Susi Nicoletti
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Susi Nicoletti (bürgerlicher Name: Susanne Emilie Luise Adele Habersack, * 3. September 1918 in München, † 5. Juni 2005 in Wien) war eine deutsch-österreichische Schauspielerin, die vor allem als Komödiantin, besonders in Stücken von Johann Nepomuk Nestroy und Ferdinand Raimund, hervortrat.
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[Bearbeiten] Jugend und Karrierebeginn
Die Mutter war die Schauspielerin Consuela Nicoletti, ihr Vater der Reedereidirektor Ernst Habersack. Als sie drei Jahre alt war, zog die Familie nach Amsterdam und kehrte 1927 nach München zurück, wo Susi Nicolettis Leidenschaft für das Theater begann. Ab ihrem 13. Lebensjahr stand sie bei den Münchner Kammerspielen als Tänzerin auf der Bühne. Zwei Jahre später wurde sie Solotänzerin an der „Münchner Opernbühne“.
Zu Beginn der 1930er Jahre schloss sie sich der Kabarettgruppe Die weißblaue Drehorgel an und absolvierte eine Ausbildung an der Schauspielschule von Magda Lina. Von 1936 bis 1940 spielte sie an den Städtischen Bühnen Nürnberg. Der Film entdeckte sie 1939, wo sie in „Schwarz und Blond“ debütierte.
[Bearbeiten] Wien
1940 ging sie nach Wien, wo sie bis 1992 Ensemblemitglied, ab 1983 Ehrenmitglied des Burgtheaters war. 1959 bis 1961 und ab 1992 wirkte sie am Theater in der Josefstadt und seit 1946 bei den Salzburger Festspielen.
Ihr Debüt am Burgtheater gab sie in Hermann Bahrs „Der Franzl“. Sie spielte hier über 100 Rollen. Sie war zunächst der Inbegriff des süßen Wiener Mädels mit Temperament und frechem Witz, und entwickelte sich dann zu einer „differenzierenden Charakterdarstellerin mit präzisem Gestus und großen Möglichkeiten im Komischen“[1]. Zu den wichtigsten Stücken zählen „Das Mädel aus der Vorstadt“ 1941 und 1961, „Der Talisman“ 1981/82, „Der Widerspenstigen Zähmung“ 1950, „Der Biberpelz“ 1950, „Vor Sonnenuntergang“ 1963/64, „Liebelei“ 1954, „Das weite Land“ 1978 in der Regie von Otto Schenk, Giraudoux' „Amphitryon 38“ 1955/56, „Ein idealer Gatte“ 1961/62 und „Bunbury“ 1976/77.
Während ihrer Zeit am Theater in der Josefstadt spielte sie in der Uraufführung die Verführerin und Muse in Joshua Sobols Polydrama „Alma − A Show biz ans Ende“ 1996 im Sanatorium Purkersdorf unter der Regie von Paulus Manker.
Zu ihren wichtigsten Rollen bei den Salzburger Festspielen zählen die Viola in Was ihr wollt 1950, Colombine in Goldonis „Der Lügner“ 1952, Marthe Schwerdtlein in „Faust I“ 1961 in der Regie von Lindtberg, Crescence in „Der Schwierige“ 1967 mit O. W. Fischer. Von 1983 bis 1989 spielte sie Jedermanns Mutter im „Jedermann“.
[Bearbeiten] Lehre und Film
Nebenbei arbeitete Susi Nicoletti auch als Tanz- und Schauspiellehrerin; 1954 bis 1989 war sie Ordentliche Professorin des Wiener Max-Reinhardt-Seminars, sie gab Musical-Kurse sowie privaten Unterricht. Zu ihren erfolgreichsten Schülern gehören populäre Künstler wie beispielsweise Heidelinde Weis, Ute Lemper, Senta Berger oder Albert Fortell.
Nicoletti spielte über 100 Rollen in Film und Fernsehen, meist Komödien, unter anderem „Hallo Dienstmann“ 1952 mit Hans Moser und Paul Hörbiger. Weitere Filme sind „Mariandl“ (1961), „Mein Freund Harvey“ (1970) im Fernsehen zusammen mit Heinz Rühmann, oder „Comedian Harmonists“ (1997).
In zweiter Ehe war sie mit dem Schauspieler und Burgtheaterdirektor Ernst Haeusserman (1916–1984) verheiratet. Nicoletti starb 86-jährig im Wiener AKH, wo sie zur Erholung nach einer Herzoperation lag. Sie hinterließ einen Sohn und eine Tochter, sowie vier Enkel und vier Urenkel. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof Wien Döbling (Gruppe 37, Reihe 1, Nummer 24).
