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Britisch-Indien – Wikipedia

Britisch-Indien

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Flagge Britisch-Indiens
Flagge Britisch-Indiens

Britisch-Indien (alternative Englisch/Sanskrit Bezeichnungen: British Raj und ab 1876 Indian Empire) war die Bezeichnung für die von 1858 bis 1947 unter direkter britischer Kolonialherrschaft stehenden Länder des indischen Subkontinents bzw. das heutige Indien, Pakistan, Bangladesch. Von 1886 bis 1937 war auch Birma (heute Myanmar) Teil Britisch-Indiens. Darüber hinaus unterstanden der britisch-indischen Verwaltung auch einige Stützpunkte auf der arabischen Halbinsel, besonders Aden.

Die Engländer hatten schon im 17. Jahrhundert erste Handelsstützpunkte gegründet. Im 18. Jahrhundert stieg die Britische Ostindien-Kompanie zur führenden Macht des Subkontinents auf, agierte aber offiziell im Namen des indischen Großmoguls. Nach dem Sepoy-Aufstand 1857 wurden ihre Rechte 1858 mit dem Government of India Act an die britische Krone übertragen. 1877 wurde das Kaiserreich Indien (Indian Empire) in Personalunion mit Großbritannien proklamiert. Die britische Herrschaft endete 1947 mit der Unabhängigkeit der beiden Nachfolgestaaten Indien und Pakistan.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Ausgangssituation

Nach dem Zerfall der Mogulmacht unter Aurangzeb im Jahr 1707 stieg das Reich der Marathen (1674–1818, gegründet von Shivaji) in Südwestindien auf. Die Marathen waren die letzte indische Großmacht vor der britischen Herrschaft, neben ihnen spielten noch die Machthaber von Hyderabad und Mysore eine Rolle in der indischen Politik, wobei die Fiktion eines weiter bestehenden Mogulreiches bis 1857 aufrechterhalten wurde, weil es den legalen Rahmen jeder Herrschaft bildete.

[Bearbeiten] Die ostindische Kompanie

Britische Ostindien-Kompanie

In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts dehnten die Briten bzw. die Britische Ostindien-Kompanie nach Verdrängung der Franzosen (Karnataka-Kriege) und Portugiesen (Goa) ihren Machtbereich in Indien aus. Zunächst sicherten sie unter Robert Clive nur ihre Handelsinteressen in Bengalen ab. Doch aus einem reinen Engagement im Handel wurden schnell auch handfeste Machtinteressen. Die Kompanie mischte sich in die Streitigkeiten der indischen Fürsten ein (Schlacht bei Plassey 1757) und übernahm das Steuerprivileg in Bengalen von den Mogulkaisern. 1758 hatte es Clive noch abgelehnt, 1765 nahm er es an.

Bald erwiesen sie sich als ehrgeizige und flexible Machthaber. 1769 kam Warren Hastings, er wurde 1771 Gouverneur von Bengalen und wies seine Leute an, die Verwaltung zu übernehmen: zuvor hatte sich die Kompanie immer hinter der fiktiv aufrechterhaltenen Herrschaft des Nawabs versteckt. Er und seine Nachfolger verknüpften indische Soldaten mit europäischer Kriegsführung und britische Handelsgewinne mit indischen Steuern, bekämpften die (bei Indern und Briten gleichermaßen weitverbreitete) Korruption, schlossen Schutzverträge ab und übernahmen Landstrich um Landstrich. Wo sie nicht selbst an der Macht waren, dienten Beamte der Ostindien-Kompanie als Berater.

Die Briten konnten dabei mit dem Amt des Generalgouverneurs und seines Beratungsgremiums (1773, nach 1784 dann ein Aufsichtsrat in London) eine einheitliche Politik organisieren. Auf der Gegenseite stand ein von vielen Konflikten zerrissenes Indien, in dem sich immer eine Partei fand, die bereit war, aus niederen Beweggründen mit den Engländern zu paktieren. Der technologische Vorsprung durch die industrielle Revolution trat hinzu und seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts konnte die Ostindische Kompanie so immer weitere Teile Indiens unter ihre Kontrolle bringen. 1803 fiel Delhi an die Briten, damit unterstand auch der Mogulkaiser (nach wie vor der fiktive Herrscher Indiens) deren Kontrolle.

