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Dr. August Oetker KG – Wikipedia

Dr. August Oetker KG

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dr. August Oetker KG
Unternehmensform Kommanditgesellschaft
Gründung 1891
Unternehmenssitz Bielefeld
Mitarbeiter 22.340 (2006)
Umsatz 7,15 Mrd. Euro (2006)
Branche Lebensmittelherstellung, Getränke, Schifffahrt, Finanzwesen, Hotelgewerbe und Verlagswesen
Website www.oetker-gruppe.de
August Oetker
August Oetker
Sitz der Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG in Bielefeld
Sitz der Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG in Bielefeld
Blick auf das Firmengelände
Blick auf das Firmengelände
Patent Backpulver
Patent Backpulver

Die Dr. August Oetker KG mit Sitz in Bielefeld ist einer der größten international tätigen deutschen Familienkonzerne. Oetker-Gruppe ist der Name, unter dem der Konzern in der Öffentlichkeit auftritt. Kerngeschäft ist die Nahrungsmittelproduktion.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Hervorgegangen ist die Oetker-Gruppe aus der 1891 von August Oetker übernommenen Aschoff´schen Apotheke in Bielefeld/Ostwestfalen. Dort entwickelte August Oetker das gebrauchsfertige Backpulver, was in der Folgezeit erfolgreich vermarktet wurde. Der Erfolg gründete sich insbesondere darauf, dass August Oetker das Backpulver in kleinen Tüten portionierte, passend für jeweils ein Pfund Mehl, und das bisher nur professionellen Bäckern bekannte Pulver an Hausfrauen vermarktete. Das Backpulver selbst hingegen wurde ursprünglich von Justus Liebig und seinem Schüler Eben Norton Horsford erfunden. Es folgt die Entwicklung weiterer Produkte wie Puddingpulver, Aromen und Speisestärke.

Unter Richard Kaselowsky, der 1920 die Witwe des 1916 bei Verdun gefallenen Oetker-Erben Rudolf geheiratet hatte, wurde das Unternehmen des Gründers fortgesetzt und durch Aktivitäten im Inland und in den Nachbarstaaten ausgebaut. Während der NS-Diktatur wurden bei Oetker Zwangsarbeiter beschäftigt, die mithalfen, dass das Lebensmittel-Unternehmen noch stärker in seiner kapitalistischen Rolle den Markt dominieren konnte. [1]

Der Enkel des Firmengründers, Rudolf-August Oetker (* 1916, † 16. Januar 2007), engagierte sich dann neben dem Nahrungsmittelgeschäft auch in anderen Branchen. Die verfolgte Geschäftsidee bestand in der Diversifikation des Unternehmens. Auf diese Weise sollte ein Risikoausgleich geschaffen werden. Erst diese Unternehmensstrategie führte quasi zur Gründung der Oetker-Gruppe, wie sie auch heute noch vorzufinden ist. August Oetker d. J. (* 1944) steht heute für die Internationalisierung der Geschäfte der Oetker-Gruppe. Haupttätigkeitsfeld ist dabei, mit Ausnahme der Schifffahrt, Europa.

Verantwortlich für Strategie und Ausrichtung der Gruppe ist die fünfköpfige Gruppenleitung, deren Mitglieder (Ernst F. Schröder, Hans-Henning Wiegmann, Ulrich Kallmeyer, Klaus Meves, August Oetker) zugleich für je einen der Geschäftsbereiche Verantwortung tragen.

August Oetker soll zum 1. Januar 2010 den Vorsitz im Beirat des Unternehmens übernehmen und die Geschäftsführung an seinen Bruder Richard übergeben.[2]

[Bearbeiten] Oetker im Nationalsozialismus

Am 30. April 1937 wurde Oetker von der Deutschen Arbeitsfront (DAF) die Auszeichnung Nationalsozialistischer Musterbetrieb verliehen. 1938 bekam das Unternehmen ein Leistungsabzeichen für die vorbildliche Förderung der Einrichtung Kraft durch Freude (KdF). In einem Grußwort zu Oetkers 50-jährigem Firmenjubiläum 1941 schrieb Gauleiter Alfred Meyer: „Es gab eine Zeit, da es nicht populär war, sich zur Partei zu bekennen. Damals schon tat es Euer Betriebsführer.“

Richard Kaselowsky, der seit dem Tod des Gründersohns Rudolf Oetker als Treuhänder die Geschäfte des Familienbetriebs geführt hat, war am 1. Mai 1933 in die NSDAP eingetreten. Er unterstützte die Nationalsozialisten mit Geld, war Mitglied im Freundeskreis des Reichsführers SS, Heinrich Himmler, war an der Arisierung des Bielefelder Verlagshauses Gundlach beteiligt und fungierte als Herausgeber der antisemitischen Tageszeitung Westfälische Neueste Nachrichten. Richard Kaselowsky kam 1944 bei einem Bombenangriff ums Leben.

