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Klartraum – Wikipedia

Klartraum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ein Klartraum oder auch luzider Traum (von lat. lux „Licht“) ist ein Traum, in dem der Träumer sich bewusst ist, dass er träumt. Die Theorie des luziden Träumens geht davon aus, dass sowohl das bewusste Träumen als auch die Fähigkeit zum willentlichen Steuern von Trauminhalten erlernbar sind.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

In der westlichen Welt veröffentlichte der französische Sinologe Marquis d'Hervey de Saint-Denys 1867 die erste seriöse Arbeit über Träume und Traumkontrolle[1]. Über Jahrzehnte hinweg zeichnete er seine nächtlichen Träume auf und eignete sich die Fähigkeit an, seine Träume zu kontrollieren. Sigmund Freud war das Werk von de Saint-Denys und somit die Möglichkeit der Traumlenkung bekannt. In seinem Werk Die Traumdeutung setzt er sich aber nur kurz damit auseinander.

Die Studien von de Saint-Denys konnten seine Generation der Schlaf- und Traumforscher nicht bewegen, dieses Phänomen intensiver zu untersuchen – im Gegenteil. Für den Briten Henry Havelock Ellis beispielsweise, der auch mit Freud intensiv korrespondierte, zählten luzide Träume nicht zu Träumen. Erst mit dem richtungsweisenden Artikel des Niederländers Frederik Willems van Eeden in Proceedings of the Society for Psychical Research (1913)[2] fand die Klartraumforschung erste Anerkennung. Er hatte, wie de Saint-Denys vor ihm, über Jahre hinweg Traumtagebuch geführt, erlernte dabei die Traumkontrolle und konnte in seinem Artikel auf den Erlebnisschatz seiner 352 luziden Träume zurückgreifen. Van Eeden prägte den Begriff luzides Träumen.

Danach gab es weitere Veröffentlichungen von Wissenschaftlern und Philosophen. Aber erst mit dem Buch Lucid Dreams von Celia Green (1968) und der fast gleichzeitigen Wiederveröffentlichung von Van Eedens Aufsatz durch Charles Tart (1969) wurde das Interesse der Wissenschaft wieder geweckt. Celia Greens Arbeiten zur Parapsychologie veranlasste jedoch „konventionelle“ Wissenschaftler zu weiterer Skepsis und luzide Träume wurden in die „esoterische Ecke“ geschoben. Auch Greens Einschätzung, dass luzides Träumen bald nachweisbar sein würde, wurde abgetan. 1972 veröffentlichte Carlos Castaneda sein Buch Reise nach Ixtlan, in dem er über luzide Träume berichtet. Dieses Werk spielte neben seinen anderen in der New-Age-Bewegung der 1970er und 1980er Jahre eine wichtige Rolle.

Trotz vieler weiterer Berichte wurden luzide Träume von Forschern weiter als unmöglich oder auch absurd abgetan. Die Ansicht von Ernest Hartmann[3], dass Klarträume kein Bestandteil von Träumen sind, sondern eher kurzes Aufwachen, teilten einige Traumforscher. Klarträume wurden auch als Mikro-Erwachen interpretiert. Beweise für diese Annahme konnten jedoch keine erbracht werden.

Erst Stephen LaBerge, inspiriert von Celia Greens Buch, und unabhängig von ihm Keith Hearne konnten anhand systematischer Versuche mit Hilfe der neu entwickelten EEG und EOG die Existenz von luziden Träumen anhand von willkürlichen Augenbewegungen von Träumern nachweisen. Die gezielte Induktion von luziden Träumen, die Aufrechterhaltung des Bewusstseins über den Traumzustand und die möglichen Einsatzgebiete waren die Fragestellungen zu Beginn der systematischen Forschung. LaBerge schlägt vor, luzides Träumen als Testfall für die „konventionelle“ Traumforschung einzusetzen, wie beispielsweise beim Beleg der sogenannten Scanning-Hypothese.[4] Theorien über die Entstehung von Träumen müssen Klarträume mitberücksichtigen, was sie bis heute nicht tun.[5] Im deutschsprachigen Raum beschäftigte sich der bereits verstorbene Paul Tholey mit luziden Träumen und ihren Einsatzmöglichkeiten. Auf ihn geht auch der Begriff des Klartraums zurück, den er aus dem englischen lucid dream übersetzt hat. Sein spezielles Forschungsfeld war motorisches Lernen ohne physischen Körpereinsatz, also ohne körperliches Training. Untersucht wird, in welchem Maß das Trainieren des erlebten Körpers im Traum motorische Lernfortschritte beim physischen Körper ermöglicht.[6] In den letzten Jahren ist es wieder ruhiger in der Klartraumforschung geworden. Einige der bekannten Forscher wie Celia Green und Jayne Gackenbach haben sich wieder anderen Themen zugewandt.

