternehmen. IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch ehrte ihn im Juni 2001 mit dem Olympischen Orden. Anlässlich der 100-Jahr-Feier von Swiss-Ski im Juli 2004 wurden Pirmin Zurbriggen und Vreni Schneider zu den «eidgenössischen Jahrhundert-Sportlern des Ski- und Schneesports» gewählt.[2]
Seit 2004 ist Zurbriggen Präsident des Walliser Skiverbandes. In dieser Funktion erarbeitete er ein neues Nachwuchsförderungskonzept und ist beim Aufbau des nationalen Leistungszentrums für Schneesport (NLS) in Brig mitverantwortlich. Im Februar 2008 gab er bekannt, nicht als Verbandspräsident von Swiss-Ski kandidieren zu wollen, erklärte sich aber dazu bereit, im Präsidium mitzuarbeiten.[3]
[Bearbeiten] Erfolge
[Bearbeiten] Olympische Spiele
- Sarajevo 1984: 4. Abfahrt
- Calgary 1988: 1. Abfahrt, 3. Riesenslalom, 5. Super-G, 7. Slalom
[Bearbeiten] Weltmeisterschaften
- Bormio 1985: 1. Abfahrt, 1. Kombination, 2. Riesenslalom
- Crans-Montana 1987: 1. Super-G, 1. Riesenslalom, 2. Abfahrt, 2. Kombination
- Vail 1989: 2. Super-G, 3. Riesenslalom, 15. Abfahrt
[Bearbeiten] Gesamt- und Disziplinenweltcup
Pirmin Zurbriggen hat viermal den Gesamtweltcup gewonnen (1984, 1987, 1988, 1990), dazu kommen zwölf weitere Siege in Disziplinenwertungen.
- 1983: 6. Gesamtweltcup, 3. Kombinations-Weltcup, 4. Riesenslalom-Weltcup
- 1984: 1. Gesamtweltcup, 1. Riesenslalom-Weltcup, 2. Kombinations-Weltcup
- 1985: 2. Gesamtweltcup, 2. Riesenslalom-Weltcup, 5. Abfahrts-Weltcup
- 1986: 2. Gesamtweltcup, 1. Kombinations-Weltcup, 2. Super-G-Weltcup, 6. Slalom-Weltcup
- 1987: 1. Gesamtweltcup, 1. Abfahrts-Weltcup, 1. Super-G-Weltcup, 1. Riesenslalom-Weltcup, 1. Kombinations-Weltcup
- 1988: 1. Gesamtweltcup, 1. Abfahrts-Weltcup, 1. Super-G-Weltcup, 4. Riesenslalom-Weltcup, 4. Kombinations-Weltcup
- 1989: 2. Gesamtweltcup, 1. Super-G-Weltcup, 1. Riesenslalom-Weltcup, 3. Kombinations-Weltcup, 4. Abfahrts-Weltcup
- 1990: 1. Gesamtweltcup, 1. Super-G-Weltcup, 1. Kombinations-Weltcup, 3. Abfahrts-Weltcup, 6. Riesenslalom-Weltcup
[Bearbeiten] Weltcupsiege
Insgesamt hat Pirmin Zurbriggen 40 Weltcuprennen gewonnen (11 Kombinationen, 10 Abfahrten, 10 Super-G, 7 Riesenslaloms, 2 Slaloms). Hinzu kommen 26 zweite Plätze und 17 dritte Plätze. 169 Mal klassierte er sich in Weltcuprennen unter den besten Zehn.
Abfahrten
Super-G
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Riesenslalom
Slalom
Kombination
|
[Bearbeiten] Weitere Erfolge
- Junioren-Europameisterschaft 1980, Madonna di Campiglio: 1. Abfahrt
- 5 Schweizer Meistertitel (Super-G 1989; Riesenslalom 1986, 1997, 1989; Kombination 1989)
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Bormio 85 - wenns doch immer noch so wäre - news.ch, 2. Februar 2005
- ↑ Pirmin Zurbriggen und Vreni Schneider Jahrhundert-Sportler - toponline.ch, 4. Juli 2004
- ↑ Pirmin Zurbriggen verzichtet auf Swiss-Ski-Präsidium - skionline.ch, 1. Februar 2008
[Bearbeiten] Quelle
- Internationales Sportarchiv, Ausgabe 18/1990 (Munzinger-Archiv)
[Bearbeiten] Weblinks
- Persönliche Website von Pirmin Zurbriggen
- Literatur von und über Pirmin Zurbriggen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Würdigung des IOC (englisch)
- Statistik auf der FIS-Website (englisch)
- Pirmin Zurbriggen bei Ski-db (englisch)
1948: Henri Oreiller | 1952: Zeno Colò | 1956: Toni Sailer | 1960: Jean Vuarnet | 1964: Egon Zimmermann | 1968: Jean-Claude Killy | 1972: Bernhard Russi | 1976: Franz Klammer | 1980: Leonhard Stock | 1984: Bill Johnson | 1988: Pirmin Zurbriggen | 1992: Patrick Ortlieb | 1994: Tommy Moe | 1998: Jean-Luc Crétier | 2002: Fritz Strobl | 2006: Antoine Dénériaz
