James Whale
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James Whale (* 22. Juli 1889 in Dudley, Worcestershire, England; † 29. Mai 1957 in Hollywood, Kalifornien) war ein britischer Regisseur.
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[Bearbeiten] Biografie
[Bearbeiten] Ausbildung und Regiedebüt
James Whale wurde 1889 im englischen Dudley als sechstes von sieben Kindern des Hochofenarbeiters William Whale und seiner Ehefrau Sarah, einer Krankenschwester, geboren. Während seine Kindheit in den West Midlands von der Armut der Familie geprägt war, entschloss er sich, nicht wie seine Brüder als Arbeiter in der örtlichen Schwerindustrie Fuß zu fassen. Whale begann als Flickschuster zu arbeiten, bis er sein Talent für das Entwickeln von GebärdenSchrift erkannte. Er nahm daraufhin Unterricht an der Dudley School of Arts and Crafts und fand später Anstellung als Cartoonist bei der Zeitschrift The Bystander. Während des Ersten Weltkriegs trat Whale am 1. Oktober 1915 sechsundzwanzigjährig in die Armee ein. Als Unteroffizier nahm er an den kriegerischen Auseinandersetzungen teil und kam im August 1917 in Belgien in deutsche Kriegsgefangenschaft, die ihn in ein Internierungslager in Karlsruhe und später nach Holzminden führte, wo er auch seine Leidenschaft für das Theater entdeckte. Nach seiner Rückkehr nach England versuchte James Whale in Birmingham als Schauspieler am Theater Fuß zu fassen, 1918 zog er nach London. Whale musste jedoch schnell erkennen, dass er als Mime nur wenig Talent besaß. Stattdessen entwickelte er ein Händchen für das Entwerfen von Bühnendekoration und die Arbeit als Regisseur. 1924 arbeitete er für drei Saisons mit der Theatergruppe der Oxford Players zusammen, unter denen sich auch John Gielgud, Flora Robson, Alan Napier und Raymond Massey befanden.
Im Jahr 1928 hatte James Whale unerwartet seinen ersten großen Erfolg als Theaterregisseur. Seine Inszenierung von R. C. Sherriffs Anti-Kriegsdrama Journey's End mit dem damals noch unbekannten Laurence Olivier in der Hauptrolle, wurde in das Londoner West End Theatre verlegt. Das ebenso unbekannte Stück, für das er auch die Bühnendekoration entwarf, stand in der Gunst der Kritiker und wurde ganze sechshundert Mal aufgeführt. Im selben Jahr führte Whale Regie und entwarf die Dekoration für die Theaterstücke Fortunato and the Lady from Alfaqueque und The Dreamers mit u. a. John Gielgud, ehe er eingeladen wurde, Journey's End 1929 auf dem New Yorker Broadway zu inszenieren, das auch in den USA erfolgreich aufgenommen wurde. Zur gleichen Zeit ergatterte Whale eine Stelle als Dialog-Regisseur bei Melville W. Browns als Romantikkomödie angelegtem Stummfilm The Love Doctor mit Richard Dix in der Hauptrolle. Es folgte die Regie bei den Bühneninszenierungen von R. C. Sherriffs Badger's Green und den zwei Einaktern The Violet und One Two Three aus der Feder von Ferenc Molnar.
[Bearbeiten] Karriere in Hollywood
Ungefähr im Jahr 1930 unterschrieb James Whale einen Vertrag, der ihn als Regisseur an das Filmstudio Universal band. Kurze Zeit später feierte der Engländer sein Regiedebüt in Hollywood mit der Inszenierung seines Theaterstücks Journey's End, der ersten amerikanisch-britischen Koproduktion der Tonfilmära. Ebenfalls im Jahr 1930 war Whale als Dialog-Regisseur für einige Innenaufnahmen von Howard Hughes' seinerzeit 3,95 Mio. US-Dollar teuren Tonfilm Hell's Angels zuständig, der die platinblonde Jean Harlow zum Star machte. 1931 folgte Whales erster Film für Universal, Waterloo Bridge, eine Adaption eines Theaterstückes von Robert E. Sherwood. In dem für die damalige Zeit gewagten Kriegsdrama verliebt sich der kanadische Soldat Roy (gespielt von Kent Douglass) während seines Aufenthaltes in London in die Engländerin Myra (Mae Clarke), von der er nicht ahnt, dass sie eine Prostituierte ist.
Der Durchbruch folgte im selben Jahr, als dem französischen Regisseur Robert Florey die Regie bei Frankenstein entzogen wurde und Universal James Whale als Nachfolger verpflichtete. Whale bestand darauf Colin Clive in der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Mary Shelley den Part des Dr. Frankenstein zu überlassen. Die Rolle des Monsters bekleidete der 42-jährige britische Theater- und Filmschauspieler William Henry Pratt alias Boris Karloff, für die ursprünglich der Dracula-Darsteller Bela Lugosi im Gespräch gewesen war. Die auf 291.000 US-Dollar geschätzte Produktion spielte allein in den USA einen Gewinn von 10 Mio. US-Dollar ein und gilt heute als der bedeutendste Horrorfilm, der je gedreht wurde. Frankenstein, der seinem angsteinflößenden Hauptdarsteller nicht zuletzt durch das Weglassen des Namens im Abspann eine zusätzliche geheimnisvolle Aura einbrachte, machte Boris Karloff über Nacht zum Star und katapultierte James Whale zu einem der führenden Regisseure der Universal Studios.
