Deutsche Sprachwelt
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
|
Die Deutsche Sprachwelt (DSW) ist eine unabhängige, überregionale Zeitschrift für Sprachpflege. Herausgeber ist der Verein für Sprachpflege e. V. (VfS). Die DSW tritt für die Erhaltung einer lebendigen deutschen Sprache ein und fordert allgemein bessere Verständlichkeit in der Sprache. Besonders wendet sie sich gegen einen übertriebenen Gebrauch von Anglizismen und gegen die Rechtschreibreform. Chefredakteur ist Thomas Paulwitz.
Die Deutsche Sprachwelt wird kostenlos abgegeben und finanziert sich vor allem aus Spenden. Sie erscheint vierteljährlich in einer gedruckten Fassung mit eigenen Ausgaben in Deutschland und in Österreich und veröffentlicht aktuelle Nachrichten zur Sprache im Internet. Laut einer DSW-Leserbefragung aus dem Jahr 2002 erreicht die Zeitschrift etwa 80.000 Leser; eine unabhängige Erhebung der IVW liegt jedoch nicht vor. Die DSW erscheint in traditioneller Rechtschreibung.
Inhaltsverzeichnis |
Plattformgedanke
Die Deutsche Sprachwelt bezeichnet sich als „Plattform für alle, die Sprache lieben“. Das äußert sich zum einen in der Zusammenarbeit mit anderen Sprachvereinen, etwa mit der Aktion Deutsche Sprache (Hannover), dem Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege, dem Bund für deutsche Schrift und Sprache[1] oder dem Sprachrettungsklub Bautzen/Oberlausitz. Im Januar 2007 wirkte die Zeitschrift an der Wiedergründung der Fruchtbringenden Gesellschaft mit, in der sich mehrere Sprachvereine sammeln.[2] Ein weiteres Beispiel für die Zusammenarbeit ist die Mitarbeit von Thomas Paulwitz als Sprachkritiker und Sprachpfleger im Sprachausschuss des Pegnesischen Blumenordens in Nürnberg.
Zum anderen äußern sich in der DSW Sprachschützer, Sprachwissenschaftler, Schriftsteller, Lehrer und Politiker, so dass Sprachpflege, Sprachkritik, Sprachpolitik und Sprachwissenschaft aufeinandertreffen. Außerdem will die DSW auch diejenigen erreichen, die sich nicht in einem Sprachverein organisieren wollen.[3]
Die Gesellschaft für deutsche Sprache skizziert den Plattformgedanken folgendermaßen: „Die Deutsche Sprachwelt will offenbar ein möglichst breites Spektrum sprachpflegerischer Bemühungen darstellen und nennt daher auch Institutionen und Initiativen mit unterschiedlicher, mitunter konkurrierender Ausrichtung. Daneben finden sich allgemein abgefasste Artikel zu Sprachthemen, die Auswahl beschränkt sich dabei nicht auf die deutsche Sprache, es werden auch Informationen zu anderen europäischen und außereuropäischen Sprachen vermittelt.“[4]
Nicht alle fühlen sich jedoch von dem Plattformgedanken angesprochen. Das Verhältnis zwischen dem bekanntesten deutschen Sprachverein und der bekanntesten deutschen Sprachzeitung ist widersprüchlich. Der Bundesvorstand des Vereins Deutsche Sprache (VDS) hat die DSW „als Trittbrettfahrer bei VDS-Aktionen“ bezeichnet und gewarnt: „Jede Spende an diese Adresse geht unserer Sache verloren.“[5] Im Widerspruch dazu steht die gelegentliche Zusammenarbeit des VDS mit der DSW, etwa bei der Unterschriftensammlung für Deutsch als gleichberechtigte Arbeitssprache in der Europäischen Union: „Wir danken allen Unterschriftensammlern und Unterschriftsleistenden für ihren Einsatz und der DSW für ihre Unterstützung.“[6] Daneben treten Vorstandsmitglieder und Regionalleiter des VDS als Autoren und Mitarbeiter der DSW auf.[7][8]
Autoren
Zu den Autoren der Deutschen Sprachwelt zählen Sprachwissenschaftler, Politiker, Schriftsteller und Dichter (wie Reiner Kunze) und Lehrer (wie Josef Kraus).
