Fulfulde
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Fula Fulfulde, Pulaar | ||
---|---|---|
Gesprochen in |
Mauretanien, Senegal, Mali, Guinea, Burkina Faso, Niger, Nigeria, Kamerun, Gambia
sowie teilweise in: |
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Sprecher | 13-25 Millionen | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache von | keinem | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1: |
ff |
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ISO 639-2: |
ful |
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SIL/ISO 639-3: |
ful (macrolanguage) mit Einzelsprachen: |
Ful (franz.: peul oder peulh, engl:. Fulani) gehört zum atlantischen (auch „westatlantischen“) Zweig der Kongo-Kordofanischen Sprachen. Der östliche Dialekt der Sprache wird Ful oder Fulfulde genannt, der westliche Dialekt oft Poular oder Pulaar.
Eine relativ nah verwandte Sprache ist das Wolof.
Der Language Code ist ff
bzw. ful
(nach ISO 639).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Verbreitung
Ful wird in einem langen Band durch den Sahel und der Savanne vom Senegal und Guinea bis nach Sudan gesprochen. Größere Gebiete, in denen Ful gesprochen wird, sind das Futa Jalon, das Fouta Toro, die Massina im Niger-Binnendelta um Djenné sowie Nordnigeria, Südniger und vor allem Nordkamerun (Hochland von Adamaua), wo es als Lingua franca dient. Das Ful gehört neben dem Hausa zu den weitestverbreiteten Sprachen (West)-Afrikas. Ful wird von ca. 7.300 Personen in kleinen Gruppen im Norden Ghanas gesprochen[1].
[Bearbeiten] Sprachstruktur und Grammatik
Das Ful gehört zu den Sprachen mit Nominalklassensystem, wobei es über 24 Nominalklassen verfügt. Die interessanteste Nominalklasse ist die Personenklasse, die über die Suffixe "o", pl. "'be" verfügt, die in der ganzen Sprachfamilie verbreitet sind und ihr Equivalent in Bantu "mu", pl. "ba" haben und in der Form "Muntu", pl.: "Bantu" Mann. Männer dem ganzen Sprachzweig seinen Namen gaben (bekannt ist dieses Präfix z. B. im Namen "Watussi", eigentlich eine Pluralform von "Tutsi"). Darüber hinaus verfügt das Ful, ähnlich dem in keiner Weise verwandten Keltischen über sogenannte Anlautmutationen (wie auch andere atlantische Sprachen). Typisch für das Fulfulde sind sogenannte Implosiv-Laute.
Anhand des Fulfuldedialekts in Maroua in Nordkamerun lassen sich einige Charakteristika dieser Sprache erklären. Dazu gehören das System der Nominalklassen, die Permutation, das Verbsystem und der Dualismus Verb-Adjektiv.
[Bearbeiten] Das System der Nominalklassen
Keine weitere Sprache in Kamerun kennt ein Nominalklassensystem. Hier zeigt sich die Verwandtschaft des Fulfulde mit den Sprachen des Senegaltales, wie zum Beispiel Wolof oder Serer. Man nimmt an, dass die Fulbe nach ihrer Ankunft in dieser Region (um Christi Geburt) durch den Kontakt mit den ortsansässigen Völkern die Nominalklassen in ihre Sprache integrierten.
Im Fulfulde von Nordkamerun gibt es 22 Nominalklassen, die aktiv verwendet werden. Drei weitere (kal und ngum dienen alle als Diminutive, kol hat nur ein einziges Grundwort) werden nur noch äußerst selten gebraucht. Die einzelnen Klassen werden nach der Permutation des Anfangskonsonanten in 3 Gruppen (Anlautstufen) eingeteilt. In jeder Klasse gibt es 4 mögliche Suffixe, die je nach dem Typ des Wortstamms an diesen angehängt werden. Dies bedeutet, dass ein Wortstamm in allen Klassen immer eine Endung aus derselben Suffixstufe verlangt.
1. Anlautstufe Zu dieser Gruppe gehören die Klassen nde, ndu, nge, ngo, ko und ɓe.
Nde
Nde ist eine große Klasse, in der sich viele Wörter finden, sowohl belebte als auch unbelebte. Die Mehrzahl der Nde-Klasse wird fast ausschließlich über ɗe gebildet. Die Suffixstufen sind -re, -re, -de und -nde
Ndu
Eine fast ebenso große Klasse ist Ndu. Sie besitzt die Suffixstufen -ru, -ru, -du und ndu. Da suudu (das Haus, das Zimmer) in diese Klasse gehört befinden sich hier auch alle anderen Hausarten. Dasselbe trifft ebenfalls auf Vögel (sonndu) zu. Wörter der Klassen Ndu gehen in der Mehrzahl die die Klasse ɗi über.