Nach dem großen Erfolg von Frankenstein beharrte das Filmstudio Universal darauf, Whale mit weiteren Stoffen für Horrorfilme zu betrauen. Nach dem Drama Impatient Maiden kam Whale den Wünschen seines Arbeitgebers nach und inszenierte 1932 den Horrorfilm Das Haus des Grauens nach einem Roman von John Boynton Priestley. Hier agiert erneut Boris Karloff in der Hauptrolle als bestialischer Diener, der eine Gruppe von Reisenden in einem walisischen Landhaus in Angst und Schrecken versetzt. Nach dem Mysteryfilm The Kiss Before the Mirror mit Nancy Carroll, Frank Morgan, Paul Lukas und Gloria Stuart in den Hauptrollen, folgte 1933 mit Der Unsichtbare erneut ein großer Publikumserfolg, der heute ebenfalls als Klassiker des Horrorgenres gilt. In der Verfilmung eines Romans von H. G. Wells spielt Claude Rains in seinem Filmdebüt einen Wissenschaftler, der durch eine entwickelte Formel zum unsichtbaren, geisteskranken Mörder mutiert. Mit dem 1935 entstandenen Frankensteins Braut, in dem Elsa Lanchester an der Seite von Boris Karloff die Titelrolle bekleidet, konnte sich Whale bis heute den Ruf als einer der bedeutendsten Regisseure des Horrorgenres bewahren, auch wenn er nach dem Sequel von Frankenstein, nicht mehr an vorangegangene Erfolge anknüpfen konnte.
[Bearbeiten] Karriereende
Nach der Produktion des von James Whale persönlich favorisierten Films Show Boat, Oscar Hammersteins gleichnamiges Musical mit Irene Dunne und Allan Jones in den Hauptrollen, wechselte aufgrund von finanziellen Problemen die Führung bei den Universal Pictures. Das Filmstudio schaffte es zwar, den Bankrott abzuwenden, doch der Leiter und Gründer der Universal, Carl Laemmle, der Whale bei seinen Filmen stets freie Hand gelassen hatte, musste seinen Posten räumen, und die Standard Capital Company übernahm das Unternehmen. 1937 drehte Whale das Kriegsdrama The Road Back, ein Sequel des erfolgreichen Vorgängers Im Westen nichts Neues, das auf Erich Maria Remarques Nachfolgeroman Der Weg zurück (1931) basiert. Der Film war bereits während der Produktion wegen deutschfeindlicher Tendenzen aufs heftigste von dem deutschen Konsul Gyssling kritisiert worden. Tatsächlich hatte Whale den starken anti-nationalsozialistischen Ton des Romans für die Adaption übernommen, woraufhin der neue Chef der Universal Pictures, Charles R. Rogers, die Konsequenzen zog. Aus Angst, der Film könnte in Europa nur wenig Gewinn einbringen, wurde der Regisseur von den Dreharbeiten entbunden. Ebenfalls wurden nachträglich einundzwanzig Szenen herausgeschnitten. Für James Whale stellte The Road Back die letzte Großproduktion dar, bei der er Regie führte, und er wurde in den Jahren 1937 und 1938 an die konkurrierenden Filmstudios Warner Bros. und MGM ausgeliehen, für die er die Romantikkomödie The Great Garrick mit Olivia de Havilland und Brian Aherne bzw. das Drama Port of Seven Seas mit Wallace Beery und Frank Morgan inszenierte. Whales letzter Film für die Universal war der Abenteuerfilm Die grüne Hölle mit Douglas Fairbanks Jr. und Joan Bennett. Sein zwanzigster und letzter Spielfilm They Dare Not Love über einen österreichischen Prinzen, der vor den Nationalsozialisten ins Exil flieht und dort beschließt, gegen das Regime zu kämpfen, stellte Whale nicht mehr fertig. Das Filmstudio Columbia Pictures ersetzte ihn durch Charles Vidor und nur Vertragsklauseln bewahrten den Namen des Filmemachers im Abspann.
Nach dem Ende seiner Filmkarriere kehrte James Whale 1944 an den Broadway zurück, wo er für das Playhouse Theater das Stück Hand in Glove inszenierte. 1949 nahm er ein letztes Mal auf dem Regiestuhl Platz und drehte den 41-minütigen Kurzfilm Hello Out There, der von dem US-Amerikaner Huntington Hartford produziert wurde, um seine damalige Ehefrau, die Schauspielerin Marjorie Steele, bekannter zu machen. Hartford war jedoch unzufrieden mit dem Ergebnis und Hello Out There, für 41.000 US-Dollar an einem einzigen Set in den KTTV Studios in Los Angeles erstellt, wurde nicht wie geplant in einem Anthologiefilm des Filmstudios RKO ausgestrahlt. Whales letzte Arbeit als Theaterregisseur war die Produktion des Stückes Pagan in the Parlour am Pasadena Playhouse. Das Stück wurde kurzzeitig auch in England aufgeführt.
