Max Kaser
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Max Kaser (* 21. April 1906 in Wien; † 13. Januar 1997 in Ainring) war Rechtswissenschaftler, Romanist, Professor an den Universitäten Münster, Hamburg und Salzburg, Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Akademien und zehnfacher Ehrendoktor.
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[Bearbeiten] Leben
Die Schulausbildung von Max Kaser fand in den Universitätsstädten statt, in denen sein Vater, der Historiker Kurt Kaser (1870–1931), lebte. Dies war zunächst Graz, an dessen Universität Kurt Kaser von 1908 bis 1914 und ab 1921 lehrte, weiters Czernowitz und Salzburg.
Max Kaser studierte von 1924 bis 1928 Rechtswissenschaften in Graz, wo einer seiner Studienkollegen Walter Wilburg war, und München. In München war er Schüler Leopold Wengers. Die Promotion fand am 19. November 1928 bei Artur Steinwenter in Graz statt. 1929 arbeitete er bei Leopold Wenger in München und erhielt eine Assistentenstelle an der Universität Gießen, wo er sich im Juni 1931 bei Otto Eger habilitierte. Danach war er Dozent und Lehrstuhlvertreter in Gießen und Frankfurt am Main.
Ab 1932 lehrte er als Nachfolger Hans Krellers, der nach Tübingen gerufen worden war, an der Universität Münster. 1933 wurde er dort zum Ordinarius für Bürgerliches und Römisches Recht ernannt. 1937 war er Dekan. Rufe nach Heidelberg (1937), Freiburg (1939) und Marburg (1940) lehnte er ab. Vom Militärdienst war er zunächst wegen eines Herzleidens befreit, ab 1943 wurde er zur Fliegerabwehr eingezogen. Nach einer Zeit in Kriegsgefangenschaft nahm Max Kaser 1946 seine Lehrtätigkeit in Münster wieder auf. Auch danach waren Rufe an die Universitäten Marburg (1949), Graz (1951), Göttingen (1952), Heidelberg (1956) und Wien (1959) nicht erfolgreich.
Ab 1959 war er Professor an der Universität Hamburg. 1971 wurde er emeritiert und übte bis 1976 nach Gesprächen mit Theo Mayer-Maly und Wolfgang Waldstein eine Lehrtätigkeit als Honorarprofessor und Lehrstuhlvertreter für Römisches und Bürgerliches Recht an der Universität Salzburg aus.
Er war ab 1959 ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, ab 1972 der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Ab 1960 war er auswärtiges Mitglied der Accademia di Lettere e Scienze Turin und des Istituto Lombardo di Lettere e Scienze Mailand, ab 1968 der Accademia di Scienze Politiche e Morali Neapel, ab 1971 der Accademia Nazionale dei Lincei Rom, 1988 der Akademie von Athen. 1973 wurde er Korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1977 der British Academy und 1975 Ehrenmitglied der Society for the Promotion of Roman Studies in London.
Max Kaser wurde durch folgende Universitäten mit zehn Ehrendoktoraten geehrt: Rio de Janeiro (1958), Glasgow (1962), Paris (1965), Bordeaux (1966), Graz (Dr. rer. pol., 1968), Innsbruck (1970), Pretoria (1973), Camerino (1975), Neapel (1992) und Madrid (1992).
In Österreich wurde ihm das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst verliehen, in Deutschland wurde er Träger des Großen Verdienstkreuzes.
[Bearbeiten] Leistungen
Max Kaser gilt als Verfasser bahnbrechender Schriften auf dem Wege von der Antiken Rechtsgeschichte zum Europäischen Privatrecht. Das Max-Kaser-Seminar an der Universität Salzburg ist nach ihm benannt. Die 1966 gegründete Bibliothek des Seminars besteht aus den Arbeitsunterlagen (Bücher, Sonderdrucke und Zeitschriften) von Ernst Levy, Erich Sachers und Max Kaser. Sie wird auf dem jeweils letzten Stand gehalten.
Seine Lehrbücher über Römisches Privatrecht und Römische Rechtsgeschichte erreichten hohe Auflagezahlen und wurden in mehrere Sprachen, darunter Japanisch und Koreanisch, übersetzt.
