Limitische Symbolik

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Limitische Symbolik bezeichnet einen Begriff in der Kultursoziologie und Ethnologie, der die Funktion der Kultur als ein Archiv vielfältiger Ausdrucksformen für soziale Grenzziehungsprozesse beschreibt. Als Ausdrucksformen dienen dabei Kultursymbolik oder Kollektivsymbolik, die wesentlicher Bestandteil zur Konstruktion von Kategorien wie „das Eigene“, „das Andere“ oder „das Fremde“ sind. Nach Kai Hafez lassen sich beispielsweise gesellschaftliche Tendenzen zur limitischen Symbolik feststellen, die ihren Ausdruck in einer Regression von politisch analytischen Auseinandersetzungsformen hin zu Herkunftsideologien wie Religion, Ethnos, Kultur und Nation finden. Für die Tendenz zur limitischen Symbolik dient als psychoanalytische Erklärung das Modell Freuds von dem „Narzissmus der kleinen Differenz“. Danach können Regressionen eine Rückkehr in kindähnliche Zustände bedeuten.

So stellt in einer Untersuchung über das Islambild in Deutschland Kai Hafez vom Deutschen Orient-Institut in Hamburg fest: „Öffentliche Islambilder sind nicht nur essentialistisch und kulturdiskret, sondern zeichnen sich zum Teil auch durch eine Überbewertung kultureller Symbolik und eine Missdeutung anthropologischer Motive und sozialer Zusammenhänge. (…) Politik wird mit religiösen Motiven und Religion mit politischen Implikationen erklärt. (…) Weite Teile des Journalismus und der deutschen Öffentlichkeit teilen Ideen einer fundamentalen kulturellen oder sogar anthropologischen Differenz zwischen Muslimen und Nichtmuslimen, wie sie in der „neuen Rechten“ verbreitet sind (…) Dichotomische Bilder wie moderner Westen/ rückständiger Islam, gewaltsamer Islam oder rationaler Westen / fanatischer Islam führen nahezu unabdinglich zu sozialen Grenzziehungsprozessen, die sich durch ein hohes Maß an struktureller Gewalt auszeichnet, da „das Eigene“ und “das Andere/Fremde“ als Gegensatz konstruiert werden.“

Wirkungsmächtige Faktoren für die Bildung limitscher Symboliken sind Kulturkampf Rhetoriken wie die des Clash of Civilizations.

Siehe auch: Ethnogonie, Ethnogenese, Feindbild, Rassistisches Wissen, Personale Kategorisierung, Linguistik der Anspielung, Theorie der Kollektivsymbolik

[Bearbeiten] Literatur

• Wilhelm Emil Mühlmann (1985): Ethnogonie und Ethnogenese. Theoretisch-ethnologische und ideokritische Studie. In: Studien zur Ethnogenese, Düsseldorf
• Kai Hafez: Öffentlichkeitsbilder des Islam. Kultur- und rassismustheoretische Grundlagen ihrer politikwissenschaftlichen Erforschung. Andreas Disselnkötter, Siegfried Jäger, Helmut Kellershohn, Susanne Slobodzian (Hg.) : Evidenzen im Fluss. Demokratieverluste in Deutschland. Duisburg. ISBN 3-927388-60-2
• Ute Gerhard, Jürgen Link: Der Orient im Mediendiskurs – aktuelle Feindbilder und Kollektivsymbolik, in: Michael Lüders (Hg.) 1993) Der Islam im Aufbruch? Perspektiven der arabischen Welt, München/Zürich.
• Thomas Höhne (1995): Der Fremde ist kein Feind – er ist nur anders. Zum Islam, Diskurs und den Ansichten des Fundamentalisten Peter Scholl-Latour. In: kultuRRevolution 31.
• Gazi Caglar: Der Mythos vom Krieg der Zivilisationen. Der Westen gegen den Rest der Welt. Eine Replik auf Samuel P. Huntingtons Kampf der Kulturen. Münster 2002, ISBN 3-89771-414-0