Königsforst
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Der Königsforst ist ein 2519 ha großes Naturschutzgebiet im Ballungsraum Köln.
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[Bearbeiten] Lage
Das zwischen den Städten Köln, Bergisch Gladbach und Rösrath gelegene, 3.000 ha große Waldgebiet wird im Norden begrenzt durch die Autobahn A 4 Köln - Olpe. Im Südwesten durchschneiden die A 3 Köln - Frankfurt und die Aggertalbahn (KBS 459) das Areal. Eine gleichnamige Autobahnausfahrt macht den Königsforst über die Autobahn A3 zugänglich. Die gleichnamige Endhaltestelle der Stadtbahnlinie 9 liegt unmittelbar am Waldrand. Im Süden schließt sich dem Königsforst das Naturschutzgebiet Wahner Heide an.
Der Königsforst ist das größte zusammen hängende Waldgebiet der rechtsrheinischen Mittelterrasse. Die höchste Erhebung ist der Tütberg mit 212 m ü. NN. Der höchste Punkt des gesamten Kölner Stadtgebietes liegt ebenfalls im Königsforst und ist 118,04 m ü. NN hoch.
[Bearbeiten] Geschichte
Von einer eisenzeitlichen Besiedlung des Geländes zeugen zahlreiche Hügelgräber zwischen Köln-Rath und Forsbach.
Ursprünglich war der Königsforst ein Bannwald, der zum Krongut der Frankenkönige gehörte. Kaiser Otto der Große vermachte im 10. Jahrhundert den Königsforst seinem Bruder Brun, dem Erzbischof von Köln. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1003 n. Chr., in der der Erzbischof Heribert von Köln dem Deutzer Kloster ein Viertel des Königsforstes überlässt. Zwei weitere Viertel waren im Besitz des Kölner Klosters St. Pantaleon. Das letzte Viertel gehörte dem Erzbischof Bruno von Köln.
Mit der Säkularisation gelangte der sich bis dahin im kirchlichen Besitz befindliche Königsforst in staatlichen Besitz des Großherzogtums Berg. Die Herzöge zu Berg nutzten den Wald als Jagdgebiet. Erst im Jahre 1790 wurde der enorme Bestand an Rotwild reduziert, der die Regeneration des Waldes verhindert und manchen Acker verwüstet hatte. In diesem Jahr wurden etwa 4000 Hirsche erlegt.
Während der napoleonischen Besatzung wurde der Königsforst nahezu verwüstet. Die starken Eichen wurden gefällt und als Nutzholz nach Frankreich verfrachtet.
Mit dem Wiener Kongress 1815 wurde der "königliche Forst Königsforst" preußisch. Nun begann eine planmäßige Wiederaufforstung, hauptsächlich mit nicht heimischen Kiefern.
Heute wird der Königsforst vom Forstamt Königsforst in Bergisch-Gladbach betreut. Langfristiges Ziel der Forstwirtschaft ist, die standorttypischen Laubbäume wieder anzusiedeln.
[Bearbeiten] Naherholungsziel für die Stadtbevölkerung
Der Königsforst ist ein beliebtes Naherholungsziel. Er wird von der Stadtbevölkerung besonders an den Wochenenden gerne zum Wandern, Laufen, Reiten und Radfahren angesteuert. Ein gut ausgebautes Wegenetz bietet hierzu vielfältige Möglichkeiten.
Einst gab es an der Bahnlinie Köln–Gummersbach einen Bahnhof Porz-Königsforst. Hier stiegen die Erholung suchenden Ausflügler aus und ein. Anfang der 1980er Jahre wurde der Bahnhof aufgegeben. Das nahe gelegene Ausflugslokal Waldhaus Königsforst wird heutzutage, statt mit der Bahn, mit dem PKW angesteuert.
[Bearbeiten] Waldlehrpfad
Wer den Wald mit der Straßenbahnlinie 9 über den Kölner Stadtteil Rath/Heumar ansteuert, hat Gelegenheit, einem Waldlehrpfad zu folgen, der am nahe gelegenen Forsthaus Rath beginnt und etwa 1 Stunde in Anspruch nimmt. Auf dem 4 km langen Rundweg erhält der interessierte Wanderer einen guten Einblick in die Vielfältigkeit des Waldes. 31 Schrifttafeln am Wegesrand erläutern den artenreichen Baumbestand.
