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Haller (Familie) – Wikipedia

Haller (Familie)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Familie Haller war ein bekanntes deutschstämmiges Patrizier-Geschlecht aus Krakau, das eine bedeutende Rolle in der Geschichte von Polen und Galizien vom 15. bis zum 20. Jahrhundert spielte.

Familienwappen Haller von Hallenburg
Familienwappen Haller von Hallenburg

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die bedeutendsten Söhne des Geschlechts

waren (chronologische Folge):

[Bearbeiten] Jan Haller

Siehe Johann Haller (Drucker)

[Bearbeiten] Franciszek Haller

  • Franz (Franciszek), * um 1485 in Krakau, † 1527 ebenda, Stadtschreiber und Buchhändler.

Sohn des Obigen, gestorben 1527, studierte an der Jagellonischen Universität, wo er 1515 den Magister-Titel erhielt. Nach weiterem Studium an den Universitäten von Prag und Bologna kehrte er um 1522 als Doktor der Medizin und der Philosophie nach seiner Heimatstadt zurück und wurde Stadtschreiber von Krakau. Die verlegerische Tätigkeit des Vaters setzte er nicht fort, war aber bis zu seinem Tode als Buchhändler tätig und bezog u.a. wichtige Werke aus dem Gedankenkreis der Reformation, wofür er vom Krakauer Bischof gerichtlich verfolgt wurde. Er starb während einer Pest-Epidemie. Sein Bruder Stefan war ein Krakauer Großkaufmann und starb mit seiner Frau Katharina geb. Langk an der Pest des Jahres 1543. Über den dritten Bruder Stanislaus ist wenig bekannt.

[Bearbeiten] Stefan Haller

  • Stefan, * um 1535 in Krakau, † in 1592 ebenda, Sohn des obigen Stefan, Großkaufmann, Mitglied des Stadtrats von Krakau.

Als dreijähriger Knabe verlor er seine Eltern und wurde von seinen Onkeln Stanislaus Haller und Johann Lembock erzogen. 1551 erhielt er das Bürgerrecht der Heimatstadt und durfte sein Erbe antreten. Noch unmündig heiratete er gegen den Willen seiner Erzieher und der Familie die reiche Erbin Margareta aus dem Patriziergeschlecht Gutteter. Durch die Unterstützung dieser Verwandten wurde Stefan 1560 Ratsherr, obwohl er in der Stadt als Teilnehmer zahlreicher Schlägereien berüchtigt war. Als Ratsherr war er sehr aktiv und beaufsichtigte u.a. die Reparationen der Stadtmauern. Er war sehr vermögend und Teilhaber von zwei großen Handelsfirmen mit Beziehungen in Ungarn und Schlesien, des Handelshauses Gutteter und der Firma Haller & Heldt. Aufgrund eines langjährigen Rechtsstreites mit dem Stadtbeamten Tlokinski, den Haller verlor (er warf Tlokinski Bestechung und Veruntreuung von Stadtgeldern vor), wurde er vom König Stefan I. (Stephan Báthory) im Jahre 1579 als Ratsherr abgesetzt.

[Bearbeiten] Józef Antoni Haller

  • Józef Antoni, * um 1725 in Krakau, † in 1785 ebenda, reichster Kaufmann der Stadt, Königlicher Kommerzialrat, verheiratet mit Marcjanna Laskiewicz, Erbin einer alten Patrizierfamilie (sie war die erste Frau Haller, die aus einer polnischen Familie stammte, denn die Hallers haben immer nur Mädchen aus deutschstämmigen Familien des Patriziats geheiratet).

Er war Spezialist im Handel mit Tuch, Gewürzen und Südfrüchten, die er über Triest importierte und an verschiedene Höfe der Magnaten in ganz Polen lieferte. Haller besaß drei Häuser und drei Geschäfte in Krakau. In seiner Ehe hatte er vier Söhne und drei Töchter, für die er 1784 eine Stiftung, die Hallersche Compagnie, schuf: jeder Teilinhaber musste seinen Anteil 10 Jahre lang in der Compagnie ruhen lassen, bevor er ihn ratenweise abziehen konnte. Das Vermögen der Kompagnie belief sich 1799 auf 466.210 Zloty (in heutigem Geldwert etwa 40 Millionen €), ungerechnet Landgüter, denn zu dieser Zeit begannen die Hallers den Kaufmannsberuf zu verlassen, um Gutsbesitzer zu werden. Josefs dritter Sohn, Martin Aloys, verheiratet mit Petronella Bartsch, erhielt von Kaiser Franz II. am 1. August 1795, also nach der Dritten Teilung Polens, den erblichen österreichischen Adel mit dem Prädikat Edler Haller von Hallenburg. Dieser Name, in polnischer Historiographie auch Haller de Hallenburg geschrieben, wurde von nun an der Name der Familie.

[Bearbeiten] Józef Haller von Hallenburg (d. Ä.)

