Setra
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Setra ist eine Omnibus-Marke der Daimler-Tochter EvoBus. Die Kässbohrer Fahrzeugwerke bauten in Ulm Busse unter dem Markennamen Kässbohrer-Setra, bis das Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet und die Omnibussparte im Jahr 1995 an Daimler-Benz verkaufen musste. Der Name Setra leitet sich von dem Wort „selbsttragend“ ab.
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[Bearbeiten] Geschichte
Einen der ersten Omnibusse mit einer selbsttragenden Karosserie entwickelte Otto Kässbohrer im Jahre 1951. Bei dieser Bauweise konnte auf ein Lkw- oder Pkw-Gestell als Basis verzichtet werden. Während bis zu diesem Zeitpunkt andere Konstrukteure von Bussen mit selbsttragender Bauweise noch nicht den Durchbruch geschafft hatten, wurde der Setra S 8 von Kässbohrer zum Wegbereiter dieser Konstruktionsweise und legte den Grundstein für den späteren Erfolg der Marke Setra.
In den 1950er Jahren exportierte Kässbohrer 200 Setra-Busse mit der Bezeichnung Golden Eagle oder Silver Eagle in die USA. Die Fahrzeuge hatten ein Ausstattungsniveau, das in Europa damals noch unüblich war.
Die erste Baureihe S 8 bis S 15 wurde bis 1967 gebaut. Es folgte 1967 die Baureihe 100 mit einem deutlich kantigeren Äußeren, von der die Modelle S 100 bis S 150 auf den Markt kamen. Zum Start hatten die Fahrzeuge einzeln aufgehängte Vorderräder (Doppelquerlenkerbauweise). Zudem gab es ab 1973 vorne Scheibenbremsen in der Serie, aber optional noch Trommelbremsen. Die Baureihe 100 ist, wie ihre Vorgänger, mit Henschel-Motoren ausgestattet.
1972 kam ein wegweisender Typ auf den Markt, der S 200. Er hatte einen Mercedes-Motor mit 235 kW Leistung. Ausstattungen mit WC, Küche und Klimaanlage waren möglich. Mit diesem Fahrzeug brachte Kässbohrer die bis heute Setra-übliche Raumlüftung auf den Markt. Diese nutzt die natürlichen Druckverteilungen, die sich um einen fahrenden Bus ergeben. Oberhalb der Seitenfenster tritt die Frischluft ein. In der Höhe der Fahrertür und der vorderen Einstiegstür herrscht eine Unterdruckzone. Genau dort entweicht die Luft wieder aus dem Fahrzeug. Dadurch ergibt sich ein enorm hoher Luftdurchsatz, ohne dass es den Fahrgästen zieht.
Ab 1976 wurde die Baureihe 200 produziert. Sie ist etwas runder als die Baureihe 100 und hat eine ungeteilte Windschutzscheibe. Bei der Markteinführung gab es die zwei Baumuster Hochboden- und Hochdeckerbusse in den Ausführungen S 211 H, S 212 H, S 213 H und S 215 H sowie S 213 HD und S 215 HD. Die Hochbodenfahrzeuge waren damals mit Vorder- und Hecktüre, die Hochdecker mit Vorder- und Mitteltüre ausgestattet. Später gab es beide Versionen mit Vordertüre und wahlweise mit Mittel- oder Hecktüre. Später kamen noch sogenannte Superhochdecker hinzu, die noch höher sind als der gewöhnliche Hochdecker und so einen sehr großen Stauraum bieten. Diese Superhochdecker haben den Namensanhang HDH oder HDS und sind Dreiachser. Der kleinste aus dieser Baureihe ist der S 208 HM, der größte der Doppeldecker S 228 DT. Kässbohrer führte als erster Nutzfahrzeughersteller 1984 serienmäßig ABS ein. Einige Zeit konnte man den Setra auch noch ohne ABS bekommen, Kässbohrer formulierte es so: „… auf Wunsch gegen Minderpreis.“ Die Baureihe 200 ist die variantenreichste Setra-Baureihe bisher. Angetrieben werden die 200er meistens mit Mercedes-Motoren (V6, V8 und V10 anfangs ohne und später mit Abgasturbolader), daneben gab es später die Möglichkeit, MAN-Motoren zu ordern. Mit der Baureihe 200 gab es auch wieder Fahrzeugvarianten für den US-amerikanischen Markt, leicht erkennbar an der geteilten Windschutzscheibe. Von der Baureihe 200 abgeleitet wurde der S 215 NR, der erste Niederflur-Überlandbus.
