Robert Morley
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Robert Adolph Wilton Morley (* 26. Mai 1908 in Semley, Wiltshire; † 3. Juni 1992 in Wargrave, Berkshire) war ein britischer Schauspieler und Schriftsteller. Der schwergewichtige Mime spielte in der Regel profilierte Nebenrollen als britischer Snob oder Exzentriker.
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[Bearbeiten] Leben
Der Offizierssohn Robert Morley war von seinen Eltern für die Diplomatenlaufbahn vorgesehen und erhielt zunächst eine Ausbildung am Wellington College, in Frankreich, Deutschland und Italien. Doch bald wandte sich Morley von der Diplomatie ab und dem Theater zu. Seine Schauspielausbildung absolvierte er an der renommierten Royal Academy of Dramatic Art (RADA). Sein Bühnendebüt gab er 1929 im Strand Theatre in einer Aufführung von Robert Louis Stevensons Schatzinsel. Seinen ersten großen Erfolg in einer Hauptrolle konnte er 1936 als Oscar Wilde am Londoner Westend im gleichnamigen Stück von Leslie Stokes feiern. Zwei Jahre spätere gab er zudem sein Debüt am New Yorker Broadway. In den Folgejahren spielte er an verschiedenen Bühnen in London, New York und Sydney.
[Bearbeiten] Filmkarriere
Bereits 1937 gab Robert Morley zudem sein Filmdebüt als Ludwig XVI. in Marie-Antoinette. Seine Interpretation des naiven, ängstlichen und zugleich unnachgiebigen Herrschers brachte ihm eine Oscar-Nominierung ein. In einer fünfzig Jahre umspannenden Filmkarriere verkörperte der Mime mit der imposanten Statur und der distinguierten, leicht nasalen Sprechweise oft versnobte Adelige und Honoratioren mit einem Sinn für Understatement und einem Schuss Selbstironie. Seine passende deutsche Synchronstimme wurde mit Erich Fiedler gefunden, dessen Organ und Artikulation der Stimme Morleys kongenial entsprachen.
In Filmen der unterschiedlichsten Genres verlieh Robert Morley zumeist Nebenrollen eine unverwechselbare Prägung. Er spielte in Abenteuerfilmen wie African Queen (als Bruder von Katharine Hepburn), in Historienfilmen wie Beau Brummell (als George III.) und Dschingis Khan (als Kaiser von China), in Komödien wie Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten und Das Millionending (mit Peter Ustinov), in Dramen wie Der Amerikaner (mit Charles Bronson) und Der Gefangene der Inseln, Krimis wie der deutsch-englischen Edgar-Wallace-Verfilmung Das Geheimnis der weißen Nonne und als Mycroft Holmes, der Bruder des Meisterdetektivs, in Sherlock Holmes und sein größter Fall, in Kriminalkomödien wie Topkapi (mit Peter Ustinov und Melina Mercouri), Horrorfilmen wie Theater des Grauens (als Opfer von Vincent Price) sowie Literaturverfilmungen wie Alice im Wunderland nach Lewis Carroll und Little Dorritt nach Charles Dickens. Gleich zweimal verkörperte er ein verschrobenes Clubmitglied in Jules Vernes In 80 Tagen um die Welt – sowohl in dem Kinofilm von 1956 mit David Niven als Phileas Fogg als auch in dem Fernsehmehrteiler von 1989 mit Pierce Brosnan in der Hauptrolle. Ebenfalls zweimal war Robert Morley auch in Krimikomödien nach Agatha Christie zu sehen: Während er 1963 den affektierten und kurzzeitig mordverdächtigen Hector Enderby in dem Miss Marple-Film Der Wachsblumenstrauß verkörperte, assistierte er zwei Jahre später als britischer Geheimagent Arthur Hastings in Die Morde des Herrn ABC Hercule Poirot.