Nge
Im Kontrast zu den vorangegangenen Klassen hat Nge nur sehr wenige Grundwörter. Zu ihr gehören nagge (dasHausrind), yiite (das Feuer), naange (die Sonne), sowie einige wenige Abstrakta, die auf –ye enden, wie zum Beispiel hinnuye (die Gnade), wasuye (der Ratschlag). Gleichzeitig werden aus diesen wenigen Worten eine Vielzahl von Ableitungen gebildet, denn das Fulfulde ist wie nur wenige Sprachen reich an Worten für Kühe. Die Suffixstufen sind -e, -ye, -ge und -nge. Der Plural wird meist über ɗi gebildet.
Ngo
Zur Klasse Ngo gehören alle geflochtenen Dinge: daago (die Matte), sekko (die Grasmatte), saɓɓo (das Nest), faɗo (die Sandale). Des Weiteren konkrete Wörter wie maayo (der Fluss), wuro (das Dorf), luumo (der Markt) und abstrakte wie suuno (die Habgier) und muuyo (der Wille). Die Suffixstufen lauten -o, -wo, -go und ngo. Der Plural wird je nach Wort mit ɗe oder mit ɗi gebildet.
Ko
Das Stammwort dieser Klasse ist haako (das Blatt (Pflanze), die Sauce). Deshalb enden alle Arten von Blättern, ob von Bäumen, Sträuchern oder Gras in diese Gruppe: ɓokko (Afrikanischer Affenbrotbaum), giligannjaaho (Moringa). Eine der wenigen Ausnahmen dieser Klasse ist hunnduko (der Mund). Der Plural wird entweder über ɗe oder über ɗe gebildet. Die Suffixstufen sind -o, -ko, -ko und -ko.
ɓe
In dieser Klasse befinden sich alle Plurale der Personenklasse 'O. Die Suffixe sind in allen Stufen ɓe, wobei die Wörter, die im Singular auf –jo enden, im Plural zum großen Teil die Endung –'en erhalten z. B. jaamanjo – jaaman'en (der Deutsche, die Deutschen).
2. Anlautstufe
Hierzu gehören die Klassen ngal, ngel, ngol, ki, ɗum, ɗe, ɗi und 'o.
Ngal
Zu den charakteristischen Wörtern dieser Klasse gehören leggal (das Holz) und i¡al (der Knochen). Alle Knochen des Körpers, alle Holzarten, sowie viele aus Holz gemachte Dinge sind hier zu finden: koombowal (das Boot), dammugal (die Tür), koromwal (der Stuhl, der Hocker), balawal (die Schulter), korlal (die Tibia). Einige große Vögel, vor allem Geier, Störche, Reiher und Nashornvögel gehören zur Klasse ngal: dutal (der Wollkopfgeier), nyaalal (der Kuhreiher), gagarammawal (der Sattelstorch), gurɓallowal (der Hornraben). Die Suffixstufen sind -al, -wal, -gal und -ngal. Die Mehrzahl wird meist in der Klasse ɗe gebildet.
Ngel
Ngel ist die am häufigsten gebrauchte Diminutivklasse. Man kann jedes Wort kleiner oder niedlicher erscheinen lassen, indem man es nach ngel transferiert: paatuuru - paatuuyel (das Kätzchen), rawaandu - dawaangel (das Hündchen), maayo - maayel (der Bach), hayre - kaa'el (das Steinchen) Die Suffixstufen lauten -el, -yel, -gel und -ngel. Die Mehrzahl wird ausschließlich in der Klasse kon (dritte Anlautstufe) gebildet.
Ngol
In dieser Klasse finden sich sehr viele konkrete Begriffe, die sich durch ihre Länge auszeichnen: laawol (der Weg), mahol (die Mauer), ɓoggol (der Strick), meetaleewol (der Turban), ngapaleewol (das lange Gewand). Einige abstrakte Begriff aus dieser Klasse sind: kulol (die Angst) oder peewol (die feuchte Kälte). Die Suffixstufen lauten –ol, -wol, -gol und -ngol. Der Plural wird meist in der Klasse ɗi, vereinzelt auch in der Klasse ɗe gebildet.