Mit den zunehmenden Eroberungen wurde die Kompanie aber selbst immer desorganisierter. Ihre Angestellten wurden über die Bestechungsgelder der indischen Fürsten und den Privathandel Millionäre [1], während die Kriegskosten von den Aktionären gedeckt werden mussten und die Kompanie einen Schuldenberg vor sich herschob. Mehrere Gesetze wandelten die Ostindische Kompanie daher 1773 (Regulation Act), 1784 (India Act), 1793, 1813 (weitreichende Abschaffung des Handelsmonopols), 1833/4 (Verwaltungskörperschaft ohne Handelskontore) von einer Handelsgesellschaft schrittweise in eine autonome Verwaltungsorganisation unter Kontrolle der britischen Regierung um. Die Handelsangestellten wurden durch Beamte ersetzt und Indien dem britischen Handel geöffnet, d.h. das Monopol der Gesellschaft gebrochen.

[Bearbeiten] Anpassungsversuche

Der Erfolg der Engländer war mühsam erkauft, vor allem konnten sie die auseinandergehenden kulturellen Vorstellungen von Verwaltung zunächst nicht verbinden. So ließ Warren Hastings das islamische Strafrecht bestehen, weil es einfach zu handhaben war. Ab 1774 gab es dann einen Obersten Gerichtshof nach englischen Gesetz, der aber nach einer Festlegung von 1781 nur für Europäer galt. Die grausamsten Strafen des islamischen Gesetzes (Pfählen, Verstümmeln) wurden abgeschafft, aber bis 1861 gab es kein verbindliches Strafgesetzbuch, sondern die Briten verließen sich auf einheimische Rechtsexperten. Das Englische wurde erst in den 30er Jahren des 19. Jh. zur Verwaltungssprache, zuvor war es das Persische. Alles in allem waren die Briten bis weit ins 19. Jh. hinein nicht in der Lage, die Verwaltung zu ordnen und zu vereinheitlichen: es gab überflüssige Ämter, widersprüchliche Verträge, falsche Interpretation früherer Rechtspraxis usw. - kurz ein Chaos in allen Besitz-, Steuer-, Amts- und Hoheitsfragen.

Auch bemühte man sich in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts, das altehrwürdige Landwirtschaftssystem Indiens dem europäischen System des Grundbesitzes anzupassen. Mit diesen Maßnahmen wurde eine Verschuldung des Bodens durch Spekulantentum eingeleitet (Boden konnte unter den Briten bei Zahlungsunfähigkeit verkauft werden, 1793 "dauerhafte Verpachtung" schafft neue Grundeigentümer).

Silberrupie aus der "Madras Presidency", geprägt vor der Vereinheitlichung der Münzen 1835. Die Briten orientierten sich bis dato an der einheimischen Gestaltung.
Silberrupie aus der "Madras Presidency", geprägt vor der Vereinheitlichung der Münzen 1835. Die Briten orientierten sich bis dato an der einheimischen Gestaltung.


[Bearbeiten] Lord Dalhousie und der Weg zum großen Aufstand 1857

→ vgl. Indischer Aufstand von 1857

Mit dem Verlauf des 19. Jahrhunderts traten Beamte (z.B. Justizminister Lord Macaulay), die sich die Umwandlung Indiens im englischen Sinne und die Vermittlung fortschrittlicher, christlicher Werte ins Programm schrieben, an die Stelle der Geschäftsleute, die sich einst um intensive Sprach- und Landeskenntnisse bemühten. Zum Beispiel wurden 1834 die bis dahin üblichen Ehen und gesellschaftlichen Beziehungen mit Indern verboten und eine Trennung zwischen den beiden Gruppierungen eingeführt.