1931: Walter Prager | 1932: Gustav Lantschner | 1933: Walter Prager | 1934: David Zogg | 1935: Franz Zingerle | 1936: Rudolf Rominger | 1937: Émile Allais | 1938: James Couttet | 1939: Hellmut Lantschner | 1948: Henri Oreiller | 1950: Zeno Colò | 1952: Zeno Colò | 1954: Christian Pravda | 1956: Anton Sailer | 1958: Anton Sailer | 1960: Jean Vuarnet | 1962: Karl Schranz | 1964: Egon Zimmermann | 1966: Jean-Claude Killy | 1968: Jean-Claude Killy | 1970: Bernhard Russi | 1972: Bernhard Russi | 1974: David Zwilling | 1976: Franz Klammer | 1978: Josef Walcher | 1980: Leonhard Stock | 1982: Harti Weirather | 1985: Pirmin Zurbriggen | 1987: Peter Müller | 1989: Hans-Jörg Tauscher | 1991: Franz Heinzer | 1993: Urs Lehmann | 1996: Patrick Ortlieb | 1997: Bruno Kernen | 1999: Hermann Maier | 2001: Hannes Trinkl | 2003: Michael Walchhofer | 2005: Bode Miller | 2007: Aksel Lund Svindal
1987: Pirmin Zurbriggen | 1989: Martin Hangl | 1991: Stephan Eberharter | 1993: nicht ausgetragen | 1996: Atle Skårdal | 1997: Atle Skårdal | 1999: Hermann Maier und Lasse Kjus | 2001: Daron Rahlves | 2003: Stephan Eberharter | 2005: Bode Miller | 2007: Patrick Staudacher
1950: Zeno Colò | 1952: Stein Eriksen | 1954: Stein Eriksen | 1956: Anton Sailer | 1958: Anton Sailer | 1960: Roger Staub | 1962: Egon Zimmermann | 1964: François Bonlieu | 1966: Guy Périllat | 1968: Jean-Claude Killy | 1970: Karl Schranz | 1972: Gustav Thöni | 1974: Gustav Thöni | 1976: Heini Hemmi | 1978: Ingemar Stenmark | 1980: Ingemar Stenmark | 1982: Steve Mahre | 1985: Markus Wasmeier | 1987: Pirmin Zurbriggen | 1989: Rudolf Nierlich | 1991: Rudolf Nierlich | 1993: Kjetil André Aamodt | 1996: Alberto Tomba | 1997: Michael von Grünigen | 1999: Lasse Kjus | 2001: Michael von Grünigen | 2003: Bode Miller | 2005: Hermann Maier | 2007: Aksel Lund Svindal
1932: Otto Furrer | 1933: Anton Seelos | 1934: David Zogg | 1935: Anton Seelos | 1936: Rudolf Rominger | 1937: Émile Allais | 1938: Émile Allais | 1939: Josef Jennewein | 1948: Henri Oreiller | 1954: Stein Eriksen | 1956: Anton Sailer | 1958: Anton Sailer | 1960: Guy Périllat | 1962: Karl Schranz | 1964: Ludwig Leitner | 1966: Jean-Claude Killy | 1968: Jean-Claude Killy | 1970: Bill Kidd | 1972: Gustav Thöni | 1974: Franz Klammer | 1976: Gustav Thöni | 1978: Andreas Wenzel | 1980: Phil Mahre | 1982: Michel Vion | 1985: Pirmin Zurbriggen | 1987: Marc Girardelli | 1989: Marc Girardelli | 1991: Stephan Eberharter | 1993: Lasse Kjus | 1996: Marc Girardelli | 1997: Kjetil André Aamodt | 1999: Kjetil André Aamodt | 2001: Kjetil André Aamodt | 2003: Bode Miller | 2005: Benjamin Raich | 2007: Daniel Albrecht
1967–1968: Jean-Claude Killy | 1969–1970: Karl Schranz | 1971–1973: Gustav Thöni | 1974: Piero Gros | 1975: Gustav Thöni | 1976–1978: Ingemar Stenmark | 1979: Peter Lüscher | 1980: Andreas Wenzel | 1981–1983: Phil Mahre | 1984: Pirmin Zurbriggen | 1985–1986: Marc Girardelli | 1987–1988: Pirmin Zurbriggen | 1989: Marc Girardelli | 1990: Pirmin Zurbriggen | 1991: Marc Girardelli | 1992: Paul Accola | 1993: Marc Girardelli | 1994: Kjetil André Aamodt | 1995: Alberto Tomba | 1996: Lasse Kjus | 1997: Luc Alphand | 1998: Hermann Maier | 1999: Lasse Kjus | 2000–2001: Hermann Maier | 2002–2003: Stephan Eberharter | 2004: Hermann Maier | 2005: Bode Miller | 2006: Benjamin Raich | 2007: Aksel Lund Svindal | 2008: Bode Miller
Personendaten | |
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NAME | Zurbriggen, Pirmin |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Skirennfahrer |
GEBURTSDATUM | 4. Februar 1963 |
GEBURTSORT | Saas-Almagell |