Ewiges Leben
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Das Ewige Leben ist ein Begriff aus der Religion und der Metaphysik. Er bezeichnet die Vorstellung, dass ein Lebewesen nie sterben muss bzw. dass mit dem biologischen Tod das Leben nicht endet. Der Traum vom ewigen Leben ist ein uralter Menschheitstraum.
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[Bearbeiten] Ewiges Leben in den Religionen
Nahezu alle Religionen teilen den Glauben an ein ewiges Leben. Ein nichtmaterieller Teil des Menschen, die Seele oder der Geist, lebt demnach nach dem Tod weiter. Über die Vorstellungen, wie die Seele beschaffen sei und wie oder wo sie nach dem Tode des Individuums weiter bestehe, gibt es unterschiedliche Auffassungen, die von der Wiedergeburt der Seelen bis zu speziellen Aufenthaltsorten (Paradies, Hölle) reichen. Darüber hinaus kennt das Christentum die Auferstehung, der ein neues (und ewiges) Leben „im Fleisch“ und einem „verherrlichten Körper“ folgt, welches nicht nur auf einer automatisch weiterlebenden, formlosen Seele basiert.
[Bearbeiten] Biblisches Verständnis
Nach der Bibel hat Gott den Menschen "die Ewigkeit in ihr Herz gelegt, ohne daß der Mensch das Werk, welches Gott gewirkt hat, von Anfang bis zu Ende zu erfassen vermag" (Koh 3,11; wiedergegeben nach der Elberfelder Bibel, Ausgabe 1871).
Gott hat das ewige Leben gegeben und dieses Leben ist in seinem Sohn. Jesus Christus hat gemäß den Berichten der Evangelien seinen Anhängern das ewige Leben verheißen. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht (1. Johannes 5,11-12). So äußerte er nach Johannes 5,24: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen." (wiedergegeben nach der Lutherbibel, Ausgabe 1912)
In Offenbarung (1,17-18) sagt Jesus Christus, dass er der Lebendige ist, dass er tot war und lebendig ist von Ewigkeit zu Ewigkeit und die Schlüssel des Todes und der Hölle hat.
In Offenbarung Kapitel 21 und 22 wird das Neue Jerusalem geschildert. Die Stadt besteht aus kostbaren Materialien (Perlen, Edelsteine, durchsichtiges Gold) und darin fließt ein Strom lebendigen Wassers. So heißt es dort (22, 3 - 5): "Und es wird nichts Verfluchtes mehr sein. Und der Thron Gottes und des Lammes wird in der Stadt sein, und seine Knechte werden ihm dienen und sein Angesicht sehen, und sein Name wird an ihren Stirnen sein. Und es wird keine Nacht mehr sein, und sie bedürfen keiner Leuchte und nicht des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr wird sie erleuchten, und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit." (wiedergegeben nach der Lutherbibel, Ausgabe 1984)
Im Unterschied zu allen anderen Religionen kann man sich das Ewige Leben als Christ nicht erarbeiten - wie zum Beispiel im Hinduismus durch Reinkarnation - sondern darf es sich von Gott schenken lassen. Deshalb lautet ein Glaubensgrundsatz auch: "Nur aus Gnade".
[Bearbeiten] Theologisches Verständnis
Im übertragenen Sinn bezeichnet Ewiges Leben manchmal auch das Erkennen der eigenen "Gottes-Kindschaft" bzw. die Transzendierung der zeitlichen Ich-Identität durch Meditation oder ähnliches.
In der römisch-katholischen Kirche ist das Hoffnung eines jeden Gläubigen die Aufnahme in den Himmel und zum Zeitpunkt des jüngsten Gerichtes bei Gott sein zu können.
[Bearbeiten] Ewiges Leben = äonisches Leben?
Im griechischen Grundtext der Bibel wurde aionion mit ewig übersetzt. Da das Adjektiv aionion vom Substantiv aion (=Äon) abstammt, Äon aber ein langer Zeitraum ist (oft mit Weltzeit, Zeitalter übersetzt), gehen einige Theologen davon aus, dass das äonische Leben ein zeitlich begrenztes Leben in bestimmten, zukünftigen Äonen ist. Beispielsweise ist für Millennaristen den Auserwählten aus dem Volk Israel das 1000-jährige Reich verheißen, also das Leben in diesem Äon: das äonische Leben. Nichterwählte sind während dieser Zeit tot und damit gestraft (der äonische Tod ist die äonische Strafe im Matthäusevangelium 25,46). Auf den kommenden Äon sind im Neuen Testament alle Augen gerichtet. Darum geht es Jesus für jene Ausleger, nicht um Endgültiges.