Ki
Das charakteristische Wort dieser Klasse ist lekki, welches Baum oder Pflanze bedeutet. Da man traditionell Medizin aus Pflanzen herstellt ist die dritte Wortbedeutung Medikament oder Heilmittel. Alle Bäume und Sträucher sind in dieser Klasse zu finden: jaɓɓi (der Tamarindenbaum), gelleehi (die Dumpalme), bantaahi (der weiße Kapokbaum) oder ɓokki (der Affenbrotbaum). Viele spitze oder scharfe Gegenstände haben ihre Heimat ebenfalls in der Klasse ki: laɓi (das Messer), kaafaahi (das Schwert). Die Suffixstufen sind -i, -hi, -ki und -ki. Die Mehrzahl wird zum großen Teil in der Klasse ɗe gebildet.
ɗum
Diese Klasse ist die sogenannte Neutralklasse. Sie beinhaltet viele aus Verben abgeleitete Wörter, die meist abjektivische oder partizipische Bedeutung haben: booɗɗum (gut, schön), garanɗum (die Zukunft), bi'eteeɗum (die Dinge, von denen man gerade spricht), ɗuuɗɗum (viel, zahlreich). Die Klasse ɗum wird auch immer dann verwendet, wenn man beim Sprechen nicht ganz sicher ist, welche Klasse man benutzen soll. Sie wird vor allem von Nichtmuttersprachlern gerne benutzt. Die Suffixstufen sind -um, -jum, -ɗum und -ɗum. Die Mehrzahl wird meist mit ɗe gebildet.
In diesen beiden Klassen findet man alle Plurale der Sachenklassen. Im Ostful, zu dem auch der Dialekt von Maroua gehört, kann man zum Übergang von der Einzahl- zur Mehrzahlklasse folgendes Schema aufstellen:
nde, ngo, ngal, ki und ɗum | Plural mit ɗe |
ndu, nga, nge, ngu | Plural mit ɗi |
ngol, ka, ɗam | Plural meistens mit ɗi |
ndi und ko gehen je zur Hälfte nach ɗe und ɗi |
Die Suffixstufen sind: -e, -je, -ɗe, -ɗe für die Klasse ɗe und -i, -ji, -ɗi und -ɗi für die Klasse -ɗi. Statt der Endungen -e und –i findet man manchmal auch –le oder –li: fattude – pattule (die Stadtviertel), ɓunndu - ɓulli (die Brunnen).
'O
Alle Personensubstantive sind in der Einzahl in der Klasse 'o beheimatet. Hierzu einige Beispiele jeweils mit der Mehrzahl in der Klasse ɓe: gorko - worɓe (der Mann) debbo - rewɓe (die Frau) pullo - fulɓe Wörter, die aus einer Tätigkeit abgeleitet sind enden meist aus –wo: demoowo - remooɓe (der Bauer) von remgo (Ackerbau betreiben) piloowo - filooɓe (der Händler) von filgo (Handel treiben) nyootoowo - nyootooɓe (der Schneider) von nyootugo (nähen) canynyoowo - sanynyooɓe (der Weber) von sanynyugo (weben)
Die Suffixstufen sind -o, -jo, -ɗo und -ɗo. Die Mehrzahl wird nur mit £e gebildet.
In die zweite Anlautstufe gehören noch folgende, wenig gebrauchte Klassen:
Kol
Das einzige echte Substantiv ist nyalahol (das Kalb).
Ngum
Eine Diminutivklasse, die darin verwendeten Wörter als winzig, kümmerlich, kläglich oder geringwertig bezeichnet.
Kal
Eine weitere Diminutivklasse. Sie gibt an, dass etwas in einer geringen Menge vorhanden ist.
3. Anlautstufe
Hierzu gehören die Klassen ndi, nga, ngu, ka, kon und ɗam.
Ndi
Ndi ist die Klasse der Körner. Zu ihr gehören zum Beispiel gawri (die Hirse), maaroori (der Reis), alkamaari (der Weizen) und alles, was man daraus macht: kuroori (das Mehl), nyiiri (der Hirsebrei), mbusiri (der flüssige Hirsebrei). Eine andere große Wortgruppe in dieser Klasse sind männliche Tiere wie agugumri (der Hahn), ngaari (der Stier), njawdi (der Ziegenbock). Des Weiteren nimmt ndi zahlreiche konkrete und abstrakte Wörter auf: comri (die Müdigkeit), pinndi (die Blume), kangeeri (das Gold), ndemri (der Ackerbau). Die Suffixstufen sind -ri, -ri, -di und -ndi. Die Mehrzahl wird je zur Hälfte mit ɗe und ɗi gebildet.
