Ingwer
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Echter Ingwer | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Zingiber officinale | ||||||||||
Boehm. |
Ingwer (über griechisch-lateinisch zingiber von altindisch „schringaverâm“: 'hornförmig'), auch Ingber, Imber, Immerwurzel, Ingwerwurzel genannt, ist ein Ingwergewächs (Zingiberaceae) und gehört zu den Einkeimblättrigen (Liliopsida). Die botanische Bezeichnung lautet Zingiber officinale, die medizinische/pharmazeutische Bezeichnung für die Droge ist Rhizoma zingiberis. Verwendung findet in erster Linie die Ingwer-Wurzel, (genauer: der Hauptspross, das sogenannte Ingwer-Rhizom) als Küchengewürz oder Arznei. In der englischen Sprache weist der Begriff Ginger auf die Verwendung von Ingwer in verbreiteten Nahrungsmitteln hin, etwa im Getränk Ginger Ale oder in Gingerbread (Pfefferkuchen).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Verbreitung
Ingwer wächst in den Tropen und Subtropen und wird in Ländern wie Indien, Indonesien, Vietnam, China, Japan, Australien, Südamerika und Nigeria angebaut. Die Heimat der Ingwerpflanze ist nicht sicher bekannt. Möglicherweise hat sie ihren Ursprung auf den Pazifischen Inseln. Im 9. Jahrhundert erreichte die Droge den deutschen Sprachraum.
[Bearbeiten] Beschreibung
Die Ingwerpflanze wird bis über einen Meter hoch. Das schilfartige Gewächs hat lange schmale Blätter und bildet einen Blütenstand mit gelb-roten Blüten.
Der Hauptspross des Ingwers besteht aus einem Rhizom, das in der Erde horizontal wächst. Die Pflanze bildet keine Hauptwurzel, was für Einkeimblättrige (Liliopsida) typisch ist. Die Wurzeln werden sprossbürtig als Adventivwurzeln angelegt.
Der Geruch des Ingwers ist angenehm aromatisch, der Geschmack brennend scharf und würzig. Wesentliche Bestandteile sind dabei ein ätherisches Öl, Harzsäuren und neutrales Harz sowie Gingerol, eine scharf aromatische Substanz.
[Bearbeiten] Inhaltsstoffe
Ingwer enthält ätherisches Öl, Gingerole, Shogaol, Diarylheptanoide. Außerdem enthälten die Wurzeln auch Vitamin C, Zink, Magnesium, Eisen, Calcium, Kalium.
[Bearbeiten] Als Nahrungspflanze
Als grünen Ingwer bezeichnet man die jung geernteten, milder schmeckenden Rhizome. Die Rhizome werden − vor allem in Süd- und Ostasien, und dort schon seit langer Zeit − als Gewürz und Heilmittel (z. B. bei Husten) verwendet. Vor der Einführung der Chilischoten aus Amerika zu Beginn der Neuzeit war Ingwer in Ostasien meist das einzige verfügbare scharfe Gewürz. Zu Sushi wird beispielsweise oft süß-sauer eingelegter Ingwer (Gari) als Beilage serviert. Ingwer hat eine antibakterielle Wirkung, wirkt antiemetisch (vor Erbrechen schützend), fördert die Durchblutung, steigert die Gallensaft-Produktion und gilt als Aphrodisiakum. Je nach Produktionsmethode, Erntezeitpunkt und Zubereitungsart wird Ingwer ein mildes oder scharfes Gewürz.
[Bearbeiten] Gewürz
Ingwer zählt zu den bekannteren Küchenkräutern und Gewürzen. So zerreibt man beispielsweise ein daumennagelgroßes geschältes Stück des Ingwer-Rhizoms auf der Küchenreibe und gibt es (kurz nach dem Kochen oder Braten) in Suppen oder auch auf Hühnchenfleisch. Es passt zu Geflügel und Lamm sowie zu Fisch und Meeresfrüchten. Er dient pur oder in Mischungen (Curry, Chutneys, Marmeladen, Soßen), (Wurst) als Gewürz. Auch Lebkuchen, Printen, Milchreis, Obstsalat, Tee und fruchtige Kaltschalen werden mit gemahlenem Ingwer verfeinert.
