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Kreuzzug Heinrichs VI. – Wikipedia

Kreuzzug Heinrichs VI.

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Kreuzzug Heinrichs VI. im Jahre 1197 (auch bekannt als Deutscher Kreuzzug) war ein von Kaiser Heinrich VI. initiierter Kreuzzug als Reaktion auf das Scheitern seines Vaters Friedrich I. Barbarossa bei dessen Kreuzzug 1189-90. Auch Heinrichs Kreuzzug scheiterte. Heinrich VI. starb noch kurz vor Reiseantritt 1197 in Messina, der Kreuzzug wurde abgebrochen. Ein Teil des Heeres war bereits unterwegs nach Palästina, wo es die Städte Sidon und Beirut eroberte, bevor es in die Heimat zurückkehrte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Hintergrund

Im Jahre 1187 hatte Saladin Jerusalem und weite Teile der Kreuzfahrerstaaten erobert. Um diese zurück zu erobern, unternahmen König Philipp II. August von Frankreich, König Richard Löwenherz von England und der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Friedrich I. Barbarossa den Dritten Kreuzzug. Barbarossa ertrank während diesem in Kilikien und der deutsche Teil des Kreuzzuges löste sich auf. Das Heilige Land blieb größtenteils in muslimischer Hand.

[Bearbeiten] Heinrich VI.

Barbarossa hatte während des Dritten Kreuzzugs seinen ältesten Sohn, den damals 24-jährigen Heinrich VI., als Regenten zurückgelassen. Heinrich wurde dessen Nachfolger und 1191 zum Kaiser gekrönt. Durch Gefangennahme von Richard Löwenherz machte er sogar den englischen König zu seinem Vasallen. Schon 1189 war ihm auch das Königreich Sizilien durch Erbansprüche seiner Frau zugefallen, die er bis 1195 durchsetzen konnte.

Heinrich vertraute darauf, dass ein erneuter Kreuzzug unter Vermeidung der Schwierigkeiten auf die sein Vater gestoßen war zum Erfolg führen werde. 1195 lief auch der von Richard Löwenherz mit Saladin geschlossene Waffenstillstand aus und zudem kam begüstigend hinzu, dass seit dem Tod Sultan Saladins im Jahre 1193 dessen Bruder gegen dessen Söhne einen Bürgerkrieg um die Nachfolge als Sultan führte, die Ayyubiden also geschwächt waren. Heinrich hoffte, die gewaltige Begeisterung und Eigendynamik des Dritten Kreuzzuges in seinem Reich für einen erneuten Kreuzzug nutzen zu können.

Heinrich beabsichtigte auch, die prekäre Lage des Byzantinischen Reiches auszunutzen. Dieses war von europäischer Seite von serbischen, bulgarischen und walachischen Rebellen bedrängt und wurde von kleinasiatischer Seite von Rum-Seldschuken überrannt. Zudem hatten die siegreichen Kämpfe seines Vaters Byzanz erheblich wirtschaftlich geschwächt. Heinrich machte den byzantinischen Kaiser Isaak II. Angelos wohl auch indirekt für den Tod seines Vaters verantwortlich und plante durch Eroberung des Byzantinischen Reiches und des Heiligen Landes sein Herrschaftsgebiet auf das ganze östliche Mittelmeer zu erweitern.

Auf Drängen Papst Coelestins III. hatte der Kreuzzug aber zunächst Vorrang vor einem Feldzug gegen Byzanz. So forderte Heinrich zunächst nur Tribut von Kaiser Isaak. Isaak war im April 1195 von seinem Bruder Alexios III. Angelos gestürzt worden. So zahlte der neue Kaiser Alexios ein jährliches Tribut von 16 Zentner Gold an Heinrich, wofür er seiner Bevölkerung eine hohe Sondersteuer aufbürden musste. Auch der Kalif von Tunis und Tripolis willigte in Tributzahlungen an Heinrich ein.

Auf dem Reichstag von Gelnhausen im Oktober 1195 erreichten den Kaiser Gesandte des neuen Herrschers von Zypern, Amalrich von Lusignan, die ihm Almarichs Huldigung überbrachten und baten, dass Heinrich ihn zum König von Zypern kröne. Fürst Leo II. von Kleinarmenien stellte kurz darauf eine ähnliche Anfrage. Heinrich nahm die Huldigungen an und versprach, demnächst persönlich die Königskrönung vorzunehmen.