Nga
Die Klasse nga ist eine Augmentativklasse, das heißt sie wird benutzt, um Wörter größer zu machen. Sie beinhaltet vor allem große, oft wilde Tiere wie mbarooga (der Löwe), nyiiwa (der Elefant), tireewa (die Giraffe), aber auch Haustiere wie mbeewa (die Ziege), mbaala (das Schaf) oder ngeelooba (das Kamel). Nga wird ebenfalls benutzt, um aus Verben Substantive zu bilden: wooɗgo - mbooɗeenga (die Güte) teddugo - teddeenga (das Gewicht) Die Suffixstufen sind -a, -wa, -ga und -nga. Die Mehrzahl wird meist mit ɗi gebildet.
Ngu
Auch in der Klasse ngu findet man wieder viele Tiere. Da liingu (der Fisch) hier dazu gehört, werden alle Fische zu ngu gerechnet. Des Weiteren gibt es ngabbu (das Flusspferd), ndaw(u) (der Strauß), puccu (das Pferd), ngilngu (Raupe, Wurm, Made, Larve, Bakterium, Virus). Nahrungsmittel, die unter der Erde wachsen, werden ebenfalls hier eingeordnet: mbiriiwu (die Erdnuss), ɓulumwu (die Yamswurzel), ngalaawu (die Erderbse). Einige abstrakte Begriffe in der Klasse ngu sind nyaw(u) (die Krankheit) und sawtu (die Stimme). Die Suffixstufen sind -u, -wu, -gu und -ngu. die Mehrzahl wird immer über ɗi gebildet.
Ka
Zur Klasse ka kann man keine bestimmte Wortklasse zuordnen. Konkrete Begriffe aus dieser Klasse sind ngesa (das Feld), ngaska (das Loch), sirla (die Hose). Abstrakte Begriffe sind zum Beispiel daliila (der Grund), asama (der Himmel), ɗomka (der Durst), alaama (das Zeichen). Die Suffixstufen sind -a, -ha, -ka und -ka. Die Mehrzahl wird entweder über ɗe oder ɗi gebildet.
Kon
Alle Wörter, die in der Einzahl in der Klasse ngel waren, gehen in der Mehrzahl in die Klasse kon über. Die Suffixstufen sind -on, -hon, -kon und -kon.
ɗam
Die letzte Klasse in dieser Aufzählung ist ɗam, welche alle Flüssigkeiten, Fette und Milchprodukte enthält. Einige Beispiele sind: ndiyam (das Wasser), nebbam (Öl, Benzin), kosam (die Milch), njaram (das Getränk), mbosam (das gelbe Knochenmark), 'yi'yam (das Blut), enɗam (die Muttermilch und übertragen die Mutterliebe). Sukkar (der Zucker) und mannda (das Salz) gehören ebenfalls dazu, da sie sich in Flüssigkeiten auflösen. Die Suffixstufen sind -am, -jam, -ɗam und -ɗam. Der Plural wird meist mit ɗi gebildet.