[Bearbeiten] Andere Kulturen

Luzides Träumen wird weltweit in verschiedenen Kulturkreisen praktiziert. Die Ziele, die damit verbunden sind, unterscheiden sich teilweise erheblich.

So ist das Traumyoga Bestandteil der Sechs Lehren des Naropa und damit eine aus dem buddhistischen Vajrayana stammende Praxis. Innerhalb des tibetischen-schamanistischen Bön gibt es eine eigenständige Übertragung zum buddhistischen Traumyoga. Das Traumyoga ist eine erweiterte Meditationsform und strebt die geistige Klarheit während sonst unbewusster Phasen an; letztlich soll es der Erfahrung der wahren Natur des Geistes – der Buddhanatur – dienen. Im Bön, das in Teilen Ähnlichkeiten zur buddhistischen Nyingma-Schule hat, gehen die Lehren auf das Dzogchen-System des Zhang Zhung Nyan Gyud zurück, ein Lehrsystem, das nach der eigenen Überlieferung der Bön bedeutend älter ist (Ursprünge sollen weit v. Chr. liegen) als das buddhistische Dzogchen. Tongjung Thuchen, der im 8.Jahrhundert lebte und in der Tradition des Bön lehrte, soll seine Unterweisungen, die zur „Praxis des Chöd“[7] führten, im luziden Traum beim Traumyoga empfangen haben. Chöd bedeutet das Abtrennen, Durchschneiden und Loslösen alles Anhaftenden. Dies kann zum Beispiel in der systematischen Zerstückelung und Opferung des Traumkörpers, des Ichs im Klartraum geschehen. Im westlichen psychologischen Sprachgebrauch kann das zuerst eine Persönlichkeitsspaltung bedeuten, doch wenn sich der Träumer seinen persönlichen Konflikten und Problemen (karmischen Verstrickungen) im Traum stellt, kann bei der Wandlung eines Albtraums in einen Klartraum durch Selbstlosigkeit oder Erweiterung des persönlichen Blickwinkels die Persönlichkeitsspaltung überwunden werden.[8]

Umstritten ist, ob das Volk der Senoi, eine Ethnie im heutigen Malaysia, eine Form der Traumsteuerung wie das luzide Träumen beherrscht. Die Senoi wurden 1935 vom Anthropologen Kilton Stewart entdeckt und beschrieben[9]. Er beschreibt das Volk in der täglichen Traumarbeit und dem kreativen Umgang mit Klarträumen, die eine zentrale Rolle in ihrem Leben einnehmen. Ann Faraday und ihr Mann John Wren Lewis widerlegten mit ihren Erkenntnissen nach einem einjährigem Aufenthalt die Berichte von Stewart.[10][11]

[Bearbeiten] Auftreten und Abgrenzung

Paul Tholey präzisiert den Unterschied zwischen gewöhnlichen Träumen und Klarträumen anhand von sieben Merkmalen[12]:

  1. Der Träumer ist sich darüber im Klaren, dass er träumt.
  2. Der Träumer ist sich über seine Entscheidungsfreiheit im Klaren.
  3. Das Bewusstsein ist klar, es gibt keine traumtypische Verwirrung oder Bewusstseinstrübungen.
  4. Die Wahrnehmung der fünf Sinne ist wie im Wachzustand.
  5. Es besteht Klarheit über das Wachleben, also darüber, wer man ist oder was man sich für den Klartraum vorgenommen hat.
  6. Nach dem Traum gibt es eine klare Erinnerung.
  7. Der Träumer ist sich über den Sinn des Traums im Klaren.