Baumart | Nr | lat. Bezeichnung |
---|---|---|
Kiefer | 01 | Pinus silvestris |
Stieleiche | 02 | Quercus robur |
Hainbuche | 03 | Carpinus betulus |
Blitzeiche¹ | 04 | |
Fichte | 05 | Picea abies |
Winter-Linde | 06 | Tilia cordata |
Vogelkirsche | 07 | Prunus avium |
Salweide | 08 | Salix caprea |
Roter Holunder | 09 | Sambucus racemosa |
Dickung² | 10 | |
Sitkafichte | 11 | Picea sitchensis |
Hemlockstanne | 12 | Tsuga heterophylla |
Roteiche | 13 | Quercus rubra |
Esche | 14 | Fraxinus excelsior |
Douglasie | 15 | Pseudotsuga taxifolia |
Eibe | 16 | Taxus baccata |
Hülse | 17 | Ilex aquifolium |
Riesenlebensbaum | 18 | Thuja plicata |
Bergahorn | 19 | Acer pseudoplatanus |
Sandbirke | 20 | Betula verrucosa |
Roterle | 21 | Alnus glutinosa |
Feldulme | 22 | Ulmus carpinifolia |
Japanische Lärche | 23 | Larix letolepis |
Weymouths-Kiefer | 24 | Pinus strobus |
Traubenkirsche | 25 | Prunus padus |
Gewöhnliche Robinie | 26 | Robinia pseudoacacia |
Rosskastanie | 27 | Aesculus hippocastanum |
Korsische Kiefer | 28 | Pinus nigra corsicana |
Europäische Lärche | 29 | Larix decidua |
Gemeine Hasel | 30 | Corylus avellana |
Wildes Geissblatt | 31 | Lonicera periclymenum |
¹ Blitzeiche = Eine vom Blitz getroffene Eiche, die bis zur Wurzel gespalten wurde.
² Dickung = Die Zweige der jungen Bäume berühren sich und bilden einen dichten, geschlossenen Waldbestand.
[Bearbeiten] Bodenlehrpfad
An sechs Stationen erklären Schautafeln die jeweils durch Grabung offengelegten Bodenprofile.
Station | Bodentyp | Geologie | Wasserverhältnisse |
---|---|---|---|
1 | Gley-Braunerde | Flugsand (Pleistozän) | Grundwassereinfluss in 80 - 130 cm Tiefe |
2 | Pseudogley | sandig-lehmige Fließerde (Pleistozän) über Ton (Tertiär) | starke Staunässe |
3 | Braunerde-Pseudogley | Fließerde aus Verwitterungslehm (Pleistozän) über ältere Fließerde aus Sandsteinschutt (Pleistozän) über Sandstein (Unterdevon) | Staunässe in 10 - 45 cm Tiefe |
4 | Pseudogley-Braunerde, schwach podsolig | sandige Fließerde (Pleistozän) über sandig-kiesiger Hauptterasse (Pleistozän) über Ton (Tertiär) | Staunässe in 50 - 70 cm Tiefe |
5 | Braunerde-Podsol | sandig-kiesige Fließerde (Pleistozän) über kiesigem Sand, Feinsand und Ton (Tertiär) | abgesehen von schwachem Staunässeeinfluss im unteren Profilteil (im Winter) ist der Boden stauwasserfrei |
6 | Niedermoor | Niedermoortorf (Holozän) über lehmig-sandigen Bachablagerungen (Holozän) und Fließerde (Pleistozän) | Grundwasser reicht bis zur Geländeoberfläche |
Auf dem Waldparkplatz an der Bensberger Straße, kurz vor dem Ortseingang Forsbach, gibt eine Übersichtskarte Aufschluss über die Lage der sechs Stationen des Bodenlehrpfads.
[Bearbeiten] Wildgehege Brück
Im Nordwestlichen Teil des Königsforstes befindet sich das 50 ha große Wildgehege. Auf markierten Wegen können die Besucher frei laufenden mandschurischen Dybowsky-Hirschen begegnen, einer Unterart des Sikahirsches. In einem eingezäunten Gatter befindet sich Schwarzwild.
[Bearbeiten] Alte Bahntrasse
Die Bahnstrecke der ehemaligen Sülztalbahn führte von Köln-Mülheim über Bergisch Gladbach und Bensberg durch den Königsforst nach Rösrath und weiter über Hoffnungsthal nach Immekeppel und Lindlar. Die Teilstrecke durch den Königsforst zwischen Bensberg und Rösrath wurde 1961 stillgelegt und die Gleisanlagen bis 1964 demontiert. Heute dient die Trasse als Rad- und Wanderweg. Der mitten im Königsforst gelegene Bahnhof Forsbach aus dem Jahr 1890 wurde nach der Streckenstilllegung noch bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts als Wohngebäude genutzt und dann abgerissen. Heute erinnert nur noch eine Bronzeplakette an den ehemaligen Bahnhof im Königsforst.
