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Wilhelm Jensen – Wikipedia

Wilhelm Jensen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wilhelm Jensen (* 15. Februar 1837 in Heiligenhafen (Holstein); † 24. November 1911 in München-Thalkirchen) war ein deutscher Lyriker und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Wilhelm Jensen wurde als uneheliches Kind des Kieler Bürgermeisters Sven Hanns Jensen und der Dienstmagd Engel Dorothea Bahr geboren. Mit drei Jahren adoptierte ihn die unverheiratete, kinderlose Pauline Moldenhawer. Gefördert wurde Wilhelm Jensen in dieser Phase durch einen Vormund, der offenbar die Hinterlassenschaft des Vaters verwaltete. Der Vater starb 1855 als Landvogt von Sylt, die Mutter sechs Jahre später. Zu beiden Eltern scheint Wilhelm Jensen zeitlebens keinen engen Kontakt gehabt zu haben.

Bis zum Alter von 18 Jahren besuchte Wilhelm Jensen das Gymnasium in Kiel, worunter er hier angeblich sehr gelitten hat. (Kleingeistige Pädagogen werden wiederholt in seinen Romanen vorgestellt, die z.B. einem 'unehelich' geborenen Schüler seine „unehrliche Herkunft“ vorwerfen und ihn auf jede erdenkliche Art und Weise schikanieren.) Nach einem letzten Schuljahr auf dem Katharineum zu Lübeck) absolvierte er von 1856 bis 1860 das Studium der Medizin, anschließend der Philosophie und Literatur in Kiel, Würzburg und Breslau. 1861 erwarb er einen Doktortitel.

Auf briefliche Bitte um Unterstützung seitens seiner Landsleute, Friedrich Hebbel und Emanuel Geibel, erhielt er von dem letzteren 1863 eine freundliche Einladung nach München. Dort unternahm er seine ersten schriftstellerischen Versuche. Mit Geibel hatte Jensen in Lübeck dieselbe Schulbank gedrückt.

1864 lernte Jensen auf der Fraueninsel seine spätere Frau Marie geb. Brühl kennen. Nach der Heirat in Wien 1865 zog das Paar nach Stuttgart. Dort wurde Jensen Redakteur der Schwäbischen Volkszeitung.

In Stuttgart begegnete Jensen Wilhelm Raabe. Obwohl sich ihre Wege schon bald trennten, blieben sie sich auch über große räumliche Distanz in lebenslanger Freundschaft verbunden. 1869 übernahm Jensen die Leitung der Flensburger Norddeutschen Zeitung in Flensburg. Drei Jahre später übersiedelte er nach Kiel, von dort im Jahr 1876 nach Freiburg im Breisgau. Hier lernte er den Maler Emil Lugo kennen, mit dem ihm ebenfalls eine enge Freundschaft verband. Die Familie Jensen wohnte ab 1888 in München und hatte seit 1895 einen Sommersitz im „Häusle“ in St. Salvator bei Prien am Chiemsee. Zwischen 1892 und 1901 unternahmen die Jensens mit Emil Lugo außerdem vier Reisen nach Italien.

Das Gemeinschaftsgrab von Wilhelm und Marie Jensen (gest. 1921) liegt neben demjenigen Lugos: auf dem idyllischen Friedhof auf der Fraueninsel (Chiemsee), auf der Wilhelm und Marie sich kennen gelernt hatten.

[Bearbeiten] Künstlerisches Schaffen

Jensens Werk ist geprägt von historischen Themen. In seinen Romanen, Novellen, Gedichten und Theaterstücken zeigt er sich als ein der Aufklärung verbundener, freiheitlich denkender, gegen Etikette und Prüderie sich auflehnender Mensch, der gegenüber den christlichen Konfessionen kritisch eingestellt ist. Jensen selbst ist keiner Konfession zugehörig. In seinen Werken zitiert er bisweilen die Mythologien anderer Kulturen (Germanen, Griechen). Mehrfach bezieht er gegen antisemitische Tendenzen ausdrücklich Stellung (z.B. "Die Juden von Cölln", 1869) (vgl. Richter, o.J.), nicht zuletzt deshalb, da seine Gattin die Tochter eines konvertierten Juden ist (Moritz Brühl). Damit verbindet sich zugleich eine ausgeprägte nationale Gesinnung, als Ausdruck einer Opposition zu selbstherrlicher Fürstenmentalität und Kleinstaaterei. In seinen Schriften und Gedichten spürt man seine Sensibilität für psychologische Prozesse. In vielen seiner Werke findet man die Schilderung von Träumen oder Tagträumen, die vom Erzähler häufig als "sinnlos" abgetan werden, jedoch für den Leser rasch in ihrem Zusammenhang zu dem Handlungsgeschehen erkennbar sind.