Lord Dalhousie übte 1848–1856 das Amt des Generalgouverneurs aus. Er schuf mit großer Energie ein enges Gewebe einer straff organisierten Verwaltung. Die alten Freiräume der Art "Schafft Ordnung im Land, macht die Leute glücklich und sorgt dafür, dass es keinen Spektakel gibt" gab es für die Beamten (viele davon auch im zivilen Bereich arbeitende Offiziere) nun nicht mehr. Die in Indien gültige Praxis der Adoption von Thronfolgern wurde dem Einspruchsrecht des Generalgouverneurs unterworfen und Lord Dalhousie annektierte so eine Handvoll dieser abhängigen Fürstenstaaten. Daneben gab es in Awadh (Hauptstadt: Lucknow, heute Teil von Uttar Pradesh) eine wiederholt angeprangerte Misswirtschaft, die ihm zum Vorwand diente, es 1856 ebenfalls zu annektieren (wenn auch diesmal auf Anweisung seiner Direktoren in London hin).

Die Klasse der Grundeigentümer war ebenfalls von den Reformen des Lords betroffen. Im Dekkan wurden rund 20 000 Grundstücke teils unter zweifelhaften Ansprüchen enteignet, ohne dass man althergebrachte Werte und Sitten respektierte und Ungerechtigkeiten ausglich. (Den Jats in der Umgebung von Delhi hatte man ihr Weideland z.B. steuerlich wie Ackerland veranlagt - sie litten unter der Steuer.) In den Gefängnissen wurde die Kastentrennung aufgehoben, indem man alle miteinander essen ließ. Die Brahmanen wurden durch moderne westliche Erziehung um ihre Autorität gebracht.

Exekution im Aufstand von 1857. Die anscheinend nachgezeichnete Fotografie wurde 1939 in der englischen Zeitung 'Picture Post veröffentlicht.
Exekution im Aufstand von 1857. Die anscheinend nachgezeichnete Fotografie wurde 1939 in der englischen Zeitung 'Picture Post veröffentlicht.

Die Folgen dieser energischen Politik spürte man im Sepoy-Aufstand. Der Sepoy-Aufstand wird verschiedentlich als erste Befreiungsbewegung gegen die Briten gesehen, da er auf einem Widerstand gegen Beschneidung angestammter Rechte und Traditionen beruhte. Es gab nicht nur eine Unzufriedenheit, die sich durch alle Kasten zog, sondern auch die angestammte Führerschaft für einen Aufstand: Nana Sahib, verantwortlich für das Massaker an englischen Frauen und Kindern in Kanpur, war z. B. der Adoptivsohn des letzten Peshwas Baji Rao II. und wurde durch Dalhousies Politik um seine Rente gebracht. Er hatte einen fähigen General namens Tantia Topi. Die Rani von Jhansi Lakshmi Bai, eine legendäre Aufstandsführerin, war um die Nachfolge ihres Adoptivsohnes gebracht worden. Auch der Exkönig von Awadh hatte seine Agitatoren in den Sepoy-Regimentern, und viele Sepoys stammten von dort.

Die nach europäischem Vorbild ausgebildeten indischen Soldaten (Sepoy) waren damals die tauglichsten in Asien, sie wurden von Briten befehligt und zählten 1830 187.000 Mann gegenüber 16.000 Briten. Inder konnten bloß bis zum Kompanieführer aufsteigen. Das Kräfteverhältnis am Vorabend des Sepoy-Aufstandes war wie folgt: 277.746 Sepoys gegen 45.522 britische Soldaten. Trotzdem siegten die Briten und im Nachhinein begründete die selbstgerechte Politik von Lord Dalhousie nicht nur die Zeit des imperialistischen Britisch-Indien, sondern auch den modernen indischen Einheitsstaat.

[Bearbeiten] Nach dem Sepoy-Aufstand

Karte des Kaiserreichs Indien
Karte des Kaiserreichs Indien

Nach dem Sepoy-Aufstand 1857/58 endete die Herrschaft der Englischen Ostindien-Kompanie, ihre letzten Machtbefugnisse bzw. Sonderrechte wurden an die Krone übertragen. Gleichzeitig wurde der letzte Mogulkaiser Bahadur Shah II. abgesetzt. Von nun an regierte der Rat des Generalgouverneurs, welcher dem "India Office" in London unterstand. Den Indern wurden dieselben Rechte wie den Briten zugesagt, und auch der Zugang zu allen Regierungsposten. Die Fürstenstaaten konnten wieder durch Adoption weitervererbt werden.

