Petra Schelm
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Petra Schelm (* 1951 in Hamburg; † 15. Juli 1971 ebenda) gehörte der Rote Armee Fraktion (RAF) an. Sie war das erste Todesopfer im Zusammenhang mit Aktionen der RAF.
Schelm hatte eine Ausbildung zur Friseuse absolviert, da sie den Wunsch hatte, später als Maskenbildnerin zu arbeiten. Nach der Lehre arbeitete sie einige Zeit in einem Kunstgewerbeladen. Anschließend bekam sie einen Job als Begleiterin eines amerikanischen Reiseunternehmens. Danach lebte sie in Berlin in einer Kommune und engagierte sich in der Außerparlamentarischen Opposition.[1] Hier lernte sie auch ihren Freund Manfred Grashof kennen. Sie soll mit Ulrike Meinhof und Horst Mahler im Arbeitskreis Mieten und Wohnen im Berliner Märkischen Viertel, der sich der „Resozialisierung sozialer Randgruppen“ verschrieben hatte, aktiv gewesen sein. Das Ausmaß ihres Engagements in dem Arbeitskreis ist jedoch nicht geklärt. Eine damalige Mitarbeiterin erklärte dem SPIEGEL: „Eigentlich müsste ich sie kennen, aber ich kenne sie nicht.“[2] Im Juni 1970 reiste sie über Ost-Berlin nach Jordanien, wo sie zusammen mit anderen RAF-Mitgliedern in einem Lager eine militärische Ausbildung erhielt.[3] Aufgrund verschiedener Differenzen mit den Gastgebern der palästinensischen Fatah wurde die Ausbildung vorzeitig abgebrochen.[4] Die Gruppe reiste im August 1970 nach Berlin zurück. Im Frühjahr 1971 erließ der Bundesgerichtshof einen Haftbefehl gegen Petra Schelm und nahm ihr Foto in ein Fahndungsblatt auf. Dies wurde mit dem Verdacht begründet, dass sich ihre Bekanntschaft mit Ulrike Meinhof und deren Umfeld zu einer Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung entwickelt haben könnte.
Zum Zeitpunkt ihres Todes hatte Petra Schelm den Kontakt zu ihren Eltern bereits längere Zeit verloren. Sie hatte ihren Eltern Manfred Grashof vorgestellt, welcher beim Vater um die Hand seiner Tochter anhielt. Als dieser die Zustimmung verweigerte, kam es zum Bruch.[5]
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[Bearbeiten] Schusswechsel
Im Rahmen einer Großfahndung im gesamten norddeutschen Raum nach etwa fünfzig Mitgliedern der RAF durchbrach Schelm in Begleitung des RAF-Mitglieds Werner Hoppe am 15. Juli 1971 mit ihrem Wagen eine Straßensperre in der Hamburger Stresemannstraße. Nach einer Verfolgungsjagd wurde das Fahrzeug im Bahrenfelder Kirchenweg gestoppt. Hoppe und Schelm sprangen aus dem Fahrzeug, feuerten mehrmals auf die sie verfolgenden Polizisten und flüchteten zu Fuß über die Von-Sauer-Straße in die Reineckestraße. In den Gärten hinter der Straße trennten sich Hoppe und Schelm. Wieder auf der Reineckestraße, wurde Petra Schelm von einem der Polizisten entdeckt und angerufen. Sie schoss sofort nacheinander auf zwei Polizisten. Einer von ihnen erwiderte mit einer Maschinenpistole das Feuer und verletzte sie tödlich mit einem Schuss schräg unter das linke Auge.
Laut Augenzeugenberichten lag Petra Schelm nach dem tödlichen Schuss noch etwa 10 Minuten auf dem Pflaster, ohne dass Erste Hilfe geleistet wurde.[6] Der Schütze beteiligte sich demnach weiter an der Verfolgung Werner Hoppes, der einige Minuten später im Sumpfgelände hinter der Autobahn-Trasse überwältigt und festgenommen wurde.