Max Kaser betreute die Habilitationen von Fritz Schwarz, Dieter Medicus, Hans Hermann Seiler, Hans Peter Benöhr, Frank Peters, Rolf Knütel und Karl Hackl.
Von 1954 (Band 84) bis 1972 (Band 89) gehörte Max Kaser zu den Herausgebern der Savigny-Zeitschrift für Rechtsgeschichte.
Mit seinen Handbüchern zum römischen Privatrecht und Zivilprozessrecht beschritt Max Kaser neue Wege bei der Darstellung des Rechtsstoffes in seiner historischen Entwicklung und bei der Bearbeitung und Kommentierung von Quellen und Literatur nach selbst entwickelten Forschungsmethoden.[1]
[Bearbeiten] Werke
- Restituere als Prozessgegenstand. Erste Auflage mit dem Beisatz: Ein Beitrag zur Lehre von der materiellrechtlichen Beschaffenheit der in iudicium deduzierten Ansprüche im klassischen römischen Recht. Zweite Auflage mit dem Beisatz: Die Wirkungen der Litis Contestatio auf den Leistungsgegenstand im römischen Recht. Münchener Beiträge zur Papyrusforschung und antiken Rechtsgeschichte. Band 16. Habilitationsschrift. München 1932. 2. Auflage 1968.
- Quanti ea res est. Studien zur Methode der Litisästimation im klassischen römischen Recht. Münchener Beiträge zur Papyrusforschung und antiken Rechtsgeschichte. Band 23. München 1935.
- Römisches Recht als Gemeinschaftsordnung. In der Reihe: Recht und Staat in Geschichte und Gegenwart. Band 126. Tübingen 1939.
- Eigentum und Besitz im älteren römischen Recht. Forschungen zum römischen Recht. Band 1 Teil I. Weimar 1943. 2. Auflage Köln-Wien 1956.
- Das altrömische ius. Studien zur Rechtsvorstellung und Rechtsgeschichte der Römer. Göttingen 1949.
- Römische Rechtsgeschichte. Göttingen 1950. 2. Auflage 1967 mit Nachdrucken in den Folgejahren. ISBN 3-525-18102-7. Italienische Übersetzung: Storia del diritto romano. Milano 1977. Koreanische Übersetzung: Mak-su Ka-so-tso: Ro-ma bob-tse-sa. Seoul 1998. ISBN 89-86210-49-5.
- Handbuch des Römischen Privatrechtes. Handbuch der Altertumswissenschaft. Abteilung 10: Rechtsgeschichte des Altertums. Band 3.3.1: Das altrömische, das vorklassische und klassische Recht. 1955, 2. Auflage 1971. Band 3.3.2: Die nachklassischen Entwicklungen. 1959, 2. Auflage 1975. München.
- Römisches Privatrecht. Kurzlehrbücher für das juristische Studium. München 1960. Ab der 16. Auflage 1992 fortgeführt von Rolf Knütel. 17. Auflage ISBN 3-406-41796-5. 18. Auflage ISBN 3-406-53886-X. Englische Übersetzung: Rolf Dannenbring: Roman private law. 4. Auflage. University of South Africa. Pretoria 1984. ISBN 0-86981-316-1. Japanische Übersetzung: Rōmashihōgaisetsu. Tokio 1978. Niederländische Übersetzung: Felix B. J. Wubbe: Romeins privaatrecht. 2. Auflage Zwolle 1971. ISBN 90-271-0598-7. Finnische Übersetzung: Roomalainen yksityisoikeus. Porvoo 1968.
- Zur Methode der römischen Rechtsfindung. Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Philologisch-historische Klasse. Göttingen 1962, 2. Auflage 1969. Seiten 50–78.
- Das römische Zivilprozessrecht. Handbuch der Altertumswissenschaft. Abteilung 10: Rechtsgeschichte des Altertums. Band 3.4. München 1966. 2. Auflage 1996 bearbeitet von Karl Hackl. ISBN 3-406-40490-1.
- Zur Glaubwürdigkeit der römischen Rechtsquellen (über die Grenzen der Interpolationenkritik). Firenze 1968. In: Atti del II congresso internazionale della Società Italiana di Storia del Diritto 1967.
