Goldener Steig
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Goldener Steig, auch Guldene Straß oder Goldener Pfad (tschechisch: Zlatá stezka) bezeichnet einen oder mehrere Handelswege, die im Mittelalter Böhmen mit der Donau verbanden. Dabei mussten nach Linz ein, nach Passau zwei Mittelgebirgszüge des Böhmerwaldes bzw. Bayerischen Waldes überquert werden.
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[Bearbeiten] Geschichte
Eine indirekte Ersterwähnung findet sich in einer Urkunde aus dem Jahr 1010. Eine aus dem Jahr 1088 datierte und gefälschte Urkunde des Stiftes Vyšehrad bei Prag erwähnt einen Handelsweg von Prachatice nach Passau, der heute unter dem Namen "Goldener Steig" bekannt ist.
Auf dem goldenen Steig wurden zunächst durch so genannte Säumer mit ihren Lasttieren, später mit Pferd und Wagen Salz (aus Reichenhall, Hallein und anderen Orten bei Salzburg) und andere Handelswaren von den Häfen der Donau in Linz, Passau oder Vilshofen nach Norden ins Böhmische gebracht. Die Rückfracht bestand überwiegend aus Korn aus Böhmen.
Im frühen Mittelalter war die Saline in Reichenhall die leistungsfähigste im Ostalpenraum. Es wird angenommen, dass das für Böhmen bestimmte Reichenhaller Salz ursprünglich auf dem Wasserweg über Salzach und Inn nach Passau und weiter Donau abwärts nach Linz transportiert wurde. Von dort ging es über die alte Handelsstraße nach Budweis. Nach den kriegerischen Einfällen der Ungarn in den damaligen Osten Baierns im 10. Jahrhundert hat man einen weniger gefährlichen Weg direkt von Passau nach Prachatitz in Böhmen gesucht. Dieser wurde 1010 mittelbar urkundlich erwähnt und später ab dem 16. Jht. "Goldener Steig" genannt. Ab etwa 1198 übernahm die Saline Hallein die Marktführerschaft im Salzhandel. Ihre wichtigsten Vertriebswege nach Böhmen verliefen über den Goldenen Steig und die alte Handelsstraße Linz - Budweis. Um 1300 entstand der "Winterberger Weg", der vor Waldkirchen vom Steig nach Prachatitz abzweigte. Vor 1356 wurde noch eine Abzweigung nach Bergreichenstein, wo eine reichhaltige Goldminie gelegen war, angelegt, so dass der Goldene Steig von da an aus drei Strängen bestand. Seine Blütezeit erlebte er im 16. Jahrhundert, nachdem er seit dem ausgehenden 14. Jht. zum internationalen Handelsweg geworden war. Im Jahre 1526 begann die Herrschaft der Habsburger in Böhmen. Mit der drastischen Erhöhung der Einfuhrzölle versuchten sie, das Halleiner Salz vom böhmischen Markt zu verdrängen. Böhmen sollte allein von den habsburgischen Salinen im Salzkammergut mit Salz versorgt werden. Dieses wurde über die Traun nach Linz und weiter über die alte Route nach Budweis transportiert. Das 1706 erlassene Verbot der Einfuhr von Salz aus Passau und Bayern (Halleiner Salz) bedeutete das Ende für den Goldenen Steig. Er verlor immer weiter an Bedeutung, lediglich der Weg nach Winterberg wurde im 18. Jahrhundert zur Fahrstraße ausgebaut.
[Bearbeiten] Routen
[Bearbeiten] Linz
Die wichtigste Route des Goldenen Steigs mit den wenigsten Steigungen war die von Linz (Oberösterreich) über Freistadt zum Moldauknie bei Vyšší Brod (Hohenfurth). Entlang dieser Route wurde ab 1827 von Linz nach České Budějovice (Budweis) die ersten Eisenbahnlinie des europäischen Kontinents gebaut, die Pferdeeisenbahn Linz - Budweis. Ab 1873 mussten für die Umstellung auf Dampfbetrieb große Teile der Bahnlinie neu trassiert werden. Seit den 1990er Jahren gibt es einen Radwanderweg, der Teile der ursprünglichen Bahntrasse benutzt und auch andernorts an historischen Brücken und anderen Hinterlassenschaften der Pferdebahn vorbeikommt.
[Bearbeiten] Passau
Aus dem ehemaligen Hochstift Passau führten drei Steige ins Böhmische. Die seit 1982 ausgewiesenen Themenwanderwege beginnen alle an der Bruckmühle. Ursprünglich zweigten die drei Steige an anderen Orten in der Nähe vom Hauptstrang ab.
- Der untere Goldene Steig oder auch der „Prachatitzer Weg“, ist die älteste Route und führt ab der Bruckmühle bei Röhrnbach über Waldkirchen, Schiefweg, Böhmzwiesel, Fürholz, Grainet und Bischofsreut zur Landesgrenze. Auf tschechischer Seite findet er als gelb markierter „Goldener Salzsteig“ seine Fortsetzung über Böhmisch Röhren(České Žleby) und Wallern (Volary) nach Prachatitz (Prachatice).
