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Mordnacht von Zürich – Wikipedia

Mordnacht von Zürich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Mordnacht von Zürich / Zerstörung von Rapperswil
Teil von: Schweizer Habsburgerkriege

Datum 13361350 respektive 1355
Ort Kanton Zürich, Kanton St. Gallen
Ausgang Sieg von Habsburg
Folgen «Bund von 1351» zwischen Zürich und der Waldstätte, Festigung der Vormachtstellung von Habsburg-Österreich
Friedensschluss «Regensburger Frieden» von 1355
Konfliktparteien
Stadt Zürich

Grafschaft Toggenburg
und Städte-/Adelskoalition

Rapperswil

Exilregierung des «äusseren Zürich»
Habsburg

Befehlshaber
Rudolf Brun (1336-55)

Graf Kraft III. von Toggenburg (1337)

Graf Johann I. von Habsburg-Laufenburg (1336/37)

Graf Johann II. (1337-50)
Herzog Albrecht II. von Habsburg-Österreich (1351-55)

Die Mordnacht von Zürich – auch als «Zürcher Mordnacht» oder «Mord von Zürich» bekannt – war im Grunde kein Einzelereignis sondern ein Kleinkrieg (Fehde) in den Jahren 1336 bis 1350 respektive 1355, der im Zusammenhang mit der Brun'schen Zunftverfassung und den Schweizer Habsburgerkriegen betrachtet werden sollte.

Beteiligt waren auf der einen Seite im Jahr 1336 aus der Stadt Zürich verbannte Ratsmitglieder (Notabel respektive Constaffel), die Exil gewährende habsburgische Stadt Rapperswil und Verbündete, gegen die Stadt Zürich und verbündete Adelsgeschlechter auf der anderen Seite.

Der Konflikt hatte langjährige Scharmützel zur Folge, die in der Nacht vom 23./24. Februar 1350 zur namensgebenden Mordnacht von Zürich, zur Inhaftierung von Graf Johann II. von Habsburg-Laufenburg und der Zerstörung von Rapperswil sowie um das Jahresende 1350/51 zur Besetzung Rapperswiler Besitzungen durch Zürcher Truppen führten.

Die →Zerstörung von Rapperswil hatte den «Bund von 1351» zwischen der Stadt Zürich und der Waldstätte zur Folge, und Habsburg-Österreich griff aktiv in die Kriegshandlungen ein, die mit dem «Regensburger Frieden» von 1355 vorerst endeten.

Aus den Wirren um die Brun'sche Zunftverfassung ging faktisch das Haus Habsburg als Sieger hervor. Seine Vormachtstellung in der Nordschweiz wurde gefestigt, und die Kontrolle über die Rapperswiler Besitzungen verblieb bis 1458 bei Habsburg. Bürgermeister Rudolf Brun gelang es durch geschicktes Taktieren die Niederlage Zürichs zumindest in einen persönlichen Sieg umzuwandeln. 1356 schloss Zürich mit Habsburg einen Bund, der die Brun'sche Zunftverfassung («1. Geschworener Brief») von 1336 garantierte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ausgangslage (Zusammenfassung)

Hauptartikel: Brun'sche Zunftverfassung

Die Handwerker blieben in der Stadt Zürich des 14. Jahrhunderts weitgehend ohne politische Rechte und Schutz, obwohl sie zunehmend am wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt beteiligt waren. Im nicht zweifelsfrei gesicherten →Richtebrief des Jahres 1281 oder 1291[1] hatte der Stadtrat aus Angehörigen der «Burger» – die im Rat vertretenen Kaufleute, vornehmen Handwerkergeschlechter und die Stadtadligen (→Ministeriale) – die Bildung von Handwerksvereinigungen (Zünften) explizit untersagt «dass nieman(d) werben noch tuon (gründen) sol enhein (keine) zunft noch meisterschaft mit eiden mit worten noch mit werchen …». Auf Verletzung des Gebots standen ausserordentlich harte Strafen: Hausabbruch, hohe Busse und Verbannung.[2] Erlaubt soll hingegen die Bildung von Innungen gewesen sein. 1335 führte der Rat eine Währungsreform durch, welche einseitig die Kapital besitzende Schicht, überwiegend Kaufleute begünstigte. Die Beziehung zwischen Kaufleuten und Handwerkern war also belastet, und die Handwerkschaft der Stadt Zürich wollte nicht länger aus dem Stadtrat ausgeschlossen sein.

