Persönlichkeit
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Der Begriff Persönlichkeit bezeichnet die Gesamtheit dessen, was Gemüt und Charakter eines Individuums ausmacht. In der Psychologie bezieht der Begriff sich auf die relativ zeitstabilen Verhaltensbereitschaften eines Menschen entsprechend seiner Persönlichkeitseigenschaften.
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[Bearbeiten] Persönlichkeit in der Philosophie
Vor Beginn der Neuzeit steht der Begriff der Persönlichkeit vor allem im Kontext zur Theologie und bezieht sich auf die Trinität der drei göttlichen Persönlichkeiten. Der Begriff löst sich erst mit John Locke von der Theologie: „[Person] belongs only to intelligent agents, capable of a law, and happiness and misery. This personality extends itself beyond present existence to what is past, only by consciousness, whereby it becomes concerned and accountable, owns and imputes to itself past actions.“[1]
Kant unterscheidet dann explizit zwischen Person und Persönlichkeit, letztere ist „die Freiheit und Unabhängigkeit von dem Mechanism der ganzen Natur, doch zugleich als ein Vermögen eines Wesens betrachtet, welches eigenthümlichen, nämlich von seiner eigenen Vernunft gegebenen, reinen praktischen Gesetzen, die Person also, als zur Sinnenwelt gehörig, ihrer eigenen P. unterworfen ist, sofern sie zugleich zur intelligibelen Welt gehört.“[2] Erst in der Persönlichkeit erscheint der Mensch für Kant selbst in seiner Würde. Ihre Autonomie gibt die Möglichkeit zur freien sittlichen Selbstbestimmung.
[Bearbeiten] Persönlichkeit in der Psychologie
Eigenschaften sind Verhaltensdispositionen (-tendenzen), der eine Person über verschiedene Situationen und einen längeren Zeitraum hinweg folgt. (situations- und zeitstabil)
[Bearbeiten] Theorien der Persönlichkeit
- Kognitive Persönlichkeitstheorien (George A. Kelly)
- Lerntheoretische Ansätze (Burrhus Frederic Skinner, John B. Watson)
- Phänomenologische Theorie (Carl Rogers)
- Psychodynamische Theorie (Sigmund Freud, Fritz Riemann)
- Sozial-kognitive Theorie (Albert Bandura, Walter Mischel)
- Trait-Theorien (Eigenschaftstheorien) der Persönlichkeit (Gordon W. Allport, Hans Eysenck, Raymond Bernard Cattell)
- Humanistik bzw. Humanpsychologie (Fromm)
- Interaktionismus (Murray)
[Bearbeiten] Entwicklung der Persönlichkeit
Mit der Entwicklung der Persönlichkeit befassen sich sowohl die Differentielle Psychologie als auch die Entwicklungspsychologie: Persönlichkeitsentwicklung ist die differentielle Veränderung von Personen im intra- und interindividuellen Vergleich.
Man geht dabei von einer kurz- und mittelfristigen Stabilität (ihr Gegensatz, altertümlich: Wankelmut) und einer langfristigen Plastizität aus.
Das Modell des dynamischen Interaktionismus beschreibt die Entwicklung als einen Prozess der wechselseitigen Beeinflussung von Person (Persönlichkeit) und Situation .
Prinzipiell zu unterscheiden sind prozess- und strukturorientierte (traits) Konzepte der Persönlichkeitsentwicklung:
- Faktorenanalytische Ansätze ermöglichen Längsschnitt-, Querschnitt- und Sequenz-Analysen der faktorenanalytisch extrahierten grundlegenden Persönlichkeitseigenschaften ("Big Five"). Nach einer Querschnitts-Analyse von Robert R. McCrae et al. (1999) sind die Werte in den Dimensionen "Neurotizismus", "Extraversion" und "Offenheit" höher bei jüngeren Kohorten; die Werte bei "Verträglichkeit" und "Gewissenhaftigkeit" jedoch bei älteren höher. Es zeigten sich dabei keine geschlechts- oder kulturbezogenen Unterschiede. Diese Ergebnisse legen die Existenz universeller Reifungsprozesse nahe, wobei in Querschnitts-Analysen auch historisch bedingte Artefakte eine Rolle spielen.
- Psychodynamische Ansätze
Persönlichkeitsentwicklung nach Sigmund Freud, Alfred Adler und Carl Gustav Jung
- Persönlichkeitsentwicklung (Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung) nach Erik Erikson
- Identitätsentwicklung nach James E. Marcia
- Entwicklung durch Entwicklungsaufgaben und kritische Lebensereignisse (Sigrun-Heide Filipp)
- sozial-kognitive und handlungstheoretische Konzepte
[Bearbeiten] Siehe auch
- Persönlichkeits- und Differentielle Psychologie
- Charaktertypen
- Big Five (Psychologie)
- Entwicklungspsychologie
- Persönlichkeitstest
- Interpersonaler Circumplex
- Autoritäre Persönlichkeit
- Willen
[Bearbeiten] Literatur
- Amelang, M., Bartussek, D. Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung. Kohlhammer, Stuttgart 2001
- Asendorpf, J.B. Psychologie der Persönlichkeit. 4.Aufl. Springer, Berlin 2007
- Crisand, E., Psychologie der Persönlichkeit. 8. Aufl., Recht u. Wirtschaft, Frankfurt/Main 2000
- Jung, Carl Gustav. Vom Werden der Persönlichkeit. Erstausgabe 1934. Rascher Verlag, Zürich & Stuttgart 1969 (Titel des zugrundeliegenden Vortrags: „Die Stimme des Innern“, 1932)
- Maslow, Abraham H. Motivation und Persönlichkeit. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, ISBN 3-499-17395-6 (amerikanischer Originaltitel: „Motivation and Personality“, 1954)
- Oerter, R., Montada, L. Entwicklungspsychologie. PVU, Weinheim 2002
- Pervin, L. et. al. Persönlichkeitstheorien. UTB, 2005
[Bearbeiten] Weblinks
- PSYTESTS – Wissenschaftliche Onlinestudien zur Persönlichkeit der Humboldt-Universität zu Berlin