Sprachwissenschaftler
Unter anderem schrieben diese Sprachwissenschaftler (in alphabetischer Reihenfolge) für die Deutsche Sprachwelt:
- Theodor Ickler, Universität Erlangen-Nürnberg
- Horst Haider Munske, Universität Erlangen-Nürnberg
- Heinz Dieter Pohl, Universität Klagenfurt
- Dagmar Schmauks, Universität Berlin
- Heinz-Günter Schmitz, Universität Kiel
- Hermann Zabel, Technische Universität Dortmund
Politiker
Unter anderem äußerten sich diese Politiker (in alphabetischer Reihenfolge) in der Deutschen Sprachwelt:
- Maria Böhmer (CDU), Staatsministerin, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration
- Ulrike Flach (FDP)
- Karl Freller (CSU), Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus
- Reiner Haseloff (CDU), Minister für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt
- Sieghard Kosel (PDS)
- Oskar Lafontaine (Die Linke), ehemaliger SPD-Bundesvorsitzender und Fraktionsvorsitzender der Linkspartei im Bundestag
- Martin Schulz (SPD), Vorsitzender der Fraktion der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE) im Europäischen Parlament
- Erika Steinbach (CDU), Bundesvorstandsmitglied der CDU
- Christian Wulff (CDU), Ministerpräsident von Niedersachsen
Aktionen
Aufrufe und Kampagnen
Die DSW verfasst immer wieder Aufrufe, etwa zur Auswechslung der Fußballkommentatoren im Fernsehen (2004), zum „Sprachfasten“ (2005) und startet Kampagnen wie die Aktion „Deutschpflicht für Politiker“ (2006).
Wettbewerbe
Die Deutsche Sprachwelt veranstaltet auch Nachwuchswettbewerbe, mit denen die deutsche Sprache gefördert werden soll. Im Jahr 2006 schrieb sie den Wettbewerb für Fußballkommentatoren „Sport ist Wort“ aus, den der Münchner Sportstudent Frank Hanauer gewann.[9] 2007 sucht die Zeitschrift im Rahmen der von ihr zum 175. Todesjahr Goethes mitorganisierten Veranstaltungsreihe „Goethe lebt“ Dichternachwuchs.[10]
Sprachwahrer des Jahres
Die Deutsche Sprachwelt hat das Wort „Sprachwahrer“ bekannt gemacht. Seit dem Jahr 2000 kürt die Leserschaft der DSW alljährlich die Sprachwahrer des Jahres, um einen in ihren Augen vorbildlichen Einsatz für die deutsche Sprache zu würdigen. Die bisherigen Preisträger sind:
- 2000: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Peter Vogelgesang, Karl-Heinz Requard
- 2001: Martin Mosebach, Theodor Ickler, Pforzheimer Versandhandel
- 2002: Reiner Kunze, Harald Schmidt, Katharina Burkhardt
- 2003: Deutschsprachige Universität Budapest, Präsidenten der deutschen Akademien, Regionalgruppe Stuttgart des Vereins Deutsche Sprache
- 2004: Mathias Döpfner, Karin Pfeiffer-Stolz, Bastian Sick
- 2005: Stadt Mühlhausen in Thüringen, Josephine Ahrens, Papst Benedikt XVI.
- 2006: Edda Moser, Natascha Kampusch, die Kundenzeitschrift „Centaur“ der Drogeriekette Rossmann[11]
- 2007: Porsche AG, Rolf Zuckowski, Initiative Sprachlicher Verbraucherschutz
Sprachsünder-Ecke
Seit Sommer 2005 (Ausgabe 20) veröffentlicht die DSW in jeder Ausgabe eine „Sprachsünder-Ecke“ und ruft ihre Leser auf, die „Sprachsünder“ zu einem gepflegteren Deutsch aufzufordern. Bisher standen in der Sprachsünder-Ecke:
- 2005: Deutsche Telekom, Deutsche Bahn, Günther Oettinger
- 2006: Robert-Koch-Institut, Norisbank, Ministerriege Nordrhein-Westfalens, nochmals Deutsche Telekom
- 2007: Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS), Österreichische Bundesregierung, Duden-Redaktion, Langenscheidt
- 2008: BASF
Sprachwelt-Briefmarken
Zum „Welttag der Muttersprache“ 2004 gab die DSW in einer Auflage von 10.000 Stück eine eigene, für Österreich vollgültige Briefmarke heraus, „als Antwort auf das Kauderwelsch bei der Deutschen Post“.[12] Noch im selben Jahr folgte eine weitere Marke mit der Aufschrift „X-Mas? Nein danke! Wir feiern besinnliche Weihnachten“.[13]
Sprachpolitische Forderungen
Zum „Tag der deutschen Sprache“ 2003 veröffentlichte die DSW „zehn sprachpolitische Forderungen“:
- Deutsch muss im öffentlichen Raum die vorrangige Sprache sein.
- Die Unterrichtssprache in Schulen und Hochschulen ist Deutsch. Deutsch muss nationale Wissenschaftssprache sein.
- Die deutsche Rechtschreibung muss einheitlich geregelt sein.
- Deutsch muss in der Europäischen Union Arbeits- und Veröffentlichungssprache sein.
- Die deutschen Mundarten und die deutsche Schrift sind besonders zu schützen.
- Die Beherrschung der deutschen Sprache ist Voraussetzung für Einbürgerung und langfristigen Aufenthalt.
- Bildung und Familie müssen gefördert werden, um die deutsche Sprache zu stärken.
- Die deutsche Sprache muss auch im Ausland gefördert werden.