Bürgermeister Rudolf Brun (*ca. 1290/1300, †1360
Bürgermeister Rudolf Brun (*ca. 1290/1300, †1360

Andererseits dominierten die «Notabel» [3][4] – die im Rat vertretenen Kaufleute, die vornehmen Handwerkergeschlechter (Goldschmiede, Seidenfabrikanten, Tuchhändler, Geldwechsler, Salzleute) und Stadtadligen – den ursprünglich zu aus gleichen Teilen zusammengesetzten Rat der Stadt Zürich, so dass vor 1336 «... der regierende Rat der Stadt Zürich sich zu einem Drittel aus adligen Rittern und zu zwei Dritteln aus bürgerlichen Notabeln (Rentner, Wechsler, Kaufleute und Goldschmiede usw.) ... » [5] zusammensetzte, d.h. der politische Einfluss der Stadtadligen deutlich reduziert worden war. Des Weitern versuchte der Rat seine Oberhoheit auf die Grundherrschaften und Lehen des Stadtadels auszudehnen. Die Stadtzürcher Adligen verfolgten zudem eine den Kaufleuten entgegengesetzte Aussenpolitik.

[Bearbeiten] Zunftrevolution in Zürich (Juni 1336)

Indem Rudolf Brun wahrscheinlich geschickt diese Spannungen in der Führungsschicht nutzte, kam es in Zürich zur 'Zunftrevolution'. Der Aufstand der Handwerker und Adligen brach am 7. Juni 1336 mit einem Sturm auf das Rathaus aus. Die Räte konnten ihr Leben nur durch Flucht retten. Am 8. oder 16. Juni 1336 [6] versammelten sich die Aufständischen im Franziskaner Barfüsserkloster, wo ihr Anführer, Rudolf Brun, von der Volksversammlung zum Bürgermeister der Stadt ernannt wurde. Die geflohenen Räte samt ihrer Familien wurden grösstenteils aus der Stadt verbannt.[7]

Brun arbeitete die nach ihm benannte →Brun'sche Zunftverfassung – den sogenannten «1. Geschworener Brief» – aus, die nach dem Vorbild des Schwörbrief der Stadt Strassburg aus dem Jahre 1334 gestaltet war.

[Bearbeiten] Verbannung von 22 Räten und Flucht nach Rapperswil (Juli 1336)

Hauptartikel: Geschichte der Stadt Rapperswil

Nicht zweifelsfrei geklärt ist, ob bereits die Verbannung der Mitglieder des bisherigen Rats[7] oder ein Streit zwischen dem Ritter Götfrit (Götz) Mülner und einigen Notabeln des bisherigen respektive →Constafflern des neuen Rats die neue, fragile Koalition zwischen Stadtadel, Handwerkschaft und Kaufleuten gleich zu Beginn zusätzlich belastete.

«Stadtbuch» von 1292 bis 1371
«Stadtbuch» von 1292 bis 1371

Das «Stadtbuch» von 1292 bis 1371 enthält unter dem 7. Juni 1336 eine Verordnung, wie künftig die Bürgermeisterwahl und die Anerkennung der Regierung durch die Bürgerschaft zu erfolgen habe. Auf der ersten Linie ist «jungher R. Bruno burgermeister» (Junker Rudolf Brun) zu lesen. Das 1636 erstellte Inhaltsverzeichnis des Stadtbuches spricht von den «zwölf Banditen von 1336», welche damals die Stadt verlassen mussten.[8]

Gesichert scheint, dass im Zeitraum 8. Juni bis 18. Juli 1336 vermutlich 22 Räte, von denen die Mehrheit aus dem Kaufmannspatriziat stammte, mit ihren Familien aus der Stadt Zürich verbannt wurden. Eine Quelle schreibt dazu: «... Am 18. Juli schritt Brun zur Abrechnung mit den Mitgliedern des alten Rates. 22 von ihnen wurden ratsunfähig erklärt, davon zwölf auf Zeit aus der Stadt verbannt.»[7]

Die Mehrzahl der Verbannten flüchtete nach Rapperswil zu Graf Johann I. von Habsburg-Laufenburg, der sowohl bei der Stadt wie auch bei einzelnen der Verbannten verschuldet war und sich von deren Unterstützung wohl eine Tilgung der Schulden erhoffte.

