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Theorie der Kollektivsymbolik – Wikipedia

Theorie der Kollektivsymbolik

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Theorie der Kollektivsymbolik ist ein diskurstheoretisches Konzept.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Überblick

Nach der von Jürgen Link entwickelten Theorie der Kollektivsymbolik besitzen alle Mitglieder einer Gesellschaft einen Vorrat an Kollektivsymbolen. Damit steht ihnen ein Archiv von Bildern zur Verfügung, mit der sich jeder ein Gesamtbild von der gesellschaftlichen Wirklichkeit oder von der politischen Landschaft machen kann. Dabei handelt es sich um Deutungen, die anhand der Kollektivsymboliken vorgenommen werden. Gedeutet wird dabei sowohl von den Mitglieder selbst oder sie bekommen die Wirklichkeit von Medien gedeutet. Link versteht: „Unter ‚Kollektivsymbolik’… die Gesamtheit der sogenannten ’Bildlichkeit’ einer Kultur, die Gesamtheit ihrer am weitesten verbreiteten Allegorien und Embleme, Metaphern, Exempelfälle, anschauliche Modelle und orientierenden Topiken, Vergleiche und Analogien.“ Kollektivsymbolik enthält nach Siegfried Jäger „in symbolisch-verdichteter und vereinfachter Form das heute gängige und gültige Bild unserer Gesellschaft und bildet ein System.“ Dieses System von Bildern wird von Link „Sysykoll“ (Synchrones System von Kollektivsymbolen) genannt, und übt nach Jäger „eine ungeheuer starke Wirkung bei allen Gesellschaftsmitgliedern aus“. Entsprechend ist nach Jäger mit Einschränkungen „die Wirkung medialer und politischer Ansprache auf das individuelle und kollektive Bewusstsein nicht begreiflich zu machen, ohne dabei die Wirkung des Systems kollektiver Symbole zu berücksichtigen.“

Kollektivsymbole sind kulturelle Stereotypen und werden auch häufig Topoi genannt. Sie werden kollektiv tradiert und benutzt. Da diese Topoi in allen Diskursen auftauchen, und miteinander verkettet sind zu einem System, das als „prozesshaftes Regelwerk“ (Margaret Jäger) darstellbar ist, bieten sie die Möglichkeit verschiedene Diskurse in einem Zusammenhang zu deuten und uns eine Bild von der gesellschaftlichen Wirklichkeit zu machen.

Die Verkettungen, nach denen ein Zusammenhang hergestellt wird, funktionieren nach bestimmten Regeln und werden Katachresen oder Bildbrüche genannt. Jäger: „Diese funktionieren in der Weise, dass sie Zusammenhänge zwischen Aussagen und Erfahrungsbereichen stiften, Widersprüche überbrücken, Plausibilitäten erzeugen etc.“ Nach Margaret Jäger lässt sich mit Hilfe des Systems kollektiver Symbole „jede Veränderung - und sei sie noch so dramatisch - symbolisch integrieren.“

Die Symbolketten wirken durch die Einebnung von Widersprüchen für die Gesellschaft harmonisierend und integrierend. Sie liefern die Möglichkeit zwischen Normalität und Abweichung zu unterscheiden. Iris Bünger stellt bei der Untersuchung des Alltagsdiskurses von Migranten anhand von Interview fest: „Die Verwendung von oder die Bezugnahme auf Kollektivsymbolik durch Einwanderer kann als Integrationsmerkmal gewertet werden.“

Theorie der Kollektivsymbolik lehnt Link an Analysen von Willi Benning (1983) an und basieren empirisch auf eine Reihe von Medien- und Literaturanalysen. Er beruft sich dabei in keiner Weise auf anthropologische Konstanten. Im Gegensatz zu Vorstellungen von angeborenen Bildern oder der Vorstellung eines kollektiven Unterbewusstseins ist nach Link das System der Kollektivsymbolik historisch veränderbar und interkulturell verschieden.

[Bearbeiten] Geschichtliche Beispiele:

Die Symbolik „Boot“ im medialen Interdiskurs „Asyl“ der 90er-Jahre

In den 90er-Jahren stellte die Metapher „Boot“ in den Medien eine zentrale Symbolik da, die sich für die deutsche Debatte um das Thema Asyl als charakteristisch für einer Kollektivsymbolik beschreiben lässt. Bezugnehmend auf die Theorien von Demirović, Michel Foucault, Siegfried Jäger, Thomas Kunz und Jürgen Link und den zahlreichen empirischen Forschungen, insbesondere des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung, finden sich in zahlreichen Debatten über den Asyl-Diskurs Beschreibungen über die in diesem Diskurs verwendeten Kollektivsymboliken. Beispielhaft für diese Zeit, in der die Boot-Metapher noch unkritisch in den Medien verwandt wurde, kann der folgende Überblick aus dem Jahre 1998 gelten, den ein Autor des Universitätsmagzins Sinistra in einem diskurskritischen Beitrag zusammenstellte:

