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Gesundheitssystem – Wikipedia

Gesundheitssystem

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Gesundheitssystem oder Gesundheitswesen eines Landes umfasst alle Personen, Organisationen, Einrichtungen, Regelungen und Prozesse, deren Aufgabe die Förderung und Erhaltung der Gesundheit sowie die Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten und Verletzungen ist. In Österreich wird hierfür auch der Begriff Sanitätswesen verwendet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ziele

In der wissenschaftlichen Literatur findet man folgende Ziele für ein Gesundheitswesen:[1][2]

  • Chancengleichheit (Zugang zu Gesundheitsleistungen)
  • Leistungsfähigkeit (schnelle und wirksame Behandlung)
  • Bedarfsgerechtigkeit (Problem der Beeinflussung der Nachfrage durch die Anbieter)
  • Wirtschaftlichkeit (Verhältnis von Kosten und Nutzen)
  • Finanzierbarkeit (Preisbildung und Inanspruchnahme von Leistungen)

Im Jahr 2000 legte die Weltgesundheitsorganisation WHO Ziele fest, an denen sie nationale Gesundheitssysteme misst:[3]

  • das Gesundheitsniveau der Bevölkerung,
  • das Eingehen auf Bedürfnisse der Bevölkerung in allgemeineren Fragen wie Würde, Selbstbestimmung, Datenschutz und Kundenorientierung, sowie
  • die gerechte Verteilung der finanziellen Lasten.

2001 definierte auch die EU-Kommission Ziele für Gesundheitswesen und Altenpflege:[4]

  • Zugang für alle,
  • hohe Qualität und
  • langfristige Finanzierbarkeit.

[Bearbeiten] Finanzierungsmodelle

Ein charakteristisches Merkmal eines Gesundheitssystems ist die Art seiner Finanzierung. Es werden grundsätzlich drei Klassen unterschieden:[1]

  • Nationaler Gesundheitsdienst: Finanzierung aus Steuermitteln (z.B. Großbritannien, Irland, Dänemark, Portugal)
  • Sozialversicherungsmodell: Finanzierung über gesetzliche Pflichtversicherung (z.B. Deutschland, Frankreich, Benelux)
  • Privatversicherungsmodell: Finanzierung über freiwillige Krankenversicherung (z.B. USA).

[Bearbeiten] Internationaler Vergleich der Gesundheitsausgaben

Nach den Gesundheitsdaten der OECD waren die Länder mit den höchsten Ausgaben im Gesundheitswesen als Anteil des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2005:[5]

  1. USA: 15,3%
  2. Schweiz: 11,6%
  3. Frankreich: 11,1%
  4. Deutschland: 10,7%
  5. Belgien: 10,3%
  6. Portugal: 10,2%
  7. Österreich: 10,2%
  8. Griechenland: 10,1%
  9. Kanada: 9,8%
  10. Island: 9,5%
  11. Australien (2004/5): 9,5%
  • OECD-Durchschnitt: 9,0%

Rangfolge nach Ausgaben in kaufkraftbereinigten US-Dollar pro Kopf:

  1. USA 6.401
  2. Luxemburg (2004) 5.352
  3. Norwegen 4.364
  4. Schweiz 4.177
  5. Niederlande 4.094
  6. Österreich 3.519
  7. Island 3.443
  8. Belgien 3.389
  9. Frankreich 3.374
  10. Kanada 3.326
  11. Deutschland 3.287
  • OECD-Durchschnitt 2.759

Im Durchschnitt der OECD-Mitgliedsländer wachsen die Gesundheitsausgaben stärker als die Wirtschaftskraft. Die Pro-Kopf-Ausgaben stiegen von 1990 bis 2005 um über 80%, während die Bruttoinlandsprodukte (BIP) pro Kopf nur um 37% wuchsen. Lagen die Gesundheitsausgaben 1970 durchschnittlich noch bei 5% des BIP, war der Anteil 1990 auf 7% angewachsen und stieg bis zum Jahr 2005 weiter auf 9%.

