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Großer Waldstein – Wikipedia

Großer Waldstein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

f1

Großer Waldstein
Höhe 877 m ü. NN
Lage Bayern, Deutschland
Gebirge Fichtelgebirge
Geographische Lage 50° 7′ 44″ N, 11° 51′ 18″ OKoordinaten: 50° 7′ 44″ N, 11° 51′ 18″ O
Großer Waldstein (Deutschland)
DEC
Großer Waldstein
Saalequelle
Saalequelle
Rotes Schloss (Ruine)
Rotes Schloss (Ruine)
Schaden am Roten Schloss
Schaden am Roten Schloss
Rotes Schloss Innenhof
Rotes Schloss Innenhof
Teufelstisch
Teufelstisch
Kapellenruine
Kapellenruine
Aufgang zur Schüssel
Aufgang zur Schüssel
Aussichtspavillon Schüssel
Aussichtspavillon Schüssel
Bärenfang
Bärenfang
Waldsteinhaus
Waldsteinhaus
Lithografie von Gerd Könitzer, die den Pavillon auf dem Teufelstisch zeigt (um 1800).
Lithografie von Gerd Könitzer, die den Pavillon auf dem Teufelstisch zeigt (um 1800).

Der Große Waldstein ist Teil des Waldsteinzuges im Fichtelgebirge. Bekannt ist er vor allem durch seine Felsen in Wollsackverwitterung, seine Schlossruinen und den einzigen erhaltenen Bärenfang der Region.

Die Saale entspringt am Fuße des Großen Waldsteins bei Zell im Fichtelgebirge.

Der Große Waldstein (877 m ü. NN) ist ein Berg im nördlichen Fichtelgebirgs-Hufeisen. Im Gipfelbereich besteht Mischwald mit altem Buchenbestand und mächtigen Felsentürmen; das gesamte Areal ist Naturschutzgebiet (20,2 ha). Markierte Wanderwege führen aus allen Richtungen zum Berg, von Weißenstadt oder Sparneck aus führen öffentliche Fahrstraßen bis zum Gipfelbereich, wo das Unterkunftshaus des Fichtelgebirgsvereins, das Waldsteinhaus, steht, von dem man einen Spaziergang durch den interessanten Gipfelbereich unternehmen kann.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Burgruine Rotes Schloss

Hauptartikel: Waldsteinburg

Östlich gegenüber dem Waldsteinhaus erhebt sich eine mächtige Felswand, auf der die Reste der einst mächtigen Veste Waldstein thronen. Diese Burg wird heute oft als Rotes Schloss bezeichnet, da man lange Zeit davon ausging, dass der Palas schon seit seiner Erbauung im 14. Jahrhundert mit roten Ziegeln gedeckt war. Diese Annahme ist aber falsch. Der Name Rotes Schloss rührt daher, dass man Teile der damaligen Burgruine im Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1714) neu eingedeckt hat um dort ein Lager zu errichten. Dieses neue Dach war tatsächlich mit den roten Ziegeln gedeckt, die man heute noch um die Burg herum finden kann. Die Bezeichnung Rotes Schloss ist die Erfindung des Hofer Gymnasialdirektors Helfrecht, der die Anlage in seiner 1795 veröffentlichten Arbeit erstmals so nannte, da er glaubte, dass die Burg schon immer mit roten Ziegeln gedeckt war. Da sich fast alle späteren Forscher daran orientierten, wurde der Begriff eingebürgert. Erst Karl Dietel räumte in seiner Arbeit Der große Waldstein im Fichtelgebirge mit dieser falschen Annahme auf. Durch die Burgpforte gelangt man über Steinstufen in den Innenhof, in dem sich früher verschiedene Gebäude (Torhaus, Wohnturm, Zisterne) befanden. Die Burg ist im 14. Jahrhundert von den Herren von Sparneck erbaut worden, im Hochsommer 1523 wurde sie vom Schwäbischen Bund zerstört (siehe auch Wandereisen-Holzschnitte von 1523). Zur Zeit ist das Rote Schloss nicht zu betreten, da akute Einsturzgefahr herrscht. Ein Mauerteil ist herausgebrochen (siehe Bild). Im Frühjahr 2008 wird mit der Instandsetzung begonnen.