Die Erfüllung der Bedingungen eins bis vier ist für Tholey unerlässlich, fünf bis sieben können erfüllt sein. Der Aspekt, dass der Träumer Klarheit über den Sinn des Traumes hat, stellt für Tholey den wirklichen „Königsweg“ (in Anspielung an Sigmund Freuds Traumdeutung) zum Unbewussten dar. Zur besseren Differenzierung anhand der Begrifflichkeit wird auch von prä-luzidem Traum gesprochen, wenn zwar ein erster Ansatz von Klarheit vorhanden ist, dieser jedoch nicht den ersten vier Bedingungen genügt. So kann ein Träumer sich durchaus die Frage stellen, ob er denn träume, jedoch „fängt“ ihn der Traum wieder ein und der Ansatz der Klarheit verschwindet.

Durch das Bewusstsein über den eigenen Traumzustand ist es möglich, in bestimmten Grenzen in den Traum einzugreifen und planvoll im Traumgeschehen zu handeln. Es sind dann nicht nur die eigenen Handlungen kontrollierbar, sondern auch die Traumumgebung und die Traumfiguren. Die Wahrnehmung der Traumhandlung reicht dabei von verschwommen und unzusammenhängend, über realistische Wahrnehmung bis hin zu realistischer als die Realität selbst (im Sinne von verstärkten Sinneseindrücken). Allerdings kann der Träumer keine komplizierten Aufgaben wie etwa mathematische Berechnungen erledigen. Ob diese Beschränkungen zu überwinden sind, ist Teil der aktuellen Forschung; die Existenz von Klarträumen wurde jedoch bereits wissenschaftlich erwiesen.[13]

Das Wissen um das klare Träumen ist kaum verbreitet. Vielmehr gehen die meisten Menschen davon aus, dass sie nicht in ihre Träume eingreifen können. Manche erleben spontan Klarträume. Andere bedienen sich verschiedenster Techniken (s.u.), jedoch gibt es trotz intensiver Forschung bis heute kein Patentrezept, um Klarträume sicher hervorzurufen. Auch ist der Zeitraum zwischen Beginn der Klartraumversuche und ersten Erfolgen individuell sehr unterschiedlich. So berichtet Tholey von Erfolgen innerhalb weniger Tage aber auch erst nach mehreren Wochen kontinuierlichen Übens. Manch einer hat auch mangels Geduld vorzeitig abgebrochen.

Klarträume werden überwiegend in der REM-Phase des Schlafs beobachtet. Es liegen jedoch auch Berichte aus den sogenannten Non-REM- oder auch NREM-Phasen vor[14]. Methodisch sind luzide Phasen im REM-Schlaf eher nachweisbar. Der Klarträumer hat die Möglichkeit, mit den Augen, deren Muskeln im Gegensatz zu allen anderen Muskeln des Körpers im Klartraum willkürlich steuerbar sind, vor dem Traum vereinbarte Bewegungen durchzuführen und damit den luziden Zustand zu signalisieren.

Menschen, die gezielt Klarträume erleben können, werden auch Oneironauten genannt.

[Bearbeiten] Auftreten

Auftreten Anteil
nie 18,0 %
weniger als einmal im Jahr 7,5 %
etwa einmal im Jahr 10,9 %
etwa 2 bis 4 Mal im Jahr 26,7 %
etwa einmal im Monat 16,2 %
2 bis 3 Mal im Monat 10,3 %
etwa einmal die Woche 8,0 %
mehrmals die Woche 2,5 %

Klarträume sind wohl einer größeren Anzahl von Personen zugänglich. So gibt es individuelle Berichte aus unterschiedlichen Lebensphasen von Träumern, in denen ein einzelner, meist prä-luzider Traum auftrat. Weiterhin berichten Personen über regelmäßige Klartraumerlebnisse u.a. seit ihrer Kindheit bzw. Jugend.

Um eine Antwort auf die Frage, wie viele Menschen bereits Erfahrungen mit luziden Träumen hatten, zu finden, wurden in den vergangenen Jahren verschiedene Studien durchgeführt. Ergebnisse über Befragte, die mindestens einen Klartraum in ihrem Leben hatten, liegen zwischen 26% und 82%. Diese Bandbreite kann durch die unterschiedliche Auswahl beim befragten Personenkreis (Zufallsstichprobe, Interessierte, Studenten u.a. der Psychologie) wie auch durch die Definition des Klartraums (u.a. Abgrenzung zum prä-luzidem Traum) erklärt werden. Auch die individuelle Häufigkeit von luziden Träumen umfasst eine große Streuung.