- Zur Methodologie der römischen Rechtsquellenforschung. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Sitzungsberichte der Philosophisch-historischen Klasse. Band 277, Abhandlung V. Wien-Graz 1972. ISBN 3-205-03671-9.
- Ausgewählte Schriften. In: Ristampe 2. Pubblicazioni della Facoltà di Giurisprudenza dell’Università di Camerino. Mit einer Bibliographe Max Kasers auf den Seiten XI–XXVI. 2 Bände. Neapel 1976 und 1977.
- Über Verbotsgesetze und verbotswidrige Geschäfte im römischen Recht. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Klasse. Band 312. Wien 1977. ISBN 3-7001-0171-6.
- Ein Jahrhundert Interpolationenforschung an den römischen Rechtsquellen. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Anzeiger der Philosophisch-Historischen Klasse. Wien 1979. Seiten 84–113.
- gemeinsam mit Walter Selb und Franz Wieacker: Römische Rechtsquellen und angewandte Juristenmethode. Ausgewählte, zum Teil grundlegend erneuerte Abhandlungen. Forschungen zum römischen Recht. Band 36. Wien-Köln-Graz 1986. ISBN 3-205-05001-0.
- Ius gentium. Forschungen zum römischen Recht. Band 40. Köln-Wien 1993. ISBN 3-412-05893-9.
- Sul metodo romano di individuazione del diritto attraverso la riflessione tecnica. In: Alessandro Corbino: Diritto e storia. l’esperienza giuridica di Roma attraverso le riflessioni di antichisti e giusromanisti contemporanei. Padova 1995. ISBN 88-13-19187-1. Seiten 149–184.
[Bearbeiten] Literatur
- Dieter Medicus: Studien im römischen Recht. Festschrift Max Kaser zum 65. Geburtstag, gewidmet von seinen Hamburger Schülern. Berlin 1973. Hamburger Rechtsstudien Band 65. ISBN 3-428-02915-1.
- Dieter Medicus, Hans Hermann Seiler: Festschrift für Max Kaser zum 70. Geburtstag. München 1976. ISBN 3-406-06322-5.
- Dieter Medicus: Max Kaser. Würdigung. In: Neue Juristische Wochenschrift – NJW 1986. ISSN 0341-1915. Seite 1156.
- Hans-Peter Benöhr, Karl Hackl, Rolf Knütel, Andreas Wacke: Iuris professio. Festgabe für Max Kaser zum 80. Geburtstag. Wien, Köln und Graz 1986. ISBN 3-205-07210-3.
- Dieter Medicus: Juristen im Portrait. Verlag und Autoren in 4 Jahrzehnten. In: Festschrift zum 225jährigen Jubiläum des Verlages C. H. Beck. München 1988. ISBN 3-406-33196-3. Seite 447.
- Rolf Knütel: Max Kaser. Würdigung. NJW 1996. Seite 1121.
- Rolf Knütel: Max Kaser. Würdigung. NJW 1997. Seite 1492.
- Hermann Baltl, Nikolaus Grass, Hans Constantin Faussner: Recht und Geschichte. Ein Beitrag zur österreichischen Gesellschafts- und Geistesgeschichte unserer Zeit. Zwanzig Historiker und Juristen berichten aus ihrem Leben. Studien zur Rechts-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte. Band 14. Sigmaringen 1990. ISBN 3-7995-2414-2. Seiten 135-149.
- Tomasz Giaro: Max Kaser. Rechtshistorisches Journal 16, Jahrgang 1997. Seiten 231–357.
- Mario Talamanca: Il riordinamento augusteo del processo privato. Max Kaser zum Gedächtnis. In: Gli ordinamenti giudiziari di Roma imperiale. Neapel 1999. Seiten 63–260.
- Reinhard Zimmermann: Max Kaser und das moderne Privatrecht. Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Romanistische Abteilung. Band 115. Jahrgang 1998. Seiten 99 ff.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Max Kaser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Max-Kaser-Seminar an der Universität Salzburg
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Zur Person Max Kasers. In: Website des Max-Kaser-Seminars an der Universität Salzburg.
Personendaten | |
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NAME | Kaser, Max |
KURZBESCHREIBUNG | Rechtswissenschaftler, Romanist |
GEBURTSDATUM | 21. April 1906 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 13. Januar 1997 |
STERBEORT | Ainring |