Wilhelm von Grumbach
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Wilhelm von Grumbach (* 1. Juni 1503 in Rimpar bei Würzburg; † 18. April 1567 in Gotha) war ein Ritter und Abenteurer. Bekannt wurde er hauptsächlich durch die Grumbachschen Händel, den letzten Bruch des ewigen Landfriedens.
Das Mitglied der Adelsfamilie derer von Grumbach erwarb sich eine Großzahl an Gütern rund um Würzburg, so auch die Burg Rimpar.
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[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Anfangszeit
Von Grumbach verbrachte einige Zeit am Hofe vom Markgraf Kasimir von Brandenburg-Kulmbach in Bayreuth, für den er in den Jahren 1524 und 1525 im deutschen Bauernkrieg kämpfte. Während dessen ließ er von zweien seiner Knechte Florian Geyer, seinen Schwager und Gegner, im Gramschatzer Wald erdolchen und ausrauben.
1540 freundete er sich mit Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach an, dem er daraufhin in Friedens- und Kriegszeiten diente.
Als Landbesitzer war er damals ein Vasall der Fürstbischofe von Würzburg. Grumbach stand wegen seiner höfischen Bildung und seiner Verdienste auf kriegerischem Gebiet in hohem Ansehen bei Konrad III. von Bibra, der von 1540 bis 1544 Fürstbischof von Würzburg war und ihn zum Hofmarschall erhob. Kurz vor seinem Tode übergab ihm der Fürstbischof, ohne die Zustimmung des Kapitels einzuholen, 10.000 Goldgulden als Geschenk. Als nach seinem Tod Melchior Zobel von Giebelstadt Fürstbischof wurde, forderte er das Geld von Grumbach zurück. Grumbach zahlte, aber die harmonischen Beziehungen zwischen Herr und Vasall waren zerstört, weshalb Grumbach sich von Würzburg verabschiedete.
Später erwarb Grumbach sich große Verdienste im Schmalkaldischen Krieg auf Seiten der Protestanten, wo er mehrmals zwischen den Parteien vermittelte. Nach dem Friedensschluss von Passau 1552 begleitete Grumbach seinen Freund Albrecht bei dessen Raubzügen in Franken im Markgrafenkrieg.
[Bearbeiten] Fehde gegen Melchior Zobel von Giebelstadt
Aus Dankbarkeit für Grumbachs Verdienste im Schmalkaldischen Krieg wollte Fürstbischof Zobel Grumbach statt mit den Goldgulden mit dem Kloster Maidbronn und sechs weiteren Dörfern abfinden, doch diese Transaktion fand nie statt, da sie ständig durch Kompetenzstreitigkeiten zwischen Bischof und Kaiser Karl V. aufgehalten wurde. Nachdem eine diesbezügliche Klage von Grumbachs gegen den Bischof beim Reichshofrat abgewiesen wurde, war ihm seine Freundschaft zu Albrecht sehr hilfreich, als er mit härteren Mitteln zu kämpfen begann.
Der Bischof erhob eine Widerklage auf Erklärung der Reichsacht gegen Grumbach. Da das Gericht Kaiser und Reich weitgehend gefügig war, ein Urteil zu Gunsten des Bischofs aber in jedermanns Augen Unrecht war, erließ es überhaupt kein Urteil. Als Albrecht im Juli 1553 nach seiner Niederlage in der Schlacht bei Sievershausen, mit der Reichsacht belegt, nach Frankreich flüchtete, nutzte Zobel diesen Vorteil und beschlagnahmte Grumbachs Besitz.
In der Zwischenzeit versuchte der Ritter, eine Anordnung zur Rückerstattung seiner Besitztümer vor dem Reichskammergericht zu erwirken, dieses Anliegen blieb jedoch erfolglos. Nun ließ Grumbach nichts unversucht, sich des Bischofs von Würzburg zu bemächtigen. Nachdem schon zwei Attentate Grumbachs beziehungsweise seines engsten Vertrauten Kretzer gescheitert waren, wurde Melchior von Zobel beim dritten Attentat im April 1558 mit seinen Hofherren Fuchs von Winfurt und Carl von Wenkheim getötet. Grumbach beteuerte, mit den Mördern, welche nie gefangen wurden, nichts zu tun zu haben, was ihm jedoch nicht geglaubt wurde. Somit floh er wie Albrecht nach Frankreich. Der Nachfolger des Bischofs, Friedrich von Wirsberg, nahm die Verfolgung der Täter auf. Kretzer wurde an der französischen Grenze gefangen, er erhängte sich aber, ehe ihm der Prozess gemacht werden konnte.