Schredl und Erlacher haben 2004 in einer Studie[15] Angaben von 444 Psychologiestudenten (85 Prozent Frauen und 15 Prozent Männer; Alter: Anfang 20) ausgewertet. Das Ergebnis ist in der Tabelle dargestellt.

[Bearbeiten] Falsches Erwachen

Beim sogenannten falschen Erwachen nimmt der Träumer an, dass er aus seinem Traum in den Wachzustand erwacht sei, während dieser Vorgang jedoch nur innerhalb des Traumes stattgefunden hat. Berichte über falsches Erwachen scheint es überwiegend bei Klarträumern zu geben. Dieses Phänomen kann den Träumer verwirren, ist jedoch meist reiner Zufall. Es ist auch möglich, dass ein falsches Erwachen aufgrund von Unkonzentriertheit auf Seiten des Träumers hervorgerufen wird, oder weil er das gerade Geträumte so stark in Frage stellt oder es ihm Angst einjagt etc., dass er es geistig ablehnt. So kann es auch vorkommen, dass falsches Erwachen mehrmals direkt zeitlich dicht hintereinander auftritt.

[Bearbeiten] Psychologische Betrachtungsweise

Der Umstand, dass die Umgebung im Klartraum so realistisch wirkt wie die Umgebung in der Wachwelt, erfordert eine klare Abgrenzung beider Welten. In Anlehnung an die Gestalttheorie benutzt Tholey ein erkenntnistheoretisches Modell einer Handlungstheorie, das sich an einen erkenntnistheoretischen Dualismus[16] anlehnt, um die Sensorik (Wahrnehmung und Handlung) in einem sensomotorischen Ansatz zu beschreiben. Dieses kritisch-realistische Modell[17] ist Ausgangspunkt zur Unterscheidung zwischen einer physikalischen Umwelt und einer phänomenalen Erlebnis- oder Wahrnehmungswelt. Letztere umfasst die sinnliche Wahrnehmung der physikalischen Umwelt, aber auch das eigene Körper-Ich. Repräsentiert wird die physikalische Umwelt in diesem Modell im sogenannten Psychophysischen Niveau, kurz PPN, wohin alle Sinneseindrücke gelangen und ausgewertet werden. Das PPN ist ein vernetztes System verschiedener Großhirnbereiche, das nicht fest lokalisiert ist und hypothetisch angenommen wird.

Im Wachzustand wird aus den verschiedenen Sinneseindrücken die phänomenale Welt als Abbild der physikalischen Welt gebildet. Aus Bewegungsabsichten werden gewünschte Bewegungen in korrespondierende Bewegungen des Körpers umgesetzt. Diese Bewegungen werden wiederum über die Sinne zum PPN zurückgemeldet. Zwischen physikalischer und phänomenaler Welt wird hierdurch ein sogenannter sensomotorischer Regelkreis etabliert.

Im Traumzustand wird dieser Regelkreis aufgebrochen. Die phänomenale Welt ist kein Abbild mehr der physikalischen Welt. Bewegungsabsichten werden dann auch nicht mehr in korrespondierende Bewegungen des physikalischen Körpers umgesetzt. Das bedeutet, dass physikalische Grenzen überschritten werden können, da es in der phänomenologischen Welt keinen prinzipiellen Unterschied zwischen Wach- und Traumerleben gibt.

Für Tholey ist auf dieser Grundlage eine psychologische Erklärung des luziden Träumens möglich. Im Bewusstsein des kritischen Klarträumers haben die physikalischen Begebenheiten während eines Klartraums Priorität gegenüber den phänomenalen, der Klarträumer weiß, dass er in der physikalischen Welt schläft. Tholey formuliert vereinfacht: das Traum-Ich vergisst das Schläfer-Ich nicht. Alles, was unmittelbar erscheint, ist grundsätzlich immer Bestandteil der eigenen phänomenalen Welt. So wie im Wachzustand über sensomotorische Regelkreise vom PPN in die physikalische Welt eingegriffen werden kann, kann vom Klartraumzustand aus verändernd auf die innere, phänomenale Welt eingewirkt werden.