[Bearbeiten] Aufruf zum Kreuzzug

1195 rief Heinrich auf dem Reichtag in Bari zu einem neuen Kreuzzug auf. Im Dezember, auf dem Reichstag in Worms terminierte er den Aufbruch zum Kreuzzug auf das Weihnachtsfest 1196 und benannte seinen Sohn Friedrich (II.) zu seinem Nachfolger als deutscher König.

Trotz des verlustreichen Scheiterns des deutschen Kontingents beim Dritten Kreuzzug strömte bald ein enormes Kreuzfahrerheer zusammen, darunter die Erzbischöfe von Mainz und Bremen, neun Bischöfe, fünf Herzöge und etliche weitere Adlige.

Gerade als sich das Kreuzzugsheer in den Häfen Süditaliens und Siziliens sammelte, wurde eine groß angelegte Verschwörung des sizilianisch-normannischen Adels bekannt. Heinrich ließ die Revolte mit seinen Kreuzzugstruppen mit aller Härte niederschlagen und ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen den Kreuzzug durchzuführen.

[Bearbeiten] Verlauf des Kreuzzugs

Kurz bevor er sich mit seinem Hauptheer nach Palästina einschiffen konnte, starb Heinrich VI. am 28. September 1197 im Alter von knapp 32 Jahren in Messina, möglicherweise an Malaria oder an der Ruhr. Der Kreuzzug wurde daraufhin abgebrochen.

Seit März 1197 waren bereits einige Teile des Heeres nach und nach Richtung Akkon in See gestochen. Am 22. September 1197 hatte der Reichskanzler Konrad von Querfurt unterwegs in Zypern Halt gemacht, Amalrichs Huldigung entgegengenommen und ihn zum König von Zypern gekrönt.

Diese Kreuzfahrer sammelten sich bis Anfang September 1197 in Akkon, wo sie für einige Unruhe sorgten und den Unmut der französischen Herren der Stadt auf sich zogen. Unter dem Herzog Heinrich I. von Brabant schlugen sie dann ihr Lager in Tyros auf und begannen einen Feldzug, der die muslimischen Piraten aus Beirut vertreiben und die syrische Küste zwischen Tyros und Tripolis verbinden sollte. Sie eroberten die Städte Sidon und Beirut und drangen tief ins Hinterland Richtung Damaskus vor, wo sie im November die Burg Toron belagerten. Als die Kreuzfahrer dort die Nachricht vom Tod des Kaisers erreichte, kehrten viele von ihnen nach Europa zurück, um im Reich ihre Lehensrechte gegenüber dem Nachfolger Heinrichs zu sichern. Bevor die letzten von ihnen im Juli 1198 abzogen, schlossen sie einen Waffenstillstand mit dem Ayyubiden-Sultan Al-Adil I., der den Kreuzfahrern ihre Eroberungen bestätigte. Beirut wurde als Lehen an Johann I. von Ibelin vegeben.

Auf seinem Rückweg in die Heimat besuchte der Mainzer Erzbischof Konrad von Wittelsbach den Fürsten Leo II. in Tarsos und krönte ihn zum ersten König von Kleinarmenien.

[Bearbeiten] Folgen des Kreuzzugs

Der frühe Tod Heinrichs beendete abrupt dessen ambitionierte Pläne der Errichtung eines Weltreiches. Die von ihm betriebene weitere Schwächung von Byzanz bereitete allerdings den Weg für die Eroberung Konstantinopels durch den Vierten Kreuzzug, 1204.

Ab dem Kreuzzug Heinrichs VI. konzentrieren sich die deutschen Adligen auch wieder verstärkt auf die mit dem Wendenkreuzzug 1147 begonnene Eroberung der heidnischen Gebiete jenseits der Elbe, in Preußen und im Baltikum.

[Bearbeiten] Literatur

  • Peter Csendes: Heinrich VI. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993.
  • Edgar N. Johnson: The Crusades of Frederick Barbarossa and Henry VI. In: Robert Lee Wolff, Harry W. Hazard (Hrsg.): The later Crusades, 1189–1311 (A History of the Crusades 2). University of Wisconsin Press, Madison 1969, S. 87ff.; hier online.
  • Claudia Naumann: Der Kreuzzug Heinrichs VI. Lang, Frankfurt a. M. 1994.
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