[Bearbeiten] Filme
- „Jetzt schlägt's 13“, 1950, mit Gusti Wolf, Theo Lingen, Hans Moser, Josef Meinrad
- „Der alte Sünder“, 1951, Regie: Franz Antel, mit Paul Hörbiger, Maria Andergast, Inge Konradi, Rudolf Carl, Johanna Matz, Ernst Waldbrunn
- „Der Feldherrnhügel“, 1953, Regie: Ernst Marischka, mit Annemarie Düringer, Adrienne Gessner, Loni Heuser, Hans Holt, Paul Hörbiger, Fred Liewehr, Heinz Conrads, Ernst Waldbrunn
- „Die Deutschmeister“, 1955, Regie: Ernst Marischka, mit Romy Schneider, Magda Schneider, Heinz Conrads, Adrienne Gessner, Hans Moser, Paul Hörbiger, Gunther Philipp, Josef Meinrad
- "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull", 1957, Regie: Kurt Hoffmann, mit Horst Buchholz
- „Hoch klingt der Radetzkymarsch“, 1958, Regie: Géza von Bolváry, mit Boy Gobert, Paul Hörbiger, Gustav Knuth, Johanna Matz, Walter Müller, Heinz Conrads, Walther Reyer, Oskar Sima, Ernst Waldbrunn
- „Man müßte nochmal zwanzig sein“, 1958, mit Johanna Matz, Ewald Balser, Karlheinz Böhm, Peter Weck, Rudolf Forster, Helmut Qualtinger
- „Im Prater blüh'n wieder die Bäume“, 1958, mit Gerhard Riedmann (Erzherzog Peter Ferdinand), Nina Sandt (Mizzi Starek), Theo Lingen (Herr Schindler), Johanna Matz
- „Whisky, Wodka, Wienerin“, 1958, mit Hans Holt, Peter Weck
- „Traumrevue“, 1959, Regie: Eduard von Borsody, mit Waltraut Haas, Michael Cramer, Eva Pawlik, Ursula Herking, Ingrid Wendl
- „Kriminaltango“, 1960, Regie: Géza von Cziffra, mit Peter Alexander, Vivi Bach, Peter Carsten, Fritz Muliar
- „Mariandl“, 1961, mit Cornelia Froboess, Waltraut Haas, Hans Moser, Peter Weck, Gunther Philipp
- „Die Abenteuer des Grafen Bobby“, 1961, mit Peter Alexander, Gunther Philipp
- „Die Türkischen Gurken“, 1962, mit Gunther Philipp, Oskar Sima, Ernst Waldbrunn
- „Die Fledermaus“, 1962, Regie: Géza von Cziffra, mit Peter Alexander, Marianne Koch, Marika Rökk, Willy Millowitsch, Gunther Philipp, Boy Gobert, Hans Moser (Frosch), Oskar Sima
- „Schwejk's Flegeljahre“, 1963, mit Peter Alexander, Rudolf Prack, Gunther Philipp, Lotte Ledl, Hannelore Auer, Rolf Kutschera, Oskar Wegrostek, Franz Muxeneder
- „Mein Freund Harvey“, 1970, mit Heinz Rühmann
- „Ringstraßenpalais (Fernsehserie)“, 1980
- „Alma“, 1999, von Paulus Manker
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 1977 - Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
- 1978 - Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold
- 1995 - Ernennung zur Kammerschauspielerin
- 1997 - Nestroy-Ring
- 2000 - Platin Romy für ihr Lebenswerk
- 2004 - Undine Award - Für Ihr Lebenswerk als Nachwuchsförderin
- 2005 - Goldenes Ehrenzeichen der Stadt Wien
[Bearbeiten] Belege
- W. Schulze-Reimpell: Nicoletti, Susi. In: Manfred Brauneck, Wolfgang Beck (Hrsg.): Theaterlexikon 2. Schauspieler und Regisseure, Bühnenleiter, Dramaturgen und Bühnenbildner. Rowohlt, Reinbek 2007, 528f. ISBN 978-3-499-55650-0
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ W. Schulze-Reimpell: Nicoletti, Susi. In: Brauneck, Beck: Theaterlexikon 2. 2007, S. 529.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Susi Nicoletti im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Susi Nicoletti in der Internet Movie Database (englisch)
- Susi Nicoletti bei filmportal.de
- Eintrag über Susi Nicoletti im Österreich-Lexikon von aeiou
Personendaten | |
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NAME | Nicoletti, Susi |
KURZBESCHREIBUNG | Kammerschauspielerin |
GEBURTSDATUM | 3. September 1918 |
GEBURTSORT | München |
STERBEDATUM | 5. Juni 2005 |
STERBEORT | Wien |