In seinen letzten Lebensjahren hatte James Whale nach einem Schlaganfall zunehmend Probleme mit seinem Gedächtnis. Den ehemals gefeierten Filmregisseur hatten stets Gerüchte um Homosexualität begleitet. Er lebte tatsächlich offen mit seinem Lebensgefährten David Lewis (1903-1987), einem US-amerikanischen Filmproduzenten, zusammen. Whale litt unter Einsamkeit und Depressionen und ertrank am 29. Mai 1957 im Alter von 67 Jahren in seinem Swimming Pool in Santa Monica. Die Umstände seines Todes blieben mysteriös, bis sein Lebensgefährte, David Lewis, Jahre später die Gerüchte um einen Selbstmord bestätigte. Lewis hatte Whale tot aufgefunden, sowie eine Abschiedsnotiz gefunden, die erstmals 1982 in der Biographie James Curtis' abgedruckt wurde. Sie lautete "The future is just old age and illness and pain.... I must have peace and this is the only way.".
1997 wurde das Leben James Whales auf Basis des Romans Father of Frankenstein von Christopher Bram verfilmt. In der Hauptrolle des Dramas Gods and Monsters von Bill Condon agierte der homosexuelle Film- und Theaterschauspieler Ian McKellen als Whale und wurde im Jahr 1999 (offizielle Zählung 1998) für den Oscar und den Golden Globe als Bester Hauptdarsteller nominiert. Im Jahr 2002 wurde in James Whales Geburtsort eine Gedenkstatue in Form einer Filmrolle vor einem neuen Multiplex-Kino errichtet.
[Bearbeiten] Filmografie
- 1929: The Love Doctor ("Dialogue Director")
- 1930: Hell's Angels ("Dialogue Sequences Staged by James Whale")
- 1930: Journey's End
- 1931: Waterloo Bridge
- 1931: Frankenstein
- 1932: The Impatient Maiden
- 1932: Das Haus des Grauens (The Old Dark House)
- 1933: The Kiss Before the Mirror
- 1933: Der Unsichtbare (The Invisible Man)
- 1933: Bei Kerzenlicht (By Candlelight )
- 1934: One More River
- 1935: Frankensteins Braut (Bride of Frankenstein)
- 1935: Was geschah gestern (Remember Last Night?)
- 1936: You May Be Next! (Story, unter dem Pseudonym Henry Wales)
- 1936: Show Boat
- 1937: The Road Back
- 1937: The Great Garrick
- 1938: Sinners in Paradise
- 1938: Wives Under Suspicion
- 1938: Port of Seven Seas
- 1939: Der Mann in der eisernen Maske (The Man in the Iron Mask)
- 1940: Die grüne Hölle (Green Hell)
- 1941: They Dare Not Love
- 1949: Hello Out There (Kurzfilm)
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 1934: Spezielle Empfehlung für Der Unsichtbare
- 1936: nominiert für den Mussolini-Pokal für Show Boat
[Bearbeiten] Literatur
- Whale, James: Arriving in Hollywood : letters, 1929. Santa Barbara : Santa Teresa Press, 1989. ISBN 0944166032 (engl. Ausgabe)
- Bram, Christopher: Father of Frankenstein. New York : Dutton, 1995. ISBN 052593913X (engl. Ausgabe)
- Curtis, James: James Whale. Metuchen, N.J. : Scarecrow Press, 1982. ISBN 0810815613 (engl. Ausgabe)
- Curtis, James: James Whale. A New World of Gods and Monsters. London: Faber and Faber, 1998. ISBN 0571192858 (engl. Ausgabe)
- Denton, Clive: James Whale, ace director : a career study. [Don Mills] : Ontario Film Institute, 1979. (engl. Ausgabe)
- Ellis, Reed: A Journey Into Darkness. New York: Arno Press, 1980.
- Gatiss, Mark: James Whale, a biography, or, The would-be gentleman. London ; New York : Cassell, 1995. ISBN 0304328618 (engl. Ausgabe)
- Jensen, Paul: The Men Who Made the Monsters. New York: Twayne, 1996. S. 1-57.
- Whittemore, Don / Cecchettini, Philip, Alan (eds.): Passport to Hollywood. New York: McGraw Hill, 1976. S. 271-325.
[Bearbeiten] Weblinks
- James Whale in der Internet Movie Database (englisch)
- Englischsprachiges Essay über das Kino von James Whale
Personendaten | |
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NAME | Whale, James |
KURZBESCHREIBUNG | Britischer Regisseur |
GEBURTSDATUM | 22. Juli 1889 |
GEBURTSORT | Dudley, Worcestershire, England, UK |
STERBEDATUM | 29. Mai 1957 |
STERBEORT | Hollywood, Kalifornien, USA |