Ein weiterer außergewöhnlicher Typ ist der S 216 HDS, ein Superhochdecker mit Unterflurcockpit. Wegen der geringen Stückzahlen wurde dieser Typ nur geringfügig modifiziert auch noch als S 316 HDS angeboten, als ansonsten schon die neue Baureihe 300 verkauft wurde. Der S 216 HDS hatte einen ungewöhnlichen Vorläufer, den SG 221 HDS. Dieser Superhochdecker-Gelenkbus, der eine „Wespentaille“ zwischen Vorderwagen und Nachläufer hat, blieb jedoch ein Einzelstück.
Ab 1991 wurde die Baureihe 300 entwickelt. Die typischen Außenspiegel der Baureihe 300 waren ein sehr gut durchdachtes Überwachungsmerkmal: außer unmittelbar hinter dem Bus war alles im Blick der Fahrers, auch der tote Winkel vor der vorderen Stoßstange. Stadtbusse wurden seit dem dem Zusammenschluss mit Mercedes-Benz nicht mehr produziert, da Setra das Segment der Überland- und Reisebusse zugewiesen wurde. Im Überlandbereich setzte sich die Niederflurtechnik (Typbezeichnungen nun mit NF) immer mehr durch.
Die ersten Busse der aktuellen Baureihe 400 kamen 2001 auf den Markt. Sie sind nunmehr in die Produktreihen MultiClass (Überlandbusse), ComfortClass (Reisebusse) und TopClass (besonders komfortable Reisebusse, einschließlich dem Doppeldeckerbus S 431 DT) eingeteilt. Die TopClass 400 erhielt 2007 eine Überarbeitung.
[Bearbeiten] Produktion
Das breite Spektrum an Omnibussen, vom Überlandbus bis zum luxuriösen Reisebus, wird in Neu-Ulm produziert. Die Karosserien und Fahrwerke werden im EvoBus-Werk Mannheim hergestellt, mit dem Zug nach Neu-Ulm transportiert und dort montiert, lackiert und fertiggestellt. Das Werk Neu-Ulm nahm 1992 den Betrieb auf. Seit 2006 sind dort alle Produktionstätigkeiten angesiedelt. Nach dem Umzug der Verwaltung in die Nachbarstadt soll 2008 das bisherige Stammhaus an der Kässbohrerstraße in Ulm geschlossen werden.
Neben Setra gehört auch die Omnibussparte von Mercedes-Benz zu EvoBus, einer hundertprozentigen Tochter des Daimler-Konzerns. Die Modellreihen Integro und Travego der Marke Mercedes-Benz sind Schwesterprodukte, die in Fahrwerk und Antrieb eine Vielzahl gleicher Komponenten verwenden.
[Bearbeiten] Typenbezeichnung
Anhand der Typenbezeichnung ist die maximale Anzahl der Sitzreihen erkennbar. Bei der ersten Setra-Baureihe stand die Zahl der Sitzreihen allein. Bei der zweiten Baureihe (Baureihe 100) wurde eine 0 oder 5 angehängt, bei den folgenden Baureihen (Baureihen 200, 300 und 400) jeweils eine Ziffer vorangestellt. Beispiel: S 8 (= 8 Sitzreihen), S 140 (= 14 Sitzreihen), S 215 (= 15 Sitzreihen) oder S 417 (= 17 Sitzreihen). Durch Komforteinbauten oder eine bestimmte Sterne-Klassifizierung vermindern sich die Sitzreihen; die Typenbezeichnung bleibt aber erhalten. Ab der Baureihe 200 gaben Zusätze nach der Zahl die Ausstattung an: aktuell (Baureihe 400) sind dies HD für Hochdecker, HDH für Hochdecker hoch, DT für Doppelstock-Touristikbus, GT für Reisebus (Grand Tourisme), UL für Überland-Linienbus und NF für Niederflurbus. Früher wurden außerdem H für die niedrigsten Hochdecker, HDS für Superhochdecker, SL für Stadtbusse und NR für Niederflurbusse verwendet. Nur wenige Typen erhielten abweichende Bezeichnungen, beispielsweise der S 250 Special (ein modifizierter S 215 HD, der auch nach Vorstellung der Baureihe 300 als Einsteigermodell weiter angeboten wurde) und der S 300 N (ein früher Niederflur-Stadtlinienbus vorwiegend für den französischen Markt).
[Bearbeiten] Aktuelle Modelle (Deutschland)
MultiClass
S 415 NF, S 416 NF
S 412 UL, S 415 UL, S 416 UL, S 417 UL, S 419 UL
Comfort Class
S 415 GT, S 416 GT, S 415 GT-HD, S 416 GT-HD/2, S 416 GT-HD, S 417 GT-HD
Top Class 400
S 411 HD, S 415 HD, S 415 HDH, S 416 HDH, S 417 HDH, S 431 DT
[Bearbeiten] Galerie
[Bearbeiten] Literatur
- Dieter Mutard, Stefan Loeffler: Setra. Omnibusse seit 1951. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2001.
[Bearbeiten] Weblinks
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