[Bearbeiten] Gegenregierung des «äusseren Zürich» in Rapperswil (1336-50)

Unter dem Schutz von Graf Johann I. bildeten die Exilierten eine Gegenregierung des «äusseren Zürich» in Rapperswil und begannen Streifzüge durch das Untertanengebiet der Stadt Zürich, mit dem Ziel die neue Regierung von Zürich zu destabilisieren.

Auch Zürich suchte Rückhalt bei Verbündeten und fand ihn mit Graf Kraft III. von Toggenburg. Graf Kraft III. war bestrebt, zwischen der Eidgenossenschaft und Habsburg eine profitable Mittelstellung einzunehmen und stand in Konflikt mit Graf Johann I. wegen der Burg Grynau, die einen strategisch wichtigen Übergang über die Linth zwischen Zürich- und Walensee sicherte.

Gegen die in der Stadt zurückgebliebenen Gegner der neuen Stadtregierung wurde mehrmals vorgegangen, wie aus einer überdurchschnittlich hohen Zahl an (vermutlich politisch motivierten) Hinrichtungen geschlossen werden darf und der Weisung, dass die ehemaligen Räte und ihre Anhänger sich nicht zu Gesellschaften mit mehr als drei Personen zusammenfinden durften. Die Gegenregierung des «äusseren Zürich» warb während der Jahre ihres Exils in Rapperswil weiterhin Söldner an und plante mit der Hilfe ihrer Parteigänger in der Stadt den Umsturz des Brun'schen Regimes.

[Bearbeiten] Fehde der Stadt Zürich gegen die Stadt Rapperswil (1337)

Mit Unterstützung der Grafen von Toggenburg, der Schutzherren des Grossmünster-Stifts, zog Bürgermeister mit einem kleinen Heer gegen Graf Johann I. In der →Schlacht bei Grynau am 21. September 1337 besiegten die Zürcher Graf Johann I., der dabei umkam. Dies provozierte wiederum das Eingreifen des habsburgischen Herzogs Albrecht II. von Österreich, der Zürich zwang, auf alle Eroberungen zu verzichten und den Verbannten ihr Vermögen auszuhändigen, was die Stadt Zürich ablehnte.

Danach versuchte Brun, sich mit Landfriedens- und Hilfsbündnissen mit benachbarten Städten und Adelsgeschlechtern abzusichern, darunter 1340 mit Konstanz und St. Gallen, 1343 sogar kurzfrist mit Rapperswil, 1345 mit dem Bischof und der Stadt Basel sowie Schaffhausen, und schliesslich trat Zürich 1349 dem Schwäbischen Städtebund bei.

[Bearbeiten] Eskalation des Konflikts (ca. 1340-50)

Auch dem mündig gewordenen Graf Johann II., der beim Tod seines Vaters noch minderjährig war, soll von den verbannten Räten ebenfalls die Tilgung aller Schulden und die Einlösung der an die Stadt Zürich verpfändeten Höfe Wollerau und Pfäffikon angeboten worden sein. Johann II. führte den Kleinkrieg vermutlich in der zweiten Hälfte der 1340er-Jahre weiter und wurde wie sein Vater zum Führer der Koalition gegen das Brun'sche Regime. Historisch gesichert ist, dass er bei einem Überfall auf Pfäffikon zwischen Juli 1347 und Juni 1348 Abt Konrad II. von Gösgen gefangen nahm, ihn aber wieder freiliess. Das Klosterarchiv Einsiedeln geht auf diese Ereignisse ausführlicher ein:

