Heinrich Nordhoff
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Heinrich Nordhoff (* 6. Januar 1899 in Hildesheim; † 12. April 1968 in Wolfsburg) war in der Nachkriegszeit Generaldirektor des Volkswagenwerkes sowie ab 1960 Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG und maßgebend für den Aufbau des Unternehmens.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Nordhoff war der zweite von drei Söhnen eines Privatbankiers. [1]. Die Familie zog 1911 nach Berlin, wo er an der TH Berlin-Charlottenburg Maschinenbau studierte. Hier wurde er aktives Mitglied der Katholischen Studentenverbindung Burgundia im KV, dem er bis zum Tode treu blieb. Nach einer ersten Station beim BMW-Flugmotorenbau ging er zu General Motors (GM). Dort stellte er Opel-Kundendiensthandbücher zusammen und arbeitete zum besseren Verständnis der Materie in den Ferien auch am Band. Eine daraufhin von GM finanzierte Reise in die USA diente zum Studium der Produktions- und Vertriebsmethoden bei General Motors, von dem er später als VW-Chef noch profitierte. Ende der 1930er-Jahre wurde er Vorstandsmitglied bei Opel. Ab Juli 1942 war er Leiter des 1935 gebauten Opel-Lkw-Werkes in Brandenburg (Havel) und damit auch Wehrwirtschaftsführer. Das Werk wurde am 6. August 1944 durch einen Luftangriff zerstört – eine Produktion nach der Wiederherstellung bis 1945 fand dort nicht mehr statt.
Am 1. Januar 1948 wurde er auf Vorschlag des britischen Offiziers Ivan Hirst durch die britische Kontrollkommission Nachfolger von Hermann Münch als Generaldirektor des Volkswagenwerks in Wolfsburg.[2] [3]Der erfahrene Techniker baute das Werk in den folgenden zwei Jahrzehnten zur umsatzstärksten Automobilfabrik Europas aus. In seiner Ära wurden das brasilianische und südafrikanische VW-Werk errichtet. Kritisch wird an seiner Tätigkeit gesehen, dass er zu lange an dem luftgekühlten Boxermotorkonzept des Käfers mit allen seinen Nachteilen festhielt und keine marktfähigen Alternativen entwickeln ließ. Während andere Hersteller schon frühzeitig Fahrzeuge mit raumökonomisch und finanziell günstigeren quer eingebauten Reihenmotoren und Frontantrieb bauten, fußte das VW-Programm (so z. B. die Baureihen VW Typ 3 und VW Typ 4) noch Anfang der 1970er-Jahre auf der, wenn auch genialen, Konstruktion Ferdinand Porsches aus den 1930er-Jahren.
Im Januar 1968 präsentierte Nordhoff eine Palette von 36 verschiedenen Prototypen, die die Entwicklungsabteilung konstruiert hatte, um daraufhin zu erklären: „Der Stern des Käfers leuchtet unvermindert hell, und Sie können Tag für Tag selber beobachten, welche Lebenskraft in diesem Auto steckt, das man häufiger totgesagt hat als irgendeines jener Konkurrenzmodelle – Modelle, an die sich heute niemand mehr erinnert“
Und in einem anderen Gespräch: „Wir sind arm und Amerika ist reich. Deutschland sollte deshalb dorthin folgen, wohin VW es führt – und nicht umgekehrt“[4]
Der erste Schritt in eine neue Ära außerhalb von Luftkühlung und Heckmotor war der VW K70, der nach der Übernahme von NSU fast unverändert, aber eben als VW und nicht als NSU im Herbst 1970 von Nordhoffs Nachfolger Kurt Lotz vorgestellt wurde. Finanzieller Erfolg stellte sich allerdings erst mit der Adaption von Audi-Technik in den Modellen Passat und Golf ein.
Heinrich Nordhoff starb im Alter von 69 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes. Nach seinem Tod wurde er Wolfsburgs erster Ehrenbürger – die Straße am Mittellandkanal gegenüber dem VW-Werk trägt seinen Namen.
1959 heiratete Ernst Piëch, einer der Enkel Ferdinand Porsches, Nordhoffs jüngste Tochter Elisabeth.
[Bearbeiten] Literatur
- Heidrun Edelmann: Heinz Nordhoff und Volkswagen. Ein deutscher Unternehmer im amerikanischen Jahrhundert. Göttingen 2003.
- Hans Mommsen, Manfred Grieger: Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich, ECON Verlag, Düsseldorf 1996, ISBN 3-430-16785-X
- Karl Aloys Schenzinger, Heiner Simon, Anton Zischka: Heinz Nordhoff. München: Andermann, 1969 (unkritische Hagiographie)
- Heinrich Nordhoff: Reden und Aufsätze, Zeugnisse einer Ära. Econ-Verlag, 1992
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Sloninger, Jerry: Die VW Story, Seite 82f., Motorbuch Verlag Stuttgart 1981, ISBN 3-87943-737-8
- ↑ Hans Mommsen, Manfred Grieger: Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich, S. 974, Econ Verlag, Düsseldorf 1996
- ↑ http://www.volkswagen-media-services.com/medias_publish/ms/content/de/features/2005/01/28/kaefer_zwischen_konsum.standard.gid-oeffentlichkeit.html
- ↑ Sloninger, Jerry: Die VW-Story, S. 170, Motorbuch Verlag Stuttgart 1981, ISBN 3-87943-737-8
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Heinrich Nordhoff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Spiegel-Artikel vom 30. September 1959
Heinrich Nordhoff | Kurt Lotz | Rudolf Leiding | Toni Schmücker | Carl Hahn | Ferdinand Piëch | Bernd Pischetsrieder | Martin Winterkorn
Personendaten | |
---|---|
NAME | Nordhoff, Heinrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Unternehmer |
GEBURTSDATUM | 6. Januar 1899 |
GEBURTSORT | Hildesheim |
STERBEDATUM | 12. April 1968 |
STERBEORT | Wolfsburg |