[Bearbeiten] Kaisereiche
Etwa 500 Meter westlich des ehemaligen Bahnhofs Forsbach steht an einer Wegkreuzung die Kaisereiche. Diese Kaisereiche ist in zweifacher Hinsicht eine Mogelpackung. Zum einen wurde sie erst 20 Jahre nach dem Tod des beim Volk beliebten Kaisers Wilhelm I. gepflanzt. Die Gründe hierfür liegen im Verhalten von Kaiser Wilhelm II., seinem Enkel, der die Beliebtheit seines Großvaters für sich zu nutzen wusste und Denkmäler für seinen Vorgänger anregte. Der Wunsch eines Monarchen ist für seine Untertanen wie ein Befehl. Und so wurde 1908 im Gedenken an Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) im Königsforst eine Kaisereiche gepflanzt. Diese ursprüngliche Kaisereiche diente französischen Besatzungssoldaten nach dem Ersten Weltkrieg als Ziel für Schießübungen. Das überlebte der Baum nicht. Auf der gegenüberliegenden Seite des Weges gab es jedoch eine weitere Eiche, die seitdem als Kaisereiche gilt.
[Bearbeiten] Rennweg
Ein vor allem von Fahrradfahrern gerne genutzter asphaltierter Weg ist der in Nord-Süd-Richtung verlaufende Rennweg. Der Weg beginnt in der Nähe des Autobahnanschlusses Bergisch Gladbach / Bensberg (Bundesautobahn 4). Er führt ca. 5 km nahezu geradlinig durch den Königsforst und setzt sich bis in die Wahner Heide fort. Für die Bezeichnung Rennweg gibt es zwei Erklärungsversuche:
- Zahlreiche Bergbaurelikte finden sich im Königsforst. Neben etlichen Gruben wurden auch Schlacken gefunden, die auf vorgeschichtliche Eisenerzförderung und Verhüttung schließen lassen. Das Erz wurde in sogenannten Rennöfen geschmolzen. Das Erz rinnt (rennt) beim Schmelzprozess. Der Name Rennweg wird deshalb vielfach mit den ausgegrabenen vorgeschichtlichen Rennöfen in Verbindung gebracht.
- Die Herzöge von Berg veranstalteten des Öfteren Hetzjagden im Königsforst. Hierzu wurde der Rennweg beiderseits abgesperrt, so dass das gehetzte Wild nicht zur Seite entweichen konnte. Verfolgt von der Jagdgesellschaft mit ihren Hunden rannten die so gehetzten Tiere sodann durch die gradlinige Waldschneise bis sie vor Erschöpfung zusammenbrachen.
[Bearbeiten] Wassertretstelle
Mitten im Königsforst, exakt an der Stelle, an der die drei Stadtgebiete von Köln, Bergisch Gladbach und Rösrath zusammentreffen, befindet sich eine Wassertretstelle. Hier wird der Giesbach in einem Becken gestaut. Die heilende Wirkung des kalten Wassers erkannte bereits Antonius Musa, der Leibarzt des römischen Kaisers Augustus. Musa verordnete seinem prominenten Patienten kalte Bäder. Das verschaffte dem Gichtgeplagten Linderung. Sebastian Kneipp ließ seine Patienten im Storchenschritt durch ein Wassertretbecken schreiten. Man taucht abwechselnd einen Fuß ins Wasser, während der andere draußen bleibt. Nach dem Bad wird das Wasser nur abgeschüttelt, nicht abgetrocknet. Nachdem man Strümpfe und Schuhe wieder angezogen hat, wird durch Wandern oder Laufen für ausreichende Durchblutung und Erwärmung gesorgt.
[Bearbeiten] Literatur
- Werkstatt für Ortsgeschichte Köln-Brück (Hrsg.): Der Königsforst - Geschichte und Geschichten, Schriftenreihe der Werkstatt für Ortsgeschichte Köln-Brück e.V., Band 12, Köln 2006, ISBN 3-931291-08-1
- Georg Sturmberg: 1000 Jahre Königsforst - 1000 Jahre Forst ohne König. Vom Herrenrevier zum Naturschutzgebiet - ein Wald mit großer Tradition, in: Rheinisch-Bergischer Kalender 2003, Heimatjahrbuch für das Bergische Land, S. 6-19, ISBN 3-87314-377-1
- Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Wanderkarte NRW 1:25000, Nr. 3, Bergisch Gladbach, Odenthal, Königsforst. ISBN 3-89439-644-X.
- Holger M. Sticht: Natur- und Kulturführer Königsforst, Gaasterland Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-935873-20-8
- "Kölner Naturführer", Wienand-Verlag, ISBN 3-87909-205-2
[Bearbeiten] Weblinks
- Naturschutzgebiet Fachinformation beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen
- Natura 2000 Gebietsübersicht und Fachinformation beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen
- Kritischer Artikel über den Landschaftsschutz im Königsforst
- Monte Troodelöh
Koordinaten: 50° 55' 57" N, 7° 07' 49" O