Postum
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Das Wort postum [pɔsˈtuːm] (auch posthum [pɔstˈhuːm] oder [pɔsˈtuːm]) „nach dem Tod (eintretend)“ wird als Adjektiv oder Adverb gebraucht im Zusammenhang mit Veröffentlichungen von Werken eines bereits verstorbenen Autors oder Künstlers sowie mit Ehrungen, die nach dem Ableben einer Person stattfinden. Verwendungsbeispiel: „Dem inzwischen verstorbenen Oskar Pastior wurde postum der Büchner-Preis des Jahres 2006 verliehen.“
Es geht zurück auf das lat. postumus (letzter, Superlativ von posterus nachfolgend, vgl. lat. post nach). Im klassischen Latein heißt postumus mit Bezug auf die Lebenszeit ausschließlich „zuletzt geboren“, und Postumus war in dieser Bedeutung eine Zeit lang auch als männlicher Vorname für den Letztgeborenen üblich. Nur in der Fachterminologie der römischen Juristen bedeutet postumus in klassischer Zeit auch „nachgeboren“ (d. h. nach dem Tod des Vaters), und man spricht in diesem Sinn von einer „postumen Geburt“. An diese Sonderbedeutung, die den Bezug auf den Tod einer anderen Person beinhaltet, knüpft der neuere Wortgebrauch an, wo dann aber stets der Tod derselben Person gemeint ist, auf die das Wort angewendet wird.
Seit Isidor von Sevilla wurde die Wortbedeutung sekundär nach einer – nach sprachwissenschaftlichen Maßstäben unzutreffenden – Etymologie motiviert, die das Wort von post humum „nach der Erde“ (soll heißen: nach dem Begräbnis) herleitet. Dem entspricht die Form posthum, die seit dem Mittelalter im Lateinischen üblich wurde. Die Form mit h ist im Deutschen zuerst im 18. Jahrhundert belegt, und auch die englische und die französische Entsprechung schreiben sich mit h (posthumous, posthume).
Neuzeitlich ist auch der Gebrauch von Postumus als Beiname für einen nach dem Tod des Vaters geborenen Herrscher, z. B. Ladislaus Postumus.
Der Duden und einige andere Nachschlagewerke lassen beide Schreibungen als korrekt gelten, als Hauptlemma dient aber meist postum, während posthum als Nebenform aufgeführt wird. Nach der Gebrauchsfrequenz ist posthum weiter verbreitet, doch überwiegt in wissenschaftlichen Publikationen postum.
Prominente Beispiele für postume Ehrungen bzw. Erfolge sind Dag Hammarskjöld, dem nach seinem Tod der Friedensnobelpreis 1961 zugesprochen wurde, Giuseppe Tomasi di Lampedusa, dessen Roman Der Leopard erst nach seinem Tod erschienen ist und für den er postum den Premio Strega erhielt, und der Automobilrennfahrer Jochen Rindt, der nach seinem Tod noch Weltmeister der Formel 1 wurde, da es keinem Konkurrenten mehr gelang, den Punkterückstand aufzuholen.