Hämolyse
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Klassifikation nach ICD-10 | ||
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D59.- | Erworbene hämolytische Anämien | |
P58.9 | Icterus neonatorum, durch gesteigerte Hämolyse | |
ICD-10 online (WHO-Version 2006) |
Als Hämolyse [hɛmoˈlyːzə] bezeichnet man den vermehrten Abbau von Erythrozyten und dadurch bedingt eine Verkürzung ihrer normalen Lebensdauer von 120 Tagen auf 20–40 Tage (mäßige Hämolyse) bzw. 5–20 Tage (schwere Hämolyse). Es kommt zu einer Anämie, falls der Abbau der Erythrozyten die kompensatorische Neubildung übersteigt.[1]
Ein natürlicher (verstärkter) Abbau findet direkt nach der Geburt statt, da dann die fetalen Erythrozyten abgebaut werden müssen und durch Erythrozyten für die Atmung mit Luftsauerstoff ersetzt werden.
Als Hämolyse wird auch eine Eigenschaft von Mikroorganismen bezeichnet, Erythrozyten zu zersetzen. Nachgewiesen werden kann dies mit Hilfe von Blutagarplatten. Auf diesen können dann unterschieden werden:
- α-Hämolyse (Vergrünung): Die Bakterien produzieren keine Hämolysine, sie rufen auf Blutagar eine grünliche Zone hervor, die nicht auf eine echte Hämolyse, sondern auf eine Entfärbung und einen Kaliumverlust der roten Blutkörperchen zurückzuführen ist. Die Reduktion des Hämoglobins zu Biliverdin verursacht die grüne Färbung. Es finden sich noch intakte Erythrozyten.
- β-Hämolyse: Die Bakterien produzieren Streptolysin O oder S und sind von einer klaren Hämolysezone umgeben. Das Hämoglobin wird vollständig abgebaut, es handelt sich hierbei um eine echte Hämolyse. In diesem Bereich sind alle Erythrozyten vollständig hämolysiert.
- γ-Hämolyse: Diese Bakterien zeigen keinerlei Hämolyserverhalten.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Ursachen
Einen vermehrten (pathologischen) Abbau von Erythrozyten (Lebensdauer der Zellen unter 100 Tagen) findet man
- bei Erwachsenen:
- mechanische Störungen (Gefäßveränderungen oder auch bei extremen Märschen)
- Membrandefekte der Erythrozyten (wie z. B. bei der Sichelzellanämie, nach Lichteinwirkung bei erythropoetischer Protoporphyrie)
- durch Infektionen wie z. B. bei Malaria
- immunologische Störungen
- Gifte (z. B. von Streptokokken oder bestimmten Spinnenarten)
- Morbus Waldenström
- bei Neugeborenen: (siehe Lebensphase) deutlich vermehrter Abbau innerhalb weniger Stunden oder Tage
- physiologisch durch den vermehrten Umbau des fetalen zu „normalem“ Hämoglobin
- bei Blutgruppen- oder Rhesusfaktor-Unverträglichkeiten zwischen Mutter und Kind
Werden mehr Erythrozyten abgebaut als gebildet werden, dann entsteht eine Blutarmut (Anämie).
Beim Abbau von Erythrozyten entsteht Bilirubin, sodass bei vermehrtem Abbau auch vermehrt Bilirubin und dadurch eine Gelbsucht entstehen kann.
[Bearbeiten] Diagnostik
Zum Ausschluss einer Hämolyse werden folgende Laborparameter bestimmt:
- Die LDH (das Enzym Lactatdehydrogenase), ein Marker für den Zelluntergang. Bei Hämolyse ist dieser meistens erhöht
- Die Retikulozytenzahl (Retikulozyten sind junge, unreife Erythrozyten, die beim Untergang von Erythrozyten vermehrt im Blut zu finden sind)
- Indirektes Bilirubin ist schon relativ früh bei Hämolyse erhöht.
- Haptoglobin, ein im Blut vorkommendes Protein, welches zum Einfangen von freiem Hämoglobin dient, kann erniedrigt sein
- Freies, d. h. nicht in Erythrozyten gebundenes Hämoglobin im Blut und im Urin ist nur bei schwerer Hämolyse zu finden
[Bearbeiten] Behandlung
In akuten Fällen können Transfusionen von Erythrozytenkonzentraten notwendig sein. Ansonsten sollten soweit möglich die Ursachen behandelt werden.
Normalwerte der Erythrozytenanzahl und des Bilirubins im Artikel Labormedizin.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- ↑ Renz-Polster H, Krautzig S, Braun J: Basislehrbuch Innere Medizin, 3. Auflage 2005, ISBN 3-437-41052-0
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