Sebnitz
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Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen | |
Regierungsbezirk: | Dresden | |
Landkreis: | Sächsische Schweiz | |
Verwaltungsge- meinschaft: |
Sebnitz | |
Höhe: | 379 m ü. NN | |
Fläche: | 43,92 km² | |
Einwohner: | 8920 (31. Dez. 2006)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 203 Einwohner je km² | |
Postleitzahlen: | 01851–01855 (alt: 8360) | |
Vorwahl: | 035971 | |
Kfz-Kennzeichen: | PIR (alt: SEB ) | |
Gemeindeschlüssel: | 14 2 87 370 | |
Stadtgliederung: | 5 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: | Kirchstr. 5 01855 Sebnitz |
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Webpräsenz: | ||
Oberbürgermeister: | Mike Ruckh |
Sebnitz ist eine Große Kreisstadt im Landkreis Sächsische Schweiz und Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Sebnitz. Sie ist ein staatlich anerkannter Erholungsort in Ostsachsen am Rande des Nationalparks Sächsische Schweiz. Sebnitz wird auch „Stadt der Kunstblumen“ oder „Stadt der Seidenblumen“ genannt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
Die Stadt Sebnitz liegt im Tal des Flusses Sebnitz und deren Seitentälern zwischen 250 und 460 m über NN zwischen der Sächsischen Schweiz und dem Lausitzer Bergland. Naturräumlich liegt das Stadtgebiet im Westlausitzer Hügel- und Bergland, grenzt aber unmittelbar an den Naturraum Oberlausitzer Bergland. Da der Naturraum Sächsische Schweiz ebenfalls sehr nah liegt, ist die Landschaft um die Stadt sehr abwechslungsreich. Hausberg von Sebnitz ist der schon in Tschechien liegende Berg Tanzplan. Der Ortsteil Hinterhermsdorf liegt oberhalb des Kirnitzschtales ca. 5 km südöstlich des Hauptortes.
[Bearbeiten] Geschichte
Sebnitz ist eine Gründung deutscher Bauern aus Franken.Der Name leitet sich wahrscheinlich von Sebenica (= Finkenwaldbach) ab. Der älteste urkundliche Beleg für den Bach erfolgte in der Oberlausitzer Grenzurkunde von 1223/1241, in dem die Besitzverhältnisse des Königreiches Böhmen und des Bistums Meißen festgeschrieben wurden. Als Mittelpunkt der Marktsiedlung entsteht in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts der rechteckige Marktplatz der Siedlung, die 1451 erstmals als Städtlein (stetlin) bezeichnet wird.
Das auf der Marktmitte 1714/15 erbaute Rathaus, wurde 1854 durch Brand zerstört. Das daneben befindliche schuppenartige Häuschen, die Fleischbänke (Verkaufsstände der Fleischer) wurden 1804 durch Hochwasser zerstört. Sebnitz war eine Ackerbürgerstadt, d.h. Handwerk, handel und Landwirtschaft war die Existensgrundlage der Bürger. Unter den Handwerken war die Leineweberei das wichtigste. Die Weber arbeiteten seit dem 16. Jahrhundert zumeist im Auftrage von Verlegern (Fakturisten). Sie exportierten in viele Länder der Erde. Mit dem Niedergang der Handweberei, insbesondere verursacht durch die Industrialisierung dieses Industriezweiges in England, gewinnt durch den Einfluss böhmischer Blumenmacher die Herstellung künstlicher Blumen stark an Bedeutung. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Stadt 4.000 Einwohner und 375 Häuser, 1881 waren es 6.354 Einwohner und im Jahr 1900 8.648 Einwohner. Am 15. September 1854 vernichtete ein großer Stadtbrand den gesamten Stadtkern und das althergebrachte mittelalterliche Stadtbild. Insgesamt fielen den Flammen 72 Wohnhäuser, 42 Scheunen und Hintergebäude, das Rathaus und die Schule zum Opfer. Sebnitz ist um 1900 das Zentrum deutscher Kunstblumenherstellung. Es gab zu dieser Zeit über 200 kleinere und größere Blumenfabriken mit fest angestellten Arbeiterinnen und Arbeitern und darüber hinaus Tausende von Heimarbeitern. Am 17. März 1894 von Heimatforscher Alfred Meiche in der Lokalzeitung "Grenzblatt" vorgeschlagen ein Heimatmuseum einzurichten. Im Frühjahr 1908 nahm sich der Gewerbeverein der Sache an und erste Exponate wurden in der Stadtschule an der Kirche untergebracht. Im Jahr 1909 erfolgte der Aufbau einer Ausstellung und am 23. Mai 1909 wurde das Stadtmuseum Sebnitz eröffnet, welches 1930 neue Räumlichkeiten erhält. Am 11. Mai 1945 wurde Bürgermeister Steudner seines Amtes enthoben und neuer Bürgermeister wurde der Arzt Muder.