Tabelle zur Rekapitulation der Substantivklassen
Bedeutung | Anlautstufe | Klassen |
---|---|---|
Sachenklassen - Singular | 1. | nde, ndu, nge, ngo, ko |
Sachenklassen - Singular | 2. | ngal, ngol, ki, ɗum (kol) |
Sachenklassen - Singular | 3. | ndi, nga, ngo, ka, ɗam |
Sachenklassen - Plural | 2. | ɗe und ɗi |
Personenklasse - Singular | 2. | 'o |
Personenklasse - Plural | 1. | ɓe |
Diminutivklassen - Singular | 2. | ngel, (ngum, kal) |
Diminutivklasse - Plural | 3. | kon |
Augmentativklasse - Singular | 3. | nga |
Tabelle zur Rekapitualtion der Suffixstufen (mit je einem Beispiel eines Wortstammes)
Anlautstufe | Klasse | 1. hes- (neu) | 2. woɗ- (rot) | 3. wor- (männlich) | 4. wul- (heiß) |
---|---|---|---|---|---|
1. | nde | hesre | woɗeere | worde | wulnde |
1. | ndu | hesru | woɗeeru | wordu | wulndu |
1. | nge | hese | woɗeeye | worge | wulnge |
1. | ngo | heso | woɗeewo | worgo | wulngo |
1. | ko | heso | woɗeeho | worko | wulko |
1. | ɓe | hes'be | woɗeeɓe | worɓe | wulɓe |
2. | ngal | kesal | boɗeewal | gorgal | gulngal |
2. | ngel | kesel | boɗeeyel | gorgel | gulngel |
2. | ngol | kesol | boɗeewol | gorgol | gulngol |
2. | ki | kesi | boɗeehi | gorki | gulki |
2. | ɗe | kese | boɗeeje | gorɗe | gulɗe |
2. | ɗi | kesi | boɗeeji | gorɗi | gulɗi |
2. | 'o | keso | boɗeejo | gorko * | gulɗo |
2. | ɗum | kesum | boɗeejum | gorɗum | gulɗum |
3. | ndi | kesri | mboɗeeri | ngordi | ngulndi |
3. | nga | kesa | mdoɗeewa | ngorga | ngulnga |
3. | ngu | kesu | mboɗeewu | ngorgu | ngulngu |
3. | ka | kesa | mboɗeeha | ngorka | ngulka |
3. | kon | keson | mboɗeehon | ngorkon | ngulkon |
3. | ɗam | kesam | mboɗeejam | ngorɗam | ngulɗam |
die Wortendung in der dritten Suffixstufe lautet normalerweise -ɗo – die Form hier heißt aber gorko (Mann)
Auch wenn diese Tabelle auf den ersten Blick verwirren mag, so gibt es doch viele Ähnlichkeiten zwischen den Gruppen bezüglich der Suffixstufen:
nde, ndu und ndi |
nge, ngo, nga und ngu |
ko, ki und ka |
ngal, ngel und ngol |
ɗe, ɗi und 'o |
ɗum und ɗam |
[Bearbeiten] Permutation
Ein weiteres Charakteristikum des Fulfulde ist die Permutation. In Bezug auf Sprachen verstehen wir darunter die Veränderung von Lauten eines Wortstammes, je nachdem in welchem grammatikalischen Zusammenhang sie stehen. August Klingenheben schreibt dazu Folgendes: "Ein wichtiges, den grammatischen Aufbau beherrschendes morphologisches Charakteristikum des Ful stellt eine Lautveränderung dar, die wir unter dem Namen Permutation zusammenfassen."
Man unterscheidet als Unterformen die Anlautpermutation, welche beim ersten Laut des Wortes auftritt und entscheidend für die Einordnung ins Nominalklassensystem ist, und die Inlautpermutation, welche den Anlaut der Klassensuffixe bestimmt.
Im Fulfulde gibt es eine Anzahl von Lauten, die der Permutation unterliegen. Dabei unterscheidet man, in wie vielen Anlautsufen die Laute verändert werden.
Dreigliedrige Permutation
1. Anlautstufe | 2. Anlautstufe | 3. Anlautstufe |
---|---|---|
w | b | mb |
w | g | ng |
y | j | nj |
y | g | ng |
r | d | nd |
W und y haben zwei verschiedene Permutationswege. Bei w findet man den Weg über b zu mb zum Beispiel bei wi'go (sagen), wamgo (tanzen) oder weergo (jemanden beherbergen). Der Weg über g nach ng wird unter anderem bei wargo (kommen), wurtaago (herausgehen) und waddugo (bringen) benutzt. Es gibt hier keine klare Regel, um Wortstämme dem Permutationsweg zuzuordnen. Bei y ist dies anders. Folgt dem Vokal ein a, o oder u, so wird der Weg über j zu nj gewählt, wie zum Beispiel bei yargo (trinken), yoofgo (los/fallen lassen) oder yuuwgo (durchbohren). Verben wie yi'go (sehen) oder yettugo (danken) sind Beispiele für die Permutation über g zu ng vor e und i.
Zweigliedrige Permutation
1. Anlautstufe | 2. Anlautstufe | 3. Anlautstufe |
---|---|---|
f | p | p |
h | k | k |
s | c | c |
Es gibt zwei Ausnahmen von diesem System: Die Verben hokkugo (geben) und laarugo (an/zuschauen) permutieren über d zu nd.
Die Permutation tritt in verschiedenen Zusammenhängen auf.
