Embryo
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Der oder das Embryo (grch. ἔμβρυον émbryon «neugeborenes Lamm», «ungeborene Leibesfrucht» von ἐν en «in» und βρύειν brýein «hervorsprießen lassen», «schwellen» [1]), auch der Keim oder der Keimling, ist ein Lebewesen in der frühen Form der Entwicklung. Die Wissenschaft, die sich mit der embryonalen Entwicklung, der Zelldifferenzierung und Organanlage befasst, ist die Embryologie.
- Bei höheren Pflanzen besteht der Embryo aus Keimwurzel (Radicula), Sprossknospe (Plumula) und Keimblatt (Kotyledon) beziehungsweise Keimblättern (Kotyledonen). Im Rahmen der Keimung entwickelt sich aus ihm der Sämling. → Hauptartikel Embryo (Pflanze)
- Bei Tieren wird der sich aus einer befruchteten Eizelle (Zygote) neu entwickelnde Organismus als Embryo bezeichnet, solange er sich noch im Muttertier oder in einer Eihülle oder Eischale befindet.
- Beim Menschen wird der Embryo nach Ausbildung der inneren Organe ab der neunten Schwangerschaftswoche als Fetus (auch Fötus geschrieben) bezeichnet.
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[Bearbeiten] Juristische Aspekte
In Deutschland und anderen Ländern wird die Leibesfrucht ab der Zeugung schon als Nasciturus bezeichnet, der Träger von Rechten ist. Der Begriff Embryo wird aber in verschiedenen Zusammenhängen und Staaten sehr unterschiedlich definiert.
Tierische und menschliche Embryonen werden von der Wissenschaft oft für experimentelle Zwecke genutzt. Für die medizinische Forschung werden aus im Reagenzglas durch In-vitro-Fertilisation erzeugte Embryonen embryonale Stammzellen gewonnen, wobei der Embryo im Blastozysten-Stadium zerstört, die Zellmasse aus dem Embryoblasten entnommen und die Zellen in einer Nährlösung kultiviert werden. In einigen Ländern ist auch das so genannte therapeutische Klonen zugelassen, bei dem menschliche Embryos für die Entnahme embryonaler Stammzellen durch Klonen hergestellt werden sollen. Zur Rechtfertigung werden meistens folgende Argumente vorgebracht:
- Bis zum 14. Tag gebe es bei menschlichen Embryonen keine Individualität.
- Daraus ergebe sich, dass der Schutz des Lebens auf diesen frühen Embryonalstadien nicht so hoch angesetzt werden müsse wie bei einem menschlichen Lebewesen, bei dem die Individualität feststeht, denn der Nutzen der Experimente an embryonalen Zellen für die Menschheit sei höher zu bewerten.
- Wenn die Experimente im eigenen Land verboten seien, würden sie in anderen Ländern gemacht, so dass es aus Gründen des wissenschaftlichen Fortschritts günstiger sei, die Versuche im eigenen Land zu erlauben.
Das österreichische Fortpflanzungsmedizingesetz von 1992 und das deutsche Embryonenschutzgesetz von 1990 erlauben das so genannte therapeutische Klonen nicht. In Deutschland ist allerdings die Forschung laut dem Stammzellgesetz mit vor einem Stichtag im Jahr 2001 erzeugten embryonalen Stammzelllinien erlaubt. In Deutschland wird intensiv darüber diskutiert, ob der Stichtag nicht aufgehoben und damit die Herstellung neuer embryonaler Stammzelllinien freigegeben werden sollte.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Erich Blechschmidt: Wie beginnt das menschliche Leben? Vom Ei zum Embryo. Stein am Rhein, 1989, ISBN 3-7171-0653-8
- Kurt Seelmann: Haben Embryonen Menschenwürde? Überlegungen aus juristischer Sicht. In: Biomedizin und Menschenwürde. Hrsg. von Matthias Kettner. Frankfurt am Main, 2004, S. 63–80
- Achim Limbeck: Embryonenschutzgesetz und Forschung an menschlichen Stammzellen. Bad Münstereifel, 2006, ISBN 3-9810745-9-9
- Benöhr-Laqueur: Rezension des Buches: Fuat S. Oduncu/ Katrin Platzer/Wolfram Henn (Hg.): Der Zugriff auf den Embryo. Ethische, rechtliche und kulturvergleichende Aspekte der Reproduktionsmedizin, Göttingen 2005, in: Ethik in der Medizin, Heft 1/ 2007, S. 70-73 Nachdruck in: SPECULUM - Zeitschrift für Gynäkologie und Geburtshilfe (Österreich), Heft 1/ 2007, S. 20 – 22, http://www.kup.at/kup/pdf/6317.pdf
- Benöhr-Laqueur: Rezension des Buches: Pannke, Marie-Luise: Der Schutz des extrakorporalen Embryos. Eine rechtsvergleichende Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung ausgewählter Probleme im Umgang mit extrakorporalen Embryonen, Dissertation, Universität Regensburg 2005, Berlin 2006, in: Nordrhein-Westfälische Verwaltungsblätter, Heft 2, 2007, S. 78 ff,http://www.sblq.de/pannke_rezension.htm
[Bearbeiten] Weblinks
- Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie
- Die Entwicklung des Embryos
- www.embryology.ch - Online-Embryologiekurs für Studierende der Medizin
- Fakten zur menschlichen Entwicklung nach Tagen (Dr. Jastrow)
[Bearbeiten] Quelle
- ↑ Wilhelm Gemoll, Karl Vretska: „Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch“, Verlag Hölder-Pichler-Tempsky, 9. Auflage, ISBN 3-209-00108-1