«... Schlimmer waren die Vorgänge, die sich in Pfäffikon abspielten, wo Graf Johannes II. von Rapperswil in der Zeit zwischen dem 31. Juli 1347 und dem 26. Juni 1348 vereint mit den Bürgern von Rapperswil die Feste Pfäffikon überfiel, sie vollständig ausraubte und den Abt, der sich gerade dort aufhielt, mit sich gefangen fortführte. Die Ereignisse hängen jedenfalls zusammen mit den politischen Umwälzungen, die sich damals in Zürich abspielten. Dort hatte Brun 1336 eine Verfassungsänderung durchgeführt. Der damit unzufriedene Ritteradel floh zum Grafen von Habsburg-Rapperswil. In der Folge entbrannte ein richtiger Kleinkrieg. Abt Konrad, mit Brun jedenfalls gut bekannt - einer seiner Söhne hatte die Stiftspfarrei Rued (Kanton Aargau) inne - anerkannte mit anderen Herren die getroffenen Änderungen. Darum wohl lud der Abt den Hass des Rapperswiler auf sich. Graf Johann I. fiel am 21. September 1337 bei Grynau, sein Sohn Johannes II. aber führte die Fehde weiter und überfiel, wie gesagt, Pfäffikon, wobei ihm sogar der Abt in die Hände fiel. Wie lange Abt Konrad gefangen sass, ist nicht zu ermitteln; sicher war er am 26. Juni 1348 wieder frei und Pfäffikon wieder in seinen Händen, denn unter diesem Datum kam durch Vermittlung einiger Herren eine Aussöhnung zwischen dem Abt und dem Rapperswiler zustande. Der Schaden musste ersetzt werden, wofür Abt Johannes die Wege zur Aufhebung des Bannes ebnete, der offenbar verhängt worden war. Graf Johann II. und seine Brüder versprachen dafür, das Gotteshaus, seine Leute und Güter in ihren besondern Schutz nehmen zu wollen» [9]

[Bearbeiten] Mordnacht von Zürich (23./24. Februar 1350)

[Bearbeiten] Ablauf

Die Mordnacht von Zürich in der Tschachtlanchronik von 1470
Die Mordnacht von Zürich in der Tschachtlanchronik von 1470

In der Nacht vom 23. zum 24. Februar 1350 wurde ein Handstreich auf die Stadt vereinbart, die «Mordnacht von Zürich». Die Verbündeten innerhalb der Stadtmauern sollten die «äusseren» durch die Tore einlassen und dann gemeinsam Brun und seine Anhänger im Schlaf ermorden respektive «... In der Nacht vom 23. auf den 24. Febr. 1350 versuchten die 1336 nach der Brun'schen Zunftrevolution aus der Stadt vertriebenen Adligen ‹nachtes bi slafender diet› (d.h. als alles Volk schlief) Zürich wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Der Anschlag scheiterte, die Angreifer wurden hart bestraft.» [5]

Bei den erwähnten Anhängern von Rudolf Brun handelte es sich vermutlich um Rudolf Brun selbst, die Zunftmeister und die Constaffel-Räte des Kleinen Rats.

Zürcher Mordnacht, Zunft zur Meisen, Wappenscheibe, Glasmalerei 17. Jh.
Zürcher Mordnacht, Zunft zur Meisen, Wappenscheibe, Glasmalerei 17. Jh.

Dazu muss ergänzt werden, dass die Zünfte nicht nur wirtschaftliche und politische sondern auch militärische Organisationen waren. Aus ihren Zunftmeistern wurde der Rat der Brun'schen Zunftverfassung gebildet, ebenso aus den Angehörigen des Stadtadels und des Kaufmannspatriziats, die den Ritterstand und damit den Kern und die Führung der militärischen Streitmacht und die politische Führung stellten. Nur über die Zünfte konnte ein Bürger in den Rat gelangen, ebenso war ein Ratssitz Adligen und Patriziern nur über die Constaffel vorbehalten.

Der Ausdruck «Die Zünfte sollen haben ein Banner» entsprach ihrer militärischen Bedeutung und Struktur.[10] Die Zunft war Heereseinheit und Organisationsbasis für den Wacht- und Kriegsdienst.[11]

Als gesichert scheint zu gelten, dass Bürgermeister Brun durch Verrat von diesen Umsturzplänen Kenntnis erhielt, und seine Anhänger deshalb gut vorbereitet gewesen sein dürften.