[Bearbeiten] Außerkörperliche Erfahrung

Als außerkörperliche Erfahrung wird ein bislang wissenschaftlich nicht nachgewiesener Zustand verstanden, bei dem sich der Betroffene als außerhalb des physischen Körpers wahrnimmt. Personen, die von der Existenz dieses Phänomens überzeugt sind, glauben an die Möglichkeit, dass aus einem luziden Traum heraus eine solche Erfahrung eingeleitet werden könne. Celia Green und Charles McCreery von der Universität Oxford beschreiben in ihrem Buch entsprechende Erfahrungsberichte.[18] Ihre Forschungen legen nahe, dass „außerkörperliche Wahrnehmungen“ – ebenso wie Visionen, Halluzinationen, bestimmte Drogenerfahrungen und ekstatische Zustände – von ähnlichen physiologischen Ausprägungen wie luzide Träume begleitet werden.[19] Umstritten ist, dass der Traum-Körper im Klartraum „verlassen“ werden kann. Zumindest in dieser Hinsicht besteht eine Form der „außerkörperlichen Erfahrung“.

[Bearbeiten] Praxis

Eine detaillierte Liste der praktischen Möglichkeiten, die unterschiedlichen Techniken und Anleitungen dazu sowie Vor- und Nachteile sind im Wikibuch Klartraum ausführlich beschrieben.

[Bearbeiten] Anwendung

Die unbegrenzten Gestaltungsmöglichkeiten der Traumumgebung im Klartraum eröffnen dem Träumer verschiedene Optionen:

Paul Tholey nutzte Klarträume systematisch, um komplexe Bewegungsabläufe zu erlernen. Damit war es ihm möglich, auch körperlich anspruchsvolle Sportarten wie z. B. Skateboard, Kunstrad und Snowboard im Traum zu „trainieren“ und damit antizipatorisch für den Wachzustand vorzubereiten bzw. Erlerntes durch Traumwiederholungen zu perfektionieren.

Die Behandlung von Albträumen ist ein weiteres Einsatzgebiet von Klarträumen. Diese führen bei unerfahrenen Träumern auch oftmals zu den ersten Erlebnissen der Luzidität. Celia Green und Stephen LaBerge haben Fälle belegt, in denen sich der Träumer durch einen Albtraum seines Traumzustandes bewusst wurde und dadurch den weiteren Traumverlauf – zumindest in Ansätzen – in eine positive Richtung lenken konnten. Inzwischen wurden Techniken entwickelt, die die angesprochenen persönlichen Konflikte, die im Traumgeschehen als beängstigend wahrgenommen werden, durch den Klartraum in positive, persönlichkeitsintegrierende Auflösungen wandeln können. Daraus ziehen sie den Schluss, dass Klarträume u.a. auch begleitend zur psychotherapeutischen Behandlung von Patienten eingesetzt werden können, die unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden, wenn sie nach einem traumatisierenden Erlebnis von Albträumen geplagt werden.

Ausgehend von der Annahme, dass alle Bestandteile eines Traums und damit auch die eines Klartraums Bewusstseinsbestandteile sind, kann ein Träumer in dialogischer Form mit sich selbst in Kontakt treten[20], Traumfiguren nach ihrer Bedeutung im Traum oder nach dem Sinn des Traumganzen befragen und damit sogar aktive Traumdeutungen im Traum selbst vornehmen. Der fortgeschrittene Klarträumende schafft sich damit eine „Metaposition“ innerhalb des Traums, von der er über seine Position im Traum reflektieren kann.

Gelenkte Klarträume können zur Lösung von „verdrängten“ bzw. „unbewussten“ persönlichen Konflikten oder Problemen beitragen. Da es sich bei den Inhalten von Klarträumen jeweils um subjektive phänomenale Weltsichten handelt, sollten dort gefundene Lösungen im Alltag und im Wachbewusstsein kritisch überprüft werden, wenn sie im Wachzustand angewendet werden sollen. Empirische Erhebungen haben gezeigt, dass regelmäßiges Klarträumen bei nahezu allen Probanden zu einer Stimmungsverbesserung im Alltag beigetragen hat.