[Bearbeiten] Eingelegt
Ingwer-Pflaumen, beziehungsweise Ingwer-Nüsse sind in Sirup eingelegte Stücke frischen Ingwers. Als weitere süße Ingwerzubereitungen gibt es kandierten (auch mit Schokolade überzogenen) Ingwer und die in Großbritannien beliebte Ingwermarmelade. Junge Ingwersprossen dienen in den Tropen gelegentlich als sehr würziges Gemüse oder als Würzkraut.
[Bearbeiten] Getränk
Ingwer wird häufig in der Getränke- (Ginger Ale, Ingwerbier) und Lebensmittelindustrie verwendet. Ginger Ale ist eine alkoholfreie Limonade mit Ingwergeschmack, die vor allem um die Mitte des 20. Jahrhunderts beliebt war. Ingwer ist unter anderem auch in dem Kräuterschnaps Ratzeputz enthalten. In heißen Ländern ist Ingwer auch als Zusatz in Kaffee oder Tee beliebt, wegen seiner anregenden Wirkung auf die Schweißbildung.
[Bearbeiten] Als Heilpflanze
Der Ingwer-Wurzelstock enthält einen zähflüssigen Balsam (Oleoresin), der aus ätherischen Ölen und einem Scharfstoffanteil, den Gingerolen und Shoagolen, besteht. Zubereitungen aus dem Ingwer-Wurzelstock werden antioxidative, antiemetische, entzündungshemmende, sowie anregende Effekte auf die Magensaft-, Speichel- und Gallenbildung sowie die Darmfunktion zugesprochen und daher insbesondere in der asiatischen Alternativmedizin traditionell auch zur Behandlung von Rheuma, Muskelschmerzen oder Erkältungen verordnet.
[Bearbeiten] Gegen Übelkeit und Erbrechen
Die antiemetische Wirkung scheint durch eine direkte Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt vermittelt zu werden.[1] Diskutiert wird auch ein Antagonismus von Serotonin Typ-3-Rezeptoren [2]. Eine Meta-Analyse ergab einen moderaten Effekt von Ingwer auf das Auftreten postoperativen Erbrechens im Vergleich zu einer Behandlung mit Placebo (RR: 0,69 (95 % Konfidenzintervall: 0,54–0,89).[3] Auch wenn viele Segler auf die Wirkung von Ingwer gegen die Seekrankheit schwören, liegt für die Wirksamkeit von Ingwer zur Behandlung der Seekrankheit bisher nur wenig Evidenz vor. In einer kleinen doppeltblinden Studie, die an 80 dänischen Seekadetten auf hoher See durchgeführt wurde, reduzierte Ingwer jedoch im Vergleich zu Placebo signifikant das Auftreten von Erbrechen.[4] Für die Wirksamkeit bei der Behandlung des Schwangerschaftserbrechens gibt es keine überzeugenden Hinweise.[5] Verschiedentlich ist eine günstige Wirkung bei Magengeschwüren, Kopfschmerzen und rheumatischen Gelenkbeschwerden postuliert worden. Diese Angaben sind aber bisher nur unzureichend untersucht.
[Bearbeiten] Wundbehandlung
Äußerlich angewandt hat Ingwer einen reizenden Effekt insbesondere im Bereich der Schleimhäute und von Hautwunden.
[Bearbeiten] in der Tiermedizin
Seit 2002 wird Ingwer in Deutschland auch in der Pferdefütterung als Heilmittel bei Entzündungen und Arthrosen eingesetzt.
[Bearbeiten] Historisches
Historische Anwendungen der Ingwerknolle von der Antike bis zur frühen Neuzeit waren beispielsweise die Verwendung bei Augenleiden und, insbesondere in der Zubereitung als „Alexandrinische Ingwerlatwerge“, als Abführmittel.
