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Havelländische Eisenbahn – Wikipedia

Havelländische Eisenbahn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Bombardier 285 001 und 330 03 (Blue Tiger) der Havelländischen Eisenbahn GmbH (HVLE) am Standort Blankenburg (Harz)
Bombardier 285 001 und 330 03 (Blue Tiger) der Havelländischen Eisenbahn GmbH (HVLE) am Standort Blankenburg (Harz)

Havelländische Eisenbahn AG (hvle) lautet seit dem Jahre 2006 der Name eines Eisenbahnverkehrsunternehmens, das im Jahre 1892 unter der Firma AG Osthavelländische Kreisbahnen in Nauen in der Provinz Brandenburg gegründet worden ist. Der Unternehmensschwerpunkt liegt im Güterverkehr (v. a. Kalktransporte); darüber hinaus ist die hvle in den Tätigkeitsfeldern Baulogistik, Werkstattservice und Anschlussbahnverkehr tätig. Den Schienenpersonenverkehr hat sie nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegeben.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Osthavelländische Kreisbahnen

Unmittelbar nach dem Inkrafttreten des Preußischen Kleinbahngesetzes im Jahre 1893 beschlossen der Landkreis Osthavelland in der Provinz Brandenburg und die Gemeinden Nauen und Ketzin sowie die Zuckerfabrik Nauen, das Kreisgebiet mit Eisenbahnstrecken in der Fläche zu erschließen.

Als erste Strecke wurde die 16 km lange Kleinbahn Nauen ↔ Ketzin am 4. Oktober 1893 für den Güterverkehr und am 13. Dezember 1893 für den Personenverkehr eröffnet. Sie begann im Kleinbahnhof der Kreisstadt an der Berlin–Hamburger Eisenbahn und führte nach Süden bis zur Havel. Dabei kreuzte sie die Berlin-Lehrter Eisenbahn bei Röthehof, von wo seit dem 1. Juli 1896 eine Verbindungsbahn für die Übergabe von Güterwagen zur Station Neugarten bestand.

Für Rechnung des Kreises Osthavelland erbaute und betrieb die Aktiengesellschaft zwei weitere Kleinbahnen, die sie 1924 aufkaufte und somit ihr Gesamtnetz damit auf 60 Kilometer Länge ausdehnte. Es handelte sich um die von Nauen in östlicher Richtung führende 26 km lange Strecke nach Velten, wo sie am 1. Oktober 1904 die von der Preußischen Staatsbahn betriebene Strecke Berlin – KremmenNeuruppin erreichte. Von der Zwischenstation Bötzow zweigte am 1. Juni 1908 (Personenverkehr erst ab 1. Mai 1909) noch die „Bötzowbahn“ zum Spandauer Johannesstift ab. Ab 1. Mai 1912 wurden die Gleise weiter bis zum Kleinbahnhof Spandau West geführt, der direkt neben dem Vorortbahnhof Spandau West lag. Auf einem Teil dieser Strecke verkehrte ab 8. Januar 1923 die Berliner Straßenbahnlinie 120 Spandau – Nieder NeuendorfHennigsdorf (Rathenaustraße), die zunächst mit Benzoltriebwagen befahren wurde. Erst ab 11. November 1929 wurde die Strecke elektrifiziert und ab 23. Juli 1931 bis zum Bahnhof Hennigsdorf verlängert. Im April 1945 endete der Betrieb dieser Straßenbahnlinie. Der übrige Personenverkehr auf der Bötzowbahn war zwischen 1929 und 1939 fast vollständig auf eine parallele Omnibuslinie verlagert worden. Allerdings sollen während des Krieges in den Jahren 1942 bis 1945 Triebwagen ohne Zwischenhalt von Spandau West zum Militärflughafen Schönwalde gefahren sein, zu dem seit 1935/1938 eine Anschlussbahn bei Nieder Neuendorf abzweigte.

Auch für den benachbarten Landkreis Westhavelland errichtete die Eisenbahngesellschaft zwei Kleinbahnen mit einer Länge von insgesamt 46 Kilometer, deren Betriebsführung sie übernahm. Von Röthehof führte die eine Strecke ab 5. Juli 1901 in südwestlicher Richtung über Roskow nach Brandenburg an der Havel, wo sich die Endstation am Krakauer Tor befand. Die andere verband Roskow ab 1. Oktober 1904 ebenfalls mit Brandenburg, wo sie in den Bahnhof Brandenburg-Altstadt der Brandenburgischen Städtebahn eingeführt wurde.

