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Erich Heckel – Wikipedia

Erich Heckel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Erich Heckel (* 31. Juli 1883 in Döbeln (Sachsen), † 27. Januar 1970 in Radolfzell am Bodensee) war ein deutscher Maler des Expressionismus.

Gedenkmarke Erich Heckel
Gedenkmarke Erich Heckel

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Erich Heckel war der Sohn eines Eisenbahnbauingenieurs. Zunächst begann er ein Architekturstudium in Dresden. Ursprünglich hegte er eher literarische Neigungen, bildete sich jedoch schließlich als Autodidakt zum Maler und Graphiker aus.

Im Juni 1905 gründete Heckel mit Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und Fritz Bleyl (der bald wieder ausschied) in Dresden die Künstlergruppe Die Brücke, zu der später Max Pechstein, für kurze Zeit auch Emil Nolde und ab 1911 Otto Mueller hinzustießen. Fortan begann eine gemeinsame rege Ausstellungstätigkeit. Die Gruppe gewann in den folgenden Jahren sogenannte Passive Mitglieder wie Gustav Schiefler und Rosa Schapire, die sich für sie einsetzten und erste Käufer ihrer Werke waren. Die Passiven Mitglieder erhielten die alljährlich erscheinende Brücke-Mappe mit Originalgraphiken.

Von 1907 bis 1910 hielt er sich lange mit Schmidt-Rottluff in Dangast an der Nordsee auf; 1909 reiste er nach Italien. In Dresden ging er zeitweise eine enge Ateliergemeinschaft mit Kirchner ein. Das Atelier diente ihm als gestalteter Raum, in dem er die Utopie einer Einheit von künstlerischer Arbeit und Leben versuchte. Von 1909 bis 1911 verbrachte er mit Kirchner, gelegentlich auch Pechstein, sowie den Freundinnen und Modellen sommerliche Aufenthalte an den Moritzburger Teichen bei Dresden. Ihr Thema war der Akt in freier Bewegung in freier Natur. In dieser Zeit entwickelte sich ein ausgeprägter Gruppenstil.

Sitzende Fränzi auf der Briefmarke »100 Jahre KG Brücke«
Sitzende Fränzi auf der Briefmarke »100 Jahre KG Brücke«

Im Herbst 1911 zog er mit seiner künftigen Frau Milda Frieda Georgi, (Künstlername Sidi Riha als Tänzerin, Heirat 1916) zusammen und zog nach Berlin, wo sich die moderne Kunst in Deutschland konzentrierte und die entscheidenden Richtungskämpfe ausgetragen wurden, aus denen der Expressionismus als Sieger hervorging. Ins Jahr 1912 fallen Begegnungen und Freundschaften mit anderen Künstlern wie Lyonel Feininger, Franz Marc und August Macke. Die Brücke-Künstler nahmen an der großen Sonderbund-Ausstellung in Köln teil, wo sie sich zusammen mit den großen französischen Malern der Moderne präsentieren konnten.

Im Mai 1913 löste sich die Künstlergruppe Brücke auf. Heckels erste Einzelausstellung folgte bei Fritz Gurlitt in Berlin. Im gleichen Jahr begann eine lebenslange Freundschaft mit dem jungen Kunsthistoriker und Sammler Walter Kaesbach. Im Juni 1913 fand Heckel an der Flensburger Förde den Ort (das Dörfchen Osterholz), in dem er künftig die Sommer- und Herbstmonate verbrachte. 1914 hielt er sich längerer Zeit bei dem Maler Heinrich Nauen in Dilborn am Niederrhein auf. Nach Kriegsausbruch ließ er sich zum Krankenpfleger ausbilden. Zusammen mit einigen anderen Malern leistete er Sanitätsdienst in Flandern, meist in Ostende. Dort begegnete er Max Beckmann und James Ensor. Dank einer geschickten Diensteinteilung hatte er die Möglichkeit zu relativ kontinuierlicher künstlerischer Arbeit.

1915 malte er für die Weihnachtsfeier der Verwundeten auf zwei Zeltbahnen die sog. Ostender Madonna, die bis 1937 als Leihgabe in der Berliner Nationalgalerie (Kronprinzenpalais) hing (1945 verbrannt). Nach Kriegsende 1918 wurde er Gründungsmitglied des „Arbeitsrats für Kunst“. Später wurde er Mitglied der Ankaufskommission der Nationalgalerie, womit er sich für die Belange seiner ehemaligen Weggefährten einsetzen konnte. 1919 zog er in eine Atelierwohnung in der Emserstraße 21 (Berlin-Wilmersdorf); in Osterholz kaufte er ein kleines Bauernhaus und baute sich ein Dachatelier aus, dort fertigte er auch Wandmalereien auf Holz, die später Renovierungsarbeiten zum Opfer fielen. Heckel nutzte die Arbeitsmöglichkeit an der Ostseeküste alljährlich einige Monate bis zum Jahr 1943.

Durch Ernst Morwitz, einen Juristen und Dichter, der zum engsten Zirkel um Stefan George gehörte und mit dem Heckel seit dem Krieg befreundet war, ergaben sich neue Bekanntschaften mit Menschen aus dem Freundeskreis des Dichters. 1922 bekam er den Auftrag, einen Raum im Angermuseum zu Erfurt mit einem Wandbildzyklus in Secco-Technik auszumalen. Sein Titel: Lebensstufen. Es ist die einzige Wandmalerei der Brücke-Künstler, die sich bis heute erhalten hat. Seit 1920 unternahm er alljährliche Arbeitsreisen mit reicher Aquarellausbeute: Alpen, Südfrankreich (1926, 1929), Italien, zahlreiche deutsche Landschaften und in den frühen 1940er Jahren beispielsweise Kärnten. 1931 wurde eine große Heckel-Retrospektive in der Kunsthütte Chemnitz veranstaltet.