[Bearbeiten] Kunst

Ohne den Begriff Klartraum oder luziden Traum zu kennen, war es der Surrealist René Magritte in der bildenden Kunst, der als erster einen klartraumähnlichen Wachzustand beschrieben hat. Er nannte es eine Halbschlaf-Vision am Morgen beim Aufwachen, bei dem er wesentliche Bildkompositionsprobleme löste.[21] Er unterschied diese Form von Träumen von der Art der unbewussten Träume, den die meisten anderen Surrealisten ins Zentrum Ihrer Aufmerksamkeit stellten. Bei seinen Arbeiten ging es um das Hervorrufen des Mysteriums, das durch das zufällige Zusammentreffen zweier wesensfremder Objekte entsteht. Gemäß dem Lautremontschen Satz „Die Begegnung einer Nähmaschine und eines Regenschirms auf einem Seziertisch“ versuchte er in seinen Arbeiten, sich dem Mysterium zu nähern. Das Erkennen solcher bizarrer, surrealer Situationen im Traum ist beim Hervorrufen von Klarträumen erfolgreich.

Wir finden bei René Magritte folgende Äußerung zu seinen „Bild-in-Bild-Themen“ (Staffeleibild mit demselben Motiv wie Fensterausschnitt) „....So sehen wir die Welt, wir sehen sie als ein Außen, obwohl wir die Vorstellung von ihr in uns tragen.“ Diese Bemerkung erinnert an das später entwickelte „kritisch-realistische Modell“ von Paul Tholey.[22][23]

Die US-amerikanische Band Dredg veröffentlichte 2002 das Album El Cielo, das sich als übergreifendes Konzept den Klartäumen widmet.

[Bearbeiten] Techniken

Zur Induktion eines Klartraums stehen viele unterschiedliche Techniken zur Verfügung. Grundsätzlich können sie drei Kategorien zugeordnet werden:

Klarheit bewahrende Techniken
Der noch wache Mensch versucht, seine Bewusstheit in den Traum fließend mit hinüber zunehmen, wie beispielsweise bei der WILD-Technik (Wake Induced Lucid Dream). Gewissermaßen schläft nur der Körper ein und verfällt in eine Schlafstarre.
Klarheit gewinnende Techniken
Der Träumende erkennt während des Traumgeschehens, dass er träumt. Dies kann beispielsweise durch Erkennen von Schlüsselsymbolen, wenn diese regelmäßig in Träumen auftreten, durch Erkennen von bizarren, surrealen Traumszenarien oder durch distanzierte Betrachtung und Überprüfung des Bewusstseinzustandes beim Alb-/Traum geschehen.
Einsatz von externen Reizen
Wenn der Träumende in der REM-Phase von außen Reize (visuell, auditiv) erhält, die ihn auf sein Träumen hinweisen, kann dies Klarträume induzieren. Solche Reize können Lichtsignale, Worte oder Töne sein.

[Bearbeiten] Filme

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Werner Zurfluh: Quellen der Nacht. Ansata, Interlaken 1983, ISBN 3-7157-0057-2.
  • Stephen LaBerge: Hellwach im Traum. Höchste Bewusstheit in tiefem Schlaf. Junfermann, Paderborn 1987, ISBN 3-87387-266-8.
  • Brigitte Holzinger: Der luzide Traum. Phänomenologie und Physiologie. WUV, Wien 1994, ISBN 3-85114-110-5.
  • Celia Green, Charles McCreery: Träume bewußt steuern. Über das Paradox vom Wachsein im Schlaf. Krüger, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-8105-0858-6.
  • Klaus Henner Spierling: Der Klartraum und seine Anwendung zur Angstreduktion und Streßbewältigung im Traum. Mikrofiche-Ausgabe Tectum, Marburg 1997, ISBN 3-89608-750-9.
  • Paul Tholey, Kaleb Utecht: Schöpferisch träumen. 3. Auflage. Klotz, Eschborn 1997, ISBN 3-88074-275-8.
  • Stephen LaBerge, Howard Rheingold: Exploring the world of lucid dreaming. 3. Auflage. Ballantine Books, New York 1997, ISBN 0-345-42012-8.
  • Olga Kharitidi: Samarkand. Eine Reise in die Tiefen der Seele. List, München 2003, ISBN 3-471-79478-6.
  • Frederick E. Dodson: Illumination des Träumens. Bohmeier, Leipzig 2003, ISBN 3-89094-426-4.
  • Daniel Erlacher: Motorisches Lernen im luziden Traum: Phänomenologische und experimentelle Betrachtungen. Dissertation. Institut für Sport und Sportwissenschaft, Heidelberg 2005. (online)
  • Stephan Matthiesen, Rainer Rosenzweig (Hrsg.): Von Sinnen. Traum und Trance, Rausch und Rage aus Sicht der Hirnforschung. Mentis, Paderborn 2007, ISBN 978-3-89785-572-4.