[Bearbeiten] Morley als Schriftsteller
Neben seiner Bühnen- und Filmarbeit betätigte sich Robert Morley auch erfolgreich als Schriftsteller. Er verfasste leichte, humorvolle und tiefsinnige Kurzgeschichten, Satiren, autobiografische Werke (Responsible Gentleman) und Bühnenwerke wie das von George Cukor 1949 mit Spencer Tracy verfilmte Stück Edward, my Son. Einige Bücher wie das 1978 veröffentlichte Book of Bricks, das er autistischen Kindern widmete, entwickelten sich sogar zu Bestsellern.
[Bearbeiten] Ehrungen
1957 wurde er von der britischen Königin zum Commander of the Order of the British Empire (CBE) ernannt. Eine Erhebung in den Ritterstand lehnte er hingegen ab. 1980 wurde ihm für sein künstlerisches und literarisches Schaffen der Ehrendoktortitel der Universität Reading verliehen.
[Bearbeiten] Familie
Robert Morley heiratete 1940 Joan North Buckmaster (1910 – 2005), die Tochter der renommierten britischen Schauspielerin Dame Gladys Cooper, mit der er drei Kinder bekam: Sheridan (* 1941), Annabel (* 1946) und Wilton (* 1951). Der älteste Sohn arbeitet als Theaterkritiker und Schriftsteller und verfasste eine 1993 veröffentlichte Biografie seines Vaters (Robert, My Father), wie zuvor schon seine Schwägerin Margaret Morley im Jahr 1979 mit dem Titel Larger than Life.
Am 3. Juni 1992 starb Robert Morley im Alter von 84 Jahren nach einem Schlaganfall.
[Bearbeiten] Filmografie (Auswahl)
- 1938 Marie Antoinette - Marie Antoinette mit Norma Shearer und Gary Cooper Regie - W. S. van Dyke
- 1940 Die Blockade - The Big Blockade
- 1941 Major Barbara - Major Barbara
- 1942 Der junge Mr. Pitt - The Young Mr. Pitt
- 1942 Ein gefährliches Unternehmen - The Foreman Went to France
- 1945 Die Atlantik-Brücke - I Live in Grosvenor Square
- 1947 The Ghosts of Berkeley Square
- 1951 African Queen - The African Queen - mit Humphrey Bogart und Katharine Hepburn
- 1951 Der Gefangene der Inseln - Outcast of the Islands
- 1953 Wiedersehen in Monte Carlo - Melba
- 1953 Schach dem Teufel - Beat the Devil- mit Humphrey Bogart und Jennifer Jones
- 1954 Beau Brummell - Rebell und Verführer - Beau Brummell - mit Stewart Granger und Elizabeth Taylor
- 1954 Vier bleiben auf der Strecke - The Good Die Young
- 1955 Liebe, Tod und Teufel - The Adventures of Quentin Durward
- 1956 In 80 Tagen um die Welt -Around the World in Eighty Days - mit David Niven
- 1956 Heirate nie in Monte Carlo - Loser Takes All
- 1958 Arzt am Scheideweg - The Doctor's Dilemma - mit Leslie Caron und Dirk Bogarde
- 1958 Sheriff wider Willen - The Sheriff of Fractured Jaw
- 1958 Herzlich Willkommen im Kittchen - Law and Disorder
- 1959 Die Reise - The Journey
- 1959 Mister Miller ist kein Killer - The Battle of the Sexes
- 1959 Die Nacht ist mein Feind - Libel
- 1960 Oscar Wilde
- 1960 Giuseppe venduto dai fratelli
- 1961 Hallo, Mr. Twen - Young Ones, The
- 1962 Topkapi - mit Peter Ustinov
- 1962 Der Weg nach Hongkong - The Road to Hong Kong
- 1962 Diebe haben Vorfahrt- Go to Blazes
- 1963 Der Wachsblumenstrauß - Murder at the Gallop - mit Margaret Rutherford und Flora Robson Regie - George Pollock
- 1963 Neun Stunden zur Ewigkeit - Nine Hours to Rama
- 1963 In Liebe eine eins - Take Her, She's Mine
- 1963 Das alte finstere Haus - The Old Dark House