- Die deutsche Sprache ist vor politischem Missbrauch zu schützen.
- Ein neuer Deutscher Sprachrat betreut die Erfüllung dieser Forderungen.
Position
Die Deutsche Sprachwelt bezeichnet sich als „unabhängig und überparteilich“.[14] In der DSW schreiben Politiker verschiedener Parteien des demokratischen Spektrums. Extremistische Sichtweisen sind in den Veröffentlichungen der DSW noch nicht aufgefallen. Der Chefredakteur der Deutschen Sprachwelt, Thomas Paulwitz, distanzierte sich im Mai 2006 von der NPD.[15] Dennoch gibt es gelegentlich Vorwürfe, auch am rechten politischen Rand aktiv zu sein. Theodor Ickler hat sich aus politischen Gründen u.a. von der Deutschen Sprachwelt distanziert: „Meine Abgrenzung zur Jungen Freiheit und zur Deutschen Sprachwelt (entgegen meiner früheren, längst als falsch erkannten Offenheit nach allen Seiten) ist politisch motiviert. Ich habe mit der Rechten nichts zu tun.“[16] „Eine Fülle von Reaktionen“[17] verursachte andererseits der DSW-Artikel „Korruption des Denkens“ von Oskar Lafontaine.[18] Während die einen Leser den Abdruck lobten, „daß die DEUTSCHE SPRACHWELT unabhängig und ausgewogen zu berichten weiß und daß das Eintreten für unsere Sprache nicht ideologisch und rechtskonservativ eingefärbt sein muß“ (Alfred Bielefeld),[17] fühlten sich andere Leser abgestoßen: „Aus einem Mitstreiter und Unterstützer ist nun ein Gegner geworden“ (Erwin H. Kleine).[17] Dem DSW-Chefredakteur Thomas Paulwitz wurde 2006 der von der Wochenzeitung Junge Freiheit, für die er selber regelmäßig schreibt, mitvergebene Gerhard-Löwenthal-Preis [19] zuerkannt.
Weblinks
ISSN: 1439-8834
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. zum Beispiel die Vereinszeitschrift „Die deutsche Schrift“ 4/2006, Seite 32, Stichwort: „Zusammenarbeit“
- ↑ „Fruchtbringende Gesellschaft“ neu gegründet, RBW-Regionalfernsehen, 22. Januar 2007
- ↑ „Die DSW erreicht in hohem Maß nicht-vereinsgebundene Sprachinteressierte“ (Hans-Manfred Niedetzky, Spitzennoten für die Sprachzeitung)
- ↑ Silke Wiechers, „Wir sind das Sprachvolk“ – aktuelle Bestrebungen von Sprachvereinen und -initiativen, in: Muttersprache – Vierteljahresschrift für deutsche Sprache, 111 (Juni 2001), Heft 2, Seite 147-162.
- ↑ Verein Deutsche Sprache: Mitteilungen aus der VDS-Zentrale, in: Sprach-Nachrichten Nr. 25 / Januar 2005, S.19.
- ↑ Diethold Tietz: Zwischenstand zur EU-Unterschriftensammlung, 26.09.2004, auf: www.vds-ev.de (23. August 2006) Der Hinweis auf die Zusammenarbeit ist mittlerweile entfernt worden (9. Oktober 2006). Siehe aber auch hier.
- ↑ Für gutes Deutsch im Einsatz. Sprachwelt-Mitarbeiter Wolfgang Hildebrandt (Regionalleiter im VDS), in: Deutsche Sprachwelt 23, Frühling 2006
- ↑ Gerd Schrammen / Hermann H. Dieter (Bundesvorstandsmitglieder des „Vereins Deutsche Sprache“: VDS-Argumente zur deutschen Sprache, in: Deutsche Sprachwelt 5, September 2001
- ↑ Kommentieren statt labern. Ersatz für Beckmann gefunden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Juni 2006
- ↑ Wettbewerbsbeschreibung
- ↑ Goethes 175. Todestag: Mehr Licht ins Sprachdunkel, Deutsche Sprachwelt, 19. März 2007
- ↑ Posttip (10.02.2004)
- ↑ www.feierabend.com
- ↑ vgl. Deutsche Sprachwelt, Ausgabe 24, Sommer 2006, Seite 1
- ↑ Aktion „Deutschpflicht für Politiker“ bleibt streng überparteilich (21. Juli 2006)
- ↑ Theodor Ickler: Mein Rechtschreibtagebuch, Eintrag vom 05. August 2005 um 06:57 Uhr (12. Juli 2006)
- ↑ a b c Wirbel um Lafontaine, in: Deutsche Sprachwelt, Ausgabe 21, Herbst 2005
- ↑ Oskar Lafontaine, Korruption des Denkens – Mit der Sprache wird die Ideologie des angelsächsischen Neoliberalismus übernommen, in: Deutsche Sprachwelt, Ausgabe 20, Sommer 2005.
- ↑ Gerhard-Löwenthal-Preis