- Der mittlere Goldene Steig oder auch der „Winterberger Steig“, der ehemalige Nebenweg verläuft ab Bruckmühle bei Röhrnbach über Hinterschmiding und Herzogsreut bis nach Philippsreut zur Landesgrenze. Mit gelber Markierung geht es weiter über die Landesgrenze in die mittelalterliche Stadt Winterberg (tschechisch: Vimperk).
- Der obere Goldene Steig oder auch der „Bergreichensteiner Weg“, der ehemalige Nebenweg führt ab Röhrnbach über Freyung, Kreuzberg und Mauth bis zum Grenzübergang Finsterau-Buchwald (Bučina).
[Bearbeiten] Gulden Stras
Aus dem Königreich Bayern führte der ehemalige Konkurrenzweg, die Gulden Stras vom damals bayerischen Schärding, wo die Schiffe aus den bayerischen Salinen abluden bzw. von Vilshofen aus nach Bergreichenstein (tschechisch Kašperské Hory). Dieser führte von Vilshofen, wo die Donau überquert wurde, über Albersdorf, Reitern, Garham, nach Eging am See. Von dort über Kneisting, Schlinding], Gingharting und [ntschenreuth nach Hals, unweit der zur Sicherung der Straße errichteten Saldenburg. Von dort führte der Weg weiter über Gumpenreit, Eberhardsreuth und Gehmannsberg in die Stadt Grafenau, das der Lage an diesem Handelsweg sein im Jahre 1376 erlangtes Stadtrecht verdankte. Von dort ging es nach Draxlschlag unweit des Klosters St. Oswald. Hier begann der Aufstieg zum Lusen vorbei an Guglöd nach Waldhäuser, wo unterhalb des Gipfels bei den blauen Säulen die Grenze nach Böhmen überschritten wurde. Hier bestand ein Hochgericht. Zu diesem Zwecke wurde hier auch ein Galgen, sowohl auf bayerischer als auch böhmischer Seite zur Vollstreckung von Todesurteilen errichtet. Von dort ging es über Mader (Modrava) und Innergefild (Horská Kvilda) nach Bergreichenstein.
[Bearbeiten] Säumer in der heutigen Zeit
[Bearbeiten] Säumerfeste
In der Stadt Grafenau und der Gemeinde Grainet erinnern jährliche Säumerfeste an den früheren Handel. In Grafenau werden teilweise Säumerzügen über den gesamten Weg in die Partnerstädte Schärding in Österreich und Kašperské Hory (Bergreichenstein) in Tschechien nachgestellt.
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs bildeten sich zwischen Vielen der durch diese Handelswege verbundenen Städte neue Städtepartnerschaften heraus. So etwa zwischen Freyung und Vimperk, Waldkirchen und Volary, Grafenau und Kasperske Hory oder Passau und České Budějovice.
[Bearbeiten] Straßenverläufe
Die alten Handelswege trugen sehr zur Erschließung dieser ländlichen Gegend bei und sind noch heute an einzelnen Straßenverläufen nachzuvollziehen. Dabei ist die wichtigste verbliebene Verbindung die heutige deutsche B 12 bzw. die angrenzende tschechische R 4, welche aus dem Weg von Passau nach Winterberg entstand.
[Bearbeiten] Wanderwege
Die verschiedenen Wege des Goldenen Steiges sind als Wanderwege ausgeschildert. Hierbei wurde jedoch nicht immer auf den historischen Verlauf geachtet.
Zwischen Grafenau und Waldhäuser ist die Gulden Strass als Wanderweg ausgeschildert. Jedoch ist eine Grenzüberschreitung am ehemaligen Grenzübergang bis heute nicht möglich. Die Gemeinden beiderseits des Lusens bemühen sich um eine Wiedereröffnung dieses Weges. Dies wurde jedoch aus Naturschutzgründen von tschechischer Seite bis auf wenige Ausnahmen, wie im Jahre 2006 als dieser Grenzübergang probeweise an vier Wochenenden geöffnet war, abgelehnt. Aufgrund der zu großen Beeinflussung der örtlichen Auerhahnpopulation wurde nach dieser Testphase einer weiteren Öffnung dieses Grenzübergangs "An den blauen Säulen" nicht zugestimmt.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Paul Praxl: Der Goldene Steig. Morsak-Verlag, Grafenau 1993, ISBN 978-3-87553-420-7.
- "Salz", Katalog zur Salzburger Landesausstellung 1994. Salzb. Landesausstellung.
- "Salz Macht Geschichte", Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 1995. Haus der Bayerischen Geschichte.
- "Wege des Salzes", Kulturgeschichtlicher Wanderführer. Haus d. Bayer. Geschichte, 1995.