- 1964 Der Menschen Hörigkeit - Of Human Bondage
- 1964 Manche mögens geheim - Hot Enough for June
- 1964 Tod in Hollywood - The Loved One
- 1965 Dschingis Khan - Genghis Khan
- 1965 Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten - Those Magnificent Men in Their Flying Machines - mit James Fox und Stuart Whitman Regie - Ken Annakin
- 1965 Sherlock Holmes’ größter Fall - A Study in Terror
- 1965 Tod in Hollywood - The Loved One
- 1965 Die Morde des Herrn ABC - The Alphabet Murders - mit Tony Randall
- 1966 Hotel Paradiso - Hotel Paradiso
- 1966 Das Geheimnis der weißen Nonne - The Trygon Factor - mit Stewart Granger
- 1967 Dave - Zuhaus in allen Betten - Sinful Davey
- 1968 Das Millionending - Hot Millions - mit Peter Ustinov
- 1969 Der Amerikaner - Twinky
- 1969 Cromwell - Cromwell
- 1970 Ein blinder Passagier hat’s schwer - Doctor in Trouble - nach Richard Gordon
- 1971 Das Mörderschiff - When Eight Bells Toll - nach Alistair MacLean
- 1973 Theater des Grauens - Theatre of Blood
- 1978 Die Schlemmerorgie - Who is killing the great Chefs of Europe?
- 1983 Höllenjagd bis ans Ende der Welt - High Road to China
- 1985 Alice im Wunderland - Alice in Wonderland
- 1987 Klein Dorrit - Little Dorrit
- 1988 Feuersturm und Asche - War and Remembrance
- 1989 In 80 Tagen um die Welt - Around the World in 80 Days - dreiteilige Verfilmung mit Pierce Brosnan, Eric Idle und Peter Ustinov
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
- 1935 Short Story
- 1948 Edward, my Son (dt. Eduard, mein Sohn)
- 1953 Hippo Dancing
- 1966 Responsible Gentleman, London: Heineman.
- 1974 A Musing Morley: the selected writings of Robert Morley, London: Robson.
- 1975 A Ghost on Tiptoe: a comedy Robert Morley and Rosemary Anne Sisson, London-New York: S. French.
- 1976 Morley Marvels, London: Robson.
- 1978 Robert Morley's Book of Bricks, London: Weidenfeld and Nicolson.
- 1979 Robert Morley's Book of Worries, London: Weidenfeld and Nicolson.
- 1979 More Morley, London: Coronet.
- 1980 Morley Matters, London: Robson.
- 1981 The Best of Robert Morley, London: Robson.
- 1981 The Second Book of Bricks, London: Wiedenfeld & Nicolson.
- 1981 Worry: how to kick the serenity habit in 98 easy steps ill, New York: Putnam.
- 1983 "Pardon me, but you're eating my doily!" New York: St. Martin's Press.
- 1988 The Pleasures of Age, London: Hodder & Stoughton.
- 1990 Aerobics for the spirit, Dallas: Word Publications.
- 1990 Around the world in eighty-one years, London: Hodder & Stoughton.
[Bearbeiten] Literatur
- Margaret Morley: Larger than Life. The Biography of Robert Morley. Robson, London 1979. ISBN 0860510646
- Sheridan Morley: Robert, My Father. Weidenfeld & Nicolson, London 1983. ISBN 0297813293
[Bearbeiten] Weblinks
- Robert Morley in der Internet Movie Database (englisch)
- Literatur von und über Robert Morley im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
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NAME | Morley, Robert |
ALTERNATIVNAMEN | Morley, Robert Adolph Wilton |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Schauspieler und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 26. Mai 1908 |
GEBURTSORT | Semley, Wiltshire |
STERBEDATUM | 3. Juni 1992 |
STERBEORT | Wargrave, Berkshire |