Kočevje
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Kočevje Gottschee |
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Basisdaten | ||||
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Staat: | Slowenien | |||
Bezirk: | Kočevje | |||
Historische Region: | Unterkrain (Dolenjska) | |||
Statistische Region: | Südostslowenien (Jugovzhodna Slovenija) | |||
Koordinaten: | 45° 38′ N, 14° 52′ OKoordinaten: 45° 38′ 23″ N, 14° 51′ 41″ O | |||
Fläche: | 564 km² | |||
Einwohner: | 8.868 (2002) | |||
Bevölkerungsdichte: | 16 Einwohner je km² | |||
Kfz-Kennzeichen: | KO | |||
Struktur und Verwaltung | ||||
Webpräsenz: | ||||
Sonstiges | ||||
Schutzpatron: | ≈ |
Kočevje (deutsch Gottschee, italienisch Cocevie) ist der Name einer Stadt sowie der dazu gehörenden Gemeinde (občina) im zentralen bzw. südlichen Slowenien. Die in einer sehr stark bewaldeten Gegend gelegene Gemeinde hat 16.292 Einwohner (2002), eine Fläche von 564 km² und liegt an dem Fluss Rinse (Rinža). Im gleichnamigen Hauptort selbst leben 8.868 Einwohner (2002). Die Gegend ist unter anderem ein Refugium für Braunbären. Das Gottscheer Land war eine bis zum Jahr 1941 bestehende deutsche Sprachinsel innerhalb des geschlossenen slowenischen Sprachgebiets.
Gottschee entstand in den ersten drei Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts, als das Haus Ortenburg (eine Grafschaft in Oberkärnten) in diesem Gebiet deutsche Kolonisten ansiedelte, welche vor allem aus Tirol und Kärnten stammten. Diese rodeten zur damaligen Zeit den Urwald im Gebiet des Hornwalds (Kočevski Rog). 1377 wurde der Ort noch als Dorf mit Marktrechten erwähnt, während es ein Jahrhundert später – 1471 – Stadtrechte erhielt. Im 15. und 16. Jahrhundert mehrten sich Überfälle und Plünderungen durch die Türken. Als Folge wurde in dieser Zeit eine Stadtmauer gebaut, die allerdings im 18. Jahrhundert wieder abgebrochen wurde, damit die Stadt sich ausbreiten konnte.
Im Jahre 1893 wurde Gottschee an das Schienennetz angeschlossen. Dies machte es möglich, die im Gebiet vorkommende Braunkohle abzubauen. Bergbau findet inzwischen nicht mehr statt. Die während des Tagebaus entstandenen, mit Wasser gefüllten Gruben werden inzwischen als Naherholungsgebiete genutzt. Heute sind Textil-, Chemie- und Forstwirtschaft sowie Handel die wichtigsten Wirtschaftszweige.
Die Geschichte der Gottscheer ist ein Beispiel für den Missbrauch von nationalen Minderheiten. Die während des Zweiten Weltkrieges noch größtenteils deutschen bzw. deutschstämmigen Einwohner (Gottscheer) wurden - ähnlich wie die Südtiroler - zum politischen Verhandlungsgegenstand zwischen Hitler und Mussolini. Der Grund war, dass das besetzte Königreich Jugoslawien (und damit auch Slowenien) im Zweiten Weltkrieg zwischen den Siegern aufgeteilt wurde.
Als Ergebnis der Verhandlungen verzichtete Hitler auf Unterkrain. Damit kam die Gottschee unter italienische Verwaltung, ähnlich wie auch das Küstenland Sloweniens und Ljubljana. Als Ergebnis wurde der größte Teil der Gottscheer Bewohner zwischen November 1941 und Januar 1942 tiefer in das "Reich" umgesiedelt. Das neue Siedlungsgebiet sollte in der annektierten Untersteiermark bzw. in Deutschland liegen. Die Gottscheer bekamen in der Steiermark Höfe von selbst wiederum vertriebenen Slowenen. Von den ca. 4% zurückgebliebenen Deutschen schlossen sich viele den Partisanen an. Dies wird beispielsweise in der slowenischen politischen Wochenzeitschrift Mladina beschrieben[1] [2].
Das Ergebnis von Umsiedlung und Vertreibung war, dass nach dem Krieg die deutsche Bevölkerung aus dem Gebiet fast völlig verschwunden ist. Die meisten der ehemals deutschen Siedlugnen wurden schon durch die italienischen Besatzer absichtlich zerstört und die Natur nahm sich das Land zurück. Das Gebiet blieb menschenleer[3]. Heute gibt es nur noch wenige Deutschstämmige, die in diesem Gebiet leben. Im Dorf Občice (dt. Krapflern, Gemeinde Dolenjske Toplice) unterhalten sie eine Begegnungsstätte[4]. In den vergangenen Jahren wird in der slowenischen Öffentlichkeit vermehrt kritisch über die Vertreibung der Gottscheer berichtet und es wird versucht ihren Beitrag in der Geschichte zu würdigen[5].