[Bearbeiten] Ewiges Leben und die Wissenschaft
Laut einer Meldung in der Osterausgabe der Wochenzeitung Zeit aus dem Jahr 2004 glauben ca. 48% aller Deutschen an ein Weiterleben nach dem Tod.
Die Vorstellung von ewigem Leben (als zeitlich unbefristetem Leben) widerspricht bei einigen Definitionen dem aktuellen naturwissenschaftlichen Weltbild: Für die Biologie ist jedes Lebewesen endlich. Somit sei der Begriff ewiges Leben in diesem Sinn ein Widerspruch in sich selbst. – Eine Keimzelle teilt sich und lebt in manchem Teil potentiell unbegrenzt; nur das, was zusätzlich darum herum wächst (wir), stirbt ab.
Zu der Frage, was mit dem Geist oder der Seele nach dem Tod passiert und ob eine „Auferstehung“ möglich sein könnte, kann jedoch die Wissenschaft keine begründeten Antworten geben. Mögliche Antworten würden ohnehin Definitionen von „Geist“, „Seele“ und „Auferstehung“ voraussetzen.
Vertreter der naturwissenschaftlichen Denkrichtung lehnen nicht beobachtbare Vorgänge ab und sehen das Leben als ein kompliziertes materielles und energetisches Phänomen an, von dem die geistigen und seelischen Funktionen immer abhängig bleiben. Alle Vorgänge des Geistes, die von Religionen als Manifestationen der Seele gedeutet werden, gelten ihnen als letztendlich auf chemische Prozesse (Austausch von Informationen) zurückführbar (Reduktionismus). Selbst wenn es rein nicht-materielle Objekte wie körperlose Seelen gäbe, wird argumentiert, sei kein Mechanismus denkbar, der einen Einfluss dieser Seelen auf die materielle Welt erlaube (Leib-Seele-Problem). Ein Einfluss des Geistes und der Seele in einem lebenden Gehirn auf die sie umgebende Welt oder den eigenen Körper ist nach Auffassung anderer dagegen leicht möglich.
Einige Naturwissenschaftler argumentieren, dass eine Falsifizierung der Vorstellung einer körperlosen Seele bislang nicht gelungen sei und sich gewisse Fragen vielleicht niemals, zumindest aber nicht zur Zeit, (natur-)wissenschaftlich beantworten lassen werden.
Weiterleben nach dem Tode im naturwissenschaftlichen Sinne gibt es
- in der Erinnerung anderer Menschen
- in den eigenen Leistungen:
- in geschriebenen Büchern
- in Filmen
- in Musikstücken
- in Bauwerken
- in wissenschaftlichen und sozialen Leistungen
Nur solange es Menschen gibt, gibt es also in diesem Sinne ein Weiterleben nach dem Tode. Immanuel Kant hat wohl Ähnliches gemeint, als er schrieb: "Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird."
[Bearbeiten] Spezialfall Einzeller
Einzeller wie z.B. Escherichia-coli-Bakterien vermehren sich asexuell durch Zellteilung. Dabei stirbt die Mutterzelle nicht ab, sondern lebt weiter. Bei genügender Ressourcen kann somit eine Zelle theoretisch ewig leben. Diese Tatsache gilt jedoch nur für Einzeller und ist somit für Menschen nicht von großem Belang.
[Bearbeiten] Zitate
- Ich kenne unzählige Menschen, die nach dem ewigen Leben dürsten, aber mit einem verregneten Sonntagnachmittag nichts anzufangen wissen. (Johannes Gross, ehemaliger Chefredakteur der Zeitschrift Capital)
- Denn so hat Gott der Welt seine Liebe gezeigt: Er gab seinen einzigen Sohn dafür, dass jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern ewiges Leben hat. (Joh 3,16; wiedergegeben nach der Neuen evangelistischen Übertragung der Bibel)
- An ein Leben nach dem Tod, eine zentrale Glaubenswahrheit des Christentums, glauben nur knapp zwei Drittel aller Katholiken und sogar kaum die Hälfte der Protestanten (in Deutschland). Spiegel Heft 33/2005
[Bearbeiten] Siehe auch
- Eschatologie - Unsterblichkeit - Leben - Sol invictus - Bacchus - Kybele
- Tod - Ganztodtheorie
- Sinn des Lebens
- Mechanizismus
- Unsterblichkeit
- Jungbrunnen