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Hans von Hentig – Wikipedia

Hans von Hentig

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Hans von Hentig (* 9. Juni 1887 in Berlin; † 6. Juli 1974 in Bad Tölz) war ein deutscher Kriminologe.

Hans von Hentig gilt als einer der Väter der Kriminalpsychologie und der Viktimologie. Zudem ist von Hentig Autor einiger grundlegender Monographien. In der Bayerischen Räterepublik war von Hentig einer der führenden Nationalbolschewisten.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Hans von Hentig wird als zweiter Sohn des protestantischen Juristen Otto von Hentig (1852-1934) geboren. Dieser entstammte einfachen Verhältnissen und wird 1901, nachdem er in die Stellung eines Staatsministers in Sachsen-Coburg-Gotha aufgerückt war, in den Adelsstand erhoben. Zu den Mandanten der väterlichen Kanzlei gehören der Reichskanzler Otto von Bismarck, Generalfeldmarschall von Moltke, die Industriellen Werner von Siemens, die Gebrüder Mannesmann und Thomas A. Edison. Hans von Hentig studiert in Paris bei Émile Garçon, in Berlin bei Franz von Liszt und in München bei Karl von Amira und Karl von Birkmeyer. 1912 wird von Hentig bei Birkmeyer mit einer Schrift zum Urheberstrafrecht promoviert; das im gleichen Jahr aufgenommene Zweitstudium in Medizin bricht er wegen seiner Einberufung 1914 ab. Seine militärische Grundausbildung erhält Hans von Hentig als „Königsjäger zu Pferde“ in Posen in den Jahren 1906 und 1907.

1914 wird Hans von Hentig einberufen und mit seinem Regiment an die Westfront, auf den Balkan und nach Palästina entsandt. Seine Erlebnisse aus dem 1. Weltkrieg schreibt er in der Autobiographie Mein Krieg nieder, die 1919 erscheint. Zwar stand er bisher schon politisch rechts, doch erst das Chaos nach der deutschen Niederlage und der von ihm empfundenen Schmach von „Versailles“ machen ihn zum politischen Aktivisten.

Als einer der führenden Vertreter des Nationalbolschewismus engagiert sich Hans von Hentig nun in der Münchner Räterepublik. Zudem arbeitet er als Privatgelehrter und politischer Publizist, verfasst zahlreiche Schriften, darunter Das Deutsche Manifest (1921). Angeblich um der Gefahr eines ultrarechten Staatsstreichs entgegenzutreten, beteiligt er sich im Herbst 1923 als "Militärischer Oberleiter Mitte" an Umsturzplänen der KPD in Thüringen und Sachsen.

Um einem Hochverratsverfahren zu entgehen, flieht Hans von Hentig im Februar 1925 nach Sowjetrussland. Das nach seiner Rückkehr durchgeführte Verfahren gegen Hans von Hentig wegen Hochverrats, das vor dem Staatsgerichtshof zum Schutz der Republik begonnen und später vor dem Reichsgericht fortgesetzt wird, endet im Juli 1926 mit der Einstellung des Verfahrens in Form der Abolition.

In den Jahren von 1927 – 1933 ist von Hentig für die von Gustav Aschaffenburg ins Leben gerufene Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform (MKS) tätig. Außerdem entwickelt er gemeinsam mit Wolfgang Mittermaier die sog. klinische Methode der Juristenausbildung: Studierende werden dabei in den Gefängnissen in unmittelbarer Auseinandersetzung mit Lebenslauf und Person der Gefangenen ausgebildet werden. Nach seiner Habilitation in Gießen (1929) erhält er 1930 eine Lehrstuhlvertretung und 1931 einen Ruf als Ordinarius für Strafrecht, Strafprozess und Kriminalwissenschaft an die Universität Kiel. Als Dekan steht er der Fakultät in den Jahren 1932 und 1933 vor. Obgleich er vor 1932 als Gutachter für die Deutsche Liga für Menschenrechte einige spektakuläre Wiederaufnahmeprozesse begleitet, bleibt Hentig Anhänger einer rassenhygienisch ausgerichteten Strafrechtspflege und veröffentlicht etwa 1933 einen Aufsatz über die Kriminalität des Negers. Trotz dieser inhaltlichen Nähe zum Rassismus der Nationalsozialisten lehnt er deren Vorstellungen von der Umgestaltung des Strafrechts ab. In der MKS schreibt er seit 1933 mehrere Artikel, in denen er vor einem Ausrottungsstrafrecht nationalsozialistischen Zuschnitts warnt. Wegen seiner politischen Vergangenheit und seiner Gegnerschaft zur Todesstrafe, sowie aufgrund seiner Weigerung, an einer von der Hitlerjugend organisierten Vorlesungsreihe zum Jugendrecht teilzunehmen, wird von Hentig mit dem Erstarken nationalsozialistischer Kräfte in der Kieler Universität 1934 seiner dortigen Professur enthoben. Im selben Jahr folgt er dem Ruf nach Bonn auf den Lehrstuhl des (wegen seiner jüdischen Herkunft vertriebenen) Kriminologen Max Grünhut. Am 1. September 1935 erhält er jedoch die Mitteilung seiner Pensionierung, begründet mit seiner nationalbolschewistischen Vergangenheit.