[Bearbeiten] Wilhelm und der Herzog von Sachsen
Noch bevor Grumbach vor das Reichskammergericht trat, suchte er sich einen neuen Verbündeten. Diesen fand er in Herzog Johann Friedrich II. dem Mittleren von Sachsen, der durch den Verrat seines Vetters Moritz von Sachsen, der mitten im Schmalkaldischen Krieg aus den Reihen der Protestanten ins kaiserliche Lager übergewechselt war, einen Teil seiner Länder und die Kurwürde verloren hatte. Grumbach stellte ihm die Wiedererlangung der Kurwürde in Aussicht und vermittelte in der Brautwerbung von Herzog Johann Friedrich II. um die Prinzessin Elisabeth von der Pfalz.
Nach seiner Rückkehr aus Frankreich nach Deutschland plädierte er 1559 vor dem Reichstag in Augsburg für seine Unschuld, jedoch ohne Erfolg. Zu dieser Zeit hielt sich Grumbach meistens im Schloss seines Sohnes in Hellingen auf. Dort entdeckte er seinen späteren, etwas seltsamen Helfer, den „Engelseher“ Hans Tausendschön, einen Bauernsohn aus Sundhausen (Gotha) bei Gotha. Dieser behauptete, in ständigem geistigen Kontakt mit Engeln zu stehen, die ihm die Zukunft verkündeten. Mittels dieses Kindes und des Hofschreibers am Herzogshofe von Gotha gelang es Grumbach, den Herzog davon zu überzeugen, dass es Gottes Ratschluß sei, ihn die in der Schlacht bei Mühlberg an der Elbe verlorene Kurwürde ohne jegliche Kampfhandlungen wiedererlangen zu lassen. Außerdem verkündete er das Wiedererstarkens des deutschen Rittertums und die Einsetzung Johann Friedrichs als König von Dänemark.
Nach und nach erlangte Grumbach so das völlige Vertrauen des Herzogs. Grumbach wollte sogar für den verblendeten Herzog eine „Springwurzel“ auftreiben, und schaffte beim Herzog immer wieder neue Illusionen im Hinblick auf große Schätze. In den Volksmärchen gilt eine solche „Springwurzel“ als Zaubermittel, mit deren Hilfe verborgene Schätze gefunden und Türen geöffnet werden können. Mit Unterstützung des Herzogs und der „himmlischen Hilfe“ durch den Engelseher konnte Grumbach 1563 einen Handstreich gegen Würzburg durchführen, der dank der hervorragenden Vorbereitung ein voller Erfolg wurde. Grumbach war mehrere Tage an Stelle des geflohenen Bischofs allmächtiger Herr über Würzburg und das Bistum, das er auch plünderte. In seinen Bedingungen für die Freigabe von Würzburg diktierte er dem Bischof harte Bedingungen für seine Entschädigung, welche eine Rückgabe seiner Ländereien enthielt, die Fürstbischof Friedrich von Wirsberg sofort unterschrieb. Grumbach zog von Würzburg ab und entließ sein Kriegsvolk.
[Bearbeiten] Erste Reichsacht
Durch Grumbachs Überfall auf Würzburg fühlte sich nicht nur der Bischof, sondern auch der Kaiser gedemütigt, und dieser verwarf die Gültigkeit des Vertrags, weil dieser militärisch erzwungen wurde. Er erklärt Grumbach und dessen Freunde von Stein und von Mandelslohe die Acht. Außerdem verbot er dem Herzog Johann Friedrich, die Geächteten bei sich aufzunehmen. Der folgende Reichsdeputationstag in Worms stimmte dieser Ächtung zu.
Da die Zentralgewalt gleichzeitig Maßnahmen ergriff, um die Acht zu vollstrecken, überlegte Grumbach, wie er der immer enger werdenden Einkreisung entfliehen könnte. Durch Beschluss Kaiser Maximilians II., der 1564 auf Kaiser Ferdinand I. folgte, die Sache durch den nächsten Reichstag entscheiden zu lassen, gewann Grumbach zwei Jahre Zeit.