Josef war ein Sohn des ersten geadelten Haller, Martin Aloys, und seiner Gemahlin Petronella geb. Bartsch. Er beherrschte fehlerfrei sechs Sprachen und studierte Rechtswissenschaften an der Jagellonischen Universität. Nach dem Studium wurde er Beamter in der österreichischen Verwaltung von Krakau und setzte diese Laufbahn auch während der Zugehörigkeit der Stadt zum Herzogtum Warschau fort. In den Jahren 1818 bis 1820 unternahm Josef die übliche Bildungsreise durch ganz Europa. Nach der Rückkehr nach Krakau wurde er 1833 zum Senator der Freien Stadt Krakau gewählt. Als solcher hat er u.a. neue Statuten für die lokale Feuerversicherungsgesellschaft und Sparkasse herausgearbeitet. Am 26. Februar 1836 wurde er von den Residenten (d.h. Gesandten) von Österreich, Preußen und Russland, die Garantiemächte in Krakau waren, zum Senatspräsidenten der Freien Stadt gewählt und amtierte als solcher bis 1839. Haller versuchte, die Unabhängigkeit der Freien Stadt zu retten und musste viele von den Garantiemächten befohlene Maßnahmen durchführen, worunter seine Popularität bei der Bevölkerung litt. Während seiner Regierung entfaltete Krakau rege Bautätigkeit, besonders in der Pflege der zahlreichen Baudenkmäler der Stadt.

Seiner Ehe mit Elzbieta Gorczynska entsprossen vier Söhne und eine Tochter. Von den Söhnen Henryk und Władysław stammen die beiden berühmten Generäle Józef und Stanisław ab.

[Bearbeiten] Józef Haller von Hallenburg (d. J.)

[Bearbeiten] Stanisław Haller von Hallenburg

K.u.k.Oberst Stanislaus Haller von Hallenburg
K.u.k.Oberst Stanislaus Haller von Hallenburg

Stanislaw war der Sohn des Wladyslaw Haller (siehe oben) und seiner Gemahlin Lucyna geb. Urbańska und Vetter des Generals Józef. Der Vater war Abgeordneter zum österreichischen Reichsrat und Gutsbesitzer. Stanislaw legte das Matura-Examen 1892 in Bielitz ab, trat als Einjähriger in die k.u.k. Armee ein und entschloss sich 1894, Berufsoffizier zu werden. Er immatrikulierte sich an der Kriegsakademie zu Wien, die er 1901 absolvierte. In den nächsten Jahre war Haller u.a. Bataillonskommandeur, Offizier im Generalstab und schließlich als Major und später Oberstleutnant, Stabschef der Festung Krakau in den Jahren 1912 bis 1914. Im Jahre 1914 bat er nicht, wie sein Vetter Józef, um die Versetzung zu den polnischen Legionen, sondern blieb der k. u. k. Schwarzgelben Fahne bis zum letzten Augenblick treu. 1916 wurde er Kommandeur eines Artillerieregiments. Im Jahre 1917, zum Oberst befördert, befehligte er bis 1918 eine Artilleriebrigade an der italienischen Front. Nach dem Zerfall der Habsburger Monarchie kehrte er nach Krakau zurück und trat in die polnische Armee ein, die ihn zum stellvertretenden Kommandeur von Krakau ernannte. Am 1. Januar 1920 wurde er zum Brigadegeneral im Generalstab ernannt. Als solcher schuf er zusammen mit Józef Piłsudski die Operationspläne des Kiewer Feldzuges. Während des sowjetischen Gegenangriffs befehligte Haller die 6. Armee und wurde, mit der Anciennität von 1919, zum Divisionsgeneral befördert. Nach dem Kriege und dem Rücktritt Pilsudskis im Jahre 1923 übernahm Haller dessen Amt als Generalstabschef und hatte es anderthalb Jahre inne, welches seine Beziehungen zum Marschall, der jede Zusammenarbeit mit der "Parteienregierung" übelnahm, erheblich verschlechterte. 1925 ersuchte Haller um Abschied, den er bekam, bereits ein Jahr später übernahm er jedoch während des Maiputsches von Pilsudski die Stellung des Stabschefs der regierungstreuen Verbände. Nach der Niederlage der Regierungstruppen wurde er in den Ruhestand versetzt und beschäftigte sich bis 1939 mit der Bewirtschaftung seines Gutes Haller-Polanka, trat aber auch mit zwei polemischen Büchern gegen Pilsudski hervor (1926). Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges meldete er sich freiwillig zur Armee, erhielt jedoch keine Antwort.

Im September 1939 begab sich Haller nach Lemberg, wo er vom NKWD verhaftet und nach dem Lager in Starobjelsk verbracht wurde. Wahrscheinlich im Dezember 1940 wurde er vom NKWD in Charkow erschossen.

[Bearbeiten] Die Hallers nach 1945

Nach dem letzten Weltkrieg zerstreute sich die Familie in der ganzen Welt, einige wohnten in Australien. Heutzutage (2005) sind viele Hallers (die sich heute Haller de Hallenburg schreiben) wieder in der alten Heimat tätig, als Hochschulprofessoren oder Eigentümer von erfolgreichen Unternehmen, vor allem in Krakau und Kattowitz.

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