Noch im gleichen Jahr emigriert Hans von Hentig in die USA. Er arbeitet dort zunächst als Assistant Professor an der Law School der Yale University und ab Anfang 1937 als Sachverständiger für den Generalstaatsanwalt in Washington. In den folgenden Jahren ist Hans von Hentig Professor bzw. Mitarbeiter an diversen amerikanischen Universitäten: Zu seinen Stationen gehören die George Norlin University Colorado, die University of Oregon, die University of Iowa und die University of Kansas City. In Colorado beteiligt er sich außerdem an einem groß angelegten Forschungsprojekt zur Kriminalitätsentwicklung, dem Colorado Crime Survey. Einen Ruf an die Universität von Puerto Rico kann er wegen aufenthaltsrechtlicher Probleme nicht annehmen. 1937 erhält Hentig die Charles M. and Martha Hitchcock Professorship an der Universität Berkeley. Hentig schreibt im Exil als politischer Publizist für die SPD-nahe Neue Volkszeitung und gründet zusammen mit dem Theologen Paul Tillich und anderen prominenten Gegnern des Nationalsozialismus im Mai 1944 das Council for a Democratic Germany. Während seiner Emigration wird Hentig permanent von Geldsorgen geplagt und wegen seiner nationalbolschewistischen Vergangenheit vom FBI überwacht. Unter diesen widrigen Umständen schreibt er bis 1947 sein wichtigstes Werk, The Criminal and His Victim, durch das er zu einem Gründervater der Lehre vom Verbrechensopfer (Viktimologie) wird.

Nach Deutschland, in die Bundesrepublik, zurückgekehrt, erhält Hans von Hentig 1951 einen Wiedergutmachungslehrstuhl an der Universität Bonn, wo er bis zu seiner Emeritierung 1955 bleibt. Danach siedelt von Hentig nach Bad Tölz um, wo er bis zu seinem Tod 1974 lebt.

[Bearbeiten] Schriften

  • Der strafrechtliche Schutz des literarischen Eigentums, (1912)
  • Strafrecht und Auslese. Eine Anwendung des Kausalgesetzes auf den rechtsbrechenden Menschen", (1914)
  • Mein Krieg" (1919). Eine historisch hochinteressante autobiographische Darstellung von Hentigs Kriegserinnerungen.
  • Fouché: Ein Beitrag zur Technik der politischen Polizei in nachrevolutionären Perioden, (1919)
  • Über den Zusammenhang von kosmischen, biologischen und sozialen Krisen, (1920)
  • National-Bolschewismus, (1920)
  • Das deutsche Manifest, (1921)
  • Über den Cäsarenwahnsinn, die Krankheiten des Kaisers Tiberius, (1924)
  • Robespierre: Studien zur Psycho-Pathologie d. Machttriebes, (1924)
  • Machiavelli: Studien zur Psychologie des Staatsstreichs und der Staatsgründung, (1924)
  • Wiederaufnahmerecht. Die Wiederaufnahme des Strafverfahrens dogmatisch und rechtsvergleichend dargestellt, (1930)
  • Die Strafe. Ursprung, Zweck, Psychologie, (1. Auflage 1932, 2., erweiterte Auflage in 2 Bänden 1954/55)
  • Eugenik und Kriminalwissenschaft, (1933)
  • „Strafrechtliche Gegenreformation“. In: MKS 24 (1933), S. 235f.
  • „Sturmwarnung“. In: MKS 24 (1933), S. 1-5.
  • „Die Kriminalität des Negers. Ein Beitrag zur Frage: Rechtsbruch und Rasse“. In: Schweizerische Zeitschrift für Strafrecht 52 (1938), S. 34-61.
  • The Criminal and His Victim. Studies in the Sociobiology of Crime, (1948). Dieses Buch gilt als Grundsteinlegung der Viktimologie.
  • Crime. Causes and Conditions, (1947).
  • Zur Psychologie der Einzeldelikte, (4 Bände, 1954/56/57/59)
  • Das Verbrechen, (3 Bände, 1961/62/63).
  • Der Desperado - Ein Beitrag zur Psychologie des regressiven Menschen Berlin 1956 (Kriminalgeschichte des Wilden Westens)
  • Die Kriminalität der lesbischen Frau, (1959, 2. Aufl. 1965)
  • Die Kriminalität des homophilen Mannes, (1960, 2. Aufl. 1966)
  • Soziologie der zoophilen Neigung, (1962)
  • Der nekrotrope Mensch. Vom Totenglauben zur morbiden Totennähe, (1964)
  • Vom Ursprung der Henkersmahlzeit, (1958).
  • Der Friedensschluss. Geist und Technik einer verlorenen Kunst (1952, 1965)
  • Die Besiegten. Zur Psychologie der Masse auf dem Rückzug. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1966, 206 S. (dtv-Taschenbücher; 398)
  • Terror - Zur Psychologie der Machtergreifung (1970).
  • Beiträge zur Verbrechenskunde (1972).

[Bearbeiten] Literatur

(Sekundärliteratur)

  • Louis Dupeux: Nationalbolschewismus in Deutschland 1919-1933. C. H. Beck, München, 1985, ISBN 3-7632-3128-5
  • Richard J. Evans: „Hans von Hentig and the politics of German criminology“. In: Angelika Ebbinghaus / Karl Heinz Roth (Hrsg.): Grenzgänge. Deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts im Spiegel von Publizistik, Rechtsprechung und historischer Forschung. Heinrich Senfft zum 70. Geburtstag. Zu Klampen, Lüneburg 1999, S. 238-264.
  • David von Mayenburg: Kriminologie und Strafrecht zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus : Hans von Hentig (1887-1974). Nomos, Baden-Baden 2006, ISBN 3-8329-1883-3
  • David von Mayenburg: „Der Fall v. Hentig ist recht unerfreulich. Hans von Hentig und die nationalsozialistische Hochschulpolitik“. In: Mathias Schmoeckel (Hrsg.): Die Juristen der Universität Bonn im „Dritten Reich“. Boehlau, Köln / Weimar / Wien 2004, S. 299-345.

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Hans von Hentig – Bilder, Videos und Audiodateien
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