Mordnacht von Zürich in der Chronik des Johannes Stumpf von 1548
Mordnacht von Zürich in der Chronik des Johannes Stumpf von 1548

Der exakte Ablauf der Kampfhandlungen wird wohl ungeklärt bleiben, Abbildungen in zeitgenössischen Chroniken lassen aber darauf schliessen, dass des Gefecht äusserst erbittert von beiden Seiten in den Strassen der Stadt Zürich geführt worden ist.

Die gleichen Quellen legen nahe, dass die Verschwörer durch die Stadttore eindringen konnten und das Gefecht 28 Tote auf beiden Seiten das Leben kostete.

Mordnacht von Zürich, Lithographie von Anton Ziegler, 1848
Mordnacht von Zürich, Lithographie von Anton Ziegler, 1848

Zwei von mehreren Quellen verdeutlichen insbesondere den blutig geführten Widerstand der Angehörigen der «Zunft zum Widder»: «... Der Anschlag auf Brun und seine Anhänger misslang, der Sage nach vor allem dank dem heroischen Eingreifen der Zunft der Metzger.» «... 1350 versuchten die aus Zürich verbannten Räte von Rapperswil aus in der «Zürcher Mordnacht» vom 23. auf den 24. Februar Brun und seine Neuordnung zu stürzen. Der Anschlag auf Brun und seine Anhänger misslang, der Sage nach vor allem dank dem heroischen Eingreifen der Zunft der Metzger.»

«... Mordnacht von Zürich am St. Matthiastag (23. Februar). Die früheren Herrscher sind zu Verschworenen geworden und suchen sich der Person Rudolf Bruns und seiner Getreuen zu bemächtigen, werden aber von den wachsamen Bürgern überwältigt und zum grossen Teil niedergemacht. Die Metzger leisten grimmige Arbeit mit Schlachtbeilen und Messern und erhalten dafür besondere Rechte (St. Petersfahrt).»[12] «... Der Zug der Zunft zum St. Peter, der heute Ende Januar oder anfangs Februar durchgeführt wird, erinnert ... an Vorrechte, die Bürgermeister Rudolf Brun der Zunft zum Dank für ihre in der Mordnacht vom 23./24. Februar 1350 bewiesene Tapferkeit verliehen hat.» [12]

Damals bekamen die Metzger das Recht, am Aschermittwoch durch die Stadt Zürich zu ziehen, mit Schlachtbeilen und Prügeln bewaffnet, mit ihrem Banner, dem vom Rat verliehenen «Isengrind» und einer Bärenhaut, 'Sinnbild' des an der Kette gefangenen Feindes. Dieser Metzgerumzug dürfte eine der Wurzeln des Sechseläutenumzugs sein.[12]

[Bearbeiten] Beteiligte und ihr Schicksal

Als gesichert gelten kann, dass sich unter den zahlreichen Gefangenen auch Graf Johann II. von Rapperswil-Laubenburg befand, der rund zwei Jahre im Stadtzürcher Wellenberg eingekerkert blieb. Während seiner Gefangenschaft im Wellenberg in Zürich dichtete Graf Johann II. das Minnelied «Blümli blawe», das Goethe in der Ballade «Das Blümlein Wunderschön: Lied des gefangenen Grafen» verewigt hat.

Weitere namentlich bekannte Angehörige des Zürcher Stadtadels (Ministerialgeschlechter) waren Ritter Wizli Wisso [13] und Angehörige der Familie Bilgeri. Rudolf Bilgeri verlor im Kampf das Leben, Werner und Klaus Bilgeri wurden gefangengenommen und hingerichtet.[14]

Ein weiterer Gefangener war der Zürcher Bürger Niklaus Bilgri, der ebenfalls hingerichtet wurde.[15]

Beringer von Hohenlandenberg war ein möglicher weiterer Mitverschwörer, der in seiner Burg Schauenberg bei Winterthur einigen der 1336 Verbannten Asyl gewährt haben und beim Kampf in den Strassen Zürichs getötet worden sein soll.