Berliner Gedenktafel für Heckel in der Steglitzer Markelstraße
Berliner Gedenktafel für Heckel in der Steglitzer Markelstraße

Ab 1937 hatte Heckel Ausstellungsverbot. Im Zuge der Aktion Entartete Kunst wurden über 700 seiner Arbeiten aus deutschen Museen entfernt und beschlagnahmt. Im Januar 1944 wurde sein Atelier in Berlin mit zahlreichen Arbeiten durch einen Bombenangriff zerstört. Kurz nach Kriegsende gingen ausgelagerte Gemälde durch Brandstiftung verloren. Heckel fand Zuflucht in Hemmenhofen am Bodensee, wo er bis zu seinem Lebensende blieb. Von 1949 bis 1955 erhielt er einen Lehrauftrag an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, wo er unter anderem Peter Dreher unterrichtete.

Von 1954 bis 1965 hielt er sich regelmäßig zu Arbeiten in der Bergwelt des Oberengadin auf, aber auch wieder an den norddeutschen Küsten, vor allem auf Sylt. Im Jahr 1955 war Erich Heckel Teilnehmer der documenta 1 in Kassel. Aus Anlass seines 70. und seines 80. Geburtstags wurden mehrere große Retrospektiven organisiert. 1964 erschien der Œuvre-Katalog seiner Druckgraphik (Dube) und 1965 eine Monographie von Paul Vogt mit dem Verzeichnis seiner Gemälde. Verschiedene öffentliche Ehrungen folgten. 1967 verlieh man ihm den Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste. In den letzten Lebensjahren übergab er einen Großteil seines Werks in Form von Schenkungen und Stiftungen an öffentliche Sammlungen, vor allem an das neugegründete Brücke-Museum in Berlin.

[Bearbeiten] Werk

Erich Heckels Werk erstreckt sich über sechs Jahrzehnte.

Der Stil seiner frühen, pastosen Bilder ist angeregt von van Gogh und dem französischen Postimpressionismus. Ab 1908/09 ist ein Übergang zu einer flächigen Malerei mit flüssigen Farben festzustellen. Um 1910 ist ein ausgeprägter Gruppenstil erreicht, der aber bis zur Auflösung der „Brücke“ zugunsten von Bildlösungen wieder aufgegeben wurde, die dem eigenen Temperament eher entsprechen. Die reinen Farben werden gebrochen, die Formen verwinkelt. Ein Bedürfnis nach psychologischer Durchdringung der Figuren ist zu spüren.

In der Druckgraphik (Holzschnitte, Lithographien und Radierungen) fand Heckel schon sehr früh zu hoher Eigenständigkeit. Einige seiner Holzschnitte zählen zu den stärksten Leistungen des deutschen Expressionismus.

Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich bei ihm eine neue, weltzugewandte Klassizität, die mit größerer Naturnähe und einer Aufhellung der Palette einhergeht. Der Bildaufbau verfestigte sich, das bildmäßig durchgearbeitete Landschaftsaquarell wird zur bevorzugten Gattung. Städte- und Hafenbilder entstehen. Daneben entwickelte er kontinuierlich das Thema der Akte am Strand bis in die 1930er Jahre. Außerdem fertigt er in dieser Zeit Blumenstillleben mit komplexen Bildhintergründen.

Im Spätwerk merkt man wieder eine stärkere Konzentration auf die Flächigkeit des Bildes, eine weitere Dämpfung des Kolorits. Die ornamentale Autonomie des Bildes erhält mehr Gewicht gegenüber der Wiedergabe des unmittelbaren Seherlebnisses.

[Bearbeiten] Gemälde

[Bearbeiten] Druckgraphik

Aus dem reichen Bestand der Graphik (insgesamt 1073 registrierte Titel) seien nur einige der bekanntesten Holzschnitte aufgeführt, allesamt im Museum Folkwang, Essen, und im Brücke-Museum, Berlin.

  • 1908 Fischermädchen
  • 1909 Liegende (Farbdruck)
  • 1909 Zwei ruhende Frauen (Farbdruck)
  • 1910 Schlafende Negerin
  • 1910 Fränzi liegend (Farbdruck)
  • 1910 Stehendes Kind (Farbdruck)
  • 1913 Weiße Pferde (Farbdruck)
  • 1913 Hockende
  • 1914 Schneetreiben
  • 1917 Mann in der Ebene
  • 1919 Männerbildnis (Farbdruck)

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Annemarie Dube: Erich Heckel: das graphische Werk. - New York: Rathenau, 1974 (Bände 1-3)
  • Magdalena M. Moeller (Hrsg.): Erich Heckel: sein Werk in den 20er Jahren. - München: Hirmer, 2004. - ISBN 3-7774-2265-7
  • Paul Vogt: Erich Heckel: Werkverzeichnis der Gemälde. - Recklinghausen: Bongers, 1965
  • Wolfgang Maier-Preusker: Buch- und Mappenwerke mit Grafik des Deutschen Expressionismus. Wien 2006
  • Christian Saehrendt: Die Kunst der „Brücke“ zwischen Staatskunst und Verfemung. Expressionistische Kunst als Politikum in der Weimarer Republik, im „Dritten Reich“ und im Kalten Krieg, Stuttgart 2005. (Erschienen in der Reihe Pallas Athene. Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, herausgegeben von Rüdiger vom Bruch und Eckart Henning Bd. 13.)
  • Gerd Presler: Die Brücke. Rowohlt, Reinbek 2007, ISBN 978-3-499-50642-0

[Bearbeiten] Weblinks


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