Am 30. September 1945 hatte Sebnitz 14.500 Einwohner. Am 12. November 1945 wurde Karl Seewald neuer Bürgermeister. Am 1. Juni 1946 hatte Sebnitz 13.203 Einwohner und 1304 Wohnhäuser und 183 Betriebe. Am 16. Februar 1948 besuchen 1.847 Kinder in 47 Klassen mit 35 Lehrern die Grundschule. An der neu gegründeten Fachschule für Wirtschaft und Verwaltung wurde 12. Juli 1948 zum ersten Mal das Abitur abgelegt. Zu DDR-Zeiten war der VEB Kunstblume Sebnitz einer der größten Arbeitgeber in der Region.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands und der Einführung der Marktwirtschaft in den neuen Bundesländern verschwanden jedoch viel Industriebetriebe. Heute wird nur noch in geringem Maße und vor allem in Schauwerkstätten "geblümelt". Im Jahr 1952 wurde Sebnitz Kreisstadt des Kreises Sebnitz. Diesen Status verliert Sebnitz im Zuge einer Gebietsreform 1992. Im Jahr 1995 wird Sebnitz Große Kreisstadt. Im Januar 2002 wird Hinterhermsdorf auf der Grünen Woche in Berlin mit der Goldmedaille im 20. Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden - Unser Dorf hat Zukunft” ausgezeichnet. Im Jahr 2003 richtete Sebnitz den Tag der Sachsen aus. [2]
[Bearbeiten] Gedenkstätten
- Gedenktafel am Haus Nr. 49 des Ortsteiles Hertigswalde an die 600 KZ-Häftlinge eines Todesmarsches aus einem Außenlager des KZ Sachsenhausen, die im April 1945 von SS-Männern durch den Ort getrieben und von denen einige zu Tode misshandelt wurden
[Bearbeiten] Wirtschaft
[Bearbeiten] Verkehr
- 1877: Eröffnung der Sebnitztalbahn Bad Schandau–Sebnitz–Bautzen
- 1905: Eröffnung der Rumburk–Šluknov–Dolní Poustevna–Sebnitz durch die Böhmische Nordbahn, der Betrieb wurde nach Kriegsende 1945 zwischen Sebnitz und Dolní Poustevna eingestellt, der Wiederaufbau dieser Verbindung ist vorgesehen.
- seit 1995 Straßengrenzübergang nach Dolní Poustevna
- seit 2003 betreibt die Oberelbischen Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz (OVPS) einen historischen Bus, die Rose von Sebnitz.
[Bearbeiten] Ansässige Unternehmen
- Robert Bosch Elektrowerkzeuge GmbH Sebnitz, 455 Beschäftigte
- Tillig Modellbahnen GmbH & Co. KG, 180 Beschäftigte
- sebnitzer fensterbau GmbH, 110 Beschäftigte
- WEA Wärme-und Energieanlagenbau GmbH, 70 Beschäftigte
- Wilhelm Kimmel GmbH & CO.KG Kunststoffe, 30 Beschäftigte
- Kallies Feinchemie AG, 30 Beschäftigte
- Drahtverarbeitung Preißler GmbH
- Hillcon GmbH Herstellung textiler Reinigungsartikel, 30 Beschäftigte
- Wellpappen- und Kartonagen GmbH
- Stahl- und Anlagenbau GmbH, 85 Beschäftigte
[Bearbeiten] Partnerstädte
[Bearbeiten] Stadtgliederung
Ortsteile sind Sebnitz, Schönbach, Hainersdorf, Hertigswalde und Hinterhermsdorf.