Je nach Quellenlage soll eine unbekannte Zahl der Verschwörer im Handgemenge getötet worden sein, eine Quelle nennt «... 15 Verschwörer fielen, 35 wurden gefangen. Von diesen liess Brun 18 rädern und die übrigen köpfen»,[10] [16] andere nennen etliche Gefangene.

Die Güter aller Verschwörer wurden von der Obrigkeit eingezogen. Das vom Mitverschwörer Niklaus Bilgri beschlagnahmte «Tütsch Hus» (Deutsches Haus) soll von 1350 bis 1356 einer Kommission des Rats für Verwaltung und Verkauf der den Verschwörern abgenommenen Güter als Amtssitz gedient haben.[15]

[Bearbeiten] Zerstörung von Rapperswil (Sankt Matthis 1350)

Hauptartikel: Zerstörung von Rapperswil
Rudolph Brun verjagt die Einwohner von Rapperswil
Rudolph Brun verjagt die Einwohner von Rapperswil

Rudolf Brun und seine Truppen zogen vermutlich bereits am 24. Februar 1350 vor Rapperswil, das sich aus Sorge um den in Zürich gefangen gehaltenen Grafen Johann II. ergab. Die Brüder des Grafen sollen jedoch auf ein Eingreifen der habsburgischen Verwandten gehofft und einen Friedensschluss sabotiert haben: Brun zerstörte mit dieser Begründung die Festung Alt-Rapperswil (Altendorf) in der March und schleifte die Mauern des Städtchens und Schloss Rapperswil, sodass diese nicht mehr verteidigt werden konnte. Stadtzürcher Truppen besetzten des Weitern die Untere March und erlangten damit die Kontrolle über die Bündner Pässe.

Interessant dazu sind Passagen aus der Chronik der Stadt Zug, welche die Ereignisse aus ihrer Perspektive zusammenfasst:

«Die aus der Stadt vertriebenen Ratsherren – nicht alle erlitten dieses Schicksal – flohen nach Rapperswil. Sie fanden im dortigen Stadtherrn, Graf Johannes von Habsburg-Laufenburg, einen Verbündeten, mit dem sie 1350 in der später so genannten Mordnacht von Zürich ihrerseits einen gewaltsamen und blutig endenden, aber erfolglosen Umsturzversuch unternahmen. Dieser Friedbruch wurde aus zürcherischer Sicht als Fehdeanlass angesehen und mit der Eroberung Rapperswils sowie der Gefangennahme des für die Bluttat verantwortlich gemachten Johannes von Habsburg-Laufenburg (korrekterweise Graf Johann II.) vergolten. Da dieser sich weigerte, auf ein entsprechendes Friedensangebot Zürichs einzugehen, konnte die Fehde nicht beendet werden ... » [17]

[Bearbeiten] Bund von 1351 mit der Waldstätte

Bundesschwur der Bürger von Zürich vor den Abgesandten der vier Waldstätte, 1. Mai 1351
Bundesschwur der Bürger von Zürich vor den Abgesandten der vier Waldstätte, 1. Mai 1351

Durch dieses Vorgehen verfeindete sich Brun mit Habsburg-Österreich, nahe Verwandte der Grafen von Rapperswil. Der Zürcher Bürgermeister unterbreitete trotzdem ein neues Bündnisangebot, das abgelehnt wurde: Die Stadt Zürich war vor allem wegen der Handelsverbindungen auf ein gutes Einvernehmen mit Habsburg, dessen Gebiet Zürich damals fast vollends umgab, angewiesen. Da Zürich zugleich mit Basel und Strassburg verfeindet war, geriet die Limmatstadt in eine gefährliche Situation.

Um gegen Habsburg 'bestehen' zu können, musste sich Brun nach neuen Bündnispartnern umsehen und entschied sich, mit den vier Waldstätten, die wiederum in Krieg mit Habsburg standen, dem «Bund von 1351» einzugehen – der Beitritt der Stadt Zürich zur entstehenden Eidgenossenschaft.

