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Bärlauch – Wikipedia

Bärlauch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Bärlauch

Bärlauch (Allium ursinum)

Systematik
Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida)
Unterklasse: Lilienähnliche (Liliidae)
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Zwiebelgewächse (Alliaceae)
Gattung: Zwiebeln (Allium)
Art: Bärlauch
Wissenschaftlicher Name
Allium ursinum
L.

Der Bärlauch (Allium ursinum, Syn.: Allium latifolium, A. nemorale, Ophioscorodon ursinum) ist eine Art aus der Gattung Allium und somit verwandt mit Schnittlauch, Zwiebel und Knoblauch. Neben der Nominatform (Allium ursinum subsp. ursinum) existiert noch die Unterart Allium ursinum subsp. ucrainicum, welche sich durch rauere Blattstiele auszeichnet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Beschreibung

Bärlauch ist eine mehrjährige krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von etwa 20 bis 50 Zentimeter erreicht. Diese Art hat einen geraden, zwei- oder dreikantigen, aufrechten Stängel. Die Pflanze hat grundständige, langgestielte Laubblätter mit ei-lanzettförmigen Blattspreiten, die jeweils zwei bis fünf Zentimeter breit sind.

Bärlauch (Allium ursinum), doldenförmiger Blütenstand
Bärlauch (Allium ursinum), doldenförmiger Blütenstand

Bärlauch bildet einen doldigen Blütenstand aus fünf bis zwanzig Blüten. Er blüht mit weißen, sternförmigen, dreizähligen Blüten mit je sechs gleichgestalteten Blütenhüllblättern (Tepalen).

Sein Geruch ähnelt dem des Knoblauchs, ist aber weniger stark ausgeprägt. Seine Blätter erscheinen ab Februar/März, er blüht von April bis Juni, und mit der Blüte endet die Erntezeit. Die zwei bis drei Millimeter großen Samen des Bärlauchs haben kleine, fleischige Anhängsel, so genannte Elaiosomen, die ihre Verschleppung durch Ameisen und die erfolgreiche Ausbreitung der Pflanzen sicherstellen (Myrmekochorie). Allerdings produziert nur etwa die Hälfte der Blüten fruchtbare Samen, da die Befruchtungsrate der Blüten gering ist. Als typischer Frühjahrsgeophyt beendet der Bärlauch seinen Wachstumszyklus Ende Mai nach dem Abblühen, und die Pflanze zieht wieder in die Erde ein.

[Bearbeiten] Verbreitung

Bärlauch kommt wild in fast ganz Europa und Nordasien in schattigen Auen und Auwäldern sowie besonders an Laubwaldhängen vor, ist aber mittlerweile auch vielfach in Gärten in Kultur anzutreffen.

[Bearbeiten] Ökologie

Bärlauchaspekt im Kalkbuchenwald
Bärlauchaspekt im Kalkbuchenwald

[Bearbeiten] Standort und Vergesellschaftung

Allium ursinum ist ein Nährstoffzeiger, schätzt tiefgründige und humose, lockere, anhaltend feuchte Lehmböden und meidet Sandböden, seine Vorkommen stehen oft ausgedehnt und dicht. Bevorzugte Waldgesellschaften sind Ahorn-, Eschen-, Eichen- oder Ulmen-Mischwälder, in denen er bei entsprechenden Bodenverhältnissen eine Differentialart kalk- und nährstoffreicher Böden ist. Besonders häufig tritt er in Bärlauch-Buchenwäldern (Kalkbuchenwäldern oder Braunmullbuchenwäldern) auf und ist in seiner natürlichen Verbreitung an ozeanische Klimate oder geschützte Standorte gebunden. In solchen geophytenreichen Waldgesellschaften bedecken die Blätter des Bärlauches im zeitigen Frühjahr den gesamten Waldboden. Märzenbecher, Gelbstern, Scharbockskraut oder Aronstab bilden mit ihm seltene Pflanzengemeinschaften; in gestörten Ökosystemen ist er mit Buschwindröschen und Brennnessel anzutreffen.

Im weiteren Verlauf des Jahres vergilbt der Bärlauch durch Erwärmung der oberen Bodenschicht und verströmt dabei seinen typischen Knoblauchgeruch. Innerhalb dieses zweimonatigen bis dreimonatigen Wachstums müssen die Samen ausgebildet sein. Die Blätter werden ab April bis Juni vor dem Vergilben geerntet, die Zwiebeln hingegen werden erst im Spätsommer bis Herbst geerntet.