Bedingt durch die Möglichkeiten, sich in den dichten Wäldern von Kočevje zu verbergen und weite Strecken zurückzulegen, unterhielten die Partisanen dort ein Partisanenbasislager (Baza 20) und ein Lazarett[6]. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war Kočevje ein Teil des von Partisanen befreiten Gebietes. Vom 1. Oktober bis zum 3. Oktober 1943 fand hier der die „Vollversammlung von Kočevje“ (Zbor odposlancev slovenskega naroda) statt, in der 650 Delegierte den Anschluss von Primorska (Küstenland) an Slowenien beschlossen und eine Delegation zum „Antifaschistischen Rat der Nationalen Befreiung Jugoslawiens“ (AVNOJ) entsandten, der am 29. November 1943 in Jajce stattfand.
In Kočevje findet sich eine neoromanische Kirche, die zwischen 1901 und 1903 nach den Plänen von Friedrich von Schmidt gebaut wurde, und eine Kirche aus dem 17. Jahrhundert.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Zofka Kveder (1878-1926), Schriftstellerin, arbeitete in Kočevje (Gottschee)
- Alois Loy (1860-1923), langjähriger Bürgermeister der Stadt Kočevje (Gottschee)
- Viktor Parma (1858-1924), Komponist, arbeitete in Kočevje (Gottschee)
- Roman Erich Petsche (1907-1993), Lehrer, Maler und Gerechter unter den Völkern, wurde in Kočevje (Gottschee) geboren
- Michael Ruppe (1863-1951), Professor und Akademischer Maler, wurde in Ovčjak bei Kočevje (Schäflein bei Gottschee) geboren
- Franjo Uršič (1898-?), Geologe, lehrte vor dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gymnasium in Kočevje (Gottschee)
- Jože Šeško (1908-1942), Gymnasialprofessor, Sozialrevolutionär, Kommunist und Widerstandskämpfer, arbeitete bis zu seiner Verhaftung und Ermordung in Kočevje (Gottschee)
- Matej Bor (Vladimir Pavšič) (1913-1993), Dichter und Schriftsteller, arbeitete vor dem Zweiten Weltkrieg in Kočevje (Gottschee)
- Milan Butina (1923-1999), akademischer Maler, Kunstpädagoge und -theoretiker, wurde in Kočevje (Gottschee) geboren
[Bearbeiten] Literatur
- ↑ Mladina, 23. Februar 2004: Nemci, ki so bili partizani (Deutsche, die Partisanen waren)
- ↑ Zdravko Troha (2004), Kočevski Nemci - partizani (Die Gottscheer - Partisanen (auf slowenisch), Kočevje, Arhiv Slovenije]. - Ljubljana : Slovensko kočevarsko društvo Peter Kosler. ISBN 961-91287-0-2
- ↑ Mitja Ferenc (2006): Kočevska, pusta in prazna - Nemško jezikovno območje na Kočevskem po odselitvi Nemcev (Die Gottschee, öde und leer - Die deutsche Sprachinsel in Kočevje nach dem Wegzug der Gottscheer (auf slowenisch). ISBN 961-618-380-X
- ↑ Offizielle Website: http://www.gottscheer.net/
- ↑ Drnovšek: Kočevarji so enakopravni državljani (Die Gottscheer sind gleichberechtigte Staatsbürger), Delo (slowenische Tageszeitung) vom 16.03.2006: http://www.delo.si/index.php?sv_path=41,35,125674
- ↑ http://www.burger.si/MuzejiInGalerije/DolenjskiMuzej/Baza20/Baza20_ENG.html
- Karl-Markus Gauß: Die sterbenden Europäer. Unterwegs zu den Sepharden von Sarajevo, Gottscheer Deutschen, Arbëreshe, Sorben und Aromunen. Zsolnay, Wien 2001, ISBN 3-552-05158-9 (Taschenbuchausgabe: dtv, München, ISBN 3-423-30854-0)
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizieller Internetauftritt von Kočevje
- Pokrajinski Muzej Kočevje - Lokales Museum mit einer ständigen Ausstellung zur Geschichte der deutschen Bevölkerung um Gottschee.
- gottschee.at Website der Arbeitsgemeinschaft der Gottscheer Landsmannschaften
- gottschee.de - Umfangreiche Website über das Thema Kočevje / Gottschee - viele Hintergrundinformationen über die tragische Umsiedlung der Gottscheer und die Absiedlung / Deportation der Slowenen aus ihrer angestammten Heimat in der Untersteiermark.
- Offizieller Internetauftritt des Gottscheer Altsiedlervereines
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