Trotz eines Schiedsspruchs eskalierte der Konflikt, nachdem im August 1351 Herzog Albrecht II. von Habsburg die Wiederherstellung der zerstörten Festungen forderte, beide habsburgische Lehen. Nachdem Albrecht im September 1351 eine Belagerung Zürichs begonnen hatte, willigte Brun in ein Schiedsverfahren ein, das zugunsten Habsburgs ausfiel und von den Waldstätten nicht akzeptiert wurde.

Auf Vermittlung der Markgrafen von Brandenburg kam schliesslich der «Brandenburger Frieden» zwischen Zürich, den Habsburgern und Rapperswil zustande: Graf Johann II. wurde freigelassen, die Stadt sollte inskünftig keine Ausburger mehr aufnehmen dürfen und Zürich alle habsburgischen und rapperswilerischen Gebiete räumen. Herzog Albrecht liess als neuer Besitzer Schloss und Stadt Rapperswil ab 1352 wieder aufbauen.

1353 setzten die Waldstätte die Kämpfe fort, und erst als Kaiser Karl IV. mit einem Heer vor Zürich aufmarschierte, willigte Zürich in den «Regensburger Frieden» von 1355 ein. Dieser bestätigte im Wesentlichen den Friedensvertrag von 1351, verpflichte jedoch Zürich, die mit Zürich verbündeten Waldstätte notfalls mit Gewalt zu dessen Einhaltung zu zwingen.

Aus den Wirren um die Brun'sche Zunftverfassung ging faktisch das Haus Habsburg als Sieger hervor, und seine Vormachtstellung in der Nordschweiz wurde klar bestätigt.

Bürgermeister Brun gelang es, durch geschicktes Taktieren die Niederlage Zürichs zumindest in einen persönlichen Sieg umzuwandeln. 1356 schloss Zürich mit Habsburg einen Bund, der die Zunftverfassung von 1336 («1. Geschworener Brief») garantierte, und Rapperswil ging in den Besitz von Habsburg-Österreich über.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Rapperswiler im Zürcher Gemeinderat …? von lic. iur. Gregor A. Rutz, Zollikon
  2. Zunft zur Waag, Geschichte
  3. «Notabel» definiert in diesem Zusammenhang die im Rat vertretenen Kaufleute und vornehmen Handwerkergeschlechter (Goldschmiede, Seidenfabrikanten, Geldwechsler)
  4. Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Die Definition des Wortes notabel ist gemäss DRW vornehm, ehrenwert, herausragend.
  5. a b Artikel Brun'sche Zunftrevolution im Historischen Lexikon der Schweiz
  6. Website der Zunft zur Letzi, Geschichte der der Zünfte: «... Am 16. Juni trat im Hofe des Barfüsserklosters (heutiges Obmannamt) eine Bürgergemeinde zusammen. Sie beschwor den von Brun ausgearbeiteten «ersten geschworenen Brief», und bezeichnete Ritter Rudolf Brun als Bürgermeister.»
  7. a b c Website der Zunft zur Letzi, Geschichte der der Zünfte: «... Am 18. Juli schritt Brun zur Abrechnung mit den Mitgliedern des alten Rates. 22 von ihnen wurden ratsunfähig erklärt, davon zwölf auf Zeit aus der Stadt verbannt. In Anlehnung an die bereits erwähnte Strassburger Ordnung wurden die Ritter, Edelleute, Rentner, Kaufleute, Tuchhändler, Geldwechsler, Goldschmiede und Salzleute in der ‹Constaffel› zusammengefasst.»
  8. Staatsarchiv des Kantons Zürich (Hrsg.): Kleine Zürcher Verfassungsgesichte 1218 – 2000, Zürich 2000.
  9. Klosterarchiv Einsiedeln, Professbuch Äbte, 23. Konrad II. von Gösgen
  10. a b Website des Zentralkomitees der Zünfte Zürichs, Brun'sche Zunftverfassung, Die Zürcher Mordnacht
  11. Website der Zunft zur Schmiden, Zunftwesen.
  12. a b c Website der Zunft zum Widder, Geschichte
  13. Haus zum Loch, Geschichte: «... Ritter Wizli Wisso ... zog 1315 Ritter Wizli Wisso mit den Zürchern auf Habsburgs Seite in die Schlacht am Morgarten, wo er den Tod fand. Sein gleichnamiger Enkel fiel 1350 als Gegner Bruns in der berüchtigten Mordnacht von Zürich. Sein Eigentum wurde konfisziert und 1354 das Haus „zum Loch“ an Elsbeth Schwend verkauft ...»
  14. Burgenwelt, Wohnturm der Bilgeri, Geschichte: «... Die Bilgeri büssten ihre Machtstellung ein, vier ihrer Ratsherren wurden gar verbannt. Sie gehörten deshalb zu den unversöhnlichsten Gegnern Bruns. In der berüchtigten Mordnacht von Zürich kämpften sie auf der Seite der Verschwörer. Rudolf Bilgeri verlor im Kampf das Leben, Werner und Klaus Bilgeri wurden gefangengenommen und hingerichtet ...»
  15. a b Website zum Doppelhaus Römergasse Nr. 7 + 9, das Deutsche Haus oder „Tütsch Hus“: «... Zürcher Bürger Niklaus Bilgri: bis 1350, in welchem Jahre dieser wegen Verschwörung und Teilnahme an der Zürcher Mordnacht gefangen und hingerichtet wurde. Die Güter aller Verschwörer wurden von der Obrigkeit eingezogen, und so wurde auch das Deutsche Haus beschlagnahmt und gehörte der auf einige Jahre hinaus der Stadt Zürich. Von 1350 bis 1356 diente es einer obrigkeitlichen Kommission für Verwaltung und Verkauf der den Verschwörern abgenommenen Güter als Amtsitz ...»
  16. Artikel Brun'sche Zunftrevolution im Historischen Lexikon der Schweiz: «... 1337 besiegte Brun seine aus der Stadt verbannten oder geflohenen Gegner, die sich in Rapperswil (SG) versammelt hatten, in der Schlacht bei Grinau. Ein Gegenputsch der äusseren Opposition im Jahr 1350 wurde blutig unterdrückt (sog. Zürcher Mordnacht).»
  17. Bürgergemeinde der Stadt Zug, Auszug aus Zug wird nicht eidgenössisch, aus Anlass der 650-jährigen Zugehörigkeit des Kantons Zug zur Eidgenossenschaft, von Thomas Glauser, 2002.
  • Stadtarchiv Zürich VII. 179., Archiv der Zunft zur Schmiden 1336 – 1986