[Bearbeiten] Lagerung im Haushalt
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Trocken und kühl hält sich das Ingwer-Rhizom (handelsüblich: Ingwerwurzel) einige Wochen im Gemüsefach des Kühlschranks. Gerieben oder kleingehäckselt, zum Beispiel mittels eines Pürierstabes, kann Ingwer sehr gut eingefroren werden und ist über lange Zeit haltbar.
[Bearbeiten] Anbau
Die größten Anbaugebiete für Ingwer auf der Erde liegen in den Tropen und Subtropen. Mit einer Fläche von 181.000 Hektar (2005) bei 125.000 Tonnen Ertrag hat Nigeria das größte Anbaugebiet weltweit. Indien ist der größte Produzent mit etwa 359.000 Tonnen Ingwer auf 95.300 Hektar im Jahr 2005, allerdings meist für den Eigenbedarf. Der größte Exporteur von Ingwer ist China mit 232.000 Tonnen im Jahr 2005.[6]
[Bearbeiten] Heimanbau
Unter günstigen Bedingungen kann Ingwer in Mitteleuropa im Garten gedeihen, frosthart ist er allerdings nicht. Jedoch lässt sich Ingwer zu Hause als Zierpflanze ziehen. Für den Anbau zu Hause sowie im Garten können die im Handel erhältlichen Rhizome genutzt werden. Diese schneidet man in etwa drei bis fünf Zentimeter breite Stücke und steckt sie mit der Schnittfläche nach unten in Blumenerde. Ein kleines Stück des Rhizoms lässt man herausstehen. In warmen Räumen, mäßig feucht gehalten, wächst die Ingwerpflanze dann recht schnell.
[Bearbeiten] Ernte
Nach einer Wachstumsphase von etwa 245 bis 260 Tagen wird der Ingwer in Indien geerntet. Dieser Ingwer ist noch jung und zart und wird deshalb überwiegend in der Küche verwendet. Nach acht bis zehn Monaten Wachstum, wenn sich die schilfartigen Blätter gelb färben, kann mit der Ernte des Gewürzingwers begonnen werden. Dieser wird getrocknet und später zu Pulver zermahlen. Geerntet wird der Ingwer meist per Hand oder mit Forken. Maschinen kommen nur in den USA zum Einsatz.
[Bearbeiten] Literatur
- Wolfgang Hübner, Michael Wissing: Ingwer. Die edle Schärfe aus dem Land des Lächelns. Anregendes, Geschichte und Rezepte. AT, Baden 2006, ISBN 3-03800-259-3
- Anne Iburg: DuMonts kleines Gewürz-Lexikon. DuMont-Monte, Köln 2002, ISBN 3-8320-8780-X
- Literaturliste über Ingwer und Seekrankheit
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ H. C. Lien u. a.: Effects of ginger on motion sickness and gastric slow-wave dysrhythmias induced by circular vection. Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol. 2003;284:G, S. 481–489, PMID 12576305
- ↑ Abdel-Aziz u. a.: Mode of action of gingerols and shogaols on 5-HT3 receptors: binding studies, cation uptake by the receptor channel and contraction of isolated guinea-pig ileum. Eur J Pharmacol. 2006 13;530, S. 136–143, PMID 16364290
- ↑ Chaiyakunapruk u. a.: The efficacy of ginger for the prevention of postoperative nausea and vomiting: a meta-analysis. Am J Obstet Gynecol. 2006;194, S. 95–99, PMID 16389016
- ↑ Grontved u. a.:Ginger root against seasickness. A controlled trial on the open sea. Acta Otolaryngol. 1988;105, S. 45–49, PMID 3277342
- ↑ D. Jewell, G. Young: Interventions for nausea and vomiting in early pregnancy. Cochrane Database Syst Rev. 2003:CD000145. PMID 14583914
- ↑ Food and Agriculture Organization of the United Nations
[Bearbeiten] Weblinks
- Ingwer als Heilpflanze: Inhaltsstoffe, Wirkung und Anwendung
- Gewürzseiten − (Ingwer als Gewürz)
- Europäische Pharmakopöe
- Phytodoc.de (Ingwer in der Naturheilkunde)
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