[Bearbeiten] Kaiserreich

1877 nahm Königin Victoria von England den Titel "Kaiserin von Indien" an und dokumentierte damit, dass Indien zur Hauptstütze des britischen Weltreiches geworden war. Der Kaisertitel wurde nicht zuletzt geschaffen, um eine Art legale Basis für die britische Herrschaft zu schaffen: schließlich hatte die Ostindische Kompanie bis zuletzt im Namen des Mogulkaisers regiert. Das "Kaiserreich Indien" war geteilt in die Gebiete unter direkter Kontrolle (etwa 2/3 des Landes) und in die abhängigen Gebiete unter einheimischen Fürsten, den so genannten "Princely States". Daher wurde für den Generalgouverneur schon 1858 der zusätzliche Titel Vizekönig eingeführt: Generalgouverneur war er in den direkt beherrschten Gebieten, Vizekönig gegenüber den einheimischen Fürsten.

Birma wurde in mehreren Kriegen (1852, 1866 und 1886) von Großbritannien besetzt und ebenfalls an das Kaiserreich Indien angeschlossen (bis 1937). Auch gab es immer wieder langwierige Kämpfe an der Nordwestgrenze gegen Afghanistan, wo auch dem russischen Vordringen in Zentralasien begegnet werden sollte. Eine direkte Kontrolle über Afghanistan erwies sich aber als undurchführbar. 1893 wurde die Durand-Linie gezogen, die bis heute die Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan bildet und von afghanischer Seite nach wie vor nicht anerkannt ist.

[Bearbeiten] Zeit der Unabhängigkeitsbewegung

Gandhis Unabhängigkeitsbewegung, 1942
Gandhis Unabhängigkeitsbewegung, 1942

1885 wurde der Indische Nationalkongress gegründet, der für die Unabhängigkeit Indiens eintrat. Wegen des wachsenden Einflusses der Hindus im INC kam es 1906 zur Gründung der rivalisierenden Muslimliga. Indischer Nationalkongress und Muslimliga verfassten 1916 gemeinsam eine Erklärung mit Forderungen nach indischer Unabhängigkeit (Lucknow-Pakt). Diese wurde von der britischen Regierung im August 1917 mit einer politischen Absichtserklärung beantwortet, Indien einen allmählichen Übergang zur Selbstregierung zuzugestehen.

Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem 1,3 Millionen Mann der Indischen Armee auf britischer Seite kämpften, war das weiterhin unter britischer Herrschaft stehende Indien eines der Gründungsmitglieder im Völkerbund. Unter der Führung Mahatma Gandhis kam es in der Zwischenkriegszeit zum passiven Widerstand gegen die britische Herrschaft. Gandhi bemühte sich dabei um die politische Einheit zwischen Hindus und Muslimen. 1935 wurden im Government of India Act (1935) Wahlen zu Provinzparlamenten in die Wege geleitet, die der Indische Nationalkongress im Jahr 1937 in sieben von elf Provinzen gewann. Im selben Jahr wurde Birma zur unabhängigen Kronkolonie erhoben.

Obwohl die indische Öffentlichkeit ganz und gar nicht mit den Nazis sympathisierte und Englands Haltung gegenüber Deutschland begrüßte, erklärten die führenden politischen Kräfte Indiens, nur in den Krieg eintreten zu wollen, wenn im Gegenzug Indien seine Unabhängigkeit erhalten würde. Der britische Generalgouverneur erklärte beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges den Kriegszustand des Indischen Empire mit Deutschland jedoch, ohne die indischen Politiker zu konsultieren. Zu Beginn des Krieges hatte Indien eine Armee von rund 200.000 Mann, bei seinem Ende hatten sich 2,5 Millionen Mann gemeldet: die größte Freiwilligen-Armee im Zweiten Weltkrieg.

In Verhandlungen erstritten Jawaharlal Nehru und Mahatma Gandhi schließlich nach 1945 die Unabhängigkeit des Landes. 1947 wurde Britisch-Indien unabhängig. Nach der Zwei-Nationen-Theorie wurde das Land dabei in einen hinduistischen Teil, das heutige Indien, und einen muslimischen Teil, dem heutigen Pakistan aufgeteilt. Zum damaligen Pakistan gehörte auch das heute unabhängige Bangladesch.

