Hans Frankenthal
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Hans Frankenthal (* 15. Juni 1926 in Schmallenberg; † 22. Dezember 1999 in Dortmund) war ein deutscher Holocaust-Überlebender. Frankenthal überlebte die Konzentrationslager Auschwitz-Monowitz und Dora-Mittelbau und setzte sich später für die Entschädigung der Zwangsarbeiter durch die Industrie ein.
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[Bearbeiten] Leben
Hans Frankenthal wurde 1926 als Sohn der jüdischen Eltern Adele und Max Frankenthal geboren, die eine Metzgerei und Viehhandel besaßen. Die Familie lebte im kleinen fast ausschließlich katholischen Ort Schmallenberg mit etwa 2.200 Einwohnern. Von diesen waren nur 52 Juden und 38 Protestanten. In seinen autobiographischen Aufzeichnungen berichtet Frankenthal, dass die Familie bis 1933 vollständig in die lokale Gemeinschaft integriert war. Der Vater war 1910 Vizekönig des örtlichen Schützenvereins und war im Ersten Weltkrieg Soldat. Wie die Mehrheit war er „national gesinnt“ und hat sich nach Kriegsende maßgeblich an der Errichtung des örtlichen „Kriegerdenkmals“ beteiligt. Politisch hat der Vater Frankenthals obwohl Jude wie die anderen Schmallenberger auch stets die katholische Zentrumspartei gewählt. Obwohl die Mutter, aus orthodoxen Haus, einen streng koscheren Haushalt führte, hatte die Familie stets zahlreiche Kontakte zum katholischen Umfeld.
Nach 1933 begann sich dies rasch zu ändern. Erste direkte Eindrücke der Diskriminierung erfuhr der junge Frankenthal 1935 als die jüdischen Kinder ihre Sportauszeichnungen abgeben mussten und keinen Zutritt mehr zu Sportplatz und Schwimmbad hatten. Im Zusammenhang mit dem Pogrom von November 1938 wurde der Vater verhaftet, zunächst ins Dortmunder Polizeigefängnis überstellt und danach für Wochen ins KZ Oranienburg eingeliefert. Zu Hause wurden gleichzeitig die Ehefrauen zum Verkauf ihres Besitzes und der Zustimmung zur Arisierung gezwungen. Die zehn jüdischen Familien wurden daraufhin in drei Häusern zusammengepfercht. Der Versuch einer Ausreise scheiterte 1939 am Kriegsausbruch.
Am 1. März 1943 wurde er mit seiner Familie aus seiner Heimat in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Seine Eltern wurden dort getötet, er kam mit seinem Bruder in das Lager Auschwitz-Monowitz. Dort wurden medizinische Versuche an seinen Zähnen durchgeführt und er arbeitete als Zwangsarbeiter für die I.G. Farben. Am 18. Januar 1945 wurden die Gefangenen aus Auschwitz-Monowitz auf einen Todesmarsch, zunächst zu Fuß, später per Bahn Richtung Westen geschickt. Frankenthal kam in das KZ Dora-Mittelbau und wurde bei der Fertigung der V2 Raketen eingesetzt.
Im April wurde er auf einen Transport Richtung Theresienstadt geschickt, dort wurden die Brüder von der Roten Armee befreit.
Er kehrte in seine Heimat nach Schmallenberg zurück und war bestürzt ob des Unglauben und der Verleugnung des Holocausts durch seine Mitbürger. Frankenthal arbeitete in der Folgezeit als Metzger und Viehhändler, und begann erst 1982 wieder über sein Schicksal zu sprechen. Frankenthal war im Internationalen Auschwitz Komitee und in der für das Sauerland zuständigen jüdischen Gemeinde Hagen als zweiter Vorsitzender aktiv tätig.
In den 90er Jahren erlangte er Bekanntheit als er mehrfach auf Aktionärsversammlungen der Abwicklungsgesellschaft der I.G. Farben sprach, wo er seine Erfahrungen schilderte und Entschädigung der ehemaligen Zwangsarbeiter forderte. Dies führte regelmäßig zu tumultartigen Szenen. Frankenthal wurde in seinem Anliegen von dem Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre unterstützt.[1]
Sein Buch Verweigerte Rückkehr, indem er seine Geschichte erzählt, erschien ein halbes Jahr vor seinem Tod im Alter von 73 Jahren im Dezember 1999.
[Bearbeiten] Schriften
- Mein Leben als Deutscher Jüdischen Glaubens. In: Jüdisches Leben im Hochsauerland. Fredeburg, 1994. S.207-251.
- Verweigerte Rückkehr. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag (1999) ISBN 3-596-14493-0
- The Unwelcome One. Returning Home from Auschwitz. In collaboration with Andreas Plake, Babette Quinkert, and Florian Schmaltz. Translated from German by John A. Broadwin. Evanston, Ill.: Northwestern University Press (2002) ISBN 0-8101-1887-4
[Bearbeiten] Literatur
- Erika Richter: Hans Frankenthal aus Schmallenberg. Ein Deutscher jüdischen Glaubens berichtet über sein Leben. In: Jahrbuch Hochsauerlandkreis Jg.2001. S.113-116.
- ausführliches Interview mit Hans Frankenthal in: Olaf Arndt et al. (Hrsg.): Buna 4. Fabrik für synthetischen Gummi der I.G. Auschwitz und Arbeitslager Monowitz/Auschwitz III (1940-45), Edition Nautilus, Hamburg 1995
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Henry Mathews: „Ein Tonfall wie in Auschwitz“. Zwei Hauptversammlungen 1999 bestimmt durch massive Proteste Kritischer Aktionäre, [1]
Personendaten | |
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NAME | Frankenthal, Hans |
KURZBESCHREIBUNG | Überlebender des Holocaust |
GEBURTSDATUM | 15. Juni 1926 |
GEBURTSORT | Schmallenberg |
STERBEDATUM | 22. Dezember 1999 |
STERBEORT | Dortmund |