Ein zentrales Motiv seines über 150 Bände umspannenden Werkes ist die Schilderung der Beziehung eines Mannes zu einer Frau, die eineinhalb bis zwei Jahre jünger ist als er. Die beiden zeigen zunächst häufig geradezu Abneigung gegeneinander, die sich dann im Laufe der Zeit löst und in Liebe umschlägt. Bisweilen endet die Geschichte mit dem Tod der Frau und/oder des Mannes oder mit der dauernden Trennung der beiden. Als Datum dieses Ereignisses wird wiederholt der 2. Mai angegeben - das Todesdatum der als Jensens Jugendfreundin identifizierten Clara Louise Adolphine Witthöfft (* 16. November 1838; † 2. Mai 1857) (vgl. Schlagmann, 2005). In verschiedener Form hat der Dichter selbst geäußert, dass der frühe Tod der Jugendfreundin ihn sein ganzes Leben hindurch begleitet und sein Schaffen geprägt hat. Wilhelm Jensen scheint eine Melancholiker gewesen zu sein, der zwar ein sehr lebendiges Dasein mit verbindlichen, engen Freundschaften, mit einem ausgeprägten Familiensinn, geführt hat, jedoch auch häufig genug in sich versunken war, sich dem Treiben seiner Erinnerungen, inneren Bilder und Gedanken überlassen hat, was dann in seine Romane, Novellen und Gedichte eingeflossen ist. Bezeichnend für diese Wanderung zwischen zwei Welten ist das Gedicht "Fern hinüber" (Aus: "Aus wechselnden Tagen", 1878, S.137 ff).

Sein Lebensthema hat Jensen wohl am gekonntesten in der Novelle 'Gradiva' niedergelegt. Der Anstoß zu dieser Novelle (erschienen 1903) entstammt offenbar der Arbeit eines Archäologen (Friedrich Hauser), der im Jahr 1903 das von Jensen in der Novelle aufgegriffenen Reliefbruchstück einer schreitenden jungen Frau in den Gesamtzusammenhang mit weiteren Reliefbruchstücken stellte und dessen Geschichte erhellte. Jensen entwickelt in seinem typischen (selbst)ironischen Stil das Szenario zwischen einem etwas weltfremden Archäologen, der in den Ruinen von Pompeji auf den vermeintlichen Geist einer beim Vesuv-Ausbruch verstorbenen jungen Römerin griechischer Herkunft stößt. Die höchst lebendige junge Dame erkennt bald, dass sie es mit einem etwas verworrenen Gegenüber zu tun hat und bringt diesen mit schelmischem Geschick bald wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, entpuppt sich dabei noch als die alte Jugendfreundin des jungen Gelehrten.

Sigmund Freud exemplifiziert anhand dieser Novelle eine erste größere psychoanalytische Literaturinterpretation ("Der Wahn und die Träume in W. Jensens 'Gradiva'", 1907). Er bescheinigt dem Dichter dabei, verschiedene Träume präzise dargestellt zu haben. In seinen Deutungsversuchen gegenüber dem Schöpfer dieser Geschichte glaubt Freud, die Verliebtheit des Dichters in eine mit einem Spitzfuß körperlich behinderte Schwester herauslesen zu können. Jensen, der auf Freuds dreimaliges Anschreiben im Jahr 1907 jeweils geduldig und ausführlich antwortete, dabei die zentralen Deutungsaspekte von Freud natürlich nicht bestätigen kann (vgl. oben die uneheliche, geschwisterlose Herkunft des Dichters), bekommt von Freud postum attestiert (1912), er habe - zur Beteiligung an der psychoanalytischen Interpretation seiner Novelle aufgefordert - seine "Mitwirkung" "versagt". Diese beleidigte Entwertung des Dichters wird leider bis heute in der psychoanalytischen Deutungstradition in der Regel unkritisch übernommen (vgl. Schlagmann, 2005).

[Bearbeiten] Werke (in Auswahl)