[Bearbeiten] Ausbreitung

Bärlauch zur Blütezeit
Bärlauch zur Blütezeit
Junger Bärlauch (Wald bei Mannheim).
Junger Bärlauch (Wald bei Mannheim).

Bärlauch breitet sich durch Anhaftungen von Lehmboden an Tierfüßen (Epizoochorie) aus. Er ist ein Kaltkeimer, die Samen müssen also eine Frostperiode durchlebt haben, bevor sie keimen. Trotz seiner langen Keimdauer (zwei Jahre) vermehrt sich Bärlauch schnell über seine Zwiebeln und bildet so innerhalb weniger Jahre große Horste. Beim Anbau im Garten muss der Bestand gelegentlich sogar eingedämmt werden.

[Bearbeiten] Nahrungsbeziehungen

Larve von Cheilosia fasciata im Blatt.
Larve von Cheilosia fasciata im Blatt.
Cheilosia fasciata
Cheilosia fasciata

Für Bären ist diese Pflanze eine erste Nahrung nach dem Winterschlaf [1].

Unter den zahlreichen Tieren, die den Bärlauch als Nahrung nutzen, ist insbesondere die Bärlauch-Erzschwebfliege (Cheilosia fasciata Schiner & Egger, 1853) zu nennen. Die Larven der überwiegend in Süddeutschland verbreiteten Art minieren in den Blättern des Bärlauchs und lassen sich daher in den meisten Beständen leicht entdecken. Es gibt auch noch eine zweite Schwebfliege, Portevinia maculata, deren Larven ebenso leben, die aber etwas später im Jahr am Allium auftreten.

[Bearbeiten] Bedeutung

Bärlauch ist eine alte Heilpflanze und war schon den Germanen und Kelten bekannt. In jungsteinzeitlichen Siedlungen des Alpenvorlandes fand man erstaunlich häufig Überreste vom Bärlauch. Weil die Pflanze als Viehfutter wenig brauchbar ist (Tiere, die davon gefressen haben, geben ungenießbare Milch), ist es wahrscheinlich, dass die Menschen sie bereits vor 5000 Jahren in der Küche verwendeten.

[Bearbeiten] Bärlauch in der Küche

Der Bärlauch ist eine altbekannte Gemüse-, Gewürz- und Heilpflanze, die seit einigen Jahren eine Renaissance erlebt. Die Pflanze ist zwar komplett essbar, genutzt werden aber vorwiegend die Blätter, frisch als Gewürz oder Gemüse in der Frühjahrsküche. Mittlerweile gibt es immer mehr Köche, die Bärlauch verwenden. In den Reformhäusern hat der Bärlauch in den letzten Jahren als Pesto Einzug gehalten.

Bärlauch verliert durch Erhitzen wertvolle Geschmackstoffe und büßt seinen hohen Vitamin-C-Gehalt ein. Vor allem aber werden durch die Hitzeeinwirkung die schwefelhaltigen Stoffe verändert, welche für Geschmack und Heilwirkung maßgeblich sind. Daher wird empfohlen, Bärlauch lieber klein geschnitten und roh unter Salate oder andere Speisen zu mischen. Da der Bärlauch zu Beginn des Jahres das erste wachsende Kraut im Garten ist, kann er zunächst Schnittlauch oder Zwiebelkraut ersetzen.

Die Bärlauchblätter sollten vor dem Erblühen geerntet werden, da sie sonst einen bitteren Geschmack annehmen und somit kaum noch genießbar sind.

[Bearbeiten] Bärlauch in der Heilkunst

Bereits die Römer kannten den Bärlauch als „Herba salutaris“, was so viel bedeutet wie Heilkraut, und schätzten ihn als magen- und blutreinigendes Mittel.

Über die tatsächliche medizinische Wirkung liegen keine gesicherten Kenntnisse vor. Die Volksmedizin schreibt der Pflanze positive Wirkungen bei Arteriosklerose, Bluthochdruck und Verdauungsstörungen zu, insbesondere bei Appetitlosigkeit, Blähungen und Durchfall. Sie wirkt angeblich auch als gutes pflanzliches Antibiotikum. Wenn der Bärlauch bereits aufgeblüht ist, gelten die Blätter nicht mehr als heilsam; wohl aber die Blüten.