[Bearbeiten] Grumbachsche Händel
→ Hauptartikel: Grumbachsche Händel
Diese beiden Jahre nutzte Grumbach, indem er politische Ränke zwischen den europäischen Landesherren schürte und einen allgemeinen Ritteraufstand vorbereitete. Dieser stand im Frühjahr 1565 unmittelbar bevor. Dass er letztlich nicht stattfand, lag lediglich daran, dass Grumbach nicht das nötige Geld aufbringen konnte. Nun machte er eine Wendung um 180 Grad und versuchte mit einem grandiosen Schachzug, den Kaiser für sich einzunehmen. Durch den jüngeren Justus Jonas, Philipp von Farnroda und Baumgärtner ließ er dem Kaiser schriftlich und mündlich darlegen, dass der Ritteraufstand nicht gegen ihn, sondern gegen die Fürsten gerichtet gewesen sei, dass er einen Gedanken Karls V. aufgegriffen habe und die Ritterschaft dem Kaiser zum Kampf gegen die Türken anbiete. Der Kaiser blieb trotz einer zweistündigen Audienz des Eisenachers Husanus bei seinem Beschluss, eine Entscheidung durch den Reichstag herbeiführen zu lassen.
Diese Tagung fand im März des Jahres 1566 in Augsburg statt. Hier wurde Grumbach zu einer politischen Schachfigur in der Auseinandersetzung der lutherisch-kalvinistischen Partei gegen die katholische. Kurfürst August von Sachsen führte mit überlegener Diplomatie im reformierten Lager und veranlasste auch Johann Friedrichs Schwager, Friedrich von der Pfalz sowie alle protestantischen Fürsten, Grumbach fallenzulassen, um den Kaiser zu Zugeständnissen in der religiösen Frage zu bewegen. Die Gothaischen Räte Husanus und Obernitz durchschauten die Lage und versuchten vergeblich, beim Herzog eine sofortige Trennung von Grumbach und den Geächteten herbeizuführen.
Am 7. Mai erging vom Reichstag der einstimmige Beschluss über die Erneuerung und Vollstreckung der Acht gegen alle Beteiligten wegen Landfriedensbruchs. Kurfürst August von Sachsen wurde mit der Ausführung beauftragt und die dazu notwendigen Mittel aus der Reichskasse bereitgestellt. Gleichzeitig reiste eine Gesandtschaft an Herzog Johann Friedrichs Hof, um ihn aufzufordern, die Geächteten zu entlassen.
Johann Friedrich aber ignorierte alle Warnungen seiner Freunde und Verwandten. Die Gesandtschaft empfing er sehr freundlich, bewirtete diese ordentlich und erklärte ihnen als Antwort an den Reichstag und den Kaiser, dass Grumbach nur ihm zuliebe den Adelsaufstand abgeblasen habe und er sich außerstande sehe, Grumbach und seine Freunde gefangen zu setzen oder des Landes zu verweisen.
Nach diesem offenen Affront gegen Reich und Kaiser musste die gewaltsame Vollstreckung der Acht erwartet werden. Der Herzog und auch Grumbach waren in Gotha guter Dinge und glaubten nicht an ein militärisches Eingreifen. Erst als August von Sachsen in Erfurt Truppen sammelte und Johann Friedrich von drei kaiserlichen Kommissaren letztmalig aufgefordert wurde, Grumbach und seine Helfer auszuliefern, glaubte er an einen militärischen Konflikt und sammelte seine Truppen rings um Gotha. Jedoch erschien der gothaische Landadel nicht, und deshalb hielt sich sein militärisches Aufgebot in Grenzen.
Als August von Sachsen vor Gotha erschien, beschränkte er sich auf die Belagerung der Stadt und der Burg Grimmenstein. Insgesamt wurde der Krieg von beiden Seiten eher lustlos geführt. Es kam zwar hin und wieder zu Ausfällen der Gothaer, die für sie zumeist recht günstig verliefen und auf beiden Seiten kaum größeren Verluste verursachten, ansonsten gab es aber keine größeren Auseinandersetzungen.
August hatte eine andere Taktik gewählt: Er vertraute auf ideologische Kriegführung. Aufwiegelnde und warnende Schriften wurden reichlich in die Stadt geschmuggelt und an die Verteidiger und die Bevölkerung verteilt. Nach relativ kurzer Zeit zeigten diese ihre Wirkung. Die Bürger verweigerte dem Herzog bei einem Generalappell auf dem Schlosshof den Gehorsam, wenn er sich nicht sofort von Grumbach trennen würde, und holte den Ritter aus dem Bett eines Prinzen heraus.