Permutation bei Verben
Da im Fulfulde die Endungen des konjugierten Verbs für alle Personen dieselben sind, dient die Permutation zur Unterscheidung zwischen den Personen des Singular und des Plural.
Mi wi'i - ɓe mbi'i | ich sagte – sie sagten |
O wari – on ngari | er/sie kam – ihr kamt |
A yaran – en njaran | du wirst trinken – wir (inkl.) werden trinken |
Mi yi'i – min ngi'i | ich sah – wir (exkl.) sahen |
Moota ranwi – defte ndanwi | das Auto ist weiß – die Bücher sind weiß |
A foofi - ɓe poofi | du atmetest – sie atmeten |
O huli – on kuli | er hatte Angst – ihr hattet Angst |
Mi soodi – en coodi | ich kaufte – wir (inkl.) kauften |
Die Eingangskonsonanten b, d, g und j unterliegen nicht der Permutation, werden jedoch im Plural der Verben pränasalisiert (ein Nasallaut wird dem Konsonanten vorangestellt):
Mi dilli - ɓe ndilli | ich ging fort – sie gingen fort |
A jalan – on njalan | du wirst lachen – sie werden lachen |
Permutation bei Substantiven
Jedes Substantiv geht beim Wechsel vom Singular zum Plural in eine neue Klasse über. Damit geht in den meisten Fällen ein Wechsel der Anlautstufe einher und somit auch eine Anlautpermutation. Verschiedene substantivische Ableitungen eines Wortstammes können ebenfalls in verschiedenen Klassen mit unterschiedlichen Anlautpermutationen auftreten.
Singular | Klasse | Plural | Klasse | Bedeutung |
---|---|---|---|---|
wamnde | nde | bamɗe | ɗe | Esel |
wookaandu | ndu | gookaali | ɗi | Schrei |
jurumɗo | 'o | yurumɓe | ɓe | erbarmungswürdige Person |
yenaande | nde | genaale | ɗe | Grab, Grabstätte |
hasre | nde | kase | ɗe | Haufen, Stapel |
pemmboowo | 'o | femmbooɓe | ɓe | Barbier, Haarschneider |
sonndu | ndu | colli | ɗi | Vogel |
demoowo | 'o | remooɓe | ɓe | Ackerbauer |
Als Beispiel für die Ableitung in verschiedenen Klassen soll uns die Wurzel SAS- dienen:
caski | der Baum Faidherbia albida |
sasre | die Frucht des Baumes |
casal | das Holz des Baumes |
casol | die Wurzel des Baumes |
casɗe | Plural für Bäume, Holz und Früchte |
[Bearbeiten] Die Sprecher
Das Ful wird in mehreren Staaten der Sahara und des Sahel gesprochen:
- Den "Bororo" oder im pl.: "Wororbe", die bis heute nur wenig islamisiert sind und einen recht ursprünglichen Rindernomadismus betreiben und in Mali und Niger anzutreffen sind.
- Den Toukoulor (Tukulor) in Mauretanien und Senegal.
- den sogenannten Haus-Fulbe die mit Usman dan Fodio die Stadtstaaten Nordnigerias erobert haben, einem strengen Islam anhängen und heute immer mehr in den Hausa aufgehen.
- der Bevölkerung Nordkameruns, die ein grammatisch vereinfachtes Fulfulde als Lingua franca gebraucht, jedoch ihre ethnische Identität meist bewahrt.
- Übersichtskarte Verteilung der Fulbe (Peul, Halpoular): http://www.worldtrek.org/odyssey/africa/091899/gifs/fulani.gif
[Bearbeiten] Forschung
Die sogenannte Fulistik ist heute ein Teil der Afrikanistik, der auf August Klingenheben, den Begründer der Fulistik zurückgeht.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- August Klingenheben: Die Sprache der Ful. J. J. Augustin, Hamburg 1963, ISBN 3870300418
Klingenheben beschreibt den Dialekt der Region Yoola (Ostnigeria, Adamawa Province).
Es gibt weitere Bücher, die sich mit verschiedenen Dialekten des Fulfulde beschäftigen. Einige davon sind eher linguistischer Natur, andere sind eher Sprachkurse. Wer des Französischen mächtig ist, dem seien die Bücher von Père Dominique Noye empfohlen. Er hat nicht nur einen Sprachkurs des Diamaré-Dialektes herausgegeben, sondern auch Sprichworte und Geschichten gesammelt.