[Bearbeiten] Wirtschaft und Soziales

Unter der Herrschaft der Ostindischen Kompanie war Indien immer mehr zum wirtschaftlichen Ausbeutungsobjekt herabgesunken. Die indische Weberei als Industriezweig wurde z. B. durch die beginnende Maschinenproduktion in Europa ruiniert: Der europäische Markt war verschlossen, zur gleichen Zeit führte England Fertigkleidung in Indien ein, d.h. Indien wurde zum Absatzmarkt, während die Textilexporte rasch zurückgingen.

Das wirtschaftliche Monopol der Ostindischen Kompanie wurde schon 1813 abgeschafft, sie hatte aber nach wie vor die Verwaltung inne und einige Privilegien. Neben ihr stiegen nun sogenannte "Agency Houses" auf, die eigene Unternehmungen finanzierten, aber noch keine ausreichende Kapitaldecke besaßen. Die Investitionen hielten sich in engen Grenzen, denn der europäische und amerikanische Markt waren sicherer und hatten bessere logistische Voraussetzungen vorzuweisen. Eine Reihe von Pleiten der "Agency Houses" und die Einstellung sämtlicher Handelsgeschäfte der Company 1833/4 erlaubte es daher einem Inder einzusteigen: Dwarkanath Tagore (1794-1846). Danach stieg der Einfluss des britischen Kapitals wieder an, z.B. im Zusammenhang mit dem Eisenbahnbau. Als Gegenmaßnahmen zur schlechten Infrastruktur begann man 1839 mit dem Ausbau der Grand Trunk Road, einer schon seit der Mogulzeit bestehenden Straße von Delhi ausgehend, die bis Kalkutta geführt wurde. Banken wurden eingerichtet, Dampfer auf den Flüssen eingesetzt und ab 1853 begann man mit dem Bau der ersten (schon in den 1840ern projektierten) Eisenbahnlinie.

Im sozialen Bereich kam es zu weiteren Veränderungen. Sklaverei wurde abgeschafft und Witwenverbrennung wurde 1829 zumindest im Gebiet unter direkter britischer Verwaltung verboten. 1829 ging die Regierung auch gegen die Thugs vor, eine Mördersekte der Göttin Kali. Einer der Vorkämpfer einer Art geistigen Erneuerung Indiens war der Brahmanensohn Ram Mohan Roy (1772–1833), der sich gegen das Kastenwesen, Witwenverbrennung und Unterdrückung der Frauen wandte. Sein Ziel war es, Hinduismus und Christentum in Einklang zu bringen, denn er ging davon aus, dass beide Glaubensrichtungen im Kern moralisch und rational waren.

Nach dem Sepoy-Aufstand wurde den Indern dieselben Rechte wie Briten zugesagt, und auch (bei entsprechender Befähigung) der Zugang zu allen Regierungsposten. Das hatte den Aufstieg vieler modern ausgebildeter Inder in der Verwaltung zur Folge, auch in höhere Posten bei der Armee. Auch unter direkter britischer Herrschaft fand eine gesteuerte Entwicklung der Kolonie statt, die dem Prinzip folgte, Rohstoffe in der Kolonie zu gewinnen, diese im Heimatland zu verarbeiten und die Kolonie gleichzeitig als Absatzmarkt für Fertigprodukte zu verwenden. Daher wurde Indien kaum industrialisiert, es fand nur ein Ausbau der Infrastruktur, insbesondere der Eisenbahn statt. Hauptprodukte der Kolonie waren Baumwolle und Tee; auch große Mengen an Getreide (Weizen) wurden nach England exportiert.

Die Nutznießer der Modernisierung Indiens (Straßen, Kanäle, Eisenbahnen, Fabriken, Colleges und Universitäten, Zeitungen usw.) waren trotz allem in erster Linie die Briten. Denn letztendlich unterstand die indische Verwaltung der Kontrolle des "India Office" in London und damit dem britischen Parlament, nicht den Indern. Die Sprache der Oberschicht war Englisch. Die Gesetze galten zwar für alle, wurden jedoch von den Briten gemacht und die wirtschaftlichen Gewinner waren zunächst sie, dann erst die entstehende indische Mittelschicht.

Technische Errungenschaften wie etwa der Buchdruck wurden von den Indern selbst aufgenommen, und es entstand eine lebhafte indische Presse.

An der Masse der Bauern (oft ungebildet und verschuldet) und Handwerker ging die Modernisierung vorbei, sie war für sie ein Fremdgut ohne Beziehung zur eigenen Tradition. Dafür verschärften die Umstellung auf den Anbau von Exportprodukten wie Baumwolle anstelle von Grundnahrungsmitteln und die hohe Steuerbelastung die Armut auf dem Land. Dürre und Hochwasser verursachten immer wieder Hungersnöte mit Millionen Opfern. Entsprechend ihrer laissez faire-Wirtschaftspolitik unternahmen die Briten wenig, um den Hungernden beizustehen.

[Bearbeiten] Die Provinzen des Kaiserreichs Indien

[Bearbeiten] Direkt kontrollierte Provinzen

  • Madras: 1640 gegründet, Ende des 18. Jahrhunderts stark erweitert.
  • Bombay: 1687 von Surat nach Bombay verlegt. In den Kriegen gegen die Marathen erweitert.
  • Bengalen: 1690 gegründet. Nach der Schlacht von Plassey und den Kriegen gegen die Marathen erweitert.
  • Ajmer-Merwara-Kekri: vom Sindhia von Gwalior 1818 abgetreten
  • Coorg: 1834 annektiert.
  • Nordwestprovinzen: 1835 von der Präsidentschaft Bengalen abgetrennt; 1877 gemeinsame Verwaltung mit Awadh; 1902 formelle Vereinigung der beiden Provinzen und Umbenennung in Vereinigte Provinzen von Agra und Awadh.
  • Awadh (Oudh): 1857 annektierter Fürstenstaat, seit 1877 von den Nordwestprovinzen verwaltet
  • Punjab: 1849 aus in den Sikh-Kriegen erworbenen Territorien gegründet.
  • Provinz Nagpur: 1853 aus einem annektierten Fürstenstaat geschaffen, 1861 an die Zentralprovinzen angeschlossen
  • Zentralprovinzen: 1861 aus der Vereinigung von Nagpur sowie den Saugor- and Nerbudda-Territorien entstanden. 1905 in Zentralprovinzen und Berar umbenannt.
  • Birma: Unterer Teil 1852 annektiert, 1862 zur Provinz erhoben, oberer Teil 1886 hinzugefügt. 1937 vom Kaiserreich Indien abgetrennt und zur selbständigen Kronkolonie erhoben.
  • Assam: 1874 von Bengalen abgetrennt.
  • Andamanen und Nikobaren: 1875 als eigene Provinz organisiert.
  • Belutschistan: die unter direkter Herrschaft stehenden Teile 1887 als Provinz organisiert.
  • Nordwestprovinz: 1901 vom Punjab abgetrennt.
  • Bihar und Orissa: 1912 von Bengalen abgetrennt. Nach der Trennung Orissas 1935 Bihar genannt.
  • Delhi: 1912 mit der Erhebung Delhis zur Hauptstadt vom Punjab abgetrennt.
  • Aden: 1932 von der Präsidentschaft Bombay abgetrennt; 1937 vom Kaiserreich Indien abgetrennt und zur eigenständigen Kronkolonie erhoben.
  • Orissa: 1935 von Bihar getrennt.
  • Sindh: 1935 von Bombay getrennt.
  • Panth-Piploda: 1942 aus abgetretenen Fürstenstaaten zur Provinz erhoben.

[Bearbeiten] Einer Provinz gleichgestellte Fürstenstaaten

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Die Angestellten wurden zumindest bis zur Zeit von Cornwallis (reg. 1786-93) schlecht bezahlt. Sie durften aber auf eigene Faust Handel treiben und dafür auch eine gewisse Quote des Frachtraums der Gesellschaft beanspruchen.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Emil Schlagintweit: Indien in Wort und Bild. Eine Schilderung des indischen Kaiserreiches. 2 Bände. Leipzig 1880–1881 (Digitalisat: Band 1, Band 2)
  • Lawrence James: Raj - The Making and Unmaking of British India, London, 1997, ISBN 0-316-64072-7
  • Denis Judd: Lion and the Tiger. The Rise and Fall of the British Raj 1600-1947, Oxford University Press, 2004, ISBN 0-192-80358-1

[Bearbeiten] Weblinks

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