Sender Gleiwitz
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Der Sender Gleiwitz war ein deutscher Radiosender in Gleiwitz, einer Großstadt in der bis zum Jahr 1945 preußischen Provinz Oberschlesien. Heute gehört Gleiwitz (polnisch Gliwice) zu Polen. Bekannt wurde die Sendestation im Stadtteil Petersdorf durch einen inszenierten Überfall auf den Sender Gleiwitz, der als propagandistischer Anlass zum Zweiten Weltkrieg diente.
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[Bearbeiten] Geschichte
Der erste Rundfunksender in Gleiwitz wurde am 15. November 1925 an der Raudener Straße in Betrieb genommen. Er verwendete als Sendeantenne eine T-Antenne („mittengespeister Dipol“), die an zwei 75 Meter hohen Stahltürmen befestigt war. Da diese Anlage, deren Sender 1928 in der Leistung gesteigert wurde, nicht mehr den Anforderungen genügte, wurde zwischen dem 1. August 1934 und dem 23. Dezember 1935 an der Tarnowitzer Landstraße ein neuer Sender gebaut, der als Antennenturm einen noch heute vorhandenen 118 Meter hohen Holzturm besitzt.
[Bearbeiten] Nachkriegsnutzung
Die Sendeanlage in Gleiwitz-Petersdorf überstand – im Unterschied zu vielen anderen Sendeanlagen in Deutschland und den von Deutschland besetzten Gebieten – den Zweiten Weltkrieg fast unversehrt. Vom 4. Oktober 1945 bis 1955 diente der Sender Gleiwitz zur Verbreitung von Radioprogrammen im Mittelwellenbereich, bevor ein neuer Sender in Ruda Śląska seine Funktion übernahm.
Ab 1955 diente der Sender manchen Berichten zufolge auch als Störsender, um den Empfang westlicher Rundfunksender in Gleiwitz zu beeinträchtigen. Nach Abschaltung der Störsendeaktivitäten in den 80er Jahren wurde der Sender stillgelegt.
Andererseits unterhielten die Sowjets im fernen Sibirien einen sehr starken Radiosender, der den Empfang solcher Sendungen wie „Radio Free Europe“ oder „Deutschlandfunk“ in Schlesien stören sollte. Doch die Gleiwitzer konnten ohne besondere Probleme eben diesen Sendern zuhören.
In den Innenräumen des Gleiwitzer Senders befand sich in der Nachkriegszeit eine Produktions- und Testhalle, in der Radioteile hergestellt wurden.
Heute trägt der Sendeturm in Gleiwitz zahlreiche Sendeantennen für den Mobilfunkdienst und den nicht-öffentlichen Landfunkdienst.
Der Sendeturm Gleiwitz ist heute noch erhalten. Er ist aus sächsischem Lärchenholz gebaut und dürfte heute nach dem Abriss des hölzernen Sendeturms in Ismaning am 16. März 1983 der höchste Holzturm der Welt und der einzige noch erhaltene Sendeturm aus Holz sein.
[Bearbeiten] Museum
Seit dem 2. Januar 2005 ist der Sender Gleiwitz ein Museum. Das Museum zeigt die alte Rundfunktechnik des Senders und dokumentiert den „Überfall“ von 1939.
[Bearbeiten] Literatur
- „Funkamateur“, 9/2005, Seite 900/901
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.h-ref.de/dk/krieg/polen/gleiwitz/gleiwitz.shtml (Stand der URL: 2004-10-03, Bild auf dieser Webseite zeigt aber die vor 1935 verwendete Sendeanlage)
- Homepages des Museums, mit Bild des Sendeturms (polnisch, deutsch, englisch und französisch)
- Sendeturm Gleiwitz
- http://radiopolska.pl/portal/staticpages/index.php?page=wykaz-archiwum-am
- http://www.muzeum.gliwice.pl/de/news_fullpage.php?nid=719&ret_top=/de/index.php
Koordinaten: 50° 19' N, 18° 41' 34" O