[Bearbeiten] Teufelstisch

Vor der Burgpforte befindet sich ein mächtiger, nach oben sich erweiternder Felsblock mit ovaler Platte, der sagenumwobene Teufelstisch. Auf der Platte dieses eigenartigen Felsmassivs kann man noch heute tiefe Löcher sehen, die der Sage nach von eisernen Karten herrühren, mit denen der Teufel zusammen mit Kobolden und Geistern gespielt hat. Diese Annahme beruht natürlich nicht auf historischen Tatsachen. Vielmehr stammen die Löcher von einer Art Pavillon, den man im späten 19. Jahrhundert wieder abgerissen hat. Der einzige Nachweis darüber ist eine Arbeit des Kupferstechers Gerd Könitzer, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere Stiche des Waldsteingipfels mit den Bebauungen angefertigt hat.

[Bearbeiten] Die ehemalige Ostburg

Hauptartikel: Ostburg

Vor dem Aufgang zum Aussichtspavillon Schüssel sind die Mauerreste einer spätromanischen Kapelle zu sehen, die zur Ostburg gehörte. Am nordöstlichen Fuß des Schüsselfelsens befinden sich Mauerreste der Ostburg, um 1100 angelegt, um 1300 wegen der Anlage der neuen Westburg aufgegeben. Mauern des ehemaligen Bergfrieds sind noch heute auf dem Schüsselfelsen zu erkennen. Bei Ausgrabungen wurden auch mehrere steinzeitliche Mikroklingen, Schaber und durchbohrte Anhängerfragmente aus Jurahornstein, der im Fichtelgebirge nicht vorkommt, gefunden. Es wird daher angenommen, dass es sich beim Waldsteingipfel um einen steinzeitlichen Rastplatz gehandelt hat. Gefäßscherben und Metallgegenstände, die zu Tage kamen, zeugen außerdem davon, dass zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert Befestigungsanlagen bestanden haben müssen.

[Bearbeiten] Die Kapelle

Die einstige Kapelle auf dem Waldsteingipfel wurde zusammen mit der Ostburg errichtet. Sie war mit kleineren Wandmalereien und Buntglasfenstern ausgestattet und beherbergte neben einer Heiligsten-Kammer einen Altar. Sie wurde nicht mit der Ostburg nach dem Bau der Westburg aufgegeben sondern noch gut 200 Jahre weiter von Weißenstadt aus gepflegt. Sogar eine Art von Kirchweihfesten sind dort abgehalten worden. Die Kapelle wurde wahrscheinlich erst beim Hussitensturm 1430 zerstört. Bei seinen Ausgrabungen in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts fand Karl Dietel neben vielen steinzeitlichen Gerätschaften auch ein sogenanntes Votivrind. Man geht heute davon aus, dass dieses Rind Gott geopfert wurde, um die Kühe zu beschützen. Diese Vermutung wird dadurch gestützt, dass das Gotteshaus dem Heiligen Wolfgang, dem Beschützer des Viehs geweiht war. Interessant war auch der Fund von vier Gräbern. Eines davon war leer, doch in den anderen fand man die Skelette eines Mannes, einer Frau und eines Kindes. Eines von ihnen wies oberhalb des Beckenknochens Spuren eines spitzen Gegenstandes auf und die Beine fehlten. Dietel äußerte den Verdacht, dass man bei einer Erweiterung der Kapelle das Skelett ausgegraben und die störenden Teile beiseite geschafft hat.

[Bearbeiten] Die Schüssel

Eine kesselartige Vertiefung auf dem höchsten Felsen des Waldsteins, auf den eine Besteigungsanlage führt, gab einst dem Felsen den Namen. Dieser Name übertrug sich auf den Aussichtspavillon, der 1851 vom Revierförster errichtet wurde, da König Maximilian II. von Bayern seinen Besuch angesagt hatte, aus Zeitgründen jedoch nicht auf den Waldstein kam. Der Pavillon war ursprünglich mit blau-weißen Rauten bemalt und die Öffnungen mit Glas verschlossen. Die Bemalung und die Glasscheiben fielen der Witterung zum Opfer und sind heute nicht mehr zu sehen.