[Bearbeiten] Literatur

  • Markus Brühlmeier / Beat Frei. Das Zürcher Zunftwesen, 2 Bde., NZZ Buchverlag, Zürich, 2005, ISBN 3038231711
  • Martin Illi. Geschichte der Constaffel, von Bürgermeister Rudolf Brun bis ins 20. Jahrhundert, NZZ Buchverlag, Zürich, 2003, ISBN 3038230219
  • Staatsarchiv des Kantons Zürich (Hsg.). Kleine Zürcher Verfassungsgeschichte 1218–2000. Hsg. im Auftrag der Direktion der Justiz und des Innern auf den Tag der Konstituierung des Zürcher Verfassungsrates am 13. September 2000. Chronos, Zürich, 2000, ISBN 3905314037
  • O. Sigg, R. Jagmetti (u.a.). Zunftherrlichkeit 1336-1798 in 650 Jahre Zürcher Zünfte, 1336-1986, 1986
  • K.W. Glaettli (Hrsg.). Zürcher Sagen, 2. Auflage, Zürich, 1970
  • Karl Dändliker. Geschichte der Stadt und des Kantons Zürich, Band 1, 1908
  • Karl Dändliker. Schweizergeschichte, 1885
  • Adolf Weisser. Die Zürcher Mordnacht. Ein geschichtliches Bild aus dem deutschen Städte-Leben des 14. Jahrhunderts, Meyer & Zeller, Zürich, 1856
  • Johannes Stumpf. Chronik von 1547/48
  • Bendicht Tschachtlan und Heinrich Dittlinger. Tschachtlanchronik, 1470

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen


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