[Bearbeiten] Internationaler Qualitätsvergleich

Die Qualität von Gesundheitssystemen zu beurteilen ist schwierig. So muss beispielsweise ein hoher Anteil an Kranken in der Bevölkerung nicht auf eine schlechte medizinische Versorgung hindeuten. Im Gegenteil wird ein Diabetiker in einem Land mit schlechter medizinischer Versorgung bald sterben und damit aus der Krankenstatistik herausfallen. In einem Land mit guter medizinischer Versorgung hingegen kann er noch lange weiterleben, wird in der Statistik aber als Kranker geführt.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat eine Rangordnung der Gesundheitssysteme ihrer 191 Mitgliedsländer aufgestellt.[3] Verglichen wurde anhand der oben genannten Ziele -- Gesundheitsniveau, Bedürfnisorientierung und Finanzierungsgerechtigkeit -- auf der Grundlage von Daten aus dem Jahr 1997. Die Studie ergab folgende Platzierungen:

  • 1. Frankreich
  • 2. Italien
  • 3. San Marino
  • 4. Andorra
  • 5. Malta
  • 6. Singapur
  • 7. Spanien
  • 8. Oman
  • 9. Österreich
  • 10. Japan
  • 16. Luxemburg
  • 17. Niederlande
  • 18. Großbritannien
  • 20. Schweiz
  • 25. Deutschland
  • 37. USA
  • 50. Polen
  • 144. China

Kritiker werfen der Studie eine zu geringe Datenbasis und eine politische Färbung vor.[6]

[Bearbeiten] Gesundheitssysteme einzelner Länder

[Bearbeiten] Literatur

  • Rita Baur, Andreas Heimer, Silvia Wieseler, Gesundheitssysteme und Reformansätze im internationalen Vergleich, in: Jan Böcken, Martin Butzlaff, Andreas Esche (Hrsg.), Reformen im Gesundheitswesen. Ergebnisse der internationalen Recherche, Verlag Bertelsmann-Stiftung, Gütersloh, 3. Auflage 2001. ISBN 3-89204-515-1.
  • Beske, F.; T. Drabinski; H. Zöllner: Das Gesundheitswesen im internationalen Vergleich – Eine Antwort auf die Kritik. Kiel 2004. ISBN 3-88312-290-4 .
  • Beske, F.; T. Drabinski: Leistungskatalog des Gesundheitswesens im internationalen Vergleich. Eine Analyse von 14 Ländern. Kiel 2005, Bd. I: Struktur, Finanzierung und Gesundheitsleistungen. ISBN 3-88312-330-7. Bd: II: Geldleistungen. ISBN 3-88312-331-5.
  • Dartmouth Medical School. Center for the Evaluative Clinical Sciences: Dartmouth Atlas of Health Care. Regional Differences in Costs and Care. 2007. ISBN 1-55648-171-3 (Homepage)
  • Wolfgang Uwe Eckart, R.Jütte: Das europäische Gesundheitswesen: Gemeinsamkeiten und Unterschiede in historischer Perspektive. Stuttgart 1994.
  • Kurt Fleischhauer: Aufbringung und Verteilung von Mitteln für das Gesundheitswesen. Regelungen und Probleme in Deutschland, Großbritannien und den USA. Freiburg: Alber (2007) (DRZE-Sachstandsberichte, Bd. 6).
  • Bernhard Mann: Krankenhaussoziologie und Gesundheitswesen. Soziologische Revue. Jahrgang 27 (2004) S. 480-491. ISSN 0343-4109.
  • Rolf Rosenbrock, Thomas Gerlinger: Gesundheitspolitik. Eine systematische Einführung, Hans Huber, Bern 2004.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Quellen

  1. a b Willy Oggier: "Vorteile einer Einheitskasse", Schlussbericht im Auftrag des Bundesamtes für Sozialversicherung, 2001.
  2. Markus Grabka: "Alternative Finanzierungsmodelle einer sozialen Krankenversicherung in Deutschland – Methodische Grundlagen und exemplarische Durchführung einer Mikrosimulationsstudie", Dissertation, TU Berlin, 2004, Seite 60.
  3. a b WHO World Health Report 2000 (englisch)
  4. EU-Presseerklärung IP/01/1747 vom 5.12.2001.
  5. OECD Gesundheitsdaten 2007
  6. Hans-Joachim Maes: "World Health Report": Mixtur von harten und weichen Daten Deutsches Ärzteblatt 97, Ausgabe 36 vom 08.09.2000.

[Bearbeiten] Weblinks

  • Healthcaresystems.de: Datenbank für deutschsprachige Literatur zu Gesundheitssystemen in aller Welt.


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