[Bearbeiten] Der Bärenfang

Hauptartikel: Bärenfang (Gebäude)

200 m westlich vom Waldsteinhaus steht der Bärenfang, urkundlich erstmals am 3. April 1656 erwähnt, ist er heute der einzige seiner Art in Deutschland.

[Bearbeiten] Waldsteinhaus

Das Waldsteinhaus ist ein ganzjährig bewirtschaftetes Unterkunftshaus des Fichtelgebirgsvereins in unmittelbarer Nähe des Gipfels des Großen Waldsteins in einer Höhe von 855 m ü. NN

[Bearbeiten] Zur Geschichte

Das Haus wurde 1853 als „Hospiz Waldstein“ für einen königlichen Waldwärter erbaut, 1965 vom Fichtelgebirgsverein ganz übernommen und 1993 wesentlich modernisiert.

Als man sich im Zeitalter der Romantik auf die deutsche Geschichte besann, wurden die Burgen und ihre Ruinen gern besuchte Stätten. Es mehrten sich nun auch die Wanderer, die sich an der „wilden Romantik des felsenstarrenden Waldsteingipfels, seiner Aussicht und seinen Ruinen berauschten“. Das führte dazu, dass man um 1850 auf dem Waldsteingipfel im Vorhof der Burgruine Rotes Schloss beim Teufelstisch ein freundliches Jägerhäuschen erbauen ließ. Als der Besucherstrom immer stärker wurde, errichtete man gleich daneben „eine dauerhaft angelegte Hütte“ für den Aufenthalt der Gäste. Ein Holzhauer verabreichte dort nach Bedarf Bier. 1853 ließ der Staat unterhalb der Burgruine das Hospiz Waldstein oder Waldsteinhaus erbauen. Ein Waldaufseher fand darin seine Wohnung. Der Grundstein zu diesem Forsthaus wurde am 6. Mai 1853 gelegt und bereits am 8. August 1853 konnte der Neubau eingeweiht werden. Dieses „Hospiz“ hatte ein völlig anderes Aussehen als das jetzige Waldsteinhaus, es war im „gefälligen Schweizer Stil“ größtenteils aus Holz gebaut, es war also ein einstöckiges Holzhaus. Hier gab es dann auch wieder einfache Speisen und Weißenstädter Bier und eine bescheidene Übernachtungsmöglichkeit bestand ebenfalls. An schönen Sommersonntagen, so wird berichtet, veranstalteten Musikanten aus Münchberg, Schwarzenbach an der Saale und Hof abwechslungsweise Blechmusikkonzerte, die regen Zuspruch fanden. 1889 hatte dann der Staatsforst das Holzgebäude vollkommen umgewandelt in ein zweistöckiges gemauertes Bauwerk. Die unteren Räume wurden wieder bewirtschaftet, das obere Stockwerk diente dem jeweiligen Förster.

Die Eröffnung der Stichbahn Münchberg–Zell im Jahr 1902 brachte noch mehr Wanderer und Gäste auf den Waldsteingipfel und den Fichtelgebirgsverein auf die Idee, an das bestehende Forsthaus der Forstverwaltung einen Anbau zu errichten. Erst 1906 kam es mit dem Staat zu Grundstücksverhandlungen, am 2. Mai 1907 beurkundete der Notar den Grundstückskauf und am 21. Juni 1908 konnte der fertige Anbau eingeweiht werden. Nun standen zwei Häuser unmittelbar nebeneinander auf dem Waldstein, man sprach von einer Zwangsehe und von Anfang an hatte der jeweilige Forstwart das Recht der Bewirtschaftung beider Häuser.