[Bearbeiten] Entwicklung des Stadtgebiets
[Bearbeiten] Eingemeindungen
- 1920: Hofhainersdorf
- 1935: Schönbach
- 1950: Amtshainersdorf, Hertigswalde
- 1997: Hinterhermsdorf
[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung
- 1772: 1.648 (285 Häuser)
- 1832: 2.843
- 1871: 5.216 (377 Wohngebäude)
- 1892: 8.476 (549 Wohngebäude)
- 1900: 8.649 (626 Wohngebäude)
- 1905: 9.743
- 1914: 12.000
- 1918: 8.906
- 1990: 11.705
- 1998: 10.203
- 1999: 10.063
- 2000: 9.882
- 2001: 9.670
- 2002: 9.496
- 2003: 9.304
- 2004: 9.159
(1444-1871: Meiche 1927 / 1892-1918: Schober 1988 / 1990-2004: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen)
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Bauwerke
Die evangelische Kirche Peter und Paul ist das älteste Baudenkmal der Stadt. Der Chor ist aus dem 15. Jahrhundert, das Schiff und die Innenausstattung aus dem 17. Jahrhundert.
Die katholische Kirche "Kreuzerhöhung" wurde Ende des 19. Jahrhunderts im Stil der Neugotik errichtet.
- Das Stadtbild wird von nach dem Stadtbrand von 1854 errichteten Bürgerhäusern und Produktionsgebäuden aus der Gründerzeit geprägt. Das bauliche Ensemble des im spätklassizistischen Stil wiedererrichteten Marktplatzes steht unter Denkmalschutz. Die ursprünglich zahlreich vorhandenen Umgebinde- und Fachwerkhäuser sind nur noch im Randbereich der Innenstadt erhalten.
- Der im Zuge der Sebnitztalbahn errichtete Viadukt (1874/75) war der deutschlandweit erste im Bogen (Radius 224 m) und im Gefälle (Neigung 1:50) errichtete Viadukt. Er ist 150 m lang und 21 m hoch. Seine ursprünglich zehn Steinbögen wurden Ende der 1980er Jahre bei einer Generalsanierung durch neun Betonpfeiler ersetzt.
[Bearbeiten] Theater
- Amateurtheater "Theatre Libre e.V."
[Bearbeiten] Klangkörper
- Bergsteigerchor Sebnitz e.V.
- Jugendblasorchester Sebnitz
- Sachsenländer Blasmusikanten e.V.
[Bearbeiten] Museen
- Kunstblumen- und Heimatmuseum "Prof. Alfred Meiche" in einem 1731 erbauten Bürgerhaus
- Afrikahaus
- Haus "Deutsche Kunstblume Sebnitz"
[Bearbeiten] Sportstätten
- Seit den 1970er Jahren gibt es am Ortsanfang von Sebnitz (aus Richtung Neustadt kommend) das Modellflugzentrum, wo jährlich im Juni der Internationale Sächsische Schweiz Cup der Fesselmodellflieger stattfindet.
- Sparkassen - Waldstadion des BSV 68 Sebnitz mit einem Fassungsvermögen von ca. 3000 Personen mit einem Kunstrasen-, sowie einem Rasenspielfeld.
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
- Konzertreihe in der Evangelisch-Lutherischen Stadtkirche Sebnitz
- Blumen- und Musikfest
- Weifbergfest in Hinterhermsdorf
[Bearbeiten] Sonstiges
- Urzeitpark Sebnitz mit 400 Plastiken urgeschichtlicher Säugetiere und Kleinlebewesen
- Modelleisenbahnmuseum der Fa. Tillig
- Westernvillage
- Kirnitzschklamm bei Hinterhermsdorf mit Kahnfahrt auf der Oberen Schleuse
- Aussichtsturm auf dem Weifberg (ein 36,9 Meter hoher Holzturm)
[Bearbeiten] Sport
- Handball-Club Sachsen Neustadt-Sebnitz e.V.
- BSV 68 - BürgerSportVerein 68: ist unterteilt in die Sektionen: Fußball, Tennis, Tischtennis und Radball
- SRV 1897 - Sebnitzer Radfahrerverein 1897: Straßenrad- und Mountainbikesport
- Flugmodell - Club e.V. Sebnitz; Flugmodellsportzentrum und die Fesselmodellflieger
- BSG Sebnitz e.V., Boxen, Faustball, Schach
- Sportverein Grenzwinkel Sebnitz e.V.