  • Magister Timotheus, Novelle, 1866
  • Die Juden von Cölln. Novelle, 1869
  • Unter heißerer Sonne, Novelle, 1869
  • Gedichte. Kröner, 1869
  • Nordlicht. 3-bändige Novellen-Sammlung (darin Band 1: Karin von Schweden, Jensens weitaus erfolgreichstes Buch, das insgesamt eine Auflage von über 260.000 erreichte), 1872
  • Eddystone, Novelle, 1872
  • Sonne und Schatten. Roman. 1873 (Darstellung anhand von Briefen, die aus drei sehr unterschiedlichen Perspektiven das Geschehen berichten.)
  • Nymphäa. Novelle, 1874 (Deutliche Anklänge an die 'Gradiva'.)
  • Aus wechselnden Tagen. 1874 (Darin S. 137 ff: Fern hinüber. Prägnante Darstellung von Jensens anhaltender Bindung an seine verstorbene Jugendliebe.)
  • Nach Sonnenuntergang, Roman. Berlin: Silvester Frey, 1879
  • Die Pfeifer von Dusenbach. Eine romantische Erzählung. Leipzig: Elischer, 1884
  • Aus den Tagen der Hansa Drei Novellen, 1885
  • Aus stiller Zeit. 4-bändige Novellen-Sammlung. 1881-1885 (darin in Band 3, 1884: Jugendträume. Nach Jensen selbst in einem Brief an Freud: Eine biografisch geprägte Darstellung vom Tod seiner Jugendliebe, in der Novelle - wie in der Realität - am 2. Mai.)
  • Am Ausgang des Reiches, 1886
  • In Zwing und Bann, Roman. Dresden: Pierson, 1892
  • Hunnenblut - Eine Begebenheit aus dem alten Chiemgau Leipzig, 1892
  • Übermächte. 2 Novellen, 1892 (Darin: Der rote Schirm, der deutlich auf Jensens Lebensthema, das melancholische Sich-Erinnern an eine verstorbene Jugendliebe, verweist. In diesem Zusammenhang zitiert Jensen mehrfach Hölderlin. S. Freud und C.G. Jung hatten diese Novelle ausdrücklich in ihren Deutungsversuch einbezogen.)
  • Astaroth, Mentha, Zwei Novellen aus dem deutschen Mittelalter. Breslau, 1893
  • Aus See und Sand, Roman. Leipzig, 1897
  • Nacht- und Tagesspuk. 2 Novellen, 1900 (Darin: Der verwunschene Garten, der deutliche Anklänge an das 'Gradiva'-Motiv enthält.)
  • Heimat Roman. Dresden: Reißner, 1901
  • Der Schleier der Maja Leipzig, 1902
  • Der Hohenstaufer Ausgang, Geschichte und Dichtung. Dresden und Leipzig: Reißner, 1902
  • Gradiva, Ein pompejanisches Phantasiestück. Dresden und Leipzig: Reißner, 1903
  • Vor drei Menschenaltern Ein Roman aus dem holsteinischen Land. Dresden: Reißner, 1904
  • Die Nachfahren Ein geschichtlicher Roman. Leipzig: Elischer, 1909
  • Deutsche Männer, Roman aus dem Jahre 1809. Leipzig: Grethlein, 1909
  • Fremdlinge unter den Menschen. Roman, 1912 (Auch hier, wie in Der rote Schirm, mehrfacher Bezug auf Hölderlin, dessen Benennung des Mondes als die Fremdlingin unter den Menschen titelprägend war.)

[Bearbeiten] Literatur

  • Waldemar Barchfeld: Wilhelm Jensen als Lyriker. Münster in Westfalen: Coppenrath 1913.
  • Heinrich Conrad: Wilhelm Jensen als Vertreter des historischen Romans. Gießen: Univ. Diss. 1923.
  • Manfred Dierks: Der Wahn und die Träume. Eine fast wahre Erzählung aus dem Leben Thomas Manns. Düsseldorf u.a.: Artemis u. Winkler 1997. ISBN 3-538-07048-2
  • Gustav Adolf Erdmann: Wilhelm Jensen. Sein Leben und Dichten. Leipzig: B. Elischer Nachf. 1907.
  • Wilhelm Fehse: Raabe und Jensen. Denkmal einer Lebensfreundschaft. Berlin: Grote 1940.
  • Otto Fraass: Wilhelm Jensen. Zu seinem Gedächtnis. München: H. Schmidt 1912.
  • Sigmund Freud: Der Wahn und die Träume in W. Jensens 'Gradiva'. Mit dem Text der Erzählung von Wilhelm Jensen und Sigmund Freuds Randbemerkungen, hrsg. v. Bernd Urban. Frankfurt am Main: Fischer 1995. ISBN 3-596-10455-6
  • Friedrich Hauser: Disiecta membra neuattischer Reliefs. In: Jahreshefte des österreichischen archäologischen Instituts in Wien, 1903, Band VI, S. 79-107.
  • Wilhelm Raabe: Briefwechsel Raabe - Jensen. Freiburg i. Br. u.a.: Klemm 1970.
  • Helmut Richter: Wilhelm Jensen und das deutscher Reich 1871. Eine Sammlung von Texten als Versuch einer ersten Annäherung ann einen unbekannten Autor. Manuskript, o.J.
  • Walter Rothbarth: Wilhelm Jensen und Flensburg. Zur Vollendung seines 70. Lebensjahres. Flensburg: Grimm 1907.
  • Michael Rohrwasser / Gisela Steinlechner / Juliane Vogel / Christiane Zintzen: Freuds pompejanische Muse - Beiträge zu Wilhelm Jensens Novelle »Gradiva« Wien 1996. ISBN 3-85449-101-8
  • Klaus Schlagmann: Ödipus – komplex betrachtet. Saarbrücken, 2005. ISBN 3-9805272-3-9

[Bearbeiten] Weblinks

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