Im Jahr 1964 wurde die im Altbau untergebrachte Forstdienststelle aufgelöst und das Forsthaus stand zum Verkauf an. Der Fichtelgebirgsverein übernahm das Forsthaus von der Oberforstdirektion in Bayreuth pachtweise und nach langwierigen Verhandlungen konnte am 27. Dezember 1965 der Kaufvertrag über den staatlichen Teil des Hauskomplexes geschlossen werden. Nun war der Heimatverein Grund- und Hausbesitzer über das gesamte Areal auf dem Waldstein geworden, wobei die Ortsgruppe Münchberg seit dieser Zeit die Betreuung übernommen hat.

Die letzten großen Investitionen wurden vom Heimatverein ab 1991 getätigt. Zunächst wurde das Waldsteinhaus an die öffentliche Abwasseranlage der Marktgemeinde Zell durch einen 1,9 km langen Kanal angeschlossen. Umfangreiche Bau- und Sanierungsarbeiten fanden dann 1992/1993 statt. Die beiden ursprünglichen Einzelhäuser wurden durch den Neubau des Mitteltraktes zusammengefügt, wobei der Eingangs-, Küchen- und Toilettenbereich sowie die Gasträume im ehemaligen Forstgebäude neu gestaltet wurden.

[Bearbeiten] Der Hydraulische Widder

Der sogenannte Hydraulische Widder, der von den Gebrüdern Montgolfier erfunden wurde, pumpt seit gut 60 Jahren ohne Ausfälle Wasser auf den Waldstein. Bemerkenswert ist, dass er das ohne jeglichen Motor oder Pumpe schafft, sondern nur mit der Kraft des einströmenden Wassers arbeitet. Er befindet sich gut einen Kilometer westlich und ca. 300 Meter unterhalb des Waldsteinhauses.

[Bearbeiten] Sendeanlage

Im Oktober 1960 erfolgte der erste Spatenstich für die Sendeanlage auf dem Großen Waldstein. Im Mai 1961 ging die von der damaligen Deutschen Bundespost errichtete Anlage, deren Hauptaufgabe die Ausstrahlung ZDF-Programms in Nordostbayern war, in Betrieb. Als Antennenträger diente seinerzeit ein 47 Meter hoher Stahlrohrmast. Allerdings konnte mit diesem Mast nur das Gebiet um Hof versorgt werden, so dass man im Juni 1963 mit der Errichtung des noch heute vorhandenen, 133 Meter hohen, abgespannten Stahlfachwerkmasten bei 50° 7′ 36″ N, 11° 50′ 42″ O7 (25 km südlich von Hof) begann. Dieser Mast, der über Plattformen für Richtfunkantennen in 30, 35 und 60 Meter Höhe verfügt, übernahm im Dezember 1963 die Ausstrahlung des ZDF-Fernsehprogramm. Schon zwei Monate vorher, am 22. Oktober 1963 startete der einstige RIAS mit der Verbreitung seines zweiten Programms vom Großen Waldstein.

Derzeit werden folgende UKW-Frequenzen abgestrahlt:

Programm Frequenz Sendeleistung (ERP)
Radio Euroherz und extra-radio 88,0 MHz 5 kW
Deutschlandradio Kultur 89,3 MHz 20 kW

Radio Euroherz und extra-radio teilen sich die Frequenz 88,0 MHz zeitlich. Außerdem werden die Fernsehprogramme von ZDF und des Bayerischen Fernsehens abgestrahlt.

[Bearbeiten] Literatur

  • Karl Dietel: Der Große Waldstein im Fichtelgebirge. Natur, Gegenwart, Geschichte, Fichtelgebirgsverein Hof 1987, (Das Fichtelgebirge; Band 1)
  • Karl Dietel: Der Große Waldstein im Fichtelgebirge, Saalfrank, Helmbrechts, 1968, (Zwischen Waldstein und Döbraberg; Band 7)
  • Karl Dietel: [Mehrere Artikel] in: Der Siebenstern, Vereinszeitschrift des Fichtelgebirgsvereins e. V.
  • Ludwig Zapf: Waldsteinbuch, 1886

[Bearbeiten] Weblinks

Großer Waldstein


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