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Burggrafschaft Nürnberg – Wikipedia

Burggrafschaft Nürnberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Burggrafschaft Nürnberg war ein mittelalterliches Territorium im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Entstehung und geschichtliche Entwicklung

Die Anfänge der Burggrafschaft Nürnberg gehen auf eine königliche Reichsburg zurück, die in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts auf einem Sandsteinfelsen nahe der Pegnitz errichtet worden war. Vermutlich um ca. 1040 hatte König Heinrich III. den Bau dieser Burganlage veranlasst. Mit der Schaffung dieses im Bannbezirk des Reichswaldes gelegenen Stützpunktes hatte er die Absicht verfolgt, den Einfluss des Bistums Bamberg wenigstens etwas zurückzudrängen. Denn seine Vorgänger hatten das Bistum mit allzu großzügigen Schenkungen ausgestattet und damit weite Teile des fränkischen Raums der königlichen Herrschaft entzogen.

Um das Jahr 1105 wurden die aus einem niederösterreichischen Geschlecht stammenden Grafen von Raabs mit der Burg belehnt und als Burggrafen von Nürnberg eingesetzt. In der Folgezeit schufen sie die Grundlage für ein umfangreiches Reichsterritorium, das mit der Zeit um die Burg entstand und dann als die Burggrafschaft Nürnberg bezeichnet wurde.

Als mit Konrad II. von Raabs um 1190 der letzte Graf von Raabs ohne männliche Nachkommen starb, trat sein Schwiegersohn Friedrich I. von Zollern seine Erbschaft an. Vermutlich noch im Jahr 1191 wurde er von König Heinrich VI. mit dem Burggrafenamt belehnt. Mit ihm traten die Grafen von Zollern die Herrschaft in der Burggrafschaft Nürnberg an, die sie 1427 an die Reichsstadt Nürnberg verkauften. Das Territorium (bzw. die später daraus entstandenen Fürstentümern), das die Zollern während ihrer Zeit als Burggrafen erwarben und in der Folgezeit mehrten, regierten sie (bzw. zeitweilig einige ihrer Seitenlinien) bis zum Ende des alten Reiches 1806. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts bezeichneten sich die Zollern als Hohenzollern.

Durch eine geschickte Erwerbungspolitik bauten die Hohenzollern ihr Herrschaftsgebiet vor allem im Gebiet des heutigen Mittel- und Oberfranken zielstrebig aus. Durch die Beerbung der Grafen von Abenberg gelangten sie in den Besitz von deren Stammburg Abenberg, von Cadolzburg, des alten Königsguts Riedfeld (der Keimzelle von Neustadt an der Aisch) und vor allem auch zur Schirmherrschaft über das Kloster Heilsbronn. Ebenfalls durch Erbschaft kamen sie 1248 mit Bayreuth in den Besitz des nordöstlichen Teils der oberfränkischen Besitzungen der Grafen von Andechs-Meranien. Eine vorbildliche Finanzpolitik ermöglichte den Hohenzollern weitere umfangreiche Neuerwerbungen. 1285 gelangte Wunsiedel in ihren Besitz, 1292 Arzberg, 1338 Schauenstein-Helmbrechts, 1373 Münchberg, 1377 Hof und schließlich 1412 Selb. Damit erweiterten sie das sogenannte obergebirgische Land rasch zu einem relativ geschlossenem Territorium.

Auch im untergebirgischen Land gelang es den Hohenzollern in wenigen Jahrzehnten, einen umfangreichen Gebietszuwachs zu erzielen. 1331 erlangten sie die Vogtei über die spätere Residenzstadt Ansbach. Weitere Erwerbungen waren die Städte und Märkte Feuchtwangen, Uffenheim, Crailsheim, Creglingen, Kitzingen, Marktsteft, sowie Schwabach, Leutershausen und Gunzenhausen.

Bereits 1273 war den Hohenzollern von Rudolf I. von Habsburg das kaiserliche Landgericht in Nürnberg verliehen worden. Für die Hohenzollern entwickelte es sich zu einem der wichtigsten Instrumente ihres politischen Einflusses. Im 15. Jahrhundert wurde es in den neuen Regierungssitz Ansbach verlegt.

Die immer größeren Machtansprüche der Hohenzollern brachten sie zunehmend aber auch in Konflikt mit anderen Reichsständen, wie den bayerischen Wittelsbachern, dem Bischof von Würzburg und der Freien Reichsstadt Nürnberg. 1420 eskalierten diese Auseinandersetzungen in der Zerstörung der Nürnberger Burggrafenburg durch Truppen des Herzogs Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt. Die Burggrafenburg wurde danach von den Hohenzollern nicht mehr wiederaufgebaut, sondern 1427, mitsamt dem Burggrafenamt, an die Reichsstadt Nürnberg verkauft. Obwohl die fränkischen Hohenzollern auch danach noch den Namenszusatz Burggraf zu Nürnberg in ihrem Titel führten, bedeutete dieser Verkauf letztendlich doch das Ende der staatsrechtlichen Existenz der Burggrafschaft Nürnberg. Aus ihrem Territorium gingen in der Folgezeit die beiden hohenzollernschen Markgraftümer Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Kulmbach hervor.