[Bearbeiten] Weblinks

Wikibooks
 Wikibooks: Klartraum – Lern- und Lehrmaterialien

[Bearbeiten] Quellen

  1. Hervey de Saint-Deny: Dreams and how to guide them. (Review)
  2. Frederik van Eeden: A Study of Dreams, In: Proceedings of the Society for Psychical Research, Vol. 26, 1913, S. 431–461 Link
  3. Hartman E.: Dreams and other hallucinations: An approach to an underlying mechanism. In: Seigel RK, West LJ, (Hrsg): Hallucinations: behavior, experience and theory. New York: John Wiley & Sons; 1975.
  4. LaBerge, S., Zimbardo, P.G.: (2000): Smooth Tracking Eye-Movements Discriminate Both Dreaming And Perception From Imagination. Abstract of talk presented at the Toward a Science of Consciousness Conference IV, Tucson, April 10, 2000 Link
  5. LaBerge, S. (2000): Lucid dreaming: Evidence and methodology. In: Behavioral and Brain Sciences 23(6), 962-3 Link
  6. [1] Klartraumstudien im Schlaflabor
  7. Tenzin Wangyal Rinpoche: Übung der Nacht In: Kapitel 8 S. 87–91, Verlag: Diederichs, ISBN 3-7205-2189-3 Link
  8. Klaus- H. Schader, „Die Bedeutung des Klartraumes in der aktuellen Kunst“ , Link.
  9. Stewart, K.: Dream Theory In Malaya. In: Complex 6, 1951, S. 21–33 Link
  10. Faraday, A., Wren-Lewis, J.: The Selling of the Senoi. In: Dream Network Bulletin 3–4/1984, S. 2 Link
  11. Domhoff, G. W.: Senoi Dream Theory: Myth, Scientific Method, and the Dreamwork Movement (2003) Link
  12. Paul Tholey, Kaleb Utecht: Schöpferisch träumen. 3. Aufl. Klotz, Eschborn 1997, ISBN 3-88074-275-8, S. 61–62
  13. LaBerge, Stephen: Lucid Dreaming: Psychophysiological Studies of Consciousness during REM Sleep. In: Bootzen, R. R., Kihlstrom, J.F., Schacter, D.L. (Hg.): Sleep and Cognition. American Psychological Association, Washington, D.C. 1990, S. 109–126. Link
  14. Gackenbach, Jayne; Bosveld, Jane: Herrscher im Reich der Träume: Kreative Problemlösungen durch luzides Träumen. Aurum Verlag, 1991, ISBN 3-591-08298-8, S. 215–216
  15. Schredl, M. & Erlacher, D. (2004). Lucid dreaming frequency and personality. Personality and Individual Differences, 37(7), S. 1463–1473 (Link)
  16. Wolfgang Köhler, „Werte und Tatsachen“, 1968, S. 22
  17. Paul Tholey, „Erkenntnistheoretische und Systemtheoretische Grundlagen der Sensumotorik aus gestalttheoretischer Sicht“, S.10ff.
  18. Green, C. und McCreery, C.: Träume bewußt steuern. Über das Paradox vom Wachsein im Schlaf. Krüger, Frankfurt a. M. 1996, S. 117–118
  19. Vgl. ebd., passim.
  20. Paul Tholey: Haben Traumgestalten ein Bewußtsein? Eine experimentell-phänomenologische Klartraumstudie. In: Gestalt Theory., 7/1985. Krammer, S. 29–46, ISSN 0170-057X Link
  21. Hammacher, Abraham Marie: „René Magritte“, S.14 / Köln: Du Mont/ 1975/ ISBN 3-7701-0810-8
  22. Paul Tholey, „Erkenntnistheoretische und Systemtheoretische Grundlagen der Sensumotorik aus gestalttheoretischer Sicht“, S.10ff.
  23. Torczyner, Harry: „René Magritte – Zeichen und Bilder“, S.156 / Köln: Du Mont/ 1977/ ISBN 3-7701-1020-X
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