[Bearbeiten] Osthavelländische Eisenbahn

Ehemalige Gleise und Weichenanlage der Havelländischen Eisenbahn im Spandauer Forst
Ehemalige Gleise und Weichenanlage der Havelländischen Eisenbahn im Spandauer Forst

Ab 29. Juli 1941 nannte sich die Gesellschaft Osthavelländische Eisenbahn AG, kurz OHE. Neben dem Kreis Osthavelland waren der preußische Staat, die Provinz Mark Brandenburg sowie die Stadt Ketzin und die Berliner Verkehrs-Betriebe (BVG) beteiligt. Obwohl sich also das gesamte Kapital im Staats- und Kommunalbesitz befand, wurde die Gesellschaft 1946 von den Sowjetischen Besatzungsmacht enteignet und die Bahnen zunächst den Landesbahnen Brandenburg, dann der Deutschen Reichsbahn unterstellt. Diese legte 1952 die Strecke Bötzow ↔ Nieder Neuendorf still, ebenso am 1. November 1964 den Abschnitt Nauen – Bötzow – Velten; die Personenzüge von Nauen nach Ketzin fuhren bis zum 22. Mai 1963.

Auch die Strecken des Kreises Westhavelland kamen zur Deutschen Reichsbahn. Hier fuhren Personenzüge zwischen Roskow und dem Bahnhof Krakauer Tor in Brandenburg bis zum 4. Oktober 1959, zwischen Roskow und der Silokanalbrücke in Brandenburg, wo nach 1945 die Strecke endete, bis zum 25. September 1966. Der restliche Verkehr wurde noch bis zum 28. September 1969 betrieben.

Lediglich ein acht Kilometer langer Abschnitt auf West-Berliner Gebiet zwischen Bürgerablage und Spandau West blieb der OHE erhalten. Sie stand unter Treuhandverwaltung zunächst durch die Britische Besatzungsmacht, dann durch das Land Berlin. Allerdings gab es noch bis zum 21. August 1950 durchgehende Züge von Spandau über Bötzow bis Nauen – Ketzin. Der Güterverkehr wurde danach auf das Teilstück Johannesstift ↔ Spandau West beschränkt, von wo aus auch die Industriebahn Hakenfelde bedient wurde.

Der ausgeschriebene Name der OHE lautete von 1972 bis 1998 auf Osthavelländische Eisenbahn Berlin-Spandau AG; sämtliche Aktien gehörten damals dem Land Berlin.

[Bearbeiten] Neuere Entwicklung

Nach der Wende übernahm die OHE im Jahre 1999 das Güterverkehrszentrum (GVZ) Berlin West in Wustermark, im Jahre 2002 die Betriebsführung für die Premnitzer Industriebahn und 2004 die Werksbahn Bombardier in Hennigsdorf. Seit 1. April 2005 wird der Kalktransport auf der Rübelandbahn zwischen Blankenburg und Elbingerode im Harz überwiegend von der Gesellschaft durchgeführt. Weiterhin wird Müllverkehr von Berlin zu Behandlungsanlagen im Umland durchgeführt.

Nach Ausdehnung der Tätigkeit auf die Gestellung von Lokomotiven für den Güterfernverkehr auf Gleisen der DB AG und weitere Dienstleistungen im Transportbereich firmiert die Gesellschaft, auch um Verwechslungen mit der Osthannoverschen Eisenbahn zu vermeiden, seit 2006 als Havelländische Eisenbahn AG (hvle) mit Sitz in Berlin. Hauptaktionär ist mit 50,5 % des Kapitals der Landkreis Havelland. Auch Berlin und die Städte Nauen und Ketzin halten Aktien an dieser Eisenbahngesellschaft.

Nach über dreijährigen Verhandlungen hat die HVLE den fast 100 Jahre alten Rangierbahnhof Wustermark von der Deutschen Bahn AG gekauft. Der Notarvertrag wurde am 23. April 2008 geschlossen. Für den Betrieb ist die Rail & Logistik Center Wustermark GmbH & Co KG (RLC) mit Sitz in Elstal zuständig, an der die hvle die mehrheitlich beteiligt ist. Der 25-gleisige Rangierbahnhof fungiert als Dienstleistungszentrum für andere Eisenbahnverkehrsunternehmen (v. a. Zugbildung und -auflösung, Abstellmöglichkeit, Werkstattdienste).[1] Darüber hinaus ist der Ausbau bahnaffiner Logistikaktivitäten in Zusammenarbeit mit dem GVZ Wustermark geplant.[2]

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Siehe Märkische Allgemeine, 16. Mai 2008, Anke Fiebranz: "INVESTITION: Bald ein Rastplatz für Güterzüge. Die Havelländische Eisenbahn will den alten Rangierbahnhof Wustermark wiederbeleben".
  2. Pressemeldung zu Übernahme des Rangierbahnhofs vom 27. Mai 2008.

[Bearbeiten] Weblinks


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