[Bearbeiten] Der Tod Wilhelm von Grumbachs
Herzog Johann Friedrich versuchte Grumbach zu verteidigen, doch half dies wenig. Auch die Helfer Grumbachs, Kanzler Christian Brück, der Engelseher Hänsel Tausendschön, Wilhelm von Stein und noch einige andere wurden gefangen gesetzt.
Dem Kurfürsten August wurden die Stadttore geöffnet, und dieser zog in Gotha ein, ohne dass nennenswerte Schäden entstanden waren. Auf Grund dieser Kapitulation verlangte August von der Stadt lediglich eine Huldigung. Den Geächteten aber wurde sofort der Prozess gemacht.
Im „Notariatsinstrument, die Prozeßacten gegen Grumbach und seine Mitgefangenen enthaltend, vom 22. April 1567“ im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimes Archiv Loc. 4414/2, Bl. 155 - 193 als Originale erhalten geblieben, sind die Anklageschriften zu den Hinrichtungsurteilen von Gotha für Wilhelm von Grumbach und seine Anhänger enthalten.
Grumbach, Kanzler Brück und Stein wurden auf dem Marktplatz von Gotha gevierteilt. (Die Stelle ihrer Hinrichtung markiert noch heute eine Platte aus „Tambacher Rotliegenden“ im Pflaster an der Nordseite des Rathauses, deren Erneuerung durch die Verwandten des Kanzlers Brück im April 1997, anlässlich der 430jährigen Wiederkehr der Hinrichtung, veranlasst wurde). Grumbach und Brück wurde vorher die Brust geöffnet, das Herz aus dem Körper gerissen und ins Gesicht geschlagen, wobei der Scharfrichter ihm zurief: „Sieh Grumbach, dein falsches Herz“. Stein erhielt die Gnade, vor der Vierteilung mit dem Schwert gerichtet zu werden. Der Engelseher Hänsel Tausendschön wurde gehängt. Der Rest der Geächteten wurde mit dem Schwert gerichtet. Die Körperteile der Gevierteilten wurden auf zwölf Stangen vor den Toren Gothas ausgehangen. Das Sühneschwert wird heute von der Unteren Denkmalbehörde in Würzburg aufbewahrt und war kurzzeitig als Leihgabe im Schloss Grumbach in Rimpar zu sehen. Die hartnäckige Behauptung innerhalb der Bevölkerung von Gotha, dass sich in zwei Holzkisten in der Fürstengruft auf Schloss Friedenstein die sterblichen Reste von Grumbach befinden sollen, konnte zweifelsfrei entkräftet werden.
Der vergoldete Kopf über der Rathausuhr in Gotha soll nach den Überlieferungen der Kopf von Grumbach sein. Eine mechanische Besonderheit ist der bewegliche Unterkiefer, der zu jeder vollen Stunde beim Schlagen der Rathausuhr nach unten klappt.
Burg Grimmenstein wurde geschleift. Der Herzog kam zuerst nach Dresden, später nach Wien, wo er in einem offenen Wagen bei strömendem Regen zur Belustigung der Menge herumgefahren wurde. Danach war er 22 Jahre in kaiserlicher Haft in der Wiener Neustadt. Bis zu ihrem Tode im Jahre 1594 stand ihm dabei seine Ehefrau Elisabeth treu zur Seite. Danach kam er nach Steyer, wo er am 9. Mai 1595 völlig vereinsamt starb.
An der Stelle in Gotha, wo sich einst die Burg Grimmenstein erhob, steht heute Schloss Friedenstein. Am 26. Oktober 1643, mittags um 12 Uhr, wurde der Grundstein für das neue Schloss auf den Fundamenten der alten, 1567 zerstörten „Festung Grimmenstein“ gelegt.
[Bearbeiten] Weblinks
- Franz Xaver von Wegele: Wilhelm von Grumbach. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 10, Leipzig 1879, S. 9–22.
- Homepage des Freundeskreis Schloß Grumbach zu Rimpar e.V., in dessen archäologischem Museum das Richtschwert von Wilhelm von Grumbach ausgestellt werden wird
- Dieter Schnabel: Untersuchungsergebnisse lokaler Geschichtsereignisse in Gotha
- Bildnis des Wilhelm von Grumbach
- Fundstück auf Franken
Personendaten | |
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NAME | Grumbach, Wilhelm von |
KURZBESCHREIBUNG | Ritter und Abenteurer |
GEBURTSDATUM | 1. Juni 1503 |
GEBURTSORT | Rimpar bei Würzburg |
STERBEDATUM | 18. April 1567 |
STERBEORT | Gotha |