- Tanzteam "Select" Sebnitz
- SBB Sächsischer Bergsteigerbund
- Skiclub Sebnitz e.V.
- Sebnitzer Karateverein "Kaku Dojo" e.V.
- Sportverein "ÖC" Sebnitz e.V.
- Sebnitzer Basketballverein 94 e.V.
[Bearbeiten] Bemerkenswertes
- Sebnitz ist der größte staatlich anerkannte Erholungsort (Titel seit 1997) in Sachsen.
- In Sebnitz wurde die mit 3,7 m Höhe größte Seidenrose der Welt hergestellt, ihre Blüte hat einen Durchmesser von 1,5 m und wiegt 10 kg.
- In Sebnitz entstand Anfang des 19. Jahrhunderts eine weltweit einmalige Volkskunst, das Sebnitzer Schattenspiel.
- Der Ortsteil Hinterhermsdorf gewann 2002 den Titel "Schönster Ort Deutschlands" und belegte im europaweiten Vergleich den zweiten Platz.
- Im November 2000 geriet Sebnitz durch den „Fall Joseph“ bundesweit in die Schlagzeilen. Die Bild-Zeitung hatte „aufgedeckt“, dass der sechsjährige Joseph Kantelberg-Abdullah am 13. Juni 1997 in einem Sebnitzer Freibad von rassistischen Jugendlichen ertränkt worden sein sollte. Nach wenigen Tagen stellte sich jedoch heraus, dass die Geschichte von der Schwester und der Mutter des Jungen erfunden worden war. [3] Die eigentliche Todesursache des Jungen war ein Herzinfarkt beim Schwimmen mit anschließendem Ertrinken, ausgelöst durch einen angeborenen, von der Mutter bei den Ermittlungen jedoch verschwiegenen, Herzfehler. [4]
[Bearbeiten] Ehrenbürger
- 1866 Vizebürgermeister Johann August Herrmann
- 1876 Advokat Helmut Geyer
- 1896 Dr. med. Ernst Friedrich Louis Oehmischen
- 1888 Buchbindermeister Emil August Schubert
- 1901 Bürgermeister Emil Otto Blume
- 1904 Sanitätsrat Dr. med. Oskar Theodor Petzold
- 1946 Heimatforscher Prof. Dr. Alfred Meiche
- 1979 Antifaschist Hugo Knobloch[5]
[Bearbeiten] Literatur
- Meiche, Alfred (1927): Historisch-Topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna, Dresden
- Meiche, Alfred (1925): Das Flurbild von Sebnitz Crimmitschau
- Rölke, Peter (Hg.) (2004): Wander & Bergführer Sächsische Schweiz Bd. 3 Am Rande der Sächsischen Schweiz
- Schober, Manfred (1988): Faktensammlung zur Geschichte von Sebnitz in den Jahren 1891-1918 in: Heimatmuseum Sebnitz [Hrsg.] (1988): Die Stadt und der Kreis Sebnitz in Vergangenheit und Gegenwart. Beiträge zur Heimatgeschichte Heft 5, Sebnitz, S. 10-27
- Schober, Manfred (1994): Die Sebnitzer Kunstblume "Die Geschichte eines Handwerkes im Zeichen der Mode" Dresden/Basel
- Schober, Manfred (2003): Sebnitz. Aus der Geschichte einer sächsischen Stadt an der Grenze zwischen Elbsandstein und Oberlausitzer Bergland. Dresden
- Bergmann, Herbert (Hg)(2004): "Was war wann in Sebnitz?" Zeittafel und Faktensammlung zur Chronik der Stadt Sebnitz von der Besiedlung bis 2003, seither jährliche Ergänzungen
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Einwohnerzahlen
- ↑ Manfred Schober (2003): Sebnitz. Aus der Geschichte einer sächsischen Stadt an der Grenze zwischen Elbsandstein und Oberlausitzer Bergland, Sn 9 - 18 Berg- & Naturverlag Rölke
- ↑ Joseph Kantelberg-Abdulla: "Die Geschichte der Mutter stimmt nicht"
- ↑ Rundfunk Berlin-Brandenburg | Kontraste - Sendung
- ↑ Broschüre 750 Jahre Sebnitz 1991
[Bearbeiten] Weblinks
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