Die Polizei glaubte zunächst, es handele sich bei der Toten um Ulrike Meinhof. Die DPA meldete dem entsprechend um 16:16 Uhr den Tod Meinhofs, um 16:28 Uhr dementierte sie jedoch.
Da Petra Schelm nicht wie gesetzlich vorgeschrieben als Widerstand leistende Straftäterin nur flucht- und kampfunfähig geschossen, sondern durch einen Kopfschuss getötet wurde, entbrannte nach ihrem Tod eine öffentliche Diskussion über die Qualität der Schießausbildung bundesdeutscher Polizeibeamter.[7]
Am 11. Mai 1972 griff das „Kommando Petra Schelm“ der RAF das Hauptquartier des V. Corps der US-amerikanischen Streitkräfte in Frankfurt am Main an.[8] Bei der Explosion von drei Bomben wurden 13 Personen verletzt. Der amerikanische Oberstleutnant Paul A. Bloomquist kam dabei ums Leben.
[Bearbeiten] Literatur
- Stefan Aust: Der Baader-Meinhof-Komplex. Hoffmann & Campe Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-455-09516-X
- Der Spiegel Nr. 30, 19. Juli 1971, S. 28 ff. [3] und [4] (Kommentar von Gerhard Mauz)
- Der Spiegel Nr. 34, 16. August 1971, S. 30 ff. [5]
[Bearbeiten] Weblinks
- Fotos und Darstellung von Reaktionen deutscher K-Gruppen
- Presse zur Fahndung, 1971 (Jürgen Serke, Wolfgang Löhde: Die Treibjagd., Stern-Artikel 1971 nach dem Tod Petra Schelms, als PDF)
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Stefan Aust: Der Baader-Meinhof-Komplex. Hoffmann & Campe Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-455-09516-X, S. 188.
- ↑ Der Spiegel Nr. 30, 19. Juli 1971, S. 28f. [1]
- ↑ Stefan Aust: Der Baader-Meinhof-Komplex. Hoffmann & Campe Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-455-09516-X, S. 121ff.
- ↑ Stefan Aust: Der Baader-Meinhof-Komplex. Hoffmann & Campe Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-455-09516-X, S. 125ff.
- ↑ Stefan Aust: Der Baader-Meinhof-Komplex. Hoffmann & Campe Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-455-09516-X, S. 188f.
- ↑ Der Spiegel Nr. 30, 19. Juli 1971, S. 30 [2]
- ↑ Der Spiegel Nr. 34, 16. August 1971, S. 30 ff. als HTML (zuletzt abgerufen am 3. März 2008)
- ↑ Rote Armee Fraktion, Kommando Petra Schelm: Erklärung. (14. Mai 1972) In: Christiane Schneider (Hrsg.): Ausgewählte Dokumente der Zeitgeschichte: Bundesrepublik Deutschland (BRD) – Rote Armee Fraktion (RAF). Verlagsgesellschaft Politische Berichte, Köln 1987, ISBN 3-926922-00-1, S. 27 (als HTML), zit. n.: Internationales Komitee zur Verteidigung politischer Gefangener in Westeuropa (ivk) - Sektion BRD, Stuttgart (Hrsg.): texte: der RAF. Verlag Bo Cavefors, Lund Dezember 1977, ISBN 91-504-0685-X, S. 448 (Tarnschrift als PDF, 23,1 MB);ebenso In: Martin Hoffmann (Hrsg.): Rote Armee Fraktion. Texte und Materialien zur Geschichte der RAF. ID-Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-89408-065-5, S. 145 (als PDF, 1,46 MB).
Personendaten | |
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NAME | Schelm, Petra |
KURZBESCHREIBUNG | RAF-Mitglied |
GEBURTSDATUM | 1951 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEDATUM | 15. Juli 1971 |
STERBEORT | Hamburg |