Auch Rudolf-August Oetker, der von nun an das Unternehmen leitete, war Mitglied der Waffen-SS.

[Bearbeiten] Personen der Firmengeschichte

[Bearbeiten] Unternehmensstruktur

Die Oetker-Gruppe unterteilt sich in sechs Geschäftsbereiche.

Organigramm
Organigramm
  • Geschäftsbereich Nahrungsmittel: Hierzu zählen sowohl die Marken Dr. Oetker und Costa, als auch mehrere im Großverbrauchergeschäft arbeitende Firmen: Dr. Oetker Food-Service, Martin Braun, Agrano und Eto. 2004 übernahm die Firma Oetker die Firma Onken. Der Jahresumsatz des Geschäftsbereichs Nahrungsmittel beträgt insgesamt über 1,8 Mrd. Euro (2006). Umsatzstärkstes Produkt im Nahrungsmittelbereich ist heute allerdings nicht mehr das Backpulver sondern die Tiefkühlpizza.
  • Geschäftsbereich Bier und alkoholfreie Getränke: Dieser Geschäftsbereich wird durch die Radeberger Gruppe gesteuert. Unter diesem Dach werden bekannte Marken geführt wie Radeberger Pilsner, Jever, Freiberger, Allgäuer Brauhaus (Braustätte: Marktoberdorf, Verwaltung: Kempten), Schöfferhofer Weizen, Tucher Bräu und Selters, welches aber nicht mit dem Selterswasser aus Niederselters zu verwechseln ist, dessen Name ein Synonym für Mineralwasser ist. Der Umsatz dieses Geschäftsbereichs beträgt insgesamt rund 1,3 Mrd. Euro (2006). Anfang 2008 übernahm die Radeberger Gruppe den Getränkegroßhändler Essmann-Getränke aus Lingen (Ems).
  • Geschäftsbereich Schifffahrt: Größte Sparte der Oetker-Gruppe; umfasst vor allem die traditionsreiche Reedereigruppe Hamburg Süd sowie die in Brasilien beheimatete Reederei Alliança und erzielt einen Umsatz von 3,2 Mrd. Euro (2006). Zu 80 Prozent wird der Umsatz in Containerdiensten im Nord-Süd- und Süd-Nord-Verkehr erzielt, zu 20 Prozent in der Trampschifffahrt.
  • Geschäftsbereich Finanzdienstleistungen: Hier sind das Bankhaus Lampe und die Condor Versicherungen tätig. Das Geschäftsvolumen der Banken liegt bei rund 2,7 Mrd. Euro, die verdienten Beiträge der Versicherungen belaufen sich auf deutlich über 300 Mio. Euro.

[Bearbeiten] Umweltschutz

Dem Umweltschutz wird durch das Unternehmen ein hoher Stellenwert beigemessen. Ziel ist es, die in Deutschland erreichten hohen Umweltstandards grundsätzlich auch in den ausländischen Standorten zu realisieren. Bereits 1995 wurde August Oetker zum „Ökomanager des Jahres“ gewählt. Seit 1994 gibt das Unternehmen regelmäßig einen Umweltbericht heraus, 2004 folgte eine Nachhaltigkeitsberichterstattung.

[Bearbeiten] Soziales und kulturelles Engagement

Bielefelder Kunsthalle
Bielefelder Kunsthalle

Wiederholt tat sich die Familie Oetker und das Unternehmen als Mäzen hervor. Sie stiftete die 1930 erbaute Rudolf-Oetker-Halle und finanzierte maßgeblich den Bau der 1968 eröffneten Bielefelder Kunsthalle. Rudolf-August Oetker, Enkel des Firmengründers, verfügte, dass das Haus nach seinem Stiefvater Richard Kaselowsky benannt wird. Als sich angesichts von Kaselowskys Vergangenheit der Bielefelder Stadtrat 1998 endgültig dagegen entschied, kündigte Oetker seine finanzielle Unterstützung auf und zog seine Leihgaben zurück.

Ebenfalls auf die Familie Oetker geht die in Bielefeld gelegene Oetker-Eisbahn zurück. Zwei Stiftungen dienen gemeinnützigen Zielen: Die Rudolf-August Oetker Stiftung unterstützt Projekte in Kultur, Kunst, Wissenschaft und Umwelt. Die Ida und Richard Kaselowsky Stiftung ist auf soziale bzw. wohltätige Zwecke ausgerichtet.

[Bearbeiten] Literatur

  • Rüdiger Jungbluth: Die Oetkers. Campus Verlag, 2004, ISBN 3593373963
  • Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG, Hauptabteilung Öffentlichkeitsarbeit: Die Marke Dr. Oetker; in: Der Minden-Ravensberger, 64. Jahrgang, 1992, S. 69-70.

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Man nehme, was man kriegen kann Stern Online, 8. September 2004
  2. Richard Oetker übernimmt Lebensmittelkonzern Spiegel Online, 7. März 2008


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