Als wichtigstes Gesamtsymbol fungiert das „Boot“. Es repräsentiert die Normalität im medialen Interdiskurs auf verschiedenste Weise: Sowohl als Körper des Individuums, als auch der „Nation“ oder des „Volks“. Klassisch dafür ist der im Asyl-Diskurs legendär gewordene Ausspruch: „Das Boot ist voll.“ Das Boot symbolisiert das „Innen“, es ist mit allem Positiven konnotiert und kann verkettet werden mit Land/Insel, Gesundheit, Sportmannschaft. Des Weiteren hat es einen „Motor“, der den „Fortschritt/die Konjunktur“ „ankurbelt“. Das „Boot“ kommt „vorwärts“. Während der Orient „rückständig“ ist, und „islamistische Glaubenskrieger“ „Kreuzzüge” (!) veranstalten. Begriffe aus dem „dunklen“ Mittelalter werden der „hellen” westlichen Zivilisation gegenübergestellt. Das „Außen“ kann auf zwei verschiedene Arten symbolisiert werden; entweder als Gegensystem mit eigenem Subjektstatus. Dies sind heute beispielsweise andere Industrienationen mit dem der „Standort D“ im „Wettbewerb“ steht (insb. USA, Japan, die „Tigerstaaten“) oder früher die RGW-Staaten (Bilder und Metaphern die Hinterlist, aber dennoch Rationalität und Kalkulierbarkeit symbolisieren sind charakteristisch) – oder ohne Subjektstatus: als Chaos, Flut, Wüste, Virus, Massen, Ungeziefer. (Asylanten, ausländische Kriminelle, Mafia, Drogendealerbanden). Innerhalb des Eigensystems wird eine Unterscheidung zwischen gut und böse durch Symbole wie „Inneres Chaos“, „Subversion“, „Asylanten“ oder „Drogen“ angezeigt, die mit dem „Außen“ verbunden, oder durch ein „Loch“ in der „Bordwand“ „eingedrungen“ sind. [1]

„Das Boot ist voll“ war 1991 Titelschlagzeite des Spiegels, der diese Symbolik kontinuierlich auch im Layout verwendet. So zeigte der Spiegel-Titel vom 17. Juni 2002 als Motiv ein überfülltes Boot mit dem Titel: „Ansturm der Migranten. Europa macht dicht.“ [2] [3] Sowohl der Politiker Otto Schily als auch der Spiegel wurden für die „Das Boot ist voll“-Rhetorik stark kritisiert. Zwei Monate nach Erscheinen des Spiegels aus dem Jahre 1991 stellt der Deutsche Presserat neue Richtlinien auf: „Die Darstellung von Flüchtlingsbewegungen in Europa muß der menschlichen Problematik angemessen und sachlich sein. Insbesondere sollten sich Journalisten der Wirkung von emotionsschürenden Vokabeln bewußt sein und prüfen, wie weit sie zur Darstellung des Sachverhaltes nötig sind.“ Der Schweizer Film Das Boot ist voll von Markus Imhoof verwendete dieser Metapher kritisch. Geschildert wird die Geschichte von sechs Menschen, denen 1942 die Flucht in die neutrale Schweiz gelang. Hintergrund des Films war die Entscheidung der Schweizer Regierung, nur Deserteuren und teilweise politische Flüchtlingen ein Asyl zuzugestehen, Juden allerdings nicht als politische Flüchtlinge anzuerkennen.

[Bearbeiten] Theoretische Vorgeschichte

In der Nachfolge von Ernst Cassirer entwickelten viele Philosophen und Wissenschaftler Theorien über Symboliken die der Gesellschaft einen Weltbezug vermittelten.


[Bearbeiten] Siehe auch:

[Bearbeiten] Literatur

  • Link 1982: Kollektivsymbolik und Mediendiskurse, kulturRRevolution 1
  • Jürgen Link, Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe, UTB, Stuttgart 1997 ISBN 3825203050
  • Drews/Gerhard/Link 1985
  • Link/Link-Herr 1994: Kollektivsymbolik und Orientierungswissen. Das Beispiel des „Technisch-medizinischen Vehikel-Körpers“, Der Deutschunterricht 3.
  • Becker/Gerhard/Link 1997: Moderne Kollektivsymbolik. Eine diskurstheoretisch orientierter Forschungsbericht mit Auswahlbibliographie, Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur (IASL.), 22. BD., I.
  • Link 1984: Diskursive Rutschgefahren ins vierte Reich? Rationales Rhizom. kulturRevolution 5
  • Benning 1983: Komparatistische Analyse aktueller journalistischer Kollektiv-Symbole in Griechenland und der Bundesrepublik Deutschland, Bochum.
  • Siegfried Jäger (2004): Kritische Diskursanalyse. Eine Einführung. ISBN 3-89771-732-8
  • Alfred Schobert: Mitte und Normalität. Zur Gleichzeitigkeit von moderner Kollektivsymbolik und traditioneller institutionalistischer Symbolik. In: Ernst Schulte-Holtey (Hg.) Grenzmarkierungen: Normalisierung und diskursive Ausgrenzung. Duisburg. ISBN 3-927388-51-3
  • M. Jäger 1996: Fatale Effekte. Die Kritik am Patriarchat im Einwanderungsdiskurs. Duisburg.
  • Wülfing, Wulf; Bruns, Karin; Parr, Rolf (1991), Historische Mythologie der Deutschen 1789-1918, München.

[Bearbeiten] Quellen

  1. http://www.copyriot.com/sinistra/magazine/sin98/diskurs.html Magazin Sinistra: Diskursordnung und Strategien der Verwüstung
  2. Christoph Butterwegge: Das mediale Bild der Migrant(inn)en und sein Einfluss auf die öffentliche Meinung in Deutschland. In: FORUM 2003 SOCIAL COHESION OR PUBLIC SECURITY: how should Europe respond to collective feelings of insecurity? S. 6
  3. vgl. Mark Holzberger (2003): Die Harmonisierung der europäischen Flüchtlingspolitik, in: Christoph Butterwegge/Gudrun Hentges (Hrsg.), Zuwanderung im Zeichen der Globalisierung. Migrations-, Integrations- und Minderheitenpolitik, 2. Aufl. Opladen, , S. 118

[Bearbeiten] Weblinks


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