In der weiteren Entwicklung kamen die ehemaligen Nürnberger Burggrafen aus dem Hause Zollern, über den in Ansbach geborenen Albrecht von Brandenburg-Ansbach, an Preußen. Albrecht von Brandenburg-Ansbach, der 1511 zum letzten Hochmeister des Deutschen Ordens im Deutschordensland gewählt wurde, säkularisierte dieses 1525 zu einem erblichen Herzogtum aus dem später das Königreich Preußen entstand, deren Könige von 1871 bis 1919 die Kaiser des Deutschen Reich stellten.

[Bearbeiten] Die Burggrafen

(Hinweis: Die Regierungszeit der Burggrafen wird jeweils vor ihrem Namen angegeben, ihr Geburts- und Sterbejahr danach. Literaturangaben zu den Burggrafen sind teilweise uneinheitlich, bei den Grafen von Raabs gelegentlich auch widersprüchlich. Ergänzende biografische Informationen sind nur dann beigefügt, wenn noch kein eigener Artikel existiert.)

Aus dem Geschlecht der Grafen von Raabs:

Wappen der Hohenzollern als Burggrafen
Wappen der Hohenzollern als Burggrafen

Aus dem Haus Hohenzollern:

[Bearbeiten] Geografie

[Bearbeiten] Territoriale Gliederung

Bereits von 1357 bis 1361 war es zu einer ersten kurzfristigen Teilung der Burggrafschaft Nürnberg gekommen. 1397 fand eine erneute Zweiteilung des Gebietes statt, die zunächst aber ebenso vorübergehend blieb und bis zum Jahr 1420 andauerte. Mit dieser Teilung entstanden zwei neue Territorien, das obergebirgische und das untergebirgische Land. Mit dem Gebirge, auf das sich die Namen der beiden Gebiete bezog, war das Muggendorfer Gebirge gemeint, die damals übliche Bezeichnung der Fränkischen Schweiz.

[Bearbeiten] Obergebirgisches Land

Das obergebirgische Land lag hauptsächlich im Gebiet des heutigen Oberfranken. Dieser Landesteil wurde auch Land auf dem Gebirge und in Vogtland genannt. 1437 wurden diesem Gebiet erstmalig auch einige untergebirgische Ämter (Neustadt a. d. Aisch, Dachsbach, Emskirchen, Wernsberg, Rennhofen, Hagenbüchach) angegliedert, die später als das Unterland des obergebirgischen Landesteils bezeichnet wurden. Nach dieser Gebietserweiterung wurde der hauptsächlich in Oberfranken gelegene Teil das Oberland genannt. Der Hauptort des obergebirgischen Landes war anfangs Bayreuth, der Regierungssitz wurde jedoch später auf die oberhalb von Kulmbach gelegene Plassenburg verlegt. Aus dem obergebirgischen Land entwickelte sich in der Folgezeit das Fürstentum Kulmbach – ab 1604 bezeichnet als Fürstentum Bayreuth. Es werden auch die Bezeichnungen Brandenburg-Kulmbach und später Brandenburg-Bayreuth verwendet.

[Bearbeiten] Untergebirgisches Land

Das untergebirgische Land hatte seinen geografischen Schwerpunkt im heutigen Mittelfranken und wurde auch als das sogenannte Land zu Franken bezeichnet. Nach der 1437 erfolgten Übergabe einiger Ämter an den obergebirgischen Landesteil wurde es auch als das sogenannte Niederland bezeichnet. Die Residenzstadt des untergebirgischen Landes war zunächst Cadolzburg, seit 1385 Ansbach. Aus dem untergebirgischen Land entwickelte sich in der Folgezeit das Fürstentum Ansbach (auch Brandenburg-Ansbach).

[Bearbeiten] Literatur

  • Sigmund Benker, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. Begründet von Max Spindler. 3. Auflage. Beck, München 1997. ISBN 3-406-39451-5
  • Max Spindler, Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Bayerischer Schulbuch-Verlag, München 1969
  • Gerhard Taddey: Lexikon der deutschen Geschichte. 3. Auflage. Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-81303-3
  • Markus Twellenkamp: Die Burggrafen von Nürnberg und das deutsche Königtum (1273–1417). (= Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landgeschichte; Band 54). Korn und Berg, Nürnberg 1994, ISBN 3-87432-129-0 (zugl. Dissertation, Universität Bonn 1993)
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