[Bearbeiten] Verwechslungsgefahr und Sammelhinweise

Bärlauch, Maiglöckchen und Herbstzeitlose (von links nach rechts)
Bärlauch, Maiglöckchen und Herbstzeitlose (von links nach rechts)
Maiglöckchen (junge Triebe)
Maiglöckchen (junge Triebe)

Bärlauch wird beim Sammeln immer wieder von Pflanzenunkundigen mit dem Maiglöckchen, den im Frühjahr austreibenden Blättern der Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale) oder den meist ungefleckten Blättern jüngerer Pflanzen des Gefleckten Aronstab verwechselt. Alle drei anderen Pflanzen sind äußerst giftig, die Vergiftungen können dabei tödlich sein. In der Blütezeit lässt sich insbesondere das Maiglöckchen an der Blütenform (Glocken, keine Sterne) leicht vom Bärlauch unterscheiden. Vor allem aber riechen nur Bärlauchblätter beim Zerreiben nach Knoblauch. Eine Pflanze, deren Blätter nicht nach Knoblauch riechen, ist kein Bärlauch, sondern wahrscheinlich eine der drei giftigen Pflanzen.

Da in den letzten Jahren die Beliebtheit des Bärlauchs stark zugenommen hat, ist es gelegentlich zu regelrechten Plünderungen von Bärlauchbeständen durch rücksichtslose Sammler gekommen. Bärlauch ist zwar keine bedrohte Art, aber stellenweise im Bestand zurückgegangen. Blüh- und Erntezeit ist in Süddeutschland meist Ende März, in Norddeutschland oft erst Mitte April. Innerhalb von Naturschutzgebieten und geschützten Landschaftsbestandteilen ist das Sammeln von Bärlauch nicht gestattet.

[Bearbeiten] Sonstiges

Bärlauchbestand bei Lübbecke im Wiehengebirge
Bärlauchbestand bei Lübbecke im Wiehengebirge

Die Stadt Eberbach am Neckar hat sich die Bezeichnung Bärlauchhauptstadt als Markenzeichen sichern lassen. Jedes Jahr findet in Eberbach Bärlauchtage im März und April statt, mit speziellen Programmen in der Gastronomie sowie bei Naturwanderungen.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Literatur

  • Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen: in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. UTB, Stuttgart 5. Auflage 1996. ISBN 3-8252-8104-3
  • Robert Quinche: Heilpflanzen. Die Kräfte der Natur. Verlag der BEA-Bücher, Zürich 1958, Ringier, Seehamer, Weyarn 1997. ISBN 3-932131-02-9
  • Thomas Schauer, Claus Caspari: Pflanzenführer. BLV, München 1978. ISBN 3-405-11356-3
  • Maria Treben: Gesundheit aus der Apotheke Gottes. Wilhelm Ennsthaler, Steyr 1983 (enthält Artikel zum Bärlauch als Heilkraut unter besonderer Berücksichtigung der Heilwirkung bei Skrofulose). ISBN 3-85068-090-8
  • Rolf Zieger: Das große Heilkräuter-Lexikon. Buch-Vertriebs-GmbH, Wollerau 1978.
  • Andrea Kösslinger, Sibylle Reiter: Das Bärlauch Kochbuch. Schnell, Warendorf 2002. ISBN 3-87716-771-3
  • Andrea Kösslinger, Sibylle Reiter: Das kleine Wildkräuter-Kochbuch. Hölker, Münster 2003. ISBN 3-88117-600-4
  • M. Bocksch: Das praktische Buch der Heilpflanzen. BLV, München 1996, 2003. ISBN 3-405-14937-1
  • Elisabeth Mayer: Wildfrüchte, Wildgemüse, Wildkräuter. Stocker, Graz 2001, S.26-30 (beschreibt auch eine Bärlauchtinktur zur Darm- und Blutreinigung). ISBN 3-7020-0835-7
  • Rolf Wieprecht: Kulinarisches rund um den Bärlauch. Rezepte 1-5. Eberbacher Bärlauchtage am Neckar und im Odenwald. Rowi, Eberbach 2005 (mit vielen Informationen zum Thema Bärlauch und die „Bärlauchhauptstadt Deutschlands“). ISBN 3-9810780-0-4

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Braunbär-Artenporträt des WWF

[Bearbeiten] Weblinks

Wiktionary
 Wiktionary: Bärlauch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen und Grammatik
Commons
 